Steiermarkwein Ausgabe 18 - Herbst 2013
Herbst 2013
Herbst 2013
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Altern in Würde, kurz bevor der Junker kommt<br />
Da war es wieder – schon wieder! Weißen<br />
Wein kann man nur jung trinken,<br />
nach zwei Jahren wird er zweifelhaft<br />
und nach drei, vier Jahren, naja man<br />
braucht ja Essig auch. Normalerweise<br />
strafe ich solche Aussagen mit Verachtung<br />
oder zumindest ignoriere ich<br />
sie, aber...<br />
Zu Gast hatte ich einen Forbes Top<br />
100 gelisteten Russen, seines Zeichen<br />
Ballonfahrer, Kosmopolit, Familienmensch<br />
und vor allem Weinkenner.<br />
Einen Südsteiermarkaufenthalt begann<br />
er mit den Worten (ich erlaube<br />
es mir sinngemäß auf Deutsch zu<br />
schrei ben, denn mein Russisch - naja):<br />
„Ich habe da so meine Phasen, in den<br />
letzten sieben Jahren habe ich mich<br />
ausschließlich auf Rotweine spezialisiert,<br />
Weißweine trinke ich nicht mehr<br />
so oft. Ich denke da auch sehr stark<br />
an die Franzosen, wiewohl ich auch<br />
Österreich in den letzten Jahren zu<br />
schätzen gelernt habe – die Burgenländer.<br />
Außerdem liebe ich alte Weine<br />
und bei den Weißen...“ (Siehe oben).<br />
Ich hatte zwar unseren Weinbotschafter<br />
Nummer eins – Henry Sams – an<br />
meiner Seite, aber der Start am Jaglhof,<br />
schien schon schwierig zu werden.<br />
Nach Ausflügen in die (Wein)<br />
Geschichte und Geschichten, Philosophie<br />
des Weinbaus und gutem<br />
Essen, begleitet mit allem, was die<br />
Steiermark aktuell zu bieten hat, sind<br />
wir bei einem 2007er Morillon Pfarrweingarten<br />
vom Sattlerhof gelandet.<br />
Erstmals – und bitte glauben Sie mir<br />
nicht letztmalig – konnte ich bei meinem<br />
russischen Gast einen Gesichtsausdruck<br />
erkennen, der Staunen mit<br />
Lebensfreude paarte. Ab diesem Zeitpunkt<br />
wusste ich: Steiermark „1“ : Rest<br />
der Welt „0“. Henry erklärte lang und<br />
ausführlich, warum gerade die Steirerland-Weißweine<br />
lange halten und<br />
trinkbar sind. Es liegt an – na fragen<br />
Sie Henry selbst, nehmen Sie aber ein<br />
Weinbudget mit, damit er es Ihnen<br />
genau demonstrieren kann.<br />
Letztendlich sind wir in der Magnothek<br />
gelandet und haben 2000er<br />
Fassreserven von Tement getrunken,<br />
die den endgültigen Beweis angetreten<br />
haben, dass es stimmt – Weißweine<br />
sind über diesen Zeitraum sehr gut<br />
trinkbar. Da dies sein Heiratsjahr war –<br />
also sowieso ein gutes Jahr – wurden<br />
ab diesem Zeitpunkt die Formalitäten<br />
etwas in den Hintergrund gedrängt<br />
(gut – Weinkultur muss noch passen,<br />
sprich das Glas beim Stiel angeriffen<br />
werden) und noch etliche sehr gute<br />
Tropfen verkostet.<br />
Rundum zufrieden von Gegend, Essen,<br />
Wein, Wissensvermittlung und<br />
Service sind wir dann am Abend zurück<br />
nach Leibnitz gefahren. Das Genussregal<br />
konnten wir erst tags darauf<br />
aufsuchen, wurde aber natürlich<br />
nicht vergessen. Auf der Einkaufsliste<br />
konnte nicht viel stehen, da er mit<br />
dem Linienflugzeug angereist war,<br />
vier Magnums mussten es trotzdem<br />
sein. In drei Wochen kommt er ja<br />
wieder. Zum einen weil es so schön<br />
ist, zum anderen, da er einen Freund<br />
mit einem Boutique Hotel in Riga mit<br />
steirischen Weißweinen überzeugen<br />
will. Ein Botschafter mehr für unsere<br />
Region.<br />
PS: Der einzige Stopp, der nicht zu<br />
seinem Gaumen gepasst hatte, war...<br />
Schwamm drüber – nicht so wichtig...<br />
Joachim Schnedlitz MBA<br />
First in TOTAL CUSTOMIZING<br />
Certified Management Consultant<br />
www.schnedlitz.com<br />
Unser Weinsteirer Holger lässt<br />
herzlichst grüßen<br />
Aus holger’s tasting 1988 im Jaglhof -<br />
die Aussicht am 3. 9. <strong>2013</strong><br />
Weingut Tement Muskateller Qualitätswein<br />
1988 11,1 vol % alc trocken 0,70 l<br />
Helles Gelb mit dezenten Grünreflexen;<br />
in der Nase zuerst Senfkörner, Kokos und<br />
Steinpilze, mit viel Luft eine Metamorphose<br />
zu feinsten Kräuterteearomen – am<br />
Gaumen enorm frisch, saftig und spritzig,<br />
herrlich animierend und appetitanregend,<br />
mit grüner Säure sehr trocken ausklingend.<br />
Weingut Tement Weißburgunder<br />
Zieregg Kabinett 1988 11,1 vol % alc<br />
trocken 0,70 l<br />
Helles bis mittleres Strohgelb; die Nase<br />
vorerst verhalten, mit Luft (überreifes) Birnenkompott,<br />
auch am Gaumen reife Äpfel<br />
und Birnen, für so wenig Alkohol aber viel<br />
Wein, macht richtig Druck, die jahrgangstypisch<br />
hohe Säure ist in diesem Dauerläufer<br />
sehr gut eingebunden.<br />
Weingut Franz Hirschmugl Morillon-<br />
Chardonnay Kabinett 1988 10,5 vol %<br />
alc trocken 0,75 l<br />
Kräftiges mittleres Gelb; frische Nase, linearer<br />
und transparenter Gaumen; unglaublich,<br />
wo der Wein mit 10,5 vol %<br />
alc. diese Dynamik und Power hernimmt.<br />
Kräftig, dicht, satte Tannine, gleichzeitig<br />
verspielt und auch wieder fordernd. Ein<br />
vielschichtiger Alleskönner!<br />
Weingut Gross Grauburgunder Ried<br />
Sulz Qualitätswein 1988 11,6 vol % alc<br />
trocken 0,75 l<br />
Sattes Gelb; Nase nach getrockneten Blumen<br />
und Kräutern, mit mehr Luft mischen<br />
sich auch malzige Aromen darunter; der<br />
Gaumen würzig-kräutrig, sehr ausgeglichen<br />
und harmonisch, ein fülliger und<br />
g’schmackiger Wein, der die ewige Jugend<br />
gepachtet hat. Grauburgunder at its best!<br />
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