Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC
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4. Fortlaufende transparente Überprüfungen durch<br />
eine unabhängige Stelle, die sicherstellt, dass<br />
das Siegel tatsächlich die Erfüllung <strong>der</strong> Standards<br />
garantiert (<strong>nach</strong>: Payson Center, 2010, Folie 51).<br />
Dabei muss immer beachtet werden, dass eine Zertifizierung<br />
lediglich ein Werkzeug zur Schaffung von<br />
mehr Transparenz ist. Die tatsächlichen Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> Standards auf die Lebenssituation <strong>der</strong> betroffenen<br />
Menschen, im vorliegenden Fall auf die Kleinschürfer,<br />
hängt davon ab, ob diese Standards einerseits <strong>der</strong><br />
Situation <strong>der</strong> Kleinschürfer angepasst sind und an<strong>der</strong>erseits<br />
dafür sorgen, dass Sozial- und Umweltbedingungen<br />
<strong>nach</strong>haltig verbessert werden.<br />
Unterschiedliche Ziele von Zertifizierungsansätzen<br />
Herkunftszertifizierung: Begonnen hat die Zertifizierung<br />
von Mineralien mit Herkunftszertifikaten im Diamantensektor.<br />
Mit <strong>dem</strong> Kimberley-Prozess für Rohdiamanten<br />
versuchte ein Zusammenschluss von NGOs,<br />
Regierungen und Unternehmen, erstmals ein Zertifizierungssystem<br />
für Mineralien umzusetzen. Sein Ziel<br />
war, den Handel mit „Konfliktdiamanten“ zu verhin<strong>der</strong>n,<br />
also einen „<strong>sauberen</strong>“ Ursprung zu zertifizieren<br />
(www.kimberleyprocess.com). Heute gibt es ähnliche<br />
Bemühungen in <strong>der</strong> Region <strong>der</strong> Großen Seen, wo<br />
internationale Akteure wie <strong>der</strong> internationale Zinnverband<br />
ITRI mit einem System <strong>der</strong> <strong>nach</strong>vollziehbaren<br />
Handelsketten (Tin Supply Chain Initiative ITSCi) und<br />
die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe (BGR) mit einem geologischen Fingerabdruck<br />
die Herkunft <strong>der</strong> Metalle <strong>nach</strong>verfolgbar<br />
machen wollen.<br />
Die BGR hat außer<strong>dem</strong> ein System <strong>der</strong> zertifizierten<br />
Handelsketten („Certified trading chains“; CTC)<br />
entwickelt, das nicht nur versucht, illegale Zahlungen<br />
o<strong>der</strong> Handelsstrukturen auszuschließen, son<strong>der</strong>n auch<br />
ansatzweise das Ziel verfolgt, einen verantwortlichen<br />
Bergbau (ohne Kin<strong>der</strong>arbeit, ohne Einsatz von Quecksilber<br />
etc.) zu etablieren. Die CTC-Zertifizierung soll<br />
sich in ein regionales Zertifizierungssystem einfügen,<br />
das die Konferenz <strong>der</strong> Großen Seen (International<br />
Conference of the Great Lakes Region – ICGLR) im<br />
November 2011 auf den Weg gebracht hat und<br />
das ebenfalls <strong>Gold</strong> umfasst. Ähnlich gemischte Zielsetzungen<br />
verfolgt etwa <strong>der</strong> OECD-Ansatz (Priester,<br />
2012, Folie 10). Die ausschließliche Zertifizierung <strong>der</strong><br />
Herkunft kann dazu führen, dass zwar die Mine, aus<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rohstoff stammt, bekannt ist und so <strong>nach</strong>gewiesen<br />
werden kann, dass kein Konflikt finanziert<br />
wird. Zugleich ist es jedoch möglich, dass die Arbeitsbedingungen<br />
in <strong>der</strong> Mine weiterhin äußerst schlecht<br />
sind und es zu einer massiven Schädigung <strong>der</strong> Umwelt<br />
kommt.<br />
Sozial- und Umweltstandards: Neuere Initiativen<br />
haben das Ziel, die Entwicklung <strong>der</strong> Kleinschürfer<br />
voranzubringen. Die Alliance for Responsible Mining<br />
(ARM) wurde im Jahre 2004 in Ecuador von lateinamerikanischen<br />
und europäischen NGOS gegründet.<br />
Der in den Organisationen entwickelte Standard ist<br />
ausschließlich dazu vorgesehen, Kleinschürfer zu zertifizierten.<br />
ARM arbeitet seit 2006 mit FLO (Fairtrade<br />
Labelling Organizations International) zusammen. Erste<br />
zertifizierte Kleinschürfer gibt es unter an<strong>der</strong>em in Peru<br />
(für Details zu diesen Ansätzen, s. Län<strong>der</strong>kapitel).<br />
Die Ansätze von ARM/FLO und CTC sollen dazu führen,<br />
dass sich die Gesamtsituation <strong>der</strong> Kleinschürfer verbessert<br />
und Umweltstandards eingehalten werden. Ziel ist<br />
somit eine <strong>nach</strong>haltige <strong>Gold</strong>för<strong>der</strong>ung und nicht nur<br />
<strong>der</strong> Ausschluss <strong>der</strong> Finanzierung von Konflikten.<br />
1.4 Entwicklungszusammenarbeit<br />
und Kleinbergbau<br />
Bereits vor <strong>der</strong> Schaffung von Zertifizierungsinitiativen<br />
versuchten verschiedene Ansätze <strong>der</strong> internationalen<br />
Entwicklungszusammenarbeit (EZ), die Situation <strong>der</strong><br />
Kleinschürfer positiv zu verän<strong>der</strong>n. <strong>Auf</strong> <strong>der</strong>artigen<br />
Projekten bauen die Zertifizierungsinitiativen zum Teil<br />
auf. Wie Probleme des Kleinbergbaus gelöst werden<br />
könnten, wird allerdings auch im Rahmen <strong>der</strong> EZ<br />
kontrovers diskutiert.<br />
Der Kleinbergbau wird häufig als Teufelskreis <strong>der</strong><br />
Armut beschrieben (Banchirigah, 2006), aus <strong>dem</strong><br />
sich die Kleinschürfer nicht selbst befreien können.<br />
Den Beschäftigten in diesem Sektor fehlen oft die<br />
Möglichkeiten, ihre Einkommen zu verbessern sowie<br />
durch Investitionen ihre Produktionsweisen zu verän<strong>der</strong>n.<br />
Die Organisationen <strong>der</strong> EZ sind sich einig, dass<br />
technische, finanzielle und rechtliche Interventionen<br />
gut aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt sein müssen, um das<br />
Ziel angemessener Lebensbedingungen zu erreichen<br />
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