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Tradition2.pdf (Download) - Medienwissenschaft

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Dieser Typ dient der Übertragung von Signalen von einem Ort zu einem anderen (räumlicher Kanal) .<br />

Man spricht jedoch auch dann von einem Kanal, wenn es möglich ist, durch S zur Zeit t 1 im Kanal Signale zu<br />

erzeugen und durch E zur Zeit t 2 aus dem Kanal zu entnehmen (zeitlicher Kanal, → Speicher → Gedächtnis). In<br />

diesem Sinne sind auch Bücher, Tonbänder usw. "Kanäle". Treffen die angegebenen möglichen Bedingungen<br />

beide zu, so spricht man von einem raumzeitlichen Kanal. Mathematisch ist ein Kanal dann festgelegt, wenn eine<br />

statistische Verteilung für S und E gegebene ist, und wenn außerdem für jedes Paar die<br />

Wahrscheinlichkeit p dafür festgelegt ist, mit der ein ausgesandtes Signal empfangen wird. 72<br />

Von daher lassen sich Verzerrungen in der Überlieferung<br />

archäologischer Objekte an den Stellen ihrer medialen Kanäle,<br />

mithin den stochastischen Streuungen des Marktes und den<br />

Zwischenspeichern Museen ausmachen; nicht die Normalserie,<br />

sondern das Abweichende wird registriert:<br />

Die irrtümliche Ansicht nordischer Alterthumsforscher, als seien die Geräthe und Waffen von Stein in<br />

Süddeutschland, namentlich den Rheingegenden seltener, beruht wahrscheinlich auf dem Umstande, dass in den<br />

Museen zum Theil nur die ungewöhnlichen Formen oder nur ausgezeichnete Exemplare aufbewahrt<br />

werden. Die Steinwaffen hiesiger Gegend, obgleich durch den Antiquitätenhandel massenweise ins Ausland<br />

verkauft, finden sich doch noch zu Dutzenden in jeder selbst kleineren Privatsammlung. <br />

Hier kommt eine Differenz zwischen Nachrichtentheorie und<br />

Historie ins Spiel, die schon in der Replik Arnaldo<br />

Momiglianos auf Hayden Whites Metahistory eine Rolle spielt:<br />

The mathematical theory of Shannon and Weaver, so far from being universally applicable, takes no account of<br />

activities such as those of the historian. For the study of history, as distinguished from the writing of the same, is<br />

not an act of transmission but one of retrieval. Furthermore, to the historian the absence of data is frequently as<br />

significant as its presence, the hidden context as important as the evident. In other words the historian can be as<br />

interested in what is not being mediated by a communications system as in what is. He can also be very<br />

interested in noise, or what has been mediated in distorted form. 73<br />

Historie ist an starre Designatoren, mithin Namen und Begriffe<br />

(als Ereignisse) gebunden; Vorgeschichte ist anonym, also nur<br />

in anderen Formen adressierbar. Als Ende des 19. Jahrhunderts<br />

die erste Beschreibung der Konfiguration des<br />

landesgeschichtlichen Franzens-Museums im ehemaligen Brünn<br />

erscheint, kann ihr Verfasser, der seit dem 7. März 1836 als<br />

Kustos amtierende Albin Heinrich, ledigliche einige wenige<br />

Altertümer der vorgeschichtlichen Zeit seines Landes namhaft<br />

machen:<br />

Die Bronzegegenstände wurden damals consequent als `römische´, die Thongefäße einfach als `heidnische´<br />

Alterthümer bezeichnet. Der Gegenstand an sich erschien als das Wertvollste, während die Fundverhältnisse, auf<br />

welche die moderne Forschung mit Recht ein großes Gewicht legt, gar nicht berücksichtigt wurden; ja in der<br />

Mehrzahl der Fälle erschien sogar der Fundort nebensächlich. 74<br />

Chaotische Lagerhaltung: Den Beginn der Tätigkeit Heinrichs<br />

bildete die Katalogisierung der Sammlungen, „eine<br />

72<br />

Georg Klaus (Hg.), Wörterbuch der Kybernetik, Bd. 1, Frankfurt/M. (Fischer) 1969, 294f<br />

73<br />

Graeme H. Patterson, History and Communications, Toronto et a. (University of Toronto Press) 1990, 100f.<br />

Vgl. Arnaldo Momigliano, , xxx<br />

74<br />

Karl Hucke, Wie das Mährische Landesmuseum entstand, in: Zeitschrift des Mährischen Landesmuseums, N.<br />

F., III. Bd., Brünn 1943, 5-15 (12f), unter Bezug auf: A. Heinrich, Mährens und k. k. Schlesiens Fische, Reptilien<br />

und Vögel, Brünn 1856, Einleitung<br />

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