Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC

Auf dem Multi-Stakeholder-Workshop in Bukavu im
September nannten die staatlichen Vertreter die
Einmischung der traditionellen Chefs und ungenügende
finanzielle Mittel, um die Kleinschürfer zu sensibilisieren,
als Probleme. Die Kooperativen bräuchten
außerdem finanzielle Unterstützung durch den Staat
oder Banken, meinten die Kooperativen und Händler.
Zivilgesellschaftliche Vertreter betonten, dass die
Kleinschürfer die Möglichkeit haben müssten, in den
Kooperativen tatsächlich ihre Interessen zu vertreten,
und dass ihre organisatorischen Fähigkeiten gestärkt
werden müssten. Nur dann könne die Zertifizierung
einen Nutzen für die Kleinschürfer entfalten. Die Zertifizierung
an sich kann nicht verhindern, dass sich traditionelle
Chefs und staatliche Eliten einmischen.
Praktisch ist es den Kooperativen derzeit also fast
unmöglich eine reguläre staatliche Anerkennung zu
bekommen. Auch für das Projekt der transparenten
Handelszentren von MONUSCO und die Rückverfolgbarkeit
der Handelsketten bedeutet dies Probleme.
Folgt man den rein rechtlichen Vorgaben,
können die meisten Schürfgebiete um Mugogo nicht
zertifiziert und die Handelszentren nicht mit ausreichend
zertifiziertem Material beliefert werden (BICC/
CENADEP, 2011). Das Industrieunternehmen Banro
wird das centre de négoce nicht nutzen, weil es das
von ihm geförderte Gold nicht im Rohzustand exportieren,
sondern in seiner eigenen Fabrik in Twangiza
verwerten wird (Interviews 2, 62).
Folglich kann die Zertifizierung nur erfolgreich sein,
wenn eine gütliche Einigung zwischen den Konzessionsbesitzern,
Kleinschürfervertretern und dem
kongolesischen Staat gefunden wird. Dies war in
Nyabibwe der Fall (siehe Kasten, Seite 54, 55). Im Fall
von Mukungwe haben Kleinschürferkooperativen
versucht, mit Banro zu verhandeln und vorgeschlagen,
dass das Unternehmen ihnen einen Teil der Konzession
Mukungwes überlässt, von dem sie wiederum das
Gold an es zurückverkaufen würden (Interview 35).
3.6 Schlussfolgerungen zur Zertifizierung in
der DR Kongo
An die Zertifizierung knüpfen sich viele Erwartungen
und Hoffnungen. Es gibt aber auch große Hindernisse
für die Umsetzung der Zertifizierung im Ostkongo, die
sich aus der schlechten Sicherheitslage, der geografischen
Abgelegenheit vieler Schürfgebiete und der
Überforderung der staatlichen Behörden ergeben.
Gerade weil die Zertifizierung inzwischen staatlich
verordnet ist, wird viel von den Fähigkeiten der
Beamten abhängen, die nur garantiert sind, wenn
sie ihr Gehalt bezahlt bekommen. Dasselbe gilt für
die staatlichen Militärs. Die Nachvollziehbarkeit der
Handelskette alleine wird keine Lösung für die Militarisierung
der Bergbaugebiete bieten (PAC, 2010,
S. 82). Zertifizierung sollte daher nicht als Instrument
der Konfliktregelung missverstanden werden
(Mitchell, 2011, S. 71).
Die Zertifizierung stellt eine zusätzliche Herausforderung
dar, was Kosten und Verwaltungsaufwand
betrifft. Auch vor der Zertifizierung werden die Mineralien
beim Export schon von fünf staatlichen Dokumenten
begleitet (PACT, 2020, S. 77). Im Moment
finanzieren noch verschiedene Geberinstitutionen
(BGR, GIZ) den größten Teil der Zertifizierung.
Es ist offensichtlich, dass viele begleitende Unterstützungsmaßnahmen
für den Kleinbergbau nötig wären,
um die Zertifizierung umzusetzen und um die Lebensbedingungen
der Kleinschürfer tatsächlich zu verbessern.
Die Schlussfolgerung des Workshops war daher:
Zertifizierung ist notwendig, aber nur unter bestimmten
Bedingungen umsetzbar und von Nutzen für die Kleinschürfer.
Folgende Bedingungen lassen sich positiv in Empfehlungen
zur Umsetzung der Zertifizierung von Gold in
der DR Kongo fassen:
• Organisationsform an die kongolesischen Verhältnisse
anpassen: Es ist fragwürdig, ob die Rechtsform
der Kooperative geeignet ist, die Lebensbedingungen
der Kleinschürfer zu verbessern. Die
Funktionen der Konfliktregelung und Interessenvertretung
können auch einfache Vereinigungen
(associations) erfüllen. Die Anforderungen an
eine Kooperative sind für die Kleinschürfer oft
zu hoch. Freiräume der kongolesischen Kooperativengesetzgebung
sollten ausgelotet oder
flexiblere gesetzliche Vorgaben geschaffen
werden, um Kleinschürfer Organisationsformen
zu ermöglichen, die näher an ihren tatsächlichen
Tätigkeiten und verfügbaren Mitteln liegen (vgl.
Barreto, 2011). Damit Kleinschürfer für sie geeignete
Statuten erarbeiten können, wären intensive
Schulungen ebenso wie Trainings zur Stärkung
ihrer organisatorischen Fähigkeiten nötig.
• Gütliche Einigung zwischen Groß- und Kleinbergbau
fördern: Die Zertifizierung kann im Kongo
nur erfolgreich sein, wenn eine gütliche Einigung
zwischen den Konzessionsbesitzern, Kleinschür-
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