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Versuchsanleitung - EAL Lehrstuhl für Elektrische Antriebssysteme ...

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<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Antriebssysteme</strong> und Leistungselektronik<br />

Technische Universität München<br />

Prof.Dr.-Ing.R.Kennel<br />

Arcisstraße 21<br />

D–80333 München<br />

E-mail: eal@ei.tum.de<br />

http: www.eal.ei.tum.de<br />

Tel.: +49 (0)89 289–28358<br />

Fax: +49 (0)89 289–28336<br />

Praktikum<br />

Simulation und Optimierung von<br />

mechatronischen <strong>Antriebssysteme</strong>n<br />

Ausgabe WS 2013/2014<br />

Ansprechpartner:<br />

Julien Cordier<br />

Raum 1908 (Gebäude 9, Innenhof)<br />

Arcisstr. 21<br />

D-80333 München<br />

Tel.: 089-289-29013<br />

E-Mail: julien.cordier@tum.de


Wichtige Hinweise<br />

Ort und Zeit<br />

Das Praktikum findet in Raum 1903 (Gebäude 9, TU–Innenhof, südlicher Eingang) jeweils<br />

Dienstag von 14:00 bis 18:00 Uhr an den vereinbarten Terminen statt. Siehe hierzu<br />

http://www.eal.ei.tum.de/index.php?id=psuovma.<br />

– ii –


Versuchsvorbereitung und -protokolle<br />

Zu jedem Versuch muss eine Versuchsvorbereitung pro Gruppe schriftlich ausgearbeitet und<br />

mindestens 2 Tage vor Beginn des jeweiligen Versuchs abgegeben werden.<br />

Gegenstand der Versuchsvorbereitung ist die Lösung der entsprechend gekennzeichneten Aufgaben.<br />

An bestimmten Stellen der Praktikumsanleitung wird auf Literaturquellen verwiesen.<br />

Zur Lösung der Aufgaben und Vertiefung der vorgestellten Zusammenhänge wird ausdrücklich<br />

empfohlen, sich während der Vorbereitung mit den entsprechenden Inhalten vertraut zu machen.<br />

Des Weiteren sind im Laufe des Praktikums zwei Versuchsprotokolle anzufertigen, wobei jeweils<br />

ein Versuch über den Gleichstromantrieb (Versuch 1 – 3) und einer über Drehfeldantriebe<br />

(Versuch 4 – 6) zu protokollieren sind. Die Protokolle sollen die Lösung der zu den gewählten<br />

Versuchen gehörigen Vorbereitungsaufgaben sowie die jeweiligen Simulationsergebnisse und deren<br />

Diskussion umfassen. Sie sind spätestens bis zu den vereinbarten Terminen abzugeben.<br />

Die schriftlichen Ausarbeitungen (Vorbereitungen und Protokolle) können entweder in Papierform<br />

beim Betreuer (Zimmer 1908) abgegeben oder per E-Mail an julien.cordier@tum.de<br />

geschickt werden. Um eine einfache Zuordnung zu ermöglichen, sind Versuchsnummer, Gruppennummer<br />

und Namen der Gruppenteilnehmer mit Matrikelnummern im Kopffeld anzugeben.<br />

Bewertung<br />

Die Endnote ergibt sich aus der Summe der gewichteten Teilnoten von Vorbereitungsaufgaben<br />

(25%, Gruppenleistung), Versuchsdurchführung (35%, Gruppen- und Einzelleistung) sowie<br />

Protokolle (40%, Gruppenleistung).<br />

Zur Bewertung werden folgende Kriterien herangezogen:<br />

• Schriftliche Ausarbeitungen:<br />

– Richtigkeit der Ergebnisse<br />

– Nachvollziebarkeit der Lösungswege<br />

– Lesbarkeit, Sauberkeit, fristgerechte Abgabe<br />

– Für die Protokolle: Analyse der Simulationsergebnisse, Verständnis<br />

• Versuchsdurchführung:<br />

– Implementierung der Modelle<br />

– Verständnisfragen und Diskussion<br />

– iii –


Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung 1<br />

Versuch 1: Modellierung des Gleichstromantriebs 2<br />

1.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.2 Vierquadranten-Pulssteller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.2.1 Funktionsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.2.2 Nachbildung von wertkontinuierlichen Spannungen . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.2.3 Dynamisches Verhalten bei Sollwertänderungen . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.3 Fremderregte Gleichstrommaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.3.1 Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.3.2 Stationäres Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.4 Sensorik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

1.4.1 Stromerfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

1.4.2 Drehzahlmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.5 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

1.5.1 Modell der Gleichstrommaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

1.5.2 Untersuchung des Verhaltens eines Gleichstrommotors . . . . . . . . . . . 14<br />

1.5.3 Stromrichtergespeister Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

1.5.4 Einfluss der Sensorik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Versuch 2: Regelung des Gleichstromantriebs 20<br />

2.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.2 Modell des Gleichstromantriebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.2.1 Gleichstrommotor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.2.2 Leistungselektronische Stellglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.2.3 Sensorik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.3 Ankerstromregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

2.3.1 Grundlegende Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

2.3.2 Reglerentwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

2.3.3 Bewertung der Regelgüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.4 Drehzahlregelung im Ankerstellbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

2.4.1 Reglerauslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

2.4.2 Bewertung der Regelgüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

2.4.3 Verbesserung der Regeleigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

– iv –


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Versuch 3: Regelung einer Arbeitsmaschine über eine elastische Kopplung 31<br />

3.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.2 Modellierung der elastischen Kopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

3.3 Verhaltensanalyse des Zweimassensystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.3.1 Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.3.2 Signalflussplan der Anordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.3.3 Übertragungsfunktion zwischen Ω A und M M . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.3.4 Übertragungsfunktion zwischen Ω M und M M . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.4 Regelung der Arbeitsmaschinendrehzahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.5 Regelung der Antriebsdrehzahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

3.6 Verifikation und Bewertung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Versuch 4: Modellierung von Drehfeldantrieben 40<br />

4.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4.2 Allgemeines Grundwellenmodellvon Drehfeldmaschinen . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4.2.1 Annahmen zur Modellbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4.2.2 <strong>Elektrische</strong> Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

4.2.3 Magnetische Zusammenhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

4.2.4 Raumzeigerdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

4.2.5 Umrechnung rotorbezogener Größen auf die Statorseite . . . . . . . . . . 57<br />

4.2.6 Mechanische Zusammenhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

4.2.7 Signalflussplan des allgemeinen Grundwellenmodells . . . . . . . . . . . . 60<br />

4.3 Modell der Asynchronmaschine mit Käfigläufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

4.4 Modell der permanentmagneterregtenSynchronmaschine . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

Versuch 5: Feldorientierte Regelung von Drehfeldantrieben 65<br />

5.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

5.2 Grundlegende Betrachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

5.2.1 Definition des rotorflussorientierten Koordinatensystems . . . . . . . . . 66<br />

5.2.2 Modell der Asynchronmaschine im K-Koordinatensystem . . . . . . . . . 66<br />

5.2.3 Bestimmung des Rotorflussraumzeigers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

5.2.4 Prinzipdarstellung der feldorientierten Regelung . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

5.3 Beschreibung des betrachteten Antriebssystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

– v –


INHALTSVERZEICHNIS<br />

5.3.1 Asynchronmotor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

5.3.2 Zweipunkt-Umrichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

5.3.3 Sensorik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

5.4 Implementierung der feldorientierten Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

5.4.1 Stromregelkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

5.4.2 Fluss- und Drehzahlregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

5.5 Verifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

Versuch 6: Direkte Drehmomentregelung von Drehfeldantrieben 77<br />

6.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

6.2 Theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

6.2.1 Modell der Asynchronmaschine im Statorkoordinatensystem . . . . . . . 78<br />

6.2.2 Betrieb des Zweipunkt-Umrichters ohne Modulator . . . . . . . . . . . . 78<br />

6.2.3 Prinzip der direkten Drehmomentregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

6.2.4 Bestimmung von Statorflussraumzeiger und Drehmoment . . . . . . . . . 84<br />

6.2.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

6.3 Implementierung der direkten Drehmomentregelung . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

6.3.1 Fluss- und Drehmomentregelkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

6.3.2 Überlagerte Drehzahlregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

– vi –


Einleitung<br />

Moderne industrielle Fertigungsanlagen werden mit fortschreitender Technik zunehmend komplexer<br />

und damit schwieriger zu handhaben bzw. zu regeln. Da sowohl jegliche Stillstandszeiten<br />

von Anlagen, als auch geeignete Testaufbauten unerwünschte Kosten zur Folge haben, bleibt<br />

dem Entwicklungsingenieur wenig Spielraum, um neuartige Steuer– und Regelungsverfahren<br />

direkt am jeweiligen System zu testen.<br />

Folglich hat sich während der letzten Jahre durch den rapiden Fortschritt der Computertechnik<br />

die Rechnersimulation als wichtiges Hilfsmittel bei Entwurf, Analyse und Auslegung bzw.<br />

Optimierung von Anlagen und deren Steuer– und Regeleinheiten entwickelt. Allgemeines Ziel<br />

der Simulation ist es, mithilfe eines mathematischen Modells Aussagen über das Verhalten des<br />

betrachteten physikalischen Systems zu machen. Hierzu gibt es mittlerweile eine Vielzahl verschiedener<br />

Simulationsprogramme, die auf die unterschiedlichsten Anlagentypen zugeschnitten<br />

sind.<br />

Dieses Praktikum soll Einblicke in die Möglichkeiten der modernen Rechnersimulation geben.<br />

In Rahmen von sechs Versuchen sollen verschiedene mechatronische Systeme (d.h. Systeme, in<br />

denen eine geregelte elektromechanische Energiewandlung stattfindet, vgl. Abb. 1) am Rechner<br />

simuliert sowie geeignete Regelalgorithmen entworfen und optimiert werden. Hierbei werden<br />

die in der elektrischen Antriebstechnik bedeutendsten Maschinentypen, fremderregte Gleichstrommaschinen<br />

und Drehfeldmaschinen, näher untersucht und deren geregelter Betrieb <strong>für</strong><br />

verschiedene Anwendungsfälle optimiert.<br />

Im Laufe der Versuchewird die SimulationsumgebungMATLAB/Simulinkeingesetzt, welche sich<br />

zur Untersuchung von linearen, nichtlinearen, zeitkontinuierlichen und zeitdiskreten Systemen<br />

besonders eignet und durch deren graphische Oberfläche leicht zu erlernen und zu bedienen ist.<br />

Abbildung 1: Bestandteile eines mechatronischen Systems<br />

– 1 –


Versuch 1<br />

Modellierung des Gleichstromantriebs<br />

Hinweis: Die mit * gekennzeichneten Teilaufgaben sind in der schriftlichen<br />

Versuchsvorbereitung zu lösen!<br />

1.1 Übersicht<br />

In den ersten drei Versuchen werden geregelte Gleichstromantriebe behandelt. In diesem Antriebstyp<br />

besteht die Regelstrecke, d. h. das zu regelnde System, aus einer Gleichstrommaschine<br />

und einem Gleichspannungswandler als leistungselektronischem Stellglied, welches eine gezielte<br />

Beeinflussung des elektrischen Energieflusses in die Maschine ermöglicht und somit deren Regelung<br />

überhaupt möglich macht. Die Ansteuerung des Stellglieds erfolgt durch einen Regler,<br />

über einen Vergleich der gemessenen Regelgrößen mit deren Sollwerten.<br />

Im Rahmen des Praktikums wird der in industriellen Anlagen weit verbreitete Fall der durch<br />

einenVierquadranten-Pulssteller (kurzVierquadrantensteller)gespeistenfremderregtenGleichstrommaschine<br />

in Betracht gezogen. Gegenstand des ersten Versuchs ist die Modellierung des<br />

Gleichstromstellers, der fremderregten Gleichstrommaschine sowie der zugehörigen Sensorik.<br />

Ausgehend von den erarbeiteten Modellen wird der gesteuerte Betrieb des Gleichstromantriebs<br />

und insbesondere dessen stationäres Drehmoment-Drehzahl-Verhalten untersucht. Regelauslegung<br />

und Analyse des Betriebs im geschlossenen Regelkreis erfolgen im zweiten Versuch.<br />

1.2 Vierquadranten-Pulssteller<br />

1.2.1 Funktionsweise<br />

Der Pulssteller gehört zu den Gleichspannungswandlern und liefert, ausgehend von einer<br />

festen Eingangspannung U dc , eine einstellbare, pulsierende Ausgangsspannung u A . Im Hinblick<br />

auf die möglichen Spannungs- und Strompolaritäten wird zwischen Ein-Quadrantenund<br />

Mehrquadranten-Pulsstellern unterschieden. Im weiteren Verlauf wird ein Vierquadranten-<br />

