Finanzmathematik 1: Diskrete Modelle - Reinhold Kainhofer
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KAPITEL 1. DAS EIN-PERIODEN-MODELL 17<br />
Die Kenngröße, um die Auswahl eines Portfolios zu optimieren ist nun der erwartete Nutzen des Endwertes:<br />
EU(V 1 ) = ∑ ω∈Ω<br />
P(ω)U(V 1 (ω), ω)<br />
Bemerkung 1.16. Oft wird angenommen, dass der Nutzen eines Betrages w nicht vom Marktzustand ω<br />
abhängig ist, also U(w, ω) = U(w).<br />
Bemerkung 1.17. Der erwartete Nutzen muss bezüglich der tatsächlich eintretenden Wahrscheinlichkeiten<br />
bestimmt werden! Als Daumenregel kann man sich merken:<br />
• Geht es um die Bestimmung des Preises (der sich ja aufgrund der No-Arbitrage Bedingung aus den<br />
Preisen der am Markt verfügbaren Assets ergibt), ist ein risikoneutrales Wahrscheinlichkeitsmaß Q<br />
für den Erwartungswert zu benutzen. Hierfür werden die tatsächlichen Wahrscheinlichkeiten P der<br />
einzelnen Marktzustände gar nicht benötigt!<br />
• Geht es jedoch um tatsächliche Auszahlungen, ist sehr wohl das tatsächliche Wahrscheinlichkeitsmaß<br />
P zu benutzen.<br />
Definition 1.21. H bezeichne die Menge aller Handelsstrategien.<br />
Problem 1 (Optimales Portfolio-Problem). Sei ν ∈ R das Anfangskapital. Gesucht ist die Handelsstrategie<br />
H ∈ H mit<br />
max EU(V 1) (1.1)<br />
H∈H<br />
unter V 0 = ν (1.2)<br />
Problem 2 (Alternative Formulierung des Optimalen Portfolio-Problems). Mit den Definitionen<br />
V 1 = B 1 Ṽ 1 = B 1 ·<br />
(Ṽ0 + ˜G<br />
)<br />
sowie durch Einsetzen der Nebenbedingung in die Hauptbedingung<br />
ergibt sich eine alternative Formulierung<br />
[ (<br />
)]<br />
N∑<br />
max E U B 1 · (ν + H i ∆ ˜S (n) )<br />
(1.3)<br />
H∈H<br />
i=1<br />
Lemma 1.17. Wenn (1.1) oder (1.3) eine Lösung besitzt, gibt es keine Arbitrage-Möglichkeit (und<br />
damit ein RNM). Äquivalent dazu ist die Aussage: Existiert eine Arbitrage-Möglichkeit, hat (1.1)<br />
keine Lösung und der Nutzen kann beliebig erhöht werden.<br />
Beweis. Wir werden die zweite Formulierung beweisen. Sei Ĥ optimal und H eine Arbitrage-Möglichkeit.<br />
Betrachte die Handelsstrategie ¯H = Ĥ + H:<br />
N∑<br />
ν + ¯H n ∆ ˜S<br />
N∑<br />
(n) = ν + Ĥ n ∆ ˜S<br />
N∑<br />
N∑<br />
(n) (n)<br />
(n)<br />
+ H n ∆ ˜S ≥ ν + Ĥ n ∆ ˜S<br />
n=1<br />
n=1<br />
n=1<br />
} {{ }<br />
≥0<br />
Die Ungleichung ist wegen der Definition einer Arbitrage-Möglichkeit H für mindestens ein ω ∈ Ω strikt,<br />
was einen Widerspruch zur Optimalität von Ĥ darstellt.<br />
n=1