Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC
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Für die Regierungen bedeutet <strong>der</strong> Kleinbergbau auf<br />
<strong>der</strong> makroökonomischen Ebene die Möglichkeit, über<br />
den Export <strong>der</strong> Rohstoffe zusätzliche Devisen zu erwirtschaften<br />
und die Handelsbilanz zu verbessern. Auch<br />
Steuereinnahmen können erzielt werden, sei es durch<br />
Abgaben <strong>der</strong> Schürfer o<strong>der</strong> aber die Steuern auf die<br />
Produkte, die sie mit ihren zusätzlichen Einkommen<br />
erwerben können. Dennoch werden Kleinschürfer in<br />
<strong>der</strong> Regel nicht durch ihre Regierungen unterstützt;<br />
we<strong>der</strong> beteiligt sich <strong>der</strong> Staat am <strong>Auf</strong>bau einer Infrastruktur,<br />
noch stellt er Kapital zur Verfügung. Kleinschürfer<br />
sind daher oftmals abhängig von Zwischenhändlern,<br />
Landbesitzern o<strong>der</strong> im Extremfall von<br />
bewaffneten Gruppen.<br />
In vielen Län<strong>der</strong>n zahlen die Kleinschürfer sowie die<br />
Exporteure <strong>der</strong> von Ihnen abgebauten Rohstoffe<br />
keine Steuern. Regierungen – beispielsweise in Peru<br />
(siehe unten), Tansania, Simbabwe o<strong>der</strong> Angola –<br />
gehen deshalb gewaltsam gegen Kleinschürfer vor<br />
(SÜDWIND, 2010).<br />
1.3 Regulierung und Zertifizierung im<br />
<strong>Gold</strong>sektor<br />
In den vergangenen Jahren wurde eine Vielzahl von<br />
internationalen Initiativen gestartet, mit <strong>der</strong>en Hilfe<br />
soziale und ökologische Probleme sowie Menschenrechtsverletzungen<br />
im Rohstoffsektor verringert werden<br />
sollen. Sie entstanden, da durch die globalisierten<br />
Wertschöpfungsketten beim Abbau und <strong>der</strong> Verarbeitung<br />
von Rohstoffen nationale Bestrebungen oftmals<br />
nicht ausreichen, um Missstände zu beheben. Viele<br />
dieser Ansätze verstehen sich daher als Ergänzung zu<br />
nationalen Regulierungen in den Anbaulän<strong>der</strong>n.<br />
Bislang ist keine umfassende Lösung zur Behebung<br />
<strong>der</strong> vorhandenen Probleme im <strong>Gold</strong>abbau in Sicht.<br />
Darüber hinaus ist bei vielen dieser Ansätze kritisch zu<br />
hinterfragen, wie sie sich auf die Situation <strong>der</strong> Kleinschürfer<br />
auswirken. Von den Initiativen, die den <strong>Gold</strong>sektor<br />
betreffen, werden im Folgenden einige <strong>der</strong><br />
wichtigsten zusammengefasst.<br />
1.3.1 Sorgfaltspflicht <strong>der</strong> Unternehmen: freiwillig und<br />
verordnet<br />
Die Vereinten Nationen for<strong>der</strong>n Unternehmen auf,<br />
Verantwortung für ihre gesamte Lieferkette zu übernehmen.<br />
Bislang fühlen sich die Endverarbeiter<br />
<strong>der</strong> Rohstoffe in <strong>der</strong> Regel nicht für ihre Zulieferer<br />
verantwortlich und sind dazu rechtlich auch nicht<br />
verpflichtet. Somit können beispielsweise hiesige<br />
Banken und Schmuckunternehmen nicht dafür zur<br />
Rechenschaft gezogen werden, wenn ihr <strong>Gold</strong><br />
unter menschenunwürdigen Bedingungen geför<strong>der</strong>t<br />
wurde. John Ruggie, vom Generalsekretär <strong>der</strong><br />
Vereinten Nationen eingesetzter Son<strong>der</strong>beauftragte<br />
für Wirtschaft und Menschenrechte, hält dies nicht für<br />
zulässig. Er sieht an erster Stelle die Regierungen in <strong>der</strong><br />
Pflicht, wenn es um die Durchsetzung von Gesetzen<br />
und den Schutz <strong>der</strong> Betroffenen geht. Doch Unternehmen<br />
müssen jede Komplizenschaft beim Verstoß<br />
gegen Menschenrechte durch staatliche o<strong>der</strong> nichtstaatliche<br />
Akteure vermeiden. Ein zentraler Begriff ist<br />
für ihn die Sorgfaltspflicht (due diligence), die verlangt,<br />
dass Unternehmen in ihrer täglichen Geschäftspraxis<br />
Mechanismen aufbauen, um ihrer Verantwortung zur<br />
Einhaltung <strong>der</strong> Menschenrechte gerecht zu werden.<br />
So soll gewährleistet werden, dass in allen Geschäftsabläufen<br />
nationale Gesetze und die Menschenrechte<br />
eingehalten werden (UN, 2008, 2011).<br />
Würde dies umgesetzt, müssten die Lieferketten wesentlich<br />
transparenter werden, so dass genau <strong>nach</strong>vollzogen<br />
werden könnte, welchen Anteil Kleinschürfer am<br />
Abbau <strong>der</strong> Rohstoffe haben. Diese For<strong>der</strong>ung findet sich<br />
in einer Reihe von neuen Regelungen wie<strong>der</strong>.<br />
OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen: Die<br />
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung OECD (eine Organisation von <strong>der</strong>zeit 34<br />
Industrie- und Schwellenlän<strong>der</strong>n) hat in Anlehnung<br />
an die Thesen von John Ruggie in ihrer im Mai 2011<br />
verabschiedeten Neufassung <strong>der</strong> „OECD-Leitsätze<br />
für multinationale Unternehmen“ den Begriff <strong>der</strong><br />
due dilligence übernommen und die Unternehmen<br />
dazu aufgefor<strong>der</strong>t, die Durchsetzung <strong>der</strong> Menschenrechte<br />
in ihren Geschäftsbeziehungen zu garantieren.<br />
Allerdings bleiben die Formulierungen in den<br />
Passagen, in denen es um die Verantwortung für Zulieferketten<br />
und somit auch für die Situation <strong>der</strong> Kleinschürfer<br />
geht, im Unverbindlichen (OECD, 2011).<br />
OECD-Richtlinien für Krisengebiete: Zu<strong>dem</strong> verlangt<br />
die OECD in ihrer “Due Diligence Guidance for<br />
Responsible Supply Chains of Minerals from Conflictaffected<br />
and High-risk Areas” aus <strong>dem</strong> Jahr 2010,<br />
dass Unternehmen keine Konflikte verschärfen und<br />
hat ein mehrstufiges System vorgeschlagen um dies<br />
zu verhin<strong>der</strong>n. Sie for<strong>der</strong>t von den Unternehmen unter<br />
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