2007 - Konvent Evangelischer Theologinnen

„Reden von Gott“ -
Zusammenfassende Thesen
Renate Jost 1
I. Die Kritik am androzentrischen Gottesbild und
die Rede von der Göttin als radikale Antithese
1. Mary Daly
Die Kritik von Mary Daly, „Wenn Gott männlich ist,
ist das Männliche Gott“, fordert nach wie vor Theologie
heraus. Daly selbst spricht in „Beyond God
the Father“ statt von Gott von „being“. In ihrem
autobiographischen Buch „Outercourse“ beschreibt sie ihren Versuch die
pariarchalische Denk- und Sprachwelt ganz zu verlassen.
2. Carol Christ
Da die weibliche Form von „Gott“ „Göttin“ ist, versuchen einige Frauen dem
patriarchalen Gott die Göttin entgegen zusetzen. Carol Christ benennt in ihrem
Aufsatz „Warum Frauen die Göttin brauchen“ in fünf Aspekten, was Frauen
in der Symbolisierung der Göttin auf der Suche nach Tiefe und spiritueller
Identifikation finden können:
- eine positive Bejahung der weiblichen Macht, die sie befreit von der
Angewiesenheit auf den männlichen Erlöser und Retter;
- eine positive Bejahung des Frauenkörpers;
- eine positive Bejahung des weiblichen Willens;
- eine positive Bejahung der Verbundenheit unter Frauen, besonders die Mutter-Tochter-Beziehung
wird in ihrer Bedeutung und Kraft wieder sichtbar und
wertgeschätzt;
- eine positive Bejahung des weiblichen Erbes, das sich auf unsere persönliche
Geschichte als Frauen, aber auch als Vorgeschichte unserer Mütter bezieht.
3. Während einige Frauen neue Bilder der Göttin entwerfen, suchen andere
nach Vorstellungen von Göttinnen in anderen Religionen. Besonders häufig
erwähnt werden:
- Kali/Durga (Hinduismus)
- Shakti (Hinduismus)
- Tara (Tibetanischer Buddhismus)
- Kwan In (Koreanischer Schamanismus)
1 Prof. Dr. Renate Jost ist Inhaberin des Lehrstuhls für Feministische Theologie an der
Theologischen Hochschule der Evang.-Luth. Kirche in Bayern in Neuendettelsau.
Theologinnen Nr. 20 / Juni 2007
- Jahrestagung
19