Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC
Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC
Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zeit im Konflikt miteinan<strong>der</strong> standen hatten, ähnlich<br />
wie in Mukungwe, mit verschiedenen bewaffneten<br />
Gruppen im Krieg zusammengearbeitet. Kurz vor<br />
<strong>dem</strong> Audit haben sie sich mit <strong>dem</strong> Bergbauunternehmen<br />
SHAMIKA auf den Kompromiss geeinigt,<br />
dass sie das <strong>Gold</strong> extrahieren und an SHAMIKA<br />
10 Prozent ihrer Erlöse zahlen. Darüber wurde eine<br />
schriftliche Übereinkunft mit <strong>dem</strong> Bergbauministerium<br />
geschlossen (Interview 27). Das Unternehmen<br />
SHAMIKA erhielt die Konzession. Die Initiative zur Einigung<br />
lag jedoch scheinbar nicht bei den Kooperativen,<br />
son<strong>der</strong>n bei den Bergbaubehörden (Interview<br />
32). Nur eine <strong>der</strong> Kooperativen (COMIKA) ist<br />
offiziell als solche eingetragen (Interview 28). Die<br />
BGR meinte allerdings, die Kooperativen hätten<br />
alle Papiere vorgelegt, was „sehr beeindruckend“<br />
gewesen sei. Nach <strong>dem</strong> Verständnis <strong>der</strong> BGR<br />
vermarkten die Kooperativen ihr <strong>Gold</strong> gebündelt<br />
über die jeweilige Kooperative (Interview 27). Laut<br />
<strong>dem</strong> Dienstleister war dies jedoch nicht <strong>der</strong> Fall: die<br />
Schürfer verkauften die Mineralien <strong>nach</strong> wie vor<br />
je<strong>der</strong> für sich, wie in den an<strong>der</strong>en Kooperativen im<br />
Südkivu (Interview 32). Anlässlich des Audits wurden<br />
die Prostituierten in Nyabibwe aus <strong>dem</strong> Schürfgebiet<br />
ein paar hun<strong>der</strong>t Meter entfernt umgesiedelt.<br />
Quellen: Interviews 27, 28, 32.<br />
in Interviews die internationalen Normen anführte,<br />
for<strong>der</strong>ten kongolesische Organisationen wie BEST, die<br />
auch an Audits beteiligt sind, eine klarere Orientierung<br />
an kongolesischer Realität und Gesetzgebung.<br />
Wassertragen und Arbeitszeit von weniger als sechs<br />
Stunden täglich sollte entsprechend <strong>dem</strong> kongolesischen<br />
Arbeitsrecht und <strong>der</strong> Tradition erlaubt sein<br />
(Interviews 4, 5).<br />
In den Schürfgebieten selbst wurde mehrmals betont,<br />
dass die Kin<strong>der</strong> während ihrer Schulferien in die<br />
Minen gingen, um sich das Schulgeld zu verdienen. In<br />
Mukungwe stampften Kin<strong>der</strong> im September 2011 auch<br />
Gestein in <strong>der</strong> loutra, eine schwere und gesundheitsschädliche<br />
Arbeit. An<strong>der</strong>e Beobachter merkten an,<br />
dass die Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> im Vergleich zum Vorjahr<br />
dort stark zurückgegangen sei.<br />
Frauenarbeit: We<strong>der</strong> im Handbuch für <strong>Gold</strong> von CTC<br />
noch in den Actes d’engagement ist das Thema<br />
Frauen erwähnt. Auch im Handbuch <strong>der</strong> ICGLR ist<br />
es nicht als notwendiges Kriterium aufgeführt. Lediglich<br />
das Handbuch für die Industriemetalle (stanifere)<br />
verlangt ausdrücklich als Kriterium, dass die Minengesellschaft<br />
eine Strategie zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation<br />
<strong>der</strong> Frauen in den Minen hat, die ihre „fundamentalen<br />
Rechte“ garantiert (Hervorhebung durch<br />
Autorin; Ministère des Mines, 2011b, S. 32). BGR und<br />
BEST machten hingegen die Aussage, dass Frauen<br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Zertifizierungssystem <strong>der</strong> Zugang zu den<br />
Minen vollständig verwehrt sei (Interviews 5, 32, 27). Ein<br />
Dekret über die Qualifizierung <strong>der</strong> Schürfgebiete vom<br />
Februar 2012 schafft nun offiziell Klarheit: „schwangere<br />
Frauen“ dürften nicht in <strong>der</strong> Mine arbeiten<br />
(Arrêtés Ministériels n°0057 et 0058, 29. Februar 2012,<br />
siehe ).<br />
Es scheint eine Kontroverse zu diesem Thema gegeben<br />
zu haben, in <strong>der</strong> einige staatliche und zivilgesellschaftliche<br />
Institutionen for<strong>der</strong>ten, die Frauen zu ihrem<br />
eigenen Schutz aus den Minen zu verbannen: „Wir<br />
NGOs fanden auch, dass man sie entfernen müsse.<br />
Sie transportierten schwere Ladungen von Erzen auf<br />
ihrem Rücken, mit Kin<strong>der</strong>n; sie stampften (…) Nein! Das<br />
sind keine Arbeiten für Frauen“ (Interview 32). Obwohl<br />
dies nicht offiziell beschlossen wurde, scheinen die an<br />
den Audits beteiligten Organisationen sich an diese<br />
Vorgabe zu halten. Frauen grundsätzlich aus Minen<br />
zu entfernen ohne Unterscheidung ihre Tätigkeiten<br />
macht auch deswegen keinen Sinn, weil einige keine<br />
schwere Arbeit leisten (Interviews 6a, 21).<br />
3.5.2 Durchführung <strong>der</strong> Zertifizierung<br />
Laut Handbuch und BGR wurden die Kriterien <strong>der</strong> CTC-<br />
Zertifizierung den speziellen Verhältnissen des kongolesischen<br />
<strong>Gold</strong>sektors angepasst (Ministère des Mines,<br />
2011a, S. 15f.). Tatsächlich hat eine Arbeitsgruppe<br />
des nationalen Bergbauministeriums in Kinshasa die<br />
Kriterien mit <strong>der</strong> BGR erarbeitet (BGR Präsentation<br />
am 19.1.2012 in Berlin; Interview 27). Sie wird von <strong>der</strong><br />
Weltbank finanziert 41 und BGR und verschiedene<br />
Regierungsstellen wie das Katasteramt CAMI, <strong>der</strong><br />
technische Dienst SAESSCAM und die Zertifizierungsstelle<br />
CEEC sind in ihr vertreten (Interview 26; OECD,<br />
2011, S.14).<br />
Die Vorgaben <strong>der</strong> OECD in ihren Richtlinien für Krisengebiete<br />
sowie für den <strong>Gold</strong>sektor (siehe Kapitel 1)<br />
empfehlen, für die Prüfung <strong>der</strong> Schürfgebiete Multi-<br />
Stakehol<strong>der</strong>-Kommissionen zu schaffen, die aus<br />
Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Zivilgesellschaft, Industrie, lokaler und<br />
nationaler Regierung bestehen (OECD, 2012, S. 43).<br />
<strong>Auf</strong> Ebene des regionalen Zertifizierungssystems <strong>der</strong><br />
Konferenz <strong>der</strong> Großen Seen ist die Zivilgesellschaft über<br />
41<br />
Die Weltbank finanziert ein umfangreiches Projekt zum<br />
Bergbausektor in DR Kongo unter <strong>der</strong> Bezeichnung PROMINES.<br />
55