19.11.2013 Aufrufe

Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC

Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC

Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Konflikte mit und zwischen traditionellen Autoritäten<br />

Zu Mukungwe hat die legale Verwaltungsbehörde<br />

schon seit März 2008 keinen Zugang mehr. Um das<br />

Anrecht auf die Bodenschätze von Mukungwe<br />

streiten sich zwei in <strong>der</strong> Gegend ansässige Familien.<br />

Die Familie Kurhenga Muzimu, des Chefs des<br />

Landkreises Mushinga (chef de groupement), und<br />

die Familie Chunu, des Dorfchefs von Mukungwe,<br />

berufen sich jeweils auf Gewohnheitsrecht. Mit <strong>dem</strong><br />

zweiten Kongo-Krieg eskalierten auch die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

zwischen den beiden Familien. Beide<br />

unterhielten ihre eigene Miliz („Mudundu 40” <strong>der</strong><br />

Familie Kurhenga Muzimu und „Matonge” <strong>der</strong> Familie<br />

Chunu)(OGP, 2009).<br />

Nach<strong>dem</strong> die Familie Chunu seit Juni 2008 das<br />

Schürfgebiet beherrscht hatte, gelang es <strong>der</strong> Familie<br />

Kurhenga Muzimu mit Unterstützung durch den staatlichen<br />

Verwalter des Territoire Walungu, den Geheimdienst<br />

ANR und das Militär von Amani Leo 24 das<br />

Schürfgebiet im Sommer 2011 wie<strong>der</strong> einzunehmen.<br />

Anschließend bildete sich ein neues Verwaltungskomitee,<br />

das aus verschiedenen Karhenga Muzimu<br />

nahestehenden Honoritäten bestand und von<br />

je<strong>dem</strong> Schürfer eine Abgabe von zehn US-Dollar pro<br />

Monat verlangte. Die Summe von Abgaben an Militärs<br />

und traditionelle Autoritäten, die Kleinschürfer in<br />

Mukungwe monatlich zahlen müssen, belief sich im<br />

September 2011 auf 28 US-Dollar (Interviews 6a, 7, 20,<br />

22). Dies entspricht mehr als <strong>der</strong> Hälfte des Monatsgehalts<br />

eines Lehrers im Kongo (50 US-Dollar). Gegen<br />

den Vorsitzenden des Komitees, Alexis Rubango, hat<br />

das Militärgericht von Südkivu im Juli 2011 einen Haftbefehl<br />

ausgestellt (UN Group of Experts, 2011, Annex<br />

36). Er wird verdächtigt eine Miliz betrieben zu haben.<br />

Nach <strong>der</strong> Forschungsreise Ende Oktober 2011 hat<br />

die Familie von Chunu mit Hilfe von Offizieren von<br />

Amani Leo, angeblich mit Verbindungen zu <strong>der</strong>en<br />

damaligen Chef General Bosco Ntaganda (ehemals<br />

CNDP) 25 , das Schürfgebiet von Mukungwe wie<strong>der</strong><br />

24<br />

Amani Leo war eine Militäroperation <strong>der</strong> kongolesischen<br />

Armee in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> MONUSCO in den Provinzen<br />

Nord- und Südkivu, die zum Schutz <strong>der</strong> Zivilbevölkerung, zum<br />

Halten <strong>der</strong> während <strong>der</strong> Militäroperationen Kimia I und II von<br />

<strong>der</strong> FDLR zurückeroberten Gebiete, und zur Unterstützung <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>herstellung staatlicher Autorität eingeleitet wurde (siehe<br />

monusco.unmissions.org). Am 12. April 2012 kündigte Kabila an,<br />

die Operation Amani Leo aufzulösen und alle Militäroperationen<br />

den FARDC-Einheiten zu unterstellen (<strong>der</strong> 5. und 10. Region Nordund<br />