Pulssteller betrachtet, welcher sowohl positive, als auch negative Ausgangsspannungen bereitstellen<br />

und den Strom bidirektional führen kann (Abb. 1.1).<br />

– 2 –


1.2.2. Nachbildung von wertkontinuierlichen Spannungen<br />

Abbildung 1.1: Prinzipschaltplan eines Vierquadrantenstellers<br />

Die in Abb. 1.1 dargestellten Schaltelemente S1 bis S4 (IGBT-Module mit integrierter Freilaufdiode)<br />

werden als ideelle Schalter angenommen, die über die binären Ansteuerungssignale s 1<br />

bis s 4 beliebig geschlossen (kurz s x , x ∈ {1..4}) oder geöffnet (kurz ¬s x , x ∈ {1..4}) werden<br />

können. Ist in einem der beiden Halbbrücken ein Schalter geschlossen, muss der andere geöffnet<br />

sein, um einen Kurzschluss der Eingangsspannung (Zwischenkreisspannung) U dc auszuschließen.<br />

Somit ergeben sich folgende logische Zusammenhänge zwischen Steuersignalen und der<br />

Ausgangsspannung:<br />

⎧<br />

(s 1 ∧¬s 2 ) ∧ (¬s 3 ∧s 4 ) ⇒ u A = U dc<br />

⎪⎨<br />

(¬s 1 ∧s 2 ) ∧ (s 3 ∧¬s 4 ) ⇒ u A = −U dc<br />

⎪⎩<br />

[(s 1 ∧¬s 2 ) ∧ (s 3 ∧¬s 4 )]∨[(¬s 1 ∧s 2 ) ∧ (¬s 3 ∧s 4 )] ⇒ u A = 0<br />

(1.1)<br />

Angesichts obiger Betrachtungen können die Signale s 2 bzw. s 4 durch logische Negierung aus<br />

s 1 bzw. s 3 generiert werden.<br />

1.2.2 Nachbildung von wertkontinuierlichen Spannungen<br />

Wie aus (1.1) hervorgeht, kann der Pulssteller lediglich 3 diskrete Spannungswerte an dessen<br />

Ausgangsklemmen bereitstellen. Durch Umschalten zwischen den drei möglichen Zuständen<br />

lassen sich jedoch mittlere Spannungswerte im gesamten Intervall [−U dc ;U dc ] erzeugen. Dieses<br />

Verhalten wird erzielt, wenn die Steuersignale s 1 und s 3 durch z. B. Pulsbreitenmodulation<br />

(PWM) generiert werden.<br />

Das Prinzip der PWM ist in Abb. 1.2 erläutert, wobei folgende Symbole benutzt wurden:<br />

UA<br />

∗<br />

u d<br />

T s<br />

T on<br />

u A<br />

Spannungssollwert<br />

Trägersignal<br />

Periode des Trägersignals<br />

Einschaltdauer des Schalters S1<br />

Augenblickswert der Ausgangsspannung<br />

– 3 –


1.2. Vierquadranten-Pulssteller<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 1.2: Funktionsprinzip der Pulsbreitenmodulation<br />

(a) d > 0,5 bzw. u A > 0; (b) d < 0,5 bzw. u A < 0<br />

Fernerentsprichtu A demgleitendenMittelwertderAusgangsspannungübereineTrägerperiode:<br />

u A (t) = 1 T s<br />

∫ t<br />

t−T s<br />

u A (t ′ )dt ′<br />

Das binäre Signal s 1 wird durch Vergleich des Spannungssollwerts UA ∗<br />

u d (Trägersignal) gemäß folgendem Gesetz bestimmt:<br />

mit dem Referenzsignal<br />

{ 1 wenn U<br />

∗<br />

s 1 = A /U dc ≥ u d<br />

0 sonst<br />

(1.2)<br />

Das Tastverhältnis (engl. duty cycle) d des Signals s 1 lautet somit:<br />

d = T on<br />

= T on/2<br />

T s T s /2 = 1+U∗ A /U dc<br />

2<br />

(1.3)<br />

Zur Vermeidung eines gleichzeitigen Einschaltens von S1 und S2 erfolgt die Ansteuerung von<br />

S2 über das Signal s 2 = ¬s 1 . Werden s 3 = s 2 = ¬s 1 und s 4 = ¬s 3 = s 1 gewählt, kann u A<br />

laut (1.1) die Werte U dc und −U dc annehmen. Dies hat den Vorteil, dass lediglich ein Signal<br />

zur Ansteuerung des Pulsstellers genügt. Durch Variieren des Tastverhältnisses im Intervall<br />

– 4 –


1.2.3. Dynamisches Verhalten bei Sollwertänderungen<br />

[0;1] können Spannungsmittelwerte u A im gesamten Bereich [−U dc ;U dc ] generiert werden. Auf<br />

diese Weise kann zwar der dritte logische Zusammenhang in (1.1) nicht ausgenutzt werden,<br />

dies ist jedoch unerheblich, da ein Spannungsmittelwert von Null durch geeignete Wahl des<br />

Tastverhältnisses erzeugt werden kann.<br />

Als Trägersignal wurde in Abb. 1.2 ein Dreiecksignal benutzt, andere Signaltypen wie z.B.<br />

Sägezahnsignale wären ebenfalls möglich. Abb. 1.2(a) zeigt die sich ergebenden Steuersignale<br />

sowie die zugehörige Ausgangsspannung und den resultierenden Strom <strong>für</strong> den Fall einer<br />

ohmsch-induktiven Last und UA ∗ > 0 bzw. d > 50%. Der Verlauf derselben Größen <strong>für</strong><br />

< 0 d. h. d < 50% hingegen ist in Abb. 1.2(b) wiedergegeben.<br />

U ∗ A<br />

1.2.3 Dynamisches Verhalten bei Sollwertänderungen<br />

Ändert sich der Spannungssollwert U ∗ A , vergeht eine Zeit T w bis sich der gleitende Mittelwert<br />

der Ausgangsspannung entsprechend einstellt. Diese Tatsache ist in Abb. 1.3 ersichtlich. Der<br />

Vierquadrantensteller kann folglich als Verstärker mit verzögerndem Verhalten angesehen werden.<br />

Abbildung 1.3: Wartezeit bei der Umsetzung von Sollwertänderungen<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Kombination einer Spannungsquelle mit festem<br />

Ausgang U dc und eines Vierquadranten-Pulsstellers zu einer einstellbaren Spannungsquelle<br />

führt, deren Ausgangsbereich dem Intervall [−U dc ;U dc ] entspricht. Ferner kann der Energieaustausch<br />

bidirektional erfolgen. Somit eignet sich der Vierquadranten-Pulssteller besonders<br />

zum Einsatz als Stellglied im Anker- oder Erregerkreis von Gleichstromantrieben.<br />

– 5 –


1.3. Fremderregte Gleichstrommaschine<br />

1.3 Fremderregte Gleichstrommaschine<br />

1.3.1 Modellierung<br />

Der grundsätzliche Aufbau der Gleichstrommaschine ist Abb. 1.4 schematisch dargestellt. Da<br />

in ihrem Inneren sowohl elektromagnetische, als auch mechanische und thermische Vorgänge<br />

mit z. T. nichtlinearen Effekten auftreten, stellt sie ein komplexes System dar. Um dennoch<br />

geschlossene Beziehungen zwischen elektrischen und mechanischen Größen in einem einfach<br />

zu handhabenden Modell zu erhalten, werden zunächst folgende vereinfachende Annahmen<br />

gemacht:<br />

• Der Einfluss des Ankerstroms auf das Luftspaltfeld (Ankerrückwirkung) wird vernachlässigt.<br />

Ankerrückwirkungen verschlechtern das Maschinenverhalten und es wird generell<br />

versucht, diese durch geeignete Designmethoden zu unterdrücken (z.B. Kompensationswicklungen<br />

bei größeren Maschinen [1], [2]), weswegen die Annahme grundsätzlich<br />

berechtigt ist.<br />

• Der Auswirkung der Temperatur auf Erreger- sowie Ankerwiderstand wird keine Rechnung<br />

getragen.<br />

• Bezüglich der magnetischen Materialeigenschaften wird lediglich der Einfluss der Eisensättigung<br />

auf den Erregerkreis berücksichtigt. Hierbei wird ebenfalls durch entsprechende<br />

Konstruktionsmaßnahmen angestrebt, Hysterese- oder Wirbelstromeffekte zu minimieren.<br />

Aus diesem Grund wird der Zusammenhang zwischen Erregerstrom und Erregerflussverkettung<br />

durch eine nichtlineare Funktion ausgedrückt.<br />

Unter Berücksichtigung obiger Vereinfachungen ergeben sich folgende Zusammenhänge zwischen<br />

elektrischen und mechanischen Größen:<br />

Ankerkreis:<br />

U A = E A +R A ·I A +L A · dI A<br />

dt<br />

E A = C M ·Ψ E ·Ω M<br />

M Mi = C M ·Ψ E ·I A<br />

(1.4a)<br />

(1.4b)<br />

(1.4c)<br />

Erregerkreis:<br />

U E = R E ·I E + dΨ E<br />

dt<br />

Ψ E = f(I E ) mit Ψ E (0) = 0<br />

(1.4d)<br />

(1.4e)<br />

Mechanik:<br />

M Mi −M L = Θ M · dΩ M<br />

dt<br />

(1.4f)<br />

– 6 –


1.3.2. Stationäres Verhalten<br />

Abbildung 1.4: Aufbau der Gleichstrommaschine [1, S. 849]:<br />

(a) Läufer; (b) Läufer-Nutquerschnitt; (c) Schematischer Querschnitt der Maschine;<br />

(d) Längsschnitt des Motors<br />

1.3.2 Stationäres Verhalten<br />

Motorkennlinie<br />

Im stationären Betrieb, d. h. wenn die in der Maschine gespeicherte Energie konstant bleibt<br />

und sich die Zustandsgrößen I A und Ω M nicht mehr ändern (dI A /dt = dΩ A /dt = 0), ist die<br />

gesamte aufgenommene Leistung gleich der abgegebenen. Daraus folgt, dass <strong>für</strong> eine bestimmte<br />

Ankerspannung U A ein fester Zusammenhang zwischen Drehmoment und Drehzahl in diesem<br />

Fall existiert. Wird beispielsweise ein Lastmoment angelegt, stellt sich eine zugehörige Drehzahl<br />

– 7 –


1.3. Fremderregte Gleichstrommaschine<br />

Symbole Physikalische Größen Symbole Physikalische Größen<br />

U A Ankerspannung I E Erregerstrom<br />

I A Ankerstrom R E Erregerwiderstand<br />

R A Ankerwiderstand C M Maschinenkonstante<br />

L A Ankerinduktivität M Mi Luftspaltmoment<br />

E A Elektromotorische Kraft (EMK) M L Lastmoment<br />

Ψ E Erreger-Flussverkettung Θ M Rotorträgheitsmoment<br />

U E Erregerspannung Ω M Rotorwinkelgeschwindigkeit<br />

Tabelle 1.1: Bedeutung der in (1.4) verwendeten Symbole<br />

Abbildung 1.5: <strong>Elektrische</strong>s Ersatzschaltbild von Anker- und Erregerkreiswicklung<br />

ein. Wird hingegen äußerlich ein bestimmter Drehzahlwert aufgezwungen, so gibt der Motor<br />

ein entsprechendes Drehmoment ab. Dies entspricht dem bekannten Betrieb einer Gleichstrommaschine<br />

an einer festen Gleichspannungsquelle.<br />

Die stationäre Beziehung zwischen Drehmoment und Drehzahl kann aus dem Gleichungssystem<br />

(1.4) abgeleitet werden, indem Ankerspannung U A und Ankerstrom I A durch deren<br />

Abhängigkeiten von Drehmoment und Drehzahl in (1.4a) ersetzt werden:<br />

0<br />

Aus U A = E A +I A ·R A + L ✟<br />

✟ ✟✟✟✯ A · dI A<br />

dt<br />

unter Berücksichtigung von I A = M Mi<br />

C M ·Ψ E<br />

und E A = C M ·Ψ E ·Ω M<br />

folgt U A = R A ·<br />

M Mi<br />

C M Ψ E<br />

+C M ·Ψ E ·Ω M (1.5)<br />

0<br />

Anhand M Mi −M L = Θ<br />

✟<br />

✟ M ✟✟✟✟✯ · dΩ M<br />

dt<br />

ergibt sich schließlich<br />

Ω M = U A<br />

C M Ψ E<br />

− R A<br />

C 2 M Ψ2 E<br />

·M L (1.6)<br />

Gleichung (1.6) drückt einen linearen Zusammenhang zwischen Drehmoment und Winkelgeschwindigkeit<br />

aus (siehe Abb. 1.6). Der konstante Term entspricht der sog. Leerlaufwinkelgeschwindigkeit<br />

