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Angelo Soliman. Ein Wiener Afrikaner im 18. Jahrhundert - Baden

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Erst als durch die Zusammenlegung der Gemeinden <strong>Baden</strong> und Weikersdorf<br />

das Weikersdorfer Rathaus funktionslos wurde, konnten Rollettmuseum<br />

und Stadtarchiv die heutigen stilvollen Räumlichkeiten Weikersdorferplatz<br />

1 / Elisabethstraße 61 beziehen. 1<br />

Die Schädelsammlung Dr. Galls<br />

Seit 1796 lud in Wien ein interessanter junger Mann zu Privatvorlesungen<br />

an der Universität: Franz Josef Gall, geboren 1758 in Tiefenbrunn bei<br />

Pforzhe<strong>im</strong>, hatte 1785 in Wien sein Medizinstudium abgeschlossen und<br />

eine Arztpraxis eröffnet, sich aber gleichzeitig intensiv mit Forschungen<br />

über das menschliche Gehirn beschäftigt. Nun glaubte er erste Ergebnisse<br />

vorlegen zu können. <strong>Ein</strong>er seiner Grundgedanken war, daß die verschieden<br />

intensive Ausformung der einzelnen Gehirnorgane einen direkten <strong>Ein</strong>fluß<br />

auf die Schädelform habe, sodaß man umgekehrt aus der Schädelform<br />

Rückschlüsse auf die Beschaffenheit der Gehirnorgane ziehen könne. Um<br />

diese These zu verifizieren und weiterzuentwickeln, galt es, Material für<br />

statistische Auswertungen zu beschaffen. Und so sammelte der junge Gelehrte<br />

mit Feuereifer Schädelabgüsse und echte Schädel von (<strong>im</strong> Guten<br />

oder <strong>im</strong> Schlechten) außerordentlichen Menschen – ein Höhepunkt dieser<br />

Tätigkeit ist von 1795 – 1797 zu beobachten.<br />

Galls Ausführungen stießen auf lebhaftes Interesse – zu seinem Unglück<br />

auch be<strong>im</strong> Kaiser:<br />

„Publicatum est decretum Caesareum (= ein kaiserliches Dekret) in Betreff<br />

der neuen Kopflehre des Doctors Gall, worüber vermöge Höchster Entschließung<br />

von nun an diese Lehre eingestellet wurde,“ so melden die Akten<br />

der medizinischen Fakultät am 3. Juli 1802. 2<br />

Diesem Lehrverbot folgten Wanderjahre durch ganz Europa. 1807 ließ sich<br />

Gall in Paris nieder, wo er sich eine neue Studiensammlung aufbaute: 3<br />

1 Kurzfassung meiner ausführlichen Darstellung: Das Rollettmuseum <strong>Baden</strong> und<br />

seine Antikensammlung. In: Ulrike HORAK, Christian GASTGEBER und Hermann<br />

HARRAUER (Hgg.), Hauptsache: <strong>Ein</strong>e Mumie <strong>im</strong> Wohnz<strong>im</strong>mer. Ägypten,<br />

Zypern, griechisch-römische Antike und die Sammlerleidenschaft <strong>im</strong> 19. <strong>Jahrhundert</strong>.<br />

Katalog der Antiken des Rollettmuseums in <strong>Baden</strong> (= Nilus Bd. 5, Wien<br />

2002), S. 1 – 24.<br />

2 Universitätsarchiv Wien, Acta Facultatis Medicae 1802, S. 708.<br />

3 Die Daten zur Biographie Galls entnehme ich: Jacqueline Ann STARK, Franz<br />

Josef Gall. Die Bedeutung seiner „Schädellehre“ und anderer Ideen für die moderne<br />

Hirnforschung. In: Neue <strong>Baden</strong>er Blätter Jg. 3 / Nr. 5 (<strong>Baden</strong> 1992), S. 62 – 70.<br />

2

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