Angelo Soliman. Ein Wiener Afrikaner im 18. Jahrhundert - Baden

zungen durch rationellere Methoden. Er experimentierte mit ausländischem
Saatgut und gründete 1798 in Eisgrub / Böhmen eine Pflanzschule, die sich
auf exotische Hölzer und Körner spezialisierte. Zugleich trat er als Bauherr
und Mäzen hervor. Eine von ihm gewährte Pension von 150 Gulden jährlich
erhielten die beiden Enkel Solimans noch 1815, wie Rüdiger Wolf
2002 herausfand.
5.4 Ein afrowiener Zeitgenosse: Der Denker
Gipsbüste nach einer Moulage über Natur zu Lebzeiten, vor 1798/05
Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden bei Wien, Büste Nr. 53
Soliman war zuletzt Gesellschafter seines ehemaligen fürstlichen Schülers.
Und auch der Denker mit seiner sinnenden Miene könnte mehr als nur ein
Diener unter vielen gewesen sein.
6. Soliman als Freimaurer
Ziel der Wiener Freimaurer zu Solimans Zeit war in erster Linie die Verbreitung
der Aufklärung gegen die bestehenden Formen der sozialen Hierarchie,
der politischen Autorität und der traditionellen Auffassung von
Religiosität. Die Bedeutung der österreichischen Logen lag im Prozeß der
Überwindung alter feudaler Standesvorurteile und in der frühbürgerlichemanzipatorischen
Bewußtseinsbildung des österreichischen Beamtentums
und der Intelligenz. Insgesamt betrachtet, war die Freimaurerei eine Organisationsform
der Aufklärung und kam dem beständigen Bedürfnis der
Menschen nach Solidarität, gegenseitiger Hilfe und gemeinsamem Engagement
für eine Sache entgegen; ihr geheimer Charakter und ihre Riten
füllten das psychologische Vakuum, das durch den Verlust an religiösen
Wundern, Mysterien und an Autorität entstanden war (Reinalter 1980; Epstein
in ebd.). Der "Meister vom Stuhl" stand an der Spitze einer Loge.
Man traf sich regelmäßig an einem festen Ort. Die Unterteilung in "Ritterbrüder"
und "Dienende Brüder" unterschied zwischen der intellektuellen
Mehrzahl der Mitglieder und einigen wenigen, die ihre Bedienung besorgten.
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