Angelo Soliman. Ein Wiener Afrikaner im 18. Jahrhundert - Baden
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1.4 Vier Sklavenfesseln<br />
a) Fußeisen für Gefangene oder Sklaven; b) Sklavenhandfessel aus Eisen,<br />
Kamerun; c) Handfessel aus Holz für Gefangene, Ethnie Bassa/ Kamerun;<br />
d) Kurzer Sklavenstrick aus geflochtenem Leder, Reich Bagirmi/ Tschad<br />
Völkerkundemuseum Wien, 1010 Wien, Neue Burg.<br />
Inv. Nr. 68.520; 122.743; 87.964; 122.560<br />
<strong>Afrikaner</strong> sind keineswegs die klassischen Sklaven (d. h. Rechtlose, die<br />
unbezahlte Zwangsarbeit leisten). Dies zeigt ein Blick in die Antike und<br />
das Mittelalter. Doch gerade Sklavenhandel und Sklavenwirtschaft in Übersee,<br />
denen schwarze Menschen seit dem 15. <strong>Jahrhundert</strong> millionenfach zum<br />
Opfer fielen, überstiegen in ihrer Brutalität alles bisher Bekannte. Möglicherweise<br />
hielten mitteleuropäische Adlige die Beschäftigung von – freigekauften<br />
– <strong>Afrikaner</strong>n an ihren eigenen Höfen für die bessere Alternative.<br />
Für die Veränderung der zugrundeliegenden wirtschaftlichen Bedingungen<br />
traten sie ebensowenig ein wie wir heute für bessere Verhältnisse in den<br />
He<strong>im</strong>atländern unserer Exilanten.<br />
1.5 Stadtansicht von Messina<br />
Aus: Enrico Pispisa/ Carmelo Trasselli, Messina nei Secoli d´oro. Storia di<br />
una città dal trecento al seicento. Messina 1988, <strong>Ein</strong>band-Innenseite<br />
Um 1730 wurde <strong>Sol<strong>im</strong>an</strong> freigekauft und nach Messina/ Sizilien in das<br />
Haus einer Marquise gebracht, die ihn wie ein eigenes Kind behandelte.<br />
Trotz anfänglichen Widerstands willigte <strong>Sol<strong>im</strong>an</strong> nach einer schweren<br />
Krankheit schließlich in seine (katholische) Taufe an einem 11. September<br />
ein. Seinen neuen Vornamen wählte er aus Zuneigung zur ebenfalls<br />
schwarzen Dienerin Angelina selbst. Den Nachnamen best<strong>im</strong>mte seine<br />
Pflegefamilie. Sie ließ ihn auch unterrichten. Er lernte u. a. Italienisch,<br />
sowie Lesen und Schreiben. Alle Angaben über <strong>Sol<strong>im</strong>an</strong>s Biographie bis<br />
1760 verdanken wir der österreichischen Schriftstellerin Karoline Pichler<br />
(s. unten Kat. Nr.10.1)<br />
1.6 <strong>Ein</strong> afrowiener Zeitgenosse: Der Sensible<br />
Gipsbüste nach einer Moulage über Natur zu Lebzeiten, vor 1798/05<br />
Rollettmuseum der Stadtgemeinde <strong>Baden</strong> bei Wien, Büste Nr. 40<br />
Der Sensible erhielt 1996 wie die meisten anderen <strong>Afrikaner</strong>-Büsten des<br />
Rollettmuseums seine Bezeichnung aufgrund des Gesichtsausdruckes. Repräsentiert<br />
wird ein offenkundig zu Lebzeiten abgeformter junger Mann.<br />
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