Südkivu).<br />

25<br />

Im April 2012 begann Bosco Ntaganda eine neue Rebellion in<br />

Nordkivu (M23), als Präsident Kabila ankündigte, den Haftbefehl<br />

des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Ntaganda<br />

umzusetzen. Zur Person Ntaganda und seinen Interessen am<br />

Mineralienhandel siehe: Global Witness, 2012, S. 20ff.<br />

Banros Konzessionen in Südkivu: ganz legal?<br />

Banros vier Explorationskonzessionen im Ostkongo<br />

(Twangiza SARL, Kamituga SARL, Lugushwa SARL<br />

und Namoya SARL) erstrecken sich über eine Oberfläche<br />

von 23.828 km² und umfassen geschätzte<br />

Reserven von über sieben Millionen Unzen <strong>Gold</strong>.<br />

Die Produktion in Twangiza/Luhwinja soll <strong>nach</strong> Plan<br />

bei 120.000 Unzen im Jahr liegen (OGP, 2009; Banro<br />

Corporation, 2012). Der Erwerb <strong>der</strong> Konzessionen<br />

geht auf das Jahr 1996 zurück, in <strong>dem</strong> die Firma<br />

für gerade einmal 3,5 Millionen US-Dollar Anteile<br />

an 47 Konzessionen erwarb, die eine Fläche von<br />

über einer Million Hektar Land abdeckten. Offiziell<br />

erwarb Banro 72 Prozent Anteile an <strong>der</strong> kongolesischen<br />

Sominki, die 1997 in die Sakima überging.<br />

Der Direktor von Sakima war einer <strong>der</strong> Gründungsmitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> neu entstandenen Rebellenbewegung<br />

RCD, die im August 1998 mit <strong>dem</strong> zweiten<br />

Kongo-Krieg entstand. Kurz zuvor enteignete Präsident<br />

Laurent Kabila Banro und überschrieb <strong>der</strong>en<br />

Konzession an die neugegründete Bergbaufirma<br />

Somico. Die Enteignung wurde von <strong>der</strong> RCD annulliert,<br />

<strong>nach</strong><strong>dem</strong> sie die Gebiete eingenommen<br />

hatte. Nach einem dreijährigen Rechtsstreit einigte<br />

sich Banro schließlich 2002 außergerichtlich mit<br />

<strong>der</strong> neuen Regierung unter Joseph Kabila und<br />

erhielt für 30 Jahre das Eigentum an den vier oben<br />

genannten Projekten. Somico (die sich als Vertreterin<br />

kongolesischer Interessen versteht), aber<br />

auch die südafrikanische Mining Processing Congo<br />

(MPC, Teil eines ruando-südafrikanischen Konsortiums,<br />

das die Konzessionen von <strong>der</strong> RCD erstanden<br />

hatte) beanspruchen juristisch noch immer die<br />

Konzessionen für sich (Wells, 2011; Johnson, 2008,<br />

S. 129, 180f; Geenen, 2011a, S. 3-6).<br />

eingenommen. Sie hat eine Einigung mit Familie<br />

Karengha Muzimu und den Militärs <strong>der</strong> 10. Region<br />

getroffen, <strong>nach</strong> <strong>der</strong> die Einnahmen aus <strong>dem</strong> <strong>Gold</strong>abbau<br />

zwischen Familie Chunu, <strong>der</strong> Familie von Alexis<br />

Rubango, Familie Karhenga Muzimu und Militärs<br />

aufgeteilt werden (Interview 61).<br />

Der <strong>Gold</strong>abbau in Mukungwe läuft entlang <strong>der</strong><br />

Grenzen von Legalität, Informalität und Militarisierung.<br />

Nach<strong>dem</strong> <strong>der</strong> Zugang zum <strong>Gold</strong> Mukungwes in den<br />

ersten Jahrzehnten <strong>nach</strong> <strong>der</strong> Entdeckung gewohnheitsrechtlich<br />

geregelt war, hat er sich in den Kriegsjahren<br />

militarisiert, das heißt die traditionellen Autoritäten<br />

stützten sich seither auf bewaffnete Gruppen<br />

45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!