Ω M0 . Diese stellt sich ein, wenn der Maschine keine mechanische Energie ent-<br />

– 8 –


1.3.2. Stationäres Verhalten<br />

nommen wird, d. h. M L = 0. Wird der Motor mit einem positiven Lastmoment M L = M L1<br />

beaufschlagt,verringertsichdieDrehzahlundfolglichdieinduzierteSpannung.DerSpannungsabfall<br />

am Widerstand der Ankerwicklung und daher der durch diese fließende Strom steigen.<br />

Somit erhöht sich das von der Maschine entwickelte Drehmoment bis ein neues Gleichgewicht<br />

zustande kommt. Der resultierende Arbeitspunkt ist (M L1 ,Ω 1 ).<br />

Wird der Rotor festgehalten, wird keine Bewegungsspannung in der Ankerwicklung induziert,<br />

sodass U A die am Ankerwiderstand abfallende Spannung darstellt. Der resultierende Strom i K<br />

wird als Kurzschlussstrom bezeichnet. In diesem Fall liefert die Maschine das Kurzschlussmoment:<br />

M K = C M ·Ψ E ·i K = C M ·Ψ E · UA<br />

R A<br />

(1.7)<br />

Abbildung 1.6: Stationäre Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie der Gleichstommaschine<br />

Beeinflussung der stationären Kennlinie<br />

Neben den durch den Maschinenaufbau festgelegten Parametern C M und R A wirken sich U A<br />

und Ψ E auf die Kennlinie aus. Wenn die Ankerspannung U A durch die an den Ankerklemmen<br />

angeschlossene Spannungsquelle vorgegeben ist, kann der Erregerfluss gemäß (1.4d) über die<br />

Erregerspannungeingestelltwerden.FolglichkanndieMaschinenkennlinieaufzweiverschiedene<br />

Weise beeinflusst werden.<br />

Wird die Ankerspannung variiert, jedoch der Erregerfluss auf seinen Nennwert Ψ EN gehalten,<br />

verschieben sich die Schnittpunkte der Kennlinie mit den Koordinatenachsen, ohne dass sich<br />

deren Steigung ändert. Diese Ansteuerungsart nennt sich Ankerstellbetrieb (siehe Abb. 1.7).<br />

Da sowohl der Isolierlack der Rotorwicklung, als auch der Bereich zwischen zwei benachbarten<br />

Kommutatorlamellen eine begrenzte Isolationsfestigkeit aufweist, darf die Ankerspannung nicht<br />

über deren Nennwert U AN erhöht werden. Aus diesem Grund können durch dieses Prinzip nur<br />

Betriebspunkte unterhalb der Nennkennlinie erreicht werden.<br />

– 9 –


1.3. Fremderregte Gleichstrommaschine<br />

In der Praxis wird bei der Dimensionierung eines Motors ein kleiner Wert <strong>für</strong> den Ankerwiderstand<br />

angestrebt, um den Wirkungsgrad zu maximieren. Diese Maßnahme führt jedoch dazu,<br />

dass der unter Nennspannung im Stillstand resultierende Strom Wärmeverluste U 2 AN /R A zur<br />

Folge hätte, die die Isolierung der Rotorwicklung beschädigen würden. Dementsprechend wird<br />

der Ankerstrom auf einen Wert I max < I K begrenzt und der Betrieb im Bereich des Schnittpunkts<br />

der Nennkennlinie mit der Abzissenachse somit ausgeschlossen.<br />

Abbildung 1.7: Betrieb im Ankerstellbereich<br />

Abbildung 1.8: Erweiterung des Betriebsbereichs mittels Feldschwächung<br />

StationäreBetriebspunkteüberderNennkennlinielassensichjedocherreichen,wennbeiAnkernennspannung<br />

der Erregerfluss abgesenkt wird. Diese Vorgehensweise wird als Feldschwächung<br />

bezeichnet. Wie aus (1.4b) hervorgeht, führt dies zu einer Verringerung der Gegenspannung, die<br />

bei einer Winkelgeschwindigkeit Ω M in der Ankerwicklung induziert wird, sodass höhere Drehzahlen<br />

als die Nennleerlaufdrehzahl erreicht werden können. Allerdings hat die Senkung der<br />

magnetischen Erregung gleichzeitig zur Folge, dass das bei einem gewissen Strom I A entwickelteDrehmomentgeringerwird(siehe(1.4c)).FolglichentsprichtdieMinderungdermagnetischen<br />

Erregung einer Drehung der Drehmoment-Drehzahl-Kennlinie im Uhrzeigersinn (Abb. 1.8).<br />

– 10 –


1.4 Sensorik<br />

Betreibt man eine Gleichstrommaschine an einem Prüfstand, ist der Zugriff auf die physikalischen<br />

Größen, wie z. B. Drehzahl oder Ankerstrom, nur durch den Einbau bestimmter Sensoren<br />

möglich. Die Mitschrift einer physikalischen Größe selbst ist je nach Messprinzip demnach immer<br />

zeitverzögert, verrauscht, verzerrt, mit Messfehlern wie Versatz, Quantisierung und Nichtlinearität<br />

behaftet und/oder beeinflusst von anderen physikalischen Größen, wie Temperatur,<br />

statische oder zeitveränderliche Magnetfelder sowie Erschütterungen. Diese Messfehler stellen<br />

in der Praxis oft einen wesentlichen Begrenzungsfaktor <strong>für</strong> die Leistungsfähigkeit des gesamten<br />

Antriebssystems dar. Aus diesem Grund wird im Folgenden auf die wichtigsten Ursachen von<br />

Messfehlern näher eingegangen.<br />

1.4.1 Stromerfassung<br />

DieStrommessungerfolgtmeistensüberShuntwiderstände oderKompensationwandler.Einsog.<br />

Shunt ist ein geeichter, niederohmiger Widerstand über dem eine stromproportionale Spannung<br />

abfällt. Aufgrund der im Shunt entstehenden Wärmeleistung muss die an dessen Klemmen<br />

abgegriffene Spannung klein gehalten werden, weswegen sie vor ihrer Digitalisierung durch<br />

einen Analog-Digital-Wandler (ADC) immer mittels analoger Schaltungen in den Bereich von<br />

etwa [−10V;10V] verstärkt wird. Dies hat ein relativ starkes Messrauschen zur Folge.<br />

Abbildung 1.9: Aufbau eines Kompensationswandlers<br />

Abbildung 1.9 zeigt die elementaren Komponenten im Aufbau eines Kompensationswandlers.<br />

Darin umschließt ein Eisenkern den Leiter, in dem der zu messende Strom I A fließt. Ein Hall-<br />

SensorerfasstdasimEisenkernvorhandeneMagnetfeldundlieferteineSpannungU hall ,mithilfe<br />

deren der Strom in der Sekundärwicklung (Kompensationsstrom I comp ) so geregelt wird, dass<br />

das Gesamtmagnetfeld im Eisenkern ausgelöscht wird. Damit ist der Kompensationsstrom zu<br />

jeder Zeit dem zu ermittelden Strom proportional. Den Proportionalitätsfaktor bildet dabei die<br />

Windungszahl der Sekundärwicklung. Im Allgemeinen wird der Kompensationsstrom zur AuswertungdurcheinenADCübereinenShuntineineSpannungumgewandelt.ImHinblickaufdie<br />

niedrigen Stromstärken im Sekundärkreis kann einen größeren Shuntwiderstand zur Erhöhung<br />

des Signal-Rausch-Verhältnisses gewählt werden. Bedingt durch das Prinzip des Hallsensors<br />

und die Remanenz im Eisenkern führt dieses Messverfahren jedoch zu größeren Versätzen (engl.<br />

offsets) in den ermittelten Werten.<br />

– 11 –


1.4. Sensorik<br />

ZusammenfassendsindMessrauschenundOffsetdiebedeutendstenFehlerquellenbeiderStrommessung.<br />

Im Rahmen des Praktikums wird der Offset vernachlässigt und die Strommessung als<br />

Überlagerung des tatsächlichen Stromes mit einem Rauschsignal modelliert, wie in Abb. 1.10<br />

dargestellt.<br />

Abbildung 1.10: Verwendetes Modell der Strommessung<br />

1.4.2 Drehzahlmessung<br />

In der Praxis wird zur Drehzahlmessung meist die Ableitung des Rotorwinkelsignals verwendet,<br />

welches über einen am Rotor befestigten Drehgeber erfasst wird.<br />

Abbildung 1.11: Skizzenhafte Darstellung eines optischen Inkremental-Gebers<br />

Die am häufigsten verwendeten Lagegeber sind Inkrementalgeber (oder Inkremental-Encoder)<br />

sowie Resolver, wobei im weiteren Verlauf nur Inkrementalgeber in Betracht gezogen werden.<br />

Das der Positionsmessung zugrunde liegende physikalische Prinzip kann bei Inkrementalgebern<br />

entweder magnetischer oder optischer Natur sein. In seiner einfachsten Ausführung besteht<br />

der optische Inkrementalgeber im Wesentlichen aus einer Scheibe, eine Lichtquelle sowie zwei<br />

Photodetektoren (siehe Skizze in Abb. 1.11). Entlang des Umfangs der Scheibe sind zwei Spuren<br />

mit äquidistanten Schlitzen (Strichen), z. B. 1024, angeordnet. Beide Spuren sind um ein<br />

Viertel des Abstands zwischen zwei Schlitzen zueinander verschoben, wodurch die Photodetektoren<br />

ein zueinander um 90 Grad phasenverschobenes Rechteckspannungssignal ausgeben. Dies<br />

ermöglicht, neben der Erkennung der Drehrichtung, auch eine Erhöhung der Positionsauflösung<br />

um ein Vierfaches, d.h. mit einem 1024-Strich-Geber können bis zu 4096 diskrete Winkelstellungen<br />

je Umdrehung voneinander unterschieden werden. Bei magnetischen Inkrementalgebern<br />

wird eineScheibeaushartmagnetischemMaterialbenutzt,derenRandRegionen abwechselnder<br />

magnetischer Polarität aufweist.<br />

– 12 –


In den Simulationen wird bei der Drehzahlermittlung dem Verhalten des Inkrementalgebers<br />

Rechnung getragen, indem die durch das Modell der Gleichstrommaschine gelieferte Winkelgeschwindigkeit<br />

zunächst zu einem Winkel integriert wird, welcher anschließend entsprechend<br />

der verwendeten Strichzahl quantisiert und das resultierende Signal nach der Zeit differenziert<br />

wird (siehe Abb. 1.12).<br />

Abbildung 1.12: Modellierung der Drehzahlerfassung<br />

1.5 Aufgaben<br />

1.5.1 Modell der Gleichstrommaschine<br />

1.) * Überführen Sie das Gleichungssystem (1.4) in den Laplace-Bereich und zeichnen Sie<br />

den Signalflussplan der fremderregten Gleichstrommaschine (Eingangsgrößen: U A , U E ,<br />

M L ; Ausgangsgrößen: I A , Ω M ). Erklären Sie die physikalische Bedeutung der einzelnen<br />

Blöcke.<br />

2.) * Vervollständigen Sie das Diagramm in Abb. 1.13, indem Sie die Betriebsarten in den<br />

QuadrantenII,IIIundIVangeben.WelcheVoraussetzungmussdasLastmomenterfüllen,<br />

damit ein Betrieb in den Quadranten II und III möglich ist? Begründen Sie Ihre Antwort.<br />

Abbildung 1.13: Quadranten im I A -U A -Diagramm<br />

3.) *GebenSiedieKoordinatendesBetriebspunktsmaximalermechanischerLeistungimM-<br />

Ω-Diagramm <strong>für</strong> eine gegebene Ankerspannung U A im Ankerstellbereich in Abhängigkeit<br />

der Leerlaufwinkelgeschwindigkeit Ω M0 und des Kurzschlussmoments M K an. Wie verhält<br />

sich die maximale mechanische Leistung im Feldschwächbereich?<br />

– 13 –


1.5. Aufgaben<br />

1.5.2 Untersuchung des Verhaltens eines Gleichstrommotors<br />

Das Verhalten eines kleinen Gleichstrommotors, dessen Parameterwerte in Tabelle 1.2 zusammengefasst<br />

sind, soll auf der Grundlage von Simulationen untersucht werden. Es wird zunächst<br />

davon ausgegangen, dass dieser von einer idealen Gleichspannungsquelle gespeist ist.<br />

Physikalische Größe<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Nennleistung P N = 200 [W]<br />

Nenndrehzahl N N = 2000 [min −1 ]<br />

Nenndrehmoment M N = [Nm]<br />

Nennankerspannung U AN = 220 [V]<br />

Nennankerstrom I AN = 1 [A]<br />

Nennerregerspannung U EN = 220 [V]<br />

Nennerregerstrom I EN = 0,1 [A]<br />

max. Ankerstrom I A,max = 3 [A]<br />

max. Erregerstrom I E,max = 0,3 [A]<br />

Ankerinduktivität L A = [H]<br />

Ankerwiderstand R A = [Ω]<br />

Erregerwiderstand R E = [Ω]<br />

Rotorträgheitsmoment Θ M = [kgm 2 ]<br />

Tabelle 1.2: Parameter des betrachteten Gleichstrommotors<br />

4.) * Um die in Tabelle 1.2 fehlenden Parameter bestimmen zu können, wurden verschiedene<br />

Experimente an der Maschine durchgeführt, deren Ergebnisse in Abb. 1.14 bis 1.16<br />

graphisch wiedergegeben sind.<br />

(a) Berechnen Sie das Nennmoment und den Erregerwiderstand.<br />

(b) Bestimmen Sie Ankerwiderstand und Ankerinduktivität aus dem in Abb. 1.14 dargestellten<br />

Stromverlauf. Geben Sie den Wert der Ankerzeitkonstante T A an.<br />

(c) Wie aus Abb. 1.15 ersichtlich, zeichnet sich der tatsächliche Zusammenhang zwischen<br />

Erregerstrom und Erregerfluss durch ein ausgeprägtes Hystereseverhalten aus.<br />

In den Simulationen wird die Hysterese-Schleife durch die zugehörige ideale Magnetisierungskurve<br />

approximiert, welche durch folgende Gleichung dargestellt werden<br />

kann:<br />

Ψ E<br />

Ψ EN<br />

= a 1 ·atan<br />

) ( ) ( )<br />

2IE 3IE<br />

+a 2 ·atan +a 3 ·atan<br />

I EN I EN I EN<br />

(<br />

IE<br />

wobei a 1 = −1,122, a 2 = 2,553 und a 3 = −0,759<br />

(1.8)<br />

Nennen Sie den physikalischen Grund, weswegen Gleichung (1.8) zur Approximation<br />

des Erregerflusses <strong>für</strong> Werte von |I E | großer als I EN ungeeignet wäre.<br />

(d) Geben Sie den Ausdruck der Maschinenkonstante C M in Abhängigkeit des Nennerregerflusses<br />

Ψ EN an.<br />

– 14 –


1.5.2. Untersuchung des Verhaltens eines Gleichstrommotors<br />

(e) Das Diagramm in Abb. 1.16 stellt die Winkelgeschwindigkeit des Rotors während<br />

eines Hoch- bzw. eines Herunterlaufens bei konstantem Motormoment dar. Wie aus<br />

der Betrachtung der Verläufe hervorgeht, ändert sich die Geschwindigkeit nahezu<br />

linear mit der Zeit.<br />

Ermitteln Sie die zeitliche Ableitung der Winkelgeschwindigkeit während des<br />

Beschleunigungs- bzw. des Bremsvorgangs mithilfe des Diagramms. Auf welchem<br />

physikalischen Effekt ist der starke Unterschied zwischen beiden Werten<br />

zurückzuführen?<br />

Verwenden Sie die obigen Ergebnisse, um das Rotorträgheitsmoment zu berechnen.<br />

1.2<br />

1.1<br />

1<br />

u A /U AN<br />

i A /I AN<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

−0.1<br />

−0.2<br />

−0.01 0 0.01 0.02 0.03 0.04 0.05 0.06 0.07 0.08 0.09 0.1 0.11<br />

t[s]<br />

Abbildung 1.14: Ankerstromantwort auf Spannungssprung (Ψ E = 0[Vs])<br />

ImFolgendenwirdderBetriebdesMotorsaneineridealeneinstellbarenGleichsspannungsquelle<br />

betrachtet.<br />

5.) Öffnen Sie die DateiVersuch1GMParameter.mim VerzeichnisVersuch1inMATLAB,tragen<br />

Sie die von Ihnen berechneten Parameterwerte an die entsprechenden Stellen ein und<br />

speichern Sie Ihre Änderungen.<br />

Öffnen Sie die Datei GM ideale Einspeisung.mdl in Simulink und vervollständigen Sie<br />

den Ankerkreis der fremderregten Gleichstrommaschine. Stellen Sie U AN und U EN auf<br />

derenNennwerteinundbeaufschlagenSiedieMaschinezumZeitpunktt = 1[s]miteinem<br />

Lastmoment M L = M MN . Vor dem Start der Simulation sollten die Modellparameter<br />

durch Doppelklicken auf den Block Initialize übernommen werden.<br />

Bewerten Sie den Verlauf der durch das Maschinenmodell (Block Gleichstrommaschine<br />

(GM))ausgegebenenGrößen.SehenSiesichdiezugehörigeTrajektorieimM-Ω-Diagramm<br />

an und erklären Sie diese.<br />

– 15 –


1.5. Aufgaben<br />

ΨE/ΨEN<br />

1<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

−0.1<br />

−0.2<br />

−0.3<br />

−0.4<br />

−0.5<br />

−0.6<br />

−0.7<br />

−0.8<br />

−0.9<br />

−1<br />

−1 −0.9 −0.8 −0.7 −0.6 −0.5 −0.4 −0.3 −0.2 −0.1 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />

I E /I EN<br />

Abbildung 1.15: Erregerflussverkettung in Abhängigkeit des Erregerstroms<br />

(aufgenommene Hysterese-Schleife und genäherte Magnetisierungskurve)<br />

1<br />

0.9<br />

0.8<br />

Ω M /Ω MN<br />

i A /I AN<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

−0.1<br />

−0.2<br />

−0.3<br />

−0.4<br />

−0.5<br />

−0.05 0.05 0.15 0.25 0.35 0.45 0.55 0.65 0.75 0.85 0.95 1.05 1.15 1.25<br />

t[s]<br />

Abbildung 1.16: Rotorwinkelgeschwindigkeit während eines Auf- und Abwärtslaufs<br />

sowie Ankerstromverlauf<br />

– 16 –


1.5.3. Stromrichtergespeister Betrieb<br />

6.) Überlegen Sie sich eine Methode, um die stationäre Drehmoment-Drehzahl-Kennlinie in<br />

Abhängigkeit einer bestimmten Ankerspannung U A darzustellen (Hinweis: Rampenfunktion<br />

<strong>für</strong> das Lastmoment verwenden). Zeichnen Sie mit diesem Prinzip eine Kennlinie,<br />

welche durch den I., II. und IV. Quadranten verläuft.<br />

7.) Nehmen Sie die Kennlinien auf, die sich <strong>für</strong> U A = 0,5U AN und U A = U AN im ersten<br />

Quadranten des M-Ω-Diagramms ergeben (vgl. Abb. 1.7).<br />

8.) Dynamischer Ankerstellbetrieb: Untersuchen Sie den dynamischen Übergang zwischen<br />

den Kennlinien unter Anwendung folgenden Spannungsverlaufs:<br />

⎧<br />

⎨<br />

U A<br />

U AN<br />

=<br />

⎩<br />

0,4 <strong>für</strong> t ≤ 3[s]<br />

0,8 <strong>für</strong> 3 < t ≤ 5[s]<br />

1 <strong>für</strong> t > 5[s]<br />

(1.9)<br />

Stellen Sie den resultierenden Verlauf im M-Ω-Diagramm dar und bewerten Sie das Ergebnis.<br />

9.) Feldschwächbetrieb: Stellen Sie nun die Spannungsquelle im Ankerkreis auf den Wert<br />

U AN ein. Verwenden Sie folgenden Verlauf <strong>für</strong> die Erregerspannung, um die Nennkennlinie<br />

und eine zugehörige Feldschwächkennlinie darzustellen:<br />

U E<br />

U EN<br />

=<br />

{ 1 wenn t ≤ 3[s]<br />

0,5 wenn t > 3[s]<br />

(1.10)<br />

BeideKennliniensollen,ähnlichzuAbb.1.8,aufdenI.Quadrantenbeschränktdargestellt<br />

sein.<br />

1.5.3 Stromrichtergespeister Betrieb<br />

In diesem Abschnitt wird der Betrieb des Gleichstrommotors an einem Vierquadranten-<br />

Pulssteller betrachtet, dessen Eigenschaften in Tabelle 1.3 zusammengefasst sind.<br />

Physikalische Größe<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Zwischenkreisspannung U dc = 220 [V]<br />

Maximale Schaltfrequenz f max = 2 [kHz]<br />

Tabelle 1.3: Parameter des Pulsstellers<br />

10.) * Der Pulssteller wird mittels PWM angesteuert. Welche maximale Trägerfrequenz f s<br />

ergibt sich aus den Daten in Tabelle 1.3?<br />

11.) *ZeichnenSie,analogzuAbb.1.2,denVerlaufderSteuersignales 1 unds 2 desPulsstellers<br />

sowie dessen Ausgangsspannung u A <strong>für</strong> eine Sollspannung UA ∗ = 0 V und den sich dabei<br />

mit einer RL-Last ergebenden Strom i A .<br />

– 17 –


1.5. Aufgaben<br />

12.) Öffnen Sie die Datei GM Pulssteller.mdl.<br />

Klicken Sie doppelt auf den Block Pulssteller mit Last, damit dessen Inhalt sichtbar<br />

wird.<br />

Bauen Sie mit den zur Verfügung stehenden Elementen einen Vierquadrantensteller mit<br />

ohmsch-induktiverLastundGegenspannungauf.SchlagenSiebeiBedarfaufderHilfeseite<br />

der einzelnen Blöcke nach.<br />

Verwenden Sie <strong>für</strong> die Parameter R A und L A die von Ihnen berechneten Werte. Stellen<br />

Sie E A = 200 V ein. Speichern Sie Ihre Änderungen.<br />

Erläutern Sie die Funktionsweise des Simulink-Blocks Modulator.<br />

Geben Sie als Soll-Eingangsspannungen U ∗ A /U dc = 1 und U ∗ A /U dc = 0,8 vor und erklären<br />

Sie die sich ergebenden Stromverläufe.<br />

13.) * Wie aus Abschnitt 1.2.3 hervorgeht, verhält sich der Pulssteller wie ein Verstärker,<br />

wobeisichdieAusgangsspannungbeiSollwertänderungenerstnacheinerZeitT w einstellt.<br />

FolglichkannderPulsstelleralsTotzeitgliedmitVerzögerungT STR undVerstärkungV STR<br />

vereinfacht modelliert werden, dessen Übertragungsfunktion durch Gl. 1.11 gegeben ist:<br />

F STR (s) = V STR e −sT STR<br />

≈ V STR<br />

1+sT STR<br />

(1.11)<br />

(a) Bestimmen Sie den maximalen Wert der in Abb. 1.3 definierten Wartezeit T w . Begründen<br />

Sie Ihre Antwort.<br />

(b) Geben Sie den Wert der Parameter V STR und T STR in Abhängigkeit der Zwischenkreisspannung<br />

U dc und der Trägerfrequenz f s an. Für die Bestimmung der Zeitkonstante<br />

T STR soll die maximal mögliche Verzögerung bei gegebener Trägerfrequenz<br />

betrachtet werden.<br />

14.) Die Gültigkeit der obigen Approximation soll mithilfe einer Simulation überprüft werden.<br />

Öffnen Sie hierzu die Datei GM Pulssteller Vergleich.mdl. Fügen Sie zunächst eine InstanzdesinAufgabe12.)bearbeitetenBlocksPulssteller<br />

mit LasteinundnennenSie<br />

diesen in Pulssteller um. Passen Sie dessen Inhalt an, um einen Vierquadrantensteller<br />

zu erhalten, d. h. entfernen Sie alle der Last zugehörigen Komponenten. Als Schnittstellen<br />

sollen zum einen das durch den Modulator generierte PWM-Signal und zum anderen die<br />

Ausgangsspannung u A verwendet werden.<br />

Fügen Sie zwei Instanzen des Motormodells aus der Datei GM ideale Einspeisung.mdl<br />

ein. Verwenden Sie <strong>für</strong> das erste Modell die durch den Pulssteller-Block gelieferte<br />

Ankerspannung. Nehmen Sie <strong>für</strong> das andere den Ausgang des Blocks Pulssteller<br />

(Totzeit-Approximation). Passen Sie die Werte der Parameter T s , V STR und T STR in<br />

der Datei Versuch1GMParameter.m an.<br />

VergleichenSiedieErgebnissebeiderModelle.WelchenEinflusshateineVernachlässigung<br />

desschaltendenVerhaltensderSpannungaufdenVerlaufderMaschinendrehzahl?Welche<br />

entscheidende Vorteile hat jedoch diese Vernachlässigung?<br />

– 18 –


1.5.4. Einfluss der Sensorik<br />

1.5.4 Einfluss der Sensorik<br />

Im Folgenden wird das Verhalten der Sensoren untersucht. Hierbei wird davon ausgegangen,<br />

dass sowohl Ankerkreis, als auch Erregerkreis über einen Pulssteller gespeist werden, welche als<br />

Totzeitglieder modelliert werden. Gleiche Parameterwerte werden <strong>für</strong> beide Gleichspannungswandler<br />

verwendet, d. h. V STR und T STR .<br />

15.) ÖffnenSiehierzudieDateiGM Sensorik.mdlundfügenSieeineInstanzdesMotormodells<br />

aus der Datei GM ideale Einspeisung.mdl ein.<br />

Benutzen Sie folgendes Sollwertsignal <strong>für</strong> den Pulssteller im Erregerkreis:<br />

U ∗ E<br />

U EN<br />

=<br />

{ 0 <strong>für</strong> t ≤ 0,1[s]<br />

1 <strong>für</strong> t > 0,1[s]<br />

(1.12)<br />

Der Spannungssollwert <strong>für</strong> den Ankerkreis lautet:<br />

U ∗ A<br />

U AN<br />

=<br />

{ 0 <strong>für</strong> t ≤ 0,5[s]<br />

1 <strong>für</strong> t > 0,5[s]<br />

(1.13)<br />

Beachten Sie bei der Implementierung die Verstärkung der Pulssteller. Belasten Sie die<br />

Gleichstrommaschine zum Zeitpunkt t L = 1.5s mit dem Nennmoment M MN .<br />

Betrachten Sie die Winkelgeschwindigkeit Ω M , die elektrischen Signale U A , E A , I A des<br />

Ankerkreises und I E , Ψ E des Erregerkreises. Stimmt das Verhalten der Maschine mit<br />

Ihren Erwartungen überein?<br />

16.) Glätten Sie die Strommesssignale IA m und Im E jeweils mithilfe eines Tiefpassfilters erster<br />

Ordnung mit der Zeitkonstante T g,IA = T g,IE = 2[ms]). Verwenden Sie ebenfalls ein<br />

solches Filter <strong>für</strong> die Winkelgeschwindigkeit mit der Zeitkonstante T g,ΩM = 2[ms].<br />

Nach erfolgreicher Implementierung der Messwertglättungen vergleichen Sie die von der<br />

Sensorik erzeugten Größen Ω m M , Im A und Im E mit den realen Signalen Ω M, I A und I E sowie<br />

den geglätteten Signalen ˆΩ M , ÎA und ÎE. Bewerten Sie die Verläufe.<br />

– 19 –


Versuch 2<br />

Regelung des Gleichstromantriebs<br />

Hinweis: Die mit * gekennzeichneten Teilaufgaben sind in der schriftlichen<br />

Versuchsvorbereitung zu lösen!<br />

2.1 Übersicht<br />

Im vorangegangenen Versuch wurden vereinfachte Modelle der Komponenten eines Gleichstromantriebs<br />

(Gleichstrommotor, Vierquadranten-Pulssteller, Sensorik) erarbeitet und mithilfe<br />

von Simulationen im gesteuerten Betrieb validiert. Sie sollen nun zur Untersuchung des Gleichstromantriebs<br />

im geschlossenen Regelkreis herangezogen werden.<br />

Hierbei werden, wie in der Praxis üblich, die Zustandsgrößen Ankerstrom I A und Rotorwinkelgeschwindigkeit<br />

N in einer kaskadierten Struktur durch lineare Regler vom Typ PID<br />

(Proportional-Integral-Differential) geregelt (vgl. Abb. 2.1). Dies bedeutet zum einen, dass<br />

Strom- und Drehzahlregelkreis ineinander verschachtelt sind und zum anderen, dass sowohl<br />

ein Regler <strong>für</strong> den Ankerstrom, als auch einer <strong>für</strong> die Winkelgeschwindikgeit zu entwerfen sind.<br />

In der industriellen Antriebstechnik werden die Reglerparameter häufig nach dem Betragsoptimum<br />

bzw. dem Symmetrischen Optimum bestimmt. Diese Vorgehensweise erfordert einen<br />

relativ geringen Aufwand bei der Modellierung des zu regelnden Systems und liefert dennoch<br />

zufriedenstellende Ergebnisse im Hinblick auf Stabilität und Dynamik des geschlossenen Regelkreises.<br />

Abbildung 2.1: Prinzipdiagramm einer Drehzahl-Strom-Regelung in Kaskadenstruktur<br />

– 20 –


Nach einer kurzen Zusammenfassung der grundlegenden Eigenschaften der im ersten Versuch<br />

entwickelten Modelle wird die Auslegung des Stromreglers im inneren Regelkreis betrachtet.<br />

Im weiteren Schritt wird der Drehzahlregler entworfen. Die Einhaltung der jeweiligen Regelziele<br />

wird anhand von Simulationen überprüft. Die Untersuchungen beschränken sich auf den<br />

Ankerstellbetrieb, die Feldschwächung wird nicht betrachtet.<br />

2.2 Modell des Gleichstromantriebs<br />

Die wichtigsten Eigenschaften der im ersten Versuch erarbeiteten Modelle der Gleichstrommaschine,<br />

des Pulsstellers sowie der Sensorik werden in diesem Abschnitt zusammengefasst. Die<br />

<strong>für</strong> die Reglerauslegung zu verwendenden numerischen Parameterwerte finden sich in Tabelle<br />

2.1.<br />

2.2.1 Gleichstrommotor<br />

Nach (1.4) bestehen folgende Zusammenhänge zwischen den elektrischen und mechanischen<br />

Größen des fremderregten Gleichstrommotors:<br />

Ankerkreis:<br />

U A = E A +R A ·I A +L A · dI A<br />

dt<br />

E A = C M ·Ψ E ·Ω M<br />

M Mi = C M ·Ψ E ·I A<br />

(2.14a)<br />

(2.14b)<br />

(2.14c)<br />

Erregerkreis:<br />

U E = R E ·I E + dΨ E<br />

dt<br />

Ψ E = f(I E ) mit Ψ E (0) = 0<br />

(2.14d)<br />

(2.14e)<br />

Mechanik:<br />

M Mi −M L = Θ M · dΩ M<br />

dt<br />

(2.14f)<br />

Der daraus abgeleitete Signalflussplan ist in Abb. 2.2 dargestellt.<br />

Für den bereits im ersten Versuch betrachteten Motor gilt folgende Beziehung zwischen I E und<br />

Ψ E :<br />

( ) ( ) ( )<br />

Ψ E IE 2IE 3IE<br />

= a 1 ·atan +a 2 ·atan +a 3 ·atan (2.15)<br />

Ψ EN I EN I EN I EN<br />

mit a 1 = −1,122, a 2 = 2,553 und a 3 = −0,759<br />

2.2.2 Leistungselektronische Stellglieder<br />

Sowohl Anker-, als auch Erregerspannung werden von einem Pulsrichter zur Verfügung gestellt.<br />

Wie im vorigen Versuch vorgestellt, werden die beiden Pulsrichter als verstärkende<br />

– 21 –


2.2. Modell des Gleichstromantriebs<br />

M L<br />

U ∗ A U A I A<br />

1<br />

1<br />

R A<br />

T A C M<br />

Θ M<br />

M M<br />

−<br />

Ω M<br />

... <strong>für</strong> Anker<br />

−<br />

E A<br />

C M<br />

1<br />

R E<br />

U ∗ E U E I E Ψ E<br />

... <strong>für</strong> Erreger<br />

−<br />

dΨ E /dt<br />

Pulssteller<br />

Gleichstrommotor<br />

Abbildung 2.2: Signalflussplan eines fremderregten Gleichstrommotors<br />

mit Pulssteller im Anker- und Erregerkreis<br />

Verzögerungs- bzw. PT1-Glieder modelliert. Wie sich im weiteren Verlauf herausstellen wird,<br />

wird diese Approximation den Reglerentwurf vereinfachen. Die Übertragungsfunktion der leistungselektronischen<br />

Stellglieder lautet somit:<br />

F STR (s) = U(s)<br />

U ∗ (s) = V STRe −sT STR<br />

≈ V STR<br />

1+sT STR<br />

(2.16)<br />

Hierbei stellt V STR die Verstärkung des Pulsrichters und T STR = T w,max die maximale Wartezeit<br />

bei der Übernahme von Sollwerten dar (vgl. Versuch 1).<br />

In der Tat kann der Betrag der Spannung am Ausgang der Spannungswandler den Wert der<br />

Zwischenkreisspannung U dc nicht übersteigen. Dies wird in den Simulationen durch Einführen<br />

einer Spannungsbegrenzung berücksichtigt.<br />

2.2.3 Sensorik<br />

Wie im ersten Versuch sind die Strommesssignale IA m und Im E mit Rauschen behaftet. Der<br />

Rotorwinkel wird anhand eines Inkrementalgebers ermittelt und die Winkelgeschwindigkeit<br />

Ω M durch eine zeitliche Ableitung daraus bestimmt. Für den Reglerentwurf wird angenommen,<br />

dass die Sensoren keine eigene Dynamik besitzen, d. h. es besteht keine Verzögerung zwischen<br />

dem Verlauf der gemessenen Größen I A , I E , Ω M und den zugehörigen Messsignalen IA m, Im E und<br />

Ω m M .<br />

Das Rauschen in einem Messsignal X, X ∈ {I A ,I E ,Ω M }, wird mithilfe eines PT1-Filters mit<br />

– 22 –


2.2.3. Sensorik<br />

der Zeitkonstante T g,X unterdrückt:<br />

F g (s) = ˆX(s)<br />

X m (s) = 1<br />

1+sT g,X<br />

(2.17)<br />

Für die im weiteren Verlauf zu entwerfenden Regler stehen ausschließlich die gefilterten<br />

Messignale als Eingangsgrößen zur Verfügung.<br />

In Abb. 2.3 sind schließlich alle Komponenten des zu regelnden Antriebssystems als kompakter<br />

Signalflussplan veranschaulicht.<br />

Physikalische Größe<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Nennleistung P N = 200 [W]<br />

Nenndrehzahl N N = 2000 [min −1 ]<br />

Nenndrehmoment M N = 0,96 [Nm]<br />

Nennankerspannung U AN = 220 [V]<br />

Nennankerstrom I AN = 1 [A]<br />

Nennerregerspannung U EN = 220 [V]<br />

Nennerregerstrom I EN = 0,1 [A]<br />

max. Ankerstrom I A,max = 3 [A]<br />

max. Erregerstrom I E,max = 0,3 [A]<br />

Ankerinduktivität L A = 0,374 [VsA −1 ]<br />

Ankerwiderstand R A = 22 [Ω]<br />

Erregerwiderstand R E = 2,2 [kΩ]<br />

Rotorträgheitsmoment Θ M = 0,0013 [kgm 2 ]<br />

Produkt Maschinenkonstante-Nennerregerfluss C M ·Ψ EN = 0,96 [Vs]<br />

Verstärkung beider Pulssteller V STR = 220 [1]<br />

Zeitkonstante beider Pulssteller T STR = 1 [ms]<br />

Zeitkonstante der Glättungsfilter T g,X = 2 [ms]<br />

Tabelle 2.1: Parameter des betrachteten Antriebssystems<br />

U ∗ Pulssteller<br />

A U A<br />

GM I A Sensorik IA m Glättung Î A<br />

V I E I m STR T STR<br />

UE ∗ E 1 T g,X Î E<br />

U E<br />

[Abb. 2.2] n X<br />

Ω M Ω m M<br />

ˆΩM<br />

Abbildung 2.3: Komponenten des untersuchten Antriebssystems<br />

– 23 –


2.3. Ankerstromregelung<br />

2.3 Ankerstromregelung<br />

Gegenstand dieses Abschnitts ist die Auslegung des Stromreglers im inneren Regelkreis der<br />

Kaskadenstrukur (siehe Abb. 2.1), wobei ein Betrieb im Ankerstellbereich, d. h. Ψ E = Ψ EN ,<br />

vorausgesetzt wird. Wie in der elektrischen Antriebstechnik gebräuchlich, wird zur Reglerauslegung<br />

das Betragsoptimum (BO) bzw. das Symmetrische Optimum (SO) angewendet.<br />

Die theoretischen Hintergründe dieser Optimierungsverfahren zum Reglerentwurf und deren<br />

Anwendung auf den speziellen Fall des Gleichstromantriebes werden in [3], Kapitel 3 bzw. 7,<br />

ausführlich behandelt.<br />

2.3.1 Grundlegende Überlegungen<br />

1.) * Welche Voraussetzungen muss eine Regelstrecke erfüllen, damit der Reglerentwurf nach<br />

