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Tradition2.pdf (Download) - Medienwissenschaft

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owner or collector. 108<br />

Neben der Logistik insistiert die Materialität der<br />

Kommunikation, da nach wie vor physisch reale Objekte zu<br />

überbringen und zu lagern sind. Doch wenn Übertragung als<br />

Information an das Internet delegiert wird, tritt das Prinzip<br />

einer generalisierten Post an die Stelle der emphatischen<br />

Lagerung:<br />

Mögen Archive im bibliothekarischen Sinn Foucaults für lange Zeit unsere historischen Aprioris abgeben und<br />

damit als ihr Anderes einen Schein nichtdiskursiver Wirklichkeiten erzeugt haben, so ist das Reale heute (und<br />

nicht erst seit Watergate) sehr anders registriert. Anstelle von Bibliothek und Archiv hätte also ein Begriff<br />

der generalisierten Post zu treten 109 ,<br />

worin der Begriff „Archiv“ nur noch als Metapher für jegliche<br />

Form von Datenbank figuriert. An die Stelle des emphatischen<br />

Gedächtnisses tritt die Ökonomie der kurzfristigen,<br />

signalkritischen Aufmerksamkeit 110 im World Wide Web als Theorie<br />

und Software. Gerade ein Hypermedium aber ist das<br />

Unspeicherbare, weil er prinzipiell unabgeschlossen ist und<br />

auf der elektronischen Ebene ständig aktualisiert werden muß -<br />

sich also gerade der Logik des Archivs beharrlich entzieht. 111<br />

"Memory is transitory" 112 ; Schrift und Archiv transformieren von<br />

einem stabilen Datenspeicher „zu einem dynamischen System der<br />

Selbstorganisation flüssiger Daten“ 113 .<br />

Lorenz Engell setzt diese Akzentverschiebung kulturtechnisch<br />

schon im signalgebenden Umbruch von der babylonischen Turm-<br />

Zentriertheit zur griechischen Feuertelegraphie an:<br />

Was in Babylon statisch war und einseitig aufs Speichern und Überdauern ausgerichet, wird nunmehr dynamisch<br />

konzipiert und auf das Übermitteln ausgerichtet. Insbesondere das Römische Reich knüpft an diesen Strang<br />

der Mediengeschichte an. 114<br />

Denn Rom installiert vor allem den cursus publicus, die<br />

medienarchäologisch originäre Verschränkung von Post und<br />

Imperium.<br />

Das "file fransfer protocol" (ftp) bezeichnet neben dem<br />

Übertragungsprotokoll auch den Internet-Dienst, der mit diesem<br />

Protokoll realisiert wird; er ermöglicht den Transfer von<br />

Daten und Dateien zwischen verschiedenen Computern respektive<br />

108<br />

Susan M. Pearce, Collecting Reconstructed, in: Gaynor Kavanagh (Hg.), Museum languages: objects and<br />

texts, 135-154 (138)<br />

109<br />

Friedrich A. Kittler / Manfred Schneider / Samuel Weber (Hg.), Diskursanalysen 1: Medien, Opladen<br />

(Westdeutscher Verlag) 1987, Editorial<br />

110<br />

Dazu xxx Franck, Ökonomie Aufmerksamkeit, xxx<br />

111<br />

Dazu Julika Griem, Speichern und Zerstören, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 6. Dezember 2000, Nr.<br />

284, N 6<br />

112<br />

Vannevar Bush, As We May Think [*1945], elektronisch zugänglich unter:<br />

http://www.isg.sfz.ca/~ duchier/misc/vbush/vbush-all.shtml, 6<br />

113<br />

Aleida Assmann, Das Archiv und die neuen Medien des kulturellen Gedächtnisses, in: Georg Stanitzek /<br />

Wilhelm Voßkamp (Hg.), Schnittstelle: Medien und kulturelle Kommunikation, Köln (DuMont) 2001, 268-281<br />

(280)<br />

114<br />

Lorenz Engell, Ausfahrt nach Babylon. Die Genese der Medienkultur aus Einheit und Vielheit, in: Engell<br />

2000: 263­303 (299f)<br />

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