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Tradition2.pdf (Download) - Medienwissenschaft

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Telefonleitung übertragen. Um einen Menschen in seinen<br />

subatomaren Bestandteilen zu bestimmen, braucht es zwar rund<br />

20.000 Milliarden Jahre aktueller Rechnerzeit, und zudem wird<br />

„der in Quarkgröße zerlegte Reisende am Bestimmungsort zwar<br />

vollständig ankommen, aber auch mausetot“ sein 145 ; andererseits<br />

haben Wissenschaftler 1998 tatsächlich ein Lichtteilchen an<br />

einem Ort verschwinden und woanders wieder auftauchen lassen,<br />

ohne daß es sich dazwischen bewegt hätte – eine<br />

Rematerialisierung von Photonen einer Quantenverstrickung. Auf<br />

der Ebene der Photonen aber ist das elektronische Bildmedium<br />

Fernsehen selbst betroffen, das solche Nachrichten sendet.<br />

Zeilinger gelang es in seinem Wiener Laborexperiment 1997,<br />

Lichtteilchen wenige Meter durch eine Apparatur zu<br />

transportieren, also die teleportative Übertragung von<br />

Informationen von Lichtteilchen über deren Quantenzustand auf<br />

andere solche Teilchen. Mißt man den Quantenzustand des einen<br />

Teilchens, legt man damit den Zustand des anderen fest,<br />

unabhängig von dessen Entfernung. Zwei verschränkte Photonen<br />

zeitigen bei der Messung an einer Seite diegleichen Meßwerte<br />

auf der anderen. Damit wird der nachrichtentechnische<br />

Übertragungsbegriff nicht außer Kraft gesetzt, sondern<br />

affirmiert: Übertragung von Information ist so möglich,<br />

wenngleich nicht mehr von der Medienrealität des Raum- und<br />

Zeitkanals her gedacht. Kassiert hier der (mit Norbert Wiener)<br />

fortgeschriebene Informationsbegriff das nachrichtentechnische<br />

Dispositiv Claude Shannons? Trotz Unschärferelation läßt sich<br />

Information teleportieren. 146 Damit aber geht es nicht mehr um<br />

Übertragung im Sinne des Transportwesens, sondern der<br />

Quanteninformatik. So sieht Zeilinger die Quantenmechanik<br />

nicht als Theorie der Wirklichkeit, sondern als Theorie der<br />

Information, in der Quanten zu Bits werden. Nur so kommt er<br />

dem Dilemma bei, daß die Beobachtung eines Teilchens zum<br />

Kollaps einer Wellengleichung führt - wobei sich das Teilchen<br />

gleichsam entscheidet, welchen Zustand es einnimmt. Die<br />

Heisenbergsche Unschärferelation, derzufolge sich nicht alle<br />

Eigenschaften eines Teilchens gleichzeitig (synchron) präzise<br />

messen lassen, ist also zeitkritisch. Aus diesem Grunde kann<br />

man die in einem Objekt enthaltene Information auch nicht<br />

vollständig scannen und an einen anderen Ort übertragen - ein<br />

aus der elektronischen Bildübertragung vertrautes Phänomen.<br />

Quantum dense coding heißt die Möglichkeit, die<br />

Übertragungsrate von Nachrichten unter Ausnutzung<br />

quantenphysikalischer Mischzustände zu erhöhen. 147 Doch auch<br />

hier wird der von der klassischen Informationstheorie<br />

vorgeschriebene Maximalwert für die Übertragungskapazität von<br />

145<br />

Die Zeit v. 6. Juli 2000, 35<br />

146<br />

Thomas Vasek, Popstar wider Willen, in: Die Zeit Nr. 41 v. 4. Oktober 2001, 34<br />

147<br />

Vortrag "Quantum Dense Coding" von Anton Zeilinger auf der 15. Internationalen Konferenz für Atomphysik;<br />

dazu der Bericht von Rainer Stoll, "Trits" statt Bits erhöhen Übertragungsrate, in: Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung v. 21. August 1996<br />

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