BO oder SO erfolgen kann? Welche Regelziele werden mit den jeweiligen Optimierungsverfahren<br />

verfolgt?<br />

2.) * Welcher Effekt ist mit dem Begriff ”<br />

Regler-Windup“ in der Regelungstechnik gemeint?<br />

Bei welcher Art von Reglern tritt er auf und durch welche Maßnahme kann er vermieden<br />

werden?<br />

3.) * Stellen Sie die Übertragungsfunktion des Gleichstrommotors F GM in folgender Form<br />

auf:<br />

F GM (s) = Ω M(s)<br />

U A (s) =<br />

V GM<br />

T A T M s 2 +T M s+1<br />

Setzen Sie die in Tabelle 2.1 angegebenen numerischen Werte ein und ermitteln Sie, ob<br />

der betrachtete Motor die in Aufgabe 1.) erwähnten Voraussetzungen erfüllt. Sollte dies<br />

auf Anhieb nicht der Fall sein, welche Maßnahme ist zu treffen, damit eine Auslegung des<br />

Stromreglers nach BO oder SO möglich wird?<br />

4.) * Wie wirkt sich die induzierte Gegenspannung (EMK) E A auf den Stromregelkreis aus?<br />

Zur Verbesserung der Dynamik der Stromregelung ist es im Allgemeinen sinnvoll, den<br />

Einfluss von E A zu unterdrücken. Schlagen Sie eine einfache Methode zur Kompensation<br />

der EMK vor und ergänzen Sie den Signalflussplan in Abb. 2.2 entsprechend.<br />

2.3.2 Reglerentwurf<br />

Bei der Auslegung des Stromreglers wird davon ausgegangen, dass der Effekt der EMK auf<br />

geeignete Weise vollständig beseitigt wurde. Zudem wird die durch die Funktionsweise des<br />

Pulsstellers bedingte Spannungsbegrenzung vorerst außer Acht gelassen.<br />

Es werden folgende Anforderungen an das Verhalten des geschlossenen Stromregelkreises gestellt:<br />

– 24 –


2.3.3. Bewertung der Regelgüte<br />

• Der Regelkreis muss stabil sein.<br />

• Der Regler muss in der Lage sein, konstante Störungen stationär genau auszuregeln.<br />

• Der Regelkreis muss ein gutes Führungsverhalten aufweisen.<br />

5.) * Warum wird <strong>für</strong> den Stromregelkreis Wert auf das Führungsverhalten gelegt?<br />

6.) * Stellen Sie die Übertragungsfunktion zwischen dem gefilterten Ankerstrom ÎA und<br />

dem Spannungssollwert U ∗ A auf:<br />

FÎA (s) = ÎA(s)<br />

U ∗ A (s) =<br />

V S,IA<br />

(1+T 1,IA s)(1+T σ,IA s)<br />

Bestimmen Sie die kleine und die große Zeitkonstante der Regelstrecke, T σ,IA bzw. T 1,IA ,<br />

sowie deren Verstärkung V S,IA in Abhängigkeit der Streckenparameter.<br />

7.) * Entwerfen Sie mithilfe der Optimierungstabelle (siehe Abb. 2.6) den Stromregler unter<br />

Berücksichtigung der Anforderungen an den Stromregelkreis.<br />

2.3.3 Bewertung der Regelgüte<br />

Im Folgenden werden die Eigenschaften des geregelten Ankerstromkreises anhand von Simulationen<br />

analysiert und bewertet.<br />

8.) Öffnen Sie das Modell GM Reglerimplementierung.mdl in Simulink.<br />

Fügen Sie zur Glättung der Messsignale IA m, Im E und Ωm M jeweils ein Filter erster Ordnung<br />

ein, wie in Abschnitt 2.2.3 beschrieben.<br />

Implementieren Sie die in Aufgabe 4.) von Ihnen vorgeschlagene Maßnahme zur Kompensation<br />

der induzierten Gegenspannung.<br />

Fügen Sie den Stromregler ein, schließen Sie den Regelkreis und erweitern Sie die Datei<br />

Versuch2GMParameter.m um die fehlenden Parameterwerte. Beim Klicken auf den<br />

Simulink-Block Initialize werden diese übernommen.<br />

9.) Simulieren Sie die Antwort des Regelkreises auf folgenden Stromsollwert:<br />

wobei<br />

I ∗ A(t) = I AN<br />

2 (σ(t−t A)−σ(t−2t A )), t A = 0,5[s]<br />

σ(t) =<br />

{ 0 <strong>für</strong> t ≤ 0[s]<br />

1 <strong>für</strong> t > 0[s]<br />

Dies bedeutet, dass ab dem Zeitpunkt t A = 0,5 [s] der halbe Ankernennstrom I AN /2<br />

während 0,5[s] eingeprägt wird.<br />

Die Güte eines Regelkreises kann auf einfache Weise mithilfe dessen Sprungantwort quantitativ<br />

bewertet werden. Zu diesem Zweck wird im Folgendem zum Zeitpunkt t 1 eine sprunghafte<br />

Änderung des Sollwerts y ∗ einer Regelgröße y auf einen neuen Wert y ∗ ∞ betrachtet (vgl. Abb.<br />

2.4). In diesem Zusammenhang werden die nachstehenden Parameter definiert:<br />

– 25 –


2.3. Ankerstromregelung<br />

Abbildung 2.4: Bestimmung der Regelgüte eines Regelkreises anhand dessen Sprungantwort<br />

• Anregelzeit t an : Zeit, die nach der Sollwertänderung vergeht, bis die Regelgröße y(t) erstmals<br />

den neuen Sollwert y ∗ ∞ erreicht.<br />

• Ausregelzeit t aus : Dieser Parameter kennzeichnet den Zeitpunkt, ab dem y(t) innerhalb<br />

eines definierten Toleranzbandes der Breite 2py ∗ ∞verbleibt, d. h.<br />

∀t ≥ t 1 +t aus , |(y(t)−y ∗ ∞)| < |p·y ∗ ∞|<br />

In der Praxis wird oft p ∈ [0,02;0,05] gewählt.<br />

• Überschwingweite (engl. peak overshoot) ∆ po : Maß <strong>für</strong> die nach der Anregelzeit auftretende,<br />

maximale Regelabweichung:<br />

∆ po = 1 ( )<br />

sup |y(t)−y<br />

|y<br />

∞|<br />

∗<br />

∞|<br />

∗ t≥t 1 +t an<br />

10.) Bestimmen Sie die Anregelzeit, die Ausregelzeit bei einem Toleranzband von ±2% und<br />

das maximale Überschwingen <strong>für</strong> die zuvor simulierte Stromantwort.<br />

VergleichenSieIhreErgebnissemitdenVorgabenderOptimierungstabelleundbegründen<br />

Sie etwaige Abweichungen.<br />

11.) Welche Auswirkung hat ein Ausfall der EMK-Aufschaltung auf den Verlauf des Ankerstroms?<br />

– 26 –


2.4 Drehzahlregelung im Ankerstellbereich<br />

2.4.1 Reglerauslegung<br />

Nach Optimierung des inneren Stromregelkreises kann der Drehzahlregler in der äußeren Regelschleife<br />

ausgelegt werden. Hierbei sind die nachstehenden Forderungen einzuhalten:<br />

• Der Drehzahlregelkreis muss stabil sein.<br />

• Der Regler muss in der Lage sein, konstante Störungen stationär genau auszuregeln.<br />

• Der Regelkreis muss ein gutes Störverhalten besitzen.<br />

Zur besseren Handhabung <strong>für</strong> die Reglerauslegung wird der unterlagerte Stromregelkreis als<br />

Verzögerungsglied erster Ordnung approximiert (vgl. Abb. 2.5). In diesem Zusammenhang<br />

wird zudem davon ausgegangen, dass der Einfluss der in die Ankerwicklungen induzierten<br />

Gegenspannung vollständig kompensiert ist. Es gilt weiterhin: Ψ E = Ψ EN . Der Reglerentwurf<br />

erfolgt wiederum nach dem Betragsoptimum bzw. dem Symmetrischen Optimum.<br />

Abbildung 2.5: Approximation des Stromregelkreises als PT1-Glied<br />

12.) * Ersetzen Sie den in Kapitel 2.3 untersuchten Stromregelkreis durch eine Ersatz-<br />

Übertragungsfunktion mit PT 1 -Verhalten und der Zeitkonstante T ers,IA :<br />

F w,IA (s) = I A(s)<br />

I ∗ A (s) ≈ 1<br />

1+sT ers,IA<br />

Drücken Sie T ers,IA in Abhängigkeit von T σ,IA und T g,IA aus.<br />

13.) * Stellen Sie, unter Berücksichtigung der obigen Approximation, die genäherte<br />

Übertragungsfunktion zwischen dem Stromsollwert IA ∗ und der gefilterten Winkelgeschwindigkeit<br />

Ω M in folgender Form auf:<br />

FˆΩM<br />

(s) = ˆΩ M (s)<br />

I ∗ A (s) =<br />

V S,ΩM<br />

T 1,ΩM s·(1+T σ,ΩM s)<br />

Geben Sie den Ausdruck der kleinen Zeitkonstante T σ,ΩM in Abhängigkeit von T ers,IA und<br />

T g,ΩM an.<br />

Bestimmen Sie die Verstärkung V S,ΩM , damit T 1,ΩM = T M = (R A Θ M )/(C M Ψ EN ) 2 .<br />

– 27 –


2.4. Drehzahlregelung im Ankerstellbereich<br />

14.) * Entwerfen Sie einen Regler, mit dem die Anforderungen an den Drehzahlregelkreis<br />

eingehalten werden. Warum wird ein gutes Störverhalten gefordert?<br />

2.4.2 Bewertung der Regelgüte<br />

Mithilfe von Simulationen soll überprüft werden, ob der Drehzahlregelkreis das geforderte Verhalten<br />

aufweist.<br />

15.) Erweitern Sie Ihr Simulink-Modell um den entworfenen Drehzahlregler und tragen Sie<br />

die Reglerparameter in die Datei Versuch2GMParameter.m ein.<br />

Simulieren Sie das Verhalten des Regelkreises unter Verwendung folgenden Solldrehzahlverlaufs:<br />

Ω ∗ M(t) = Ω MN<br />

·σ(t−t Ω ), t Ω = 0.5 [s]<br />

2<br />

16.) Bestimmen Sie Anregelzeit, Ausregelzeit und maximales Überschwingen und begründen<br />

Sie etwaige Unterschiede zu den Vorgaben der Optimierungstabelle.<br />

2.4.3 Verbesserung der Regeleigenschaften<br />

Die mit dem zuvor ausgelegten Regler erzielte Überschwingweite im Drehzahlverlauf kann sich<br />

in vielen praktischen Anwendungen als überhöht erweisen. Zudem wurde nicht überprüft, ob<br />

der in Tabelle 2.1 angegebene Maximalwert des Ankerstroms eingehalten ist.<br />

17.) Implementieren Sie zunächst eine Maßnahme zur Reduzierung des Überschwingens, ohne<br />

Änderungen am Drehzahlregler vorzunehmen.<br />

Bewerten Sie den Drehzahlverlauf und überprüfen Sie, ob sich der Ankerstrom I A stets<br />

im zulässigen Bereich befindet.<br />

18.) Zum sicheren Betrieb der Maschine wird der Ankerstrom auf den doppelten Nennstrom,<br />

d.h. I A,grenz = 2I AN = 2 [A], begrenzt. Dies bedeutet, dass der Drehzahlregler<br />

grundsätzlich keine Stromsollwerte vorgeben darf, deren Betrag diesen Grenzwert<br />

überschreitet.<br />

Führen Sie hierzu einen Begrenzungsblock nach dem Drehzahlregler ein und simulieren<br />

Sie das Verhalten des Drehzahlregelkreises erneut.<br />

Welche Unterschiede sind im Drehzahlverlauf erkennbar und auf welchen Effekt sind sie<br />

zurück zu führen?<br />

19.) Modifizieren Sie die Struktur des Drehzahlreglers, um eine zufriedenstellende Regelgüte<br />

<strong>für</strong> die Drehzahl unter Einhaltung der Strombegrenzung zu erreichen.<br />

Validieren Sie Ihre Vorgehensweise anhand einer Simulation. Bestimmen Sie wiederum<br />

die An- und Ausregelzeit sowie die maximale Überschwingweite <strong>für</strong> Ω M .<br />

20.) Ersetzen Sie den Block Gleichstromantrieb durch den Block Gleichstromantrieb 2,<br />

den Sie im gleichnamigen Modell finden, und führen Sie eine weitere Simulation durch.<br />

Vergleichen Sie die Ergebnisse mit denen der vorigen Aufgabe und erklären Sie die Unterschiede.<br />

– 28 –


2.4.3. Verbesserung der Regeleigenschaften<br />

21.) Geben Sie dem geregelten Antrieb folgenden Sollwertverlauf Ω ∗ M vor:<br />

Ω ∗ M(t) = 1,1·Ω MN ·σ(t−t Ω )<br />

Analysieren Sie die Verläufe der Winkelgeschwinschwindigkeit Ω M , des Stromsollwerts I ∗ A<br />

sowiedesresultierendenAnkerstromsI A .SolltensichAbweichungenmitdemgewünschten<br />

