Finanzmathematik 1: Diskrete Modelle - Reinhold Kainhofer
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KAPITEL 1. DAS EIN-PERIODEN-MODELL 6<br />
Definition 1.8. Das Gesetz des eindeutigen Preises gilt, wenn es keine zwei Handelsstrategien Ĥ<br />
und ¯H gibt, sodass ̂V 1 (ω) = ¯V 1 (ω)∀ω ∈ Ω gilt, aber ̂V 0 ≠ ¯V 0 .<br />
Anschaulich bedeutet dies, dass zwei Anlagen / Portfolios, die zu t = 1 in jedem Zustand dasselbe<br />
auszahlen, auch gleich viel Wert sein sollen zum Zeitpunkt t = 0.<br />
Bemerkung 1.8. Wenn es keine zwei verschiedenen Handelsstrategien gibt, die dieselben Auszahlungen<br />
leisten (etwa weil die durch Ṽ1(ω i ) bestimmte Handelsstrategie immer eindeutig ist wie im Beispiel 1.1),<br />
ist das Gesetz des eindeutigen Preises trivialerweise automatisch erfüllt!<br />
Lemma 1.5. Wenn keine dominierenden Handelsstrategien existieren, gilt das Gesetz des eindeutigen<br />
Preises. Die Umkehrung gilt i.A. nicht.<br />
Beispiel 1.3 (Gesetz des eindeutigen Preises nicht erfüllt). Betrachte einen Markt mit k = 2 Zuständen<br />
und N = 1 risikobehaftetem Asset, sowie r = 1. Es sei<br />
S 0 = 10 S 1 (ω 1 ) = S 1 (ω 1 ) = 12<br />
In diesem Fall ist S 1 und damit auch V 1 (ω) = 2H 0 + 12H 1 konstant auf Ω, also quasi risikolos.<br />
⇒ beliebig viele HS (H 0 , H 1 ), um V 1 = λ (λ fix gewählt) zu erzeugen, jede hat unterschieden Preis V 0 .<br />
⇒ kein eindeutiger Preis<br />
Beispiel 1.4 (Gesetz des eindeutigen Preises, aber dominierende Handelsstrategie existiert).<br />
Betrachte einen Markt mit k = 2 Zuständen und N = 1 risikobehaftetem Asset, sowie r = 1. Es sei<br />
Das GS für die HS H lautet<br />
S 0 = 10 S 1 (ω 1 ) = 12 S 1 (ω 1 ) = 8<br />
V 1 (ω 1 ) = 2H 0 +12H 1<br />
V 1 (ω 2 ) = 2H 0 + 8H 1<br />
und besitzt eine eindeutige Lösung für jedes X = (V 1 (ω 1 ), V 1 (ω 2 )). Damit ist die Handelsstrategie H<br />
eindeutig und auch der Preis V 0 eindeutig.<br />
Betrachte nun allerdings die Handelsstrategie H = (10, −1), also 10 Geldeinheiten am Bankkonto, ein<br />
Asset short:<br />
V 0 = 10 · 1 − 1 · 10 = 0<br />
V 1 (ω 1 ) = 2 · 10 − 12 · 1 = 8<br />
V 1 (ω 2 ) = 2 · 10 − 8 · 1 = 12<br />
Damit gilt für die HS H = (10, −1), dass V 0 = 0, aber V 1 (ω) > 0∀ω. Damit dominiert H die Handelsstrategie<br />
(0, 0) und der Markt lässt dominierende Handelsstrategien zu.<br />
1.2.4 Arbitrage<br />
Definition 1.9. Eine Arbitrage-Möglichkeit ist eine Handelsstrategie H mit<br />
• V 0 = 0<br />
• V 1 (ω) ≥ 0∀ω ∈ Ω<br />
• ∃ω ∈ Ω : V 1 (ω) > 0 (oder alternativ E[V 1 ] > 0, da π(ω) > 0∀ω ∈ Ω)