Angelo Soliman. Ein Wiener Afrikaner im 18. Jahrhundert - Baden

Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden bei Wien, Büste Nr. 45
Diese Büste gibt den momentanen Gesichtsausdruck der Unzufriedenheit
wieder. Die Prozedur des Auftragens von flüssigem Gips war nichts weniger
als angenehm. Gall konnte überdies sehr hartnäckig sein, wenn es darum
ging, Personen zur Abformung zu überreden. Was hätte der Mißvergnügte
wohl über seine Erlebnisse niederschreiben können?
9. Tod und ´Nachleben´
Solimans Tod und ´Nachleben´ als ausgestopftes Exponat ist bis heute der
bekannteste Abschnitt seiner Biographie und drängt die frühere Lebenszeit
meist völlig in den Hintergrund. Präparierte Weiße standen zwar schon im
17. Jahrhundert im Anatomiesaal der Universität Leiden, doch einzig ausgestopfte
schwarze Menschen auszustellen, zeugt von einer zweifelsfrei
rassistischen Einstellung. Naturwissenschaftler und Philosophen wie Buffon,
Montesquieu, Hume und Kant hatten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts
rassistische Thesen verbreitet und damit die Scheinargumente aus der
kolonialen Wirtschaft übernommen. Spätere Schriften wie Samuel T.
Soemmerrings "Über die körperliche Verschiedenheit des Negers vom Europäer"
(1785), der die Unterlegenheit der Afrikaner anatomisch
´begründete´, waren zweifellos auch bei Solimans Logenbrüdern wohlbekannt.
Inzwischen mehren sich die Anzeichen für eine freiwillige Körperspende
Solimans unter Einflußnahme verschiedener Freunde aus der naturwissenschaftlichen
´Avantgarde´. Er hätte sich dann im Sinne von Anna
Freuds "Das Ich und die Abwehrmechanismen" und Fanons "Schwarze
Haut, weiße Masken" selbst diskriminiert, genauso, wie dies so viele Menschen
immer wieder tun.
9.1 Ein mutmaßliches Portrait des toten Soliman
Aus: Franz Joseph Gall/ Johann Caspar Spurzheim, Anatomie et
physiologie du système nerveux en general et du cerveau en particulier
[...], Bd. 5: Atlas. Paris 1810, Pl. XCI
Soliman starb am 21. November 1796 in den Straßen Wiens an einem Gehirnschlag.
Gall/Spurzheim bilden in ihrem Atlas einen anonymen Afrikaner
aus dem Kongo ab, der jedoch Haids Soliman-Portrait und seiner Büste
so ähnlich sieht, daß es sich um eine Abbildung seiner Person handeln dürf-
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