Verhalten ergeben, schlagen Sie eine Methode vor, um diese zu beseitigen.<br />

– 29 –


– 30 –<br />

Abbildung 2.6: Reglerauslegung nach BO und SO: Optimierungstabelle [3, S. 80]<br />

Optimierungstabelle<br />

w0 -6 d-GR -?<br />

dz0-GS1-GS2 G0S w006<br />

z }|-GS{<br />

016 Fuhrungsgroe<br />

rx0<br />

-<br />

-t<br />

x01 w00tan 1 x0max 016 Storgroe<br />

w00 2%<br />

z006 -t<br />

0 taus -t VSz00 x01<br />

x0max VSz00 ZZZ Wendetangente<br />

0 Z<br />

Strecke Regler VerhaltenbeiSprungder tan -t<br />

Nr.Typ 1PT1 G0S Gunstiger Bereich Typ GR Krit.TR;Tn;Tv Opt. Einstellung VR TG<br />

tan T taus T(2%) Fuhrungsgroew x0max w00 x01 w00 Ters T tan T Storgroez<br />

1+sT VS T=T1+T2+::I sTn=1 VR sTR BOTR=2VST Tn<br />

6:3 VSx0max 10:64 z00 VSx01 1<br />

z00<br />

23 T=1:: T1 T1 T1<br />

P BO Tn=T1 | 2TVS| (4:7) (8:4) 1:04x01<br />

w001+VRVS2 2 5:5rT1 (4:7) T1+VRVS 0:5::1:2<br />

1 1+VRVS 1<br />

4PT2 (1+sT1)(1+sT) VS T4 T1 PI VR1+sTn<br />

SO Tn=4T2TVS0::44:7::7:68:4::13:31:04::1:08 |4:7::3:18:4::16:51:04::1:43 2::4 | 10 1:2::1:6 T1=T 5 T1 T1 PD VR(1+sTv) BO Tv=T2 2TVS| T1 (4:7) (8:4) (1:04x01 w00) 1+VRVS2 4+T2 T 1+VRVS 1 1+VRVS<br />

1<br />

6PT3(1+sT1)(1+sT2)(1+sT)T1<br />

VS T=1:: BOTn=T1<br />

2TVS| 1:04 24:4rT1T2 T2 qT1 0:5::0:75<br />

7 T2>T T4 T1 PIDVR(1+sTn)(1+sTv)<br />

SOTn=4T Tv=T2 2TVS0::44:7::7:68:4::13:31:04::1:08 |4:7::3:18:4::16:51:04::1:43 2::4104rT2<br />

T TqT2 T1 1:4::1:8 TqT2<br />

8 VST1P T1<br />

BO | 2TVS| 4:7 1:04 (4:7) 1 VRVS 9IT1 sT1(1+sT) VS VST>0PI T1 VR1+sTn<br />

SO Tn=4T2TVS4 3:1 16:5 1:43 VRVS<br />

10 VST1PD T1 VR(1+sTv) BO Tv=T2 2TVS| 7:6 4:7 13:3 8:4 1:08 1:04 42 4+T2 10 T1=T 1:6<br />

T 1 VRVS 11IT2 sT1(1+sT2)(1+sT) VS | 3:1 16:5 1:43 | VRVS 1<br />

T2>TVST>0PIDVR(1+sTn)(1+sTv)<br />

T1<br />

SOTn=4T Tv=T2 2TVS4 T1 7:6 13:3 1:08 1 4104rT2 T TqT2 T11:8<br />

0<br />

2.4. Drehzahlregelung im Ankerstellbereich


Versuch 3<br />

Regelung einer Arbeitsmaschine über eine<br />

elastische Kopplung<br />

Hinweis: Die mit * gekennzeichneten Teilaufgaben sind in der schriftlichen<br />

Versuchsvorbereitung zu lösen!<br />

3.1 Übersicht<br />

Im zweiten Versuch wurde die Drehzahlregelung des Gleichstromantriebs mit unterlagerter<br />

Stromregelung betrachtet. Die Simulationsergebnisse zeigen, dass der Einsatz von PI-Reglern<br />

und deren Auslegung nach Standardverfahren wie dem Betragsoptimum (BO) und dem Symmetrischen<br />

Optimum (SO) gute Kompromisse in Bezug auf Stabilität und Dynamik des geschlossenen<br />

Regelkreises liefern.<br />

In den Untersuchungen wurden allerdings bisher lediglich die Eigenschaften des Antriebs<br />

berücksichtigt, sodass sich das Modell des mechanischen Subsystems auf die Rotorträgheit<br />

beschränkte. In der Praxis ist die elektrische Maschine jedoch stets über eine mechanische Verbindung<br />

mit dem anzutreibenden System (Arbeitsmaschine, bzw. Lastmaschine), z. B. einer<br />

Werkzeugmaschine oder einem Fahrzeug, gekoppelt (vgl Abb. 3.1). In diesen Fällen steht nicht<br />

die Drehzahl des Antriebs, sondern vielmehr die der Arbeitsmaschine im Vordergrund.<br />

Im Allgemeinen erfahren die rotierenden mechanischen Komponenten, die den Antrieb mit<br />

der Arbeitsmaschine verbinden, Verformungen (Torsion) infolge der ausgeübten Drehmomente,<br />

sodass die Kopplung ein elastisches Verhalten aufweist. Ferner treten durch Reibung zwischen<br />

mechanischen Teilen oder Spiel in Getrieben Nichtlinearitäten auf, welche jedoch im Rahmen<br />

des Versuchs nicht behandelt werden.<br />

Im Folgenden wird zunächst ein einfaches Modell der elastischen Verbindung erarbeitet. Darauf<br />

aufbauendwirdderEinflussderKopplungaufdieStabilitätundDynamikderDrehzahlregelung<br />

von Arbeitsmaschine und Antrieb mittels Simulation eingeschätzt.<br />

– 31 –


3.2. Modellierung der elastischen Kopplung<br />

Gleichstromantrieb<br />

Getriebe<br />

ü<br />

Elastische Kopplung<br />

Arbeitsmaschine<br />

M M<br />

Θ M<br />

❈✄<br />

lose<br />

❅ ❅<br />

✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈✄❈<br />

C<br />

Θ A<br />

M W<br />

reibung<br />

✲<br />

D<br />

✲<br />

ϕ M<br />

˙ϕ M = Ω M<br />

¨ϕ M<br />

ϕ A<br />

˙ϕ A = Ω A<br />

¨ϕ A<br />

Abbildung 3.1: Kopplung von Antrieb und Arbeitsmaschine über eine elastische Verbindung<br />

3.2 Modellierung der elastischen Kopplung<br />

Die Anordnung bestehend aus Gleichstromantrieb, Arbeitsmaschine und mechanische Verbindung<br />

ist in Abb. 3.1 schematisch dargestellt. Die elastische Kopplung wird als masselose Drehfeder<br />

mit der Steifigkeit C und der Dämpfung D modelliert. Das betrachtete System entspricht<br />

somit einem sog. Zweimassensystem. Der Gleichstromantrieb bzw. die Arbeitsmaschine besitzt<br />

das Rotorträgheitsmoment Θ M bzw. Θ A . Der jeweilige mechanische Winkel ist ϕ M bzw. ϕ A .<br />

Der Antrieb liefert das Drehmoment M M . An der Welle der Arbeitsmaschine wirkt das Lastmoment<br />

M W . Ohne Beschränkung der Allgemeingültigkeit wird das Übersetzungsverhältnis des<br />

Getriebes mit ü = 1 angenommen. Die durch Reibung und Lose bedingten nichtlinearen Effekte<br />

werden vernachlässigt.<br />

Das Übertragungsmoment der Feder M C ist der Winkeldifferenz ∆ϕ = ϕ M −ϕ A proportional:<br />

M C = C ·∆ϕ (3.1)<br />

Das Dämpfungsmoment hingegen ist der zeitlichen Ableitung der Winkeldifferenz proportional:<br />

M D = D·∆ ˙ϕ (3.2)<br />

Eine Momentenbilanz des Antriebs liefert:<br />

M M −(M C +M D ) = Θ M · dΩ M<br />

dt<br />

= Θ M · ¨ϕ M (3.3)<br />

Für die Arbeitsmaschine besteht folgender Zusammenhang:<br />

(M C +M D )−M W = Θ A · dΩ A<br />

dt<br />

= Θ A · ¨ϕ A (3.4)<br />

DiemechanischenGleichungen3.3und3.4bildendietheoretischeGrundlagedernachstehenden<br />

– 32 –


Überlegungen.<br />

3.3 Verhaltensanalyse des Zweimassensystems<br />

3.3.1 Vorgehensweise<br />

Um den Einfluss der Übertragungsmomente M C und M D nachzuvollziehen, wird das Zweimassensystem<br />

zunächst isoliert untersucht. Zu diesem Zweck wird eine Darstellung anhand von<br />

normierten Größen eingeführt, um den Vergleich von Simulationsergebnissen zu erleichtern und<br />

somit aussagekräftige Rückschlüsse auf die Auswirkung der Parameter ziehen zu können. Die<br />

<strong>für</strong> die Normierung notwendigen Bezugsgrößen sind in Tabelle 3.1 zusammengefasst.<br />

Die in Abschnitt 3.2 getroffenen Annahmen führen zu einem linearen Modell des Zweimassensystems.<br />

Hierbei stellt das Antriebsmoment M M die Stellgröße und das Lastmoment M W<br />

eine Störgröße dar. Als Regelgrößen kommen die Winkelgeschwindigkeiten der Arbeitsmaschine<br />

Ω A sowie die des Antriebs Ω M in Frage. Aus diesem Grund werden nachfolgend die<br />

Übertragungsfunktionen G 1 (s) = Ω A (s)/M M (s) und G 2 (s) = Ω M (s)/M M (s) aufgestellt und<br />

anhand von Simulationen untersucht.<br />

Unnormierte Größen Bezugsgrößen Normierte Größen<br />

M M , M W , M C , M D M BZ = M N m M , m W , m C , m D<br />

Ω M , Ω A ˙ϕ BZ = Ω 0N ω M , ω A<br />

ϕ M , ϕ A<br />

ϕ BZ = T N · ˙ϕ BZ<br />

α M , α A<br />

T N = 1[s]<br />

Θ M , Θ A<br />

C<br />

D<br />

Θ BZ = M BZ<br />

˙ϕ BZ<br />

C BZ = M BZ<br />

ϕ BZ<br />

D BZ = M BZ<br />

˙ϕ BZ<br />

T ΘM , T ΘA<br />

c<br />

d<br />

Tabelle 3.1: Bezugsgrößen zur Modellnormierung (vgl. [3, S. 959])<br />

Im weiteren Verlauf wird als Antriebsmaschine wiederum der in den vorigen Versuchen betrachtete<br />

Gleichstrommotor verwendet. Die Parameterwerte des Motors sind in Tabelle 3.2, die des<br />

zu untersuchenden Zweimassensystems in Tabelle 3.3 aufgelistet.<br />

3.3.2 Signalflussplan der Anordnung<br />

Die Grundlage der weiteren Überlegungen stellt der normierte Signalflussplan des Zweimassenssystems<br />

dar.<br />

– 33 –


3.3. Verhaltensanalyse des Zweimassensystems<br />

Physikalische Größe<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Nennleerlaufdrehzahl Ω 0N = 2200 [min −1 ]<br />

Ankernennspannung U AN = 220 [V]<br />

Ankernennstrom I AN = 1 [A]<br />

Nennerregerfluss ψ EN = 1 [Vs]<br />

Maschinenkonstante C M = 0,96 [1]<br />

Rotorträgheitsmoment Θ M = 0,0013 [kgm 2 ]<br />

Ersatzzeitkonstante des Stromregelkreises T ers,IA = 4 [ms]<br />

Verzögerung bei der Drehzahlerfassung T g,ΩM = 2 [ms]<br />

Physikalische Größe<br />

Tabelle 3.2: Parameterwerte des Antriebs<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Normierte Federkonstante c = 5,5·10 5 [1]<br />

Normierte Dämpfungskonstante d = 1 [1]<br />

Mechanische Zeitkonstante der Arbeitsmaschine T ΘA = 0,5 [s]<br />

Tabelle 3.3: Parameterwerte der elastischen Verbindung und der Arbeitsmaschine<br />

1.) * Normieren Sie die Gleichungen (3.1) bis (3.4) mithilfe der in Tabelle 3.1 aufgeführten<br />

Bezugsgrößen. Zeichnen Sie anschließend den normierten Signalflussplan des untersuchten<br />

Zweimassensystems mit m M und m W als Eingangsgrößen sowie ω M und ω A als Ausgangsgrößen.<br />

2.) * Berechnen Sie den Wert der Zeitkonstante T ΘM .<br />

3.) Öffnen Sie das Modell Zweimassensystem.mdl im Verzeichnis Versuch3 in MATLAB und<br />

implementieren Sie den in Aufgabe 1.) aufgestellten Signalflussplan des Zweimassensystems.<br />

Versehen Sie diesen mit einem Schalter, damit entweder ω M oder ω A als Ausgangsgröße<br />

bereitgestellt wird. Verwenden Sie eine Variable namens select zur Ansteuerung dieses<br />

Schalters, wobei ω M zum Ausgang geführt wird, wenn select den Wert 0 annimmt.<br />

Verbinden Sie zudem die vorhandenen Schnittstellen-Elemente mit den entsprechenden<br />

Signalleitungen.<br />

Öffnen Sie die Datei Versuch3Parameter.m und tragen Sie die nötigen Parameterwerte<br />

in diese ein (siehe Tabellen 3.2 und 3.3). Speichern Sie Ihre Änderungen. Bevor eine Simulation<br />

gestartet wird, sollen die Parameterwerte durch Doppelklicken auf den Block<br />

Initialize in Simulink übernommen werden.<br />

3.3.3 Übertragungsfunktion zwischen Ω A und M M<br />

In diesem Abschnitt wird die Übertragungsfunktion G 1 (s) zwischen der Winkelgeschwindigkeit<br />

der Arbeitsmaschine und dem Antriebsmoment betrachtet.<br />

– 34 –


3.3.4. Übertragungsfunktion zwischen Ω M und M M<br />

4.) * Geben Sie den Ausdruck von G 1 (s) in folgender Form an:<br />

G 1 (s) = ω A<br />

m M<br />

= 1<br />

sa 0<br />

·<br />

1+sb 1<br />

1+sa 1 +s 2 a 2<br />

5.) * Drücken Sie die Kennkreisfrequenz ω 0(N) und den Dämpfungsgrad D (N) des Polynoms<br />

1+sa 1 +s 2 a 2 1 in Abhängigkeit der Systemparameter c, d, T ΘM , und T ΘA (vgl. Tabelle<br />

3.3) aus und berechnen Sie die zugehörigen numerischen Werte.<br />

6.) ErstellenSieeinBode-DiagrammitAmplituden-undPhasengangvonG 1 (jω).Verwenden<br />

Sie hierzu das Skript bodeZMS.m. Stellen Sie vor dem Ausführen des Skripts die Variable<br />

select auf den passenden Wert ein.<br />

Interpretieren Sie die einzelnen Bereiche des Diagrammes anhand der Form der<br />

Übertragungsfunktion. Welcher Wert ergibt sich graphisch <strong>für</strong> ω 0(N) ?<br />

7.) Untersuchen Sie die Auswirkung der Federkonstante c, der Dämpfungskonstante d sowie<br />

der Trägheit Θ A auf Amplituden- und Phasengang. Zu diesem Zweck, erhöhen bzw. verkleinern<br />

Sie die Parameterwerte aus Tabelle 3.3 einzeln um eine Zehnerpotenz. Begründen<br />

Sie Ihre Ergebnisse mit physikalischen Argumenten.<br />

8.) Schließen Sie aus den Ergebnissen der vorigen Aufgabe, ob Stabilitätsprobleme bei der<br />

Regelung der Arbeitsmaschinendrehzahl auftreten können.<br />

3.3.4 Übertragungsfunktion zwischen Ω M und M M<br />

Nun wird die Übertragungsfunktion G 2 (s) zwischen der Winkelgeschwindigkeit des Antriebs<br />

und dessen Moment untersucht.<br />

9.) * Berechnen Sie G 2 (s) und geben Sie das Ergebnis in der Form:<br />

G 2 (s) = ω M<br />

m M<br />

= 1<br />

sa 0<br />

· 1+sc 1 +s 2 c 2<br />

1+sa 1 +s 2 a 2<br />

10.) * Geben Sie den Ausdruck der Kennkreisfrequenz ω 0(Z) und des Dämpfungsgrades D (Z)<br />

des Zählerpolynoms in Abhängigkeit der Systemparameter sowie deren numerische Werte<br />

an.<br />

11.) * Welche Beziehungen bestehen zwischen ω 0(Z) und ω 0(N) sowie zwischen D (Z) und D (N) ?<br />

Welche Kreisfrequenz und welcher Dämpfungsgrad sind stets größer?<br />

12.) Wiederholen Sie die Aufgaben 6.) bis 8.) mit der Übertragungsfunktion G 2 (s).<br />

3.4 Regelung der Arbeitsmaschinendrehzahl<br />

In praktischen Anwendungen ist das Verhalten der Arbeitsmaschine von Bedeutung, während<br />

dieDrehzahldesAntriebseineuntergeordneteRollespielt.BeispielsweisesolltebeiFräsarbeiten<br />

– 35 –


3.4. Regelung der Arbeitsmaschinendrehzahl<br />

zurGewährleistungderbestmöglichenOberflächenqualitätnichtdieDrehzahldesVorschubsantriebs,sonderndieGeschwindigkeitdesdurchihnangetriebenenArbeitstischesgeregeltwerden.<br />

Gegenstand der nachfolgenden Überlegungen ist demnach die Untersuchung des geschlossenen<br />

Regelkreises mit der Drehzahl der Arbeitsmaschine ω A als Regelgröße unter Anwendung der in<br />

Versuch 2 vorgestellten Kaskadenstruktur. Zu diesem Zweck werden die in Abschnitt 2.4 angestellten<br />

Analysen als Ausgangspunkt genommen. An dieser Stelle war zuerst der unterlagerte<br />

StromregelkreisdurcheinVerzögerungsgliedersterOrdnungmitderErsatzzeitkonstanteT ers,IA<br />

approximiert worden, wodurch eine IT1-Strecke resultierte. Diese Vorgehensweise ermöglichte<br />

eine einfache Auslegung des Drehzahlreglers nach dem Symmetrischen Optimum.<br />

Das asymptotische Bode-Diagramm des entsprechenden offenen Drehzahlregelkreis ist in Abb.<br />

3.2 dargestellt. Der Phasengang liegt symmetrisch zur Amplitudendurchstrittfrequenz ω d , welche<br />

durch die kleine Zeitkonstante der Regelstrecke T σ,Ω festgelegt ist. Es ergibt sich eine<br />

theoretische Phasenreserve ϕ res .<br />

Abbildung 3.2: Asymptotisches Bode-Diagramm eines Regelkreises mit IT1-Strecke und nach<br />

dem Symmetrischen Optimum ausgelegtem PI-Regler<br />

Als erster Schritt wird, in Anlehnung an den vorangegangenen Versuch, ein linearer Drehzahlregler<br />

<strong>für</strong> das untersuchte System unter der Annahme einer starren Kopplung und einer<br />

verzögerungsfreien Drehzahlmessung entworfen. Das Verhalten des Drehzahlregelkreis bei<br />

Vorhandensein einer elastischen Kopplung wird anschließend in Simulationen beobachtet.<br />

Ausgehend von den Ergebnissen der obigen Verhaltensanalyse verändert sich das Bode-<br />

Diagramm in Abb. 3.2 durch den Einfluss der elastischen Verbindung. In Abhängigkeit der<br />

Lage der Kennkreisfrequenz ω 0(N) werden unterschiedliche Kopplungsarten definiert:<br />

– 36 –


• Liegt die Kreisfrequenz ω 0(N) deutlich über ω d , wird die Kopplung als hart bezeichnet.<br />

• Ist hingegen ω 0(N) wesentlich kleiner als ω d , liegt eine weiche Kopplung vor.<br />

• Wird die Federkonstante unendlich groß angenommen (c → ∞), ergibt sich eine starre<br />

Kopplung. Es gilt: ϕ A = ϕ M . Diesem Fall entspricht das Bode-Diagramm in Abb. 3.2.<br />

13.) * Stellen Sie den Signalflussplan des Drehzahlregelkreises auf.<br />

14.) * Verfahren Sie wie in Abschnitt 2.4, um unter der Annahme einer starren Verbindung<br />

einen linearen Regler <strong>für</strong> die Arbeitsmaschinendrehzahl zu entwerfen. Verwenden Sie hierzu<br />

die Antriebsdaten aus Tabelle 3.2 sowie den in Tabelle 3.3 angegebenen Wert <strong>für</strong> die<br />

Trägheit der Arbeitsmaschine. Geben Sie den Ausdruck der sich ergebenden Amplitudendurchtrittsfrequenz<br />

an.<br />

15.) * Welche Kopplungsart liegt bei der betrachteten elastischen Anordnung in der Tat vor?<br />

Zum Vergleich werden ebenfalls die hypothetischen Fälle ω 0(N) = 0,1ω d und ω 0(N) =<br />

10ω d untersucht. Berechnen Sie die zugehörigen Werte der Federkonstante c.<br />

16.) Öffnen Sie die Datei Drehzahlregelung.mdl in Simulink und modellieren Sie zunächst<br />

den Drehzahlregelkreis <strong>für</strong> den theoretischen Fall der starren Verbindung und den in<br />

Tabelle 3.3 angegebenen Wert der Federkonstante.<br />

VerwendenSieeinenSchalter,umdenRegelkreisaufeinfacheWeiseauftrennenzukönnen.<br />

Ein- und Ausgang des offenen Regelkreises müssen außerdem <strong>für</strong> die Aufnahme von Bode-<br />

Diagrammen mit In- bzw. Out-Schnittstellen versehen werden.<br />

Erstellen Sie anschließend mithilfe der Funktion bodeDrehzahl ein Bode-Diagramm des<br />

offenen Regelkreises. Welche Phasenreserve ergibt sich?<br />

Simulieren Sie eine Sprungantwort auf Nenndrehzahl.<br />

17.) Importieren Sie alle Komponenten des Modells Zweimassensystem.mdl und fassen Sie<br />

diese in ein Subsystem mit Eingängen m M und m W sowie Ausgängen ω A und ω M zusammen.<br />

Bauen Sie einen Schalter ein, um die rückzuführende Regelgröße bequem auswählen zu<br />

können. Verwenden Sie hierbei wiederum die Variable select <strong>für</strong> die Ansteuerung des<br />

Schalters, wobei ω M zurückgeführt wird, wenn select = 0.<br />

Nehmen Sie ein Bode-Diagramm des offenen Regelkreises mit Zweimassensystem auf. Hat<br />

sich die Phasenreserve im Vergleich zum Fall der starren Kopplung verändert? Simulieren<br />

Sie zudem Sprungantworten der Last- und der Motordrehzahl.<br />

18.) Wiederholen Sie diese Untersuchungen <strong>für</strong> die zwei Vergleichsfälle aus Aufgabe 15. Beurteilen<br />

Sie jeweils das Regelverhalten im Hinblick auf Stabilität und Dynamik.<br />

19.) Ermitteln Sie den erforderlichen Minimalwert der Federkonstante c, damit der Regelkreis<br />

stabil wird. Verwenden Sie zu diesem Zweck das vorgegebene MATLAB-Programm<br />

stabilDR.m. Spezifizieren Sie den Wert folgender Parameter vor dem Ausführen:<br />

c min, c max, Schrittweite<br />

Das Programm überprüft die Stabilität des Systems <strong>für</strong> die folgenden Werte von c:<br />

{c ∈ R| c = c min+kSchrittweite∧c ≤ c max,k ∈ N}<br />

– 37 –


3.6. Verifikation und Bewertung der Ergebnisse<br />

Welches Stabilitätskriterium wird in dem Programm benutzt?<br />

Überprüfen Sie den ermittelten Grenzwert von c auf geeignetem Weg.<br />

3.5 Regelung der Antriebsdrehzahl<br />

Ist der Regelkreis der Arbeitsmaschinendrehzahl mit der gewünschten Dynamik des unterlagerten<br />

Stromregelkreises instabil, kann ersatzweise die Antriebsdrehzahl als Regelgröße herangezogen<br />

werden. Im Folgenden werden die dynamischen Eigenschaften der geregelten Antriebsdrehzahl<br />

sowie das Verhalten der nicht direkt beeinflussbaren Arbeitsmaschinendrehzahl mit<br />

Simulationen bewertet.<br />

20.) Nehmen Sie ein Bode-Diagramm des offenen Regelkreises von ω M <strong>für</strong> den Wert von c aus<br />

Tabelle3.3.IstdieStabilitätdesgeschlossenenRegelkreisesgewährleistet?ÜberprüfenSie<br />

Ihre Antwort mit der Aufnahme einer Sprungantwort der Antriebsdrehzahl. Simulieren<br />

Sie ebenfalls die zugehörige Sprungantwort der Lastdrehzahl und bewerten Sie diese.<br />

21.) Wiederholen Sie die vorige Aufgabe <strong>für</strong> die zwei Vergleichsfälle aus Aufgabe 15. Wird ein<br />

stabiles Verhalten der Lastdrehzahl erreicht?<br />

3.6 Verifikation und Bