Auf der Suche nach dem sauberen Gold: - BICC
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engen Stollen (Kuramoto, 2001, S. 30). Kin<strong>der</strong> leiden<br />
nicht nur unter <strong>der</strong> schweren Arbeit, son<strong>der</strong>n auch<br />
an den Folgeerscheinungen <strong>der</strong> Nutzung von Quecksilber<br />
(Feldt, 2011a, S. 16).<br />
Prostitution und Frauenhandel<br />
In den Minengebieten arbeiten viele Prostituierte;<br />
insbeson<strong>der</strong>e in den abgelegenen Gebieten sind<br />
zahlreiche Fälle von Frauenhandel dokumentiert<br />
worden. Allein in Madre de Dios wurden im Oktober<br />
2011 bei einem Großeinsatz <strong>der</strong> Polizei fast 300 Frauen<br />
aus Bordellen befreit. Schätzungen rechnen allein in<br />
dieser Gegend mit 1.200 Frauen, die Zuhältern ausgeliefert<br />
sind. 12<br />
Folge <strong>der</strong> Prostitution ist eine schnelle Ausbreitung<br />
sexuell übertragbarer Krankheiten. Unter an<strong>der</strong>em<br />
führen die fehlende medizinische <strong>Auf</strong>klärung und<br />
die schlechte Gesundheitsversorgung auch zu einer<br />
hohen Rate an HIV-Erkrankungen. In einigen Regionen<br />
haben sich Frauen zusammengeschlossen, um<br />
ihre Situation zu verän<strong>der</strong>n.<br />
Umweltfolgen<br />
Die meisten <strong>der</strong> mit <strong>dem</strong> Kleinbergbau einhergehenden<br />
Umweltschäden werden durch die Anwendung<br />
von Quecksilber verursacht. Durch den unsachgemäßen<br />
Gebrauch von Quecksilber werden Böden,<br />
Seen sowie Flüsse im alluvialen Bergbau verschmutzt.<br />
Im Bergbaugebiet „Sur Medio“ beispielsweise werden<br />
pro Jahr 70 Tonnen flüssiges Quecksilber verbraucht,<br />
in <strong>der</strong> Region um Puno sind es 15 Tonnen (Kuramoto,<br />
2001, S. 24). Schätzungen zufolge werden durchschnittlich<br />
ca. 105 Tonnen Quecksilber im Kleinbergbau<br />
in den Regionen Ica, Arequipa, Ayacucho<br />
und Puno verwendet.<br />
40 Prozent des benutzten Quecksilbers verdampft<br />
während des Amalgamprozesses und führt zu Luftverschmutzung.<br />
Dabei begünstigen hohe Temperaturen<br />
und die hohe Luftfeuchtigkeit die Ausbreitung<br />
des Quecksilbers in <strong>der</strong> Luft (ibid.). Das peruanische<br />
Umweltministerium geht davon aus, dass die Luftverschmutzung<br />
durch Abgabe und Quecksilberdämpfe<br />
zu 18 Prozent auf Kleinschürfer zurückgeht. Auch hier<br />
ist das fehlende Wissen über den richtigen Gebrauch<br />
von Quecksilber und seinen negativen Einfluss auf die<br />
Umwelt verantwortlich (Álvarez et al., 2011, S. 16).<br />
Eine weitere Folge des Quecksilbereinsatzes ist ein<br />
vermin<strong>der</strong>ter o<strong>der</strong> vergifteter Fischbestand, was<br />
wie<strong>der</strong>um eine wichtige Quelle <strong>der</strong> Nahrungsmittelversorgung<br />
stark beeinträchtigt: Im Amazonasgebiet<br />
werden jährlich 80.000 Tonnen Fisch verzehrt (Álvarez<br />
et al., 2011, S. 45). Viele Fischer leiden daher unter den<br />
negativen Auswirkungen von Quecksilber und die<br />
Bevölkerung wird schleichend vergiftet. Besuchern<br />
wird beispielsweise geraten, in den Bergbauregionen<br />
keinen Fisch zu essen.<br />
Aber nicht nur <strong>der</strong> Gebrauch von Quecksilber verursacht<br />
Umweltprobleme. Für den Einsatz <strong>der</strong> Generatoren<br />
o<strong>der</strong> Bohrmaschinen werden Schmier- und<br />
Treibstoffe benötigt. Unvorsichtiger Umgang sowie<br />
leckende Maschinen lassen diese Stoffe ebenfalls<br />
in Flüsse und Seen fließen (Interviews 2, 3). In Madre<br />
de Dios allein benutzen die Kleinschürfer 662.447 Liter<br />
Treibstoff pro Tag um ihre Geräte am Laufen zu halten<br />
(Álvarez et al., 2011, S. 25).<br />
Neben <strong>der</strong> Verschmutzung des Bodens kommt es<br />
immer öfter zu Erosionen und Erdrutschen. Durch das<br />
Bewegen großer Mengen Gestein wird das Landschaftsbild<br />
<strong>der</strong> Regionen <strong>nach</strong>haltig verän<strong>der</strong>t. Um<br />
ein Gramm <strong>Gold</strong> zu gewinnen, bewegen die Kleinschürfer<br />
bei ihrer Arbeit mindestens 6,68 m³ Boden.<br />
Summiert man diese Zahl über Jahre, ist zwischen<br />
1995 und 2007 eine insgesamt bewegte Masse von<br />
778.687,600 m³ entstanden (Kuramoto, 2001, S. 25).<br />
Sogar geän<strong>der</strong>te Flussläufe sind die Folge.<br />
Auch die Abgrabungen in Flussbetten und das spätere<br />
<strong>Auf</strong>schütten des Sandabfalls verän<strong>der</strong>n die Umwelt<br />
<strong>nach</strong>haltig, Küstenbereiche kämpfen mit Erosion,<br />
und die Randgebiete <strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong> ersticken<br />
an Sandbergen. Flora und Fauna sind aufgrund des<br />
stetig zunehmenden Bergbaus nicht in <strong>der</strong> Lage, sich<br />
von diesen Eingriffen zu erholen. Die in den Urwäl<strong>der</strong>n<br />
lebenden Tiere müssen ihren Lebensraum aufgeben,<br />
die Biodiversität im Pflanzen- und Tierreich sinkt (Clark,<br />
1995).<br />
Ein Hauptproblem des Kleinbergbaus ist die Abholzung:<br />
Um überhaupt den Boden abtragen zu können,<br />
müssen die Kleinschürfer oft im Vorfeld Regenwald<br />
schlagen. Allein in Madre de Dios wurden<br />
18.000 ha Wald abgeholzt und von Kleinschürfern<br />
Brandschneisen gelegt. Das Umweltministerium vor<br />
Ort geht davon aus, dass jährlich weitere 400 ha<br />
Regenwald gerodet werden (Álvarez et al., 2011, S. 66).<br />
12<br />
Siehe .<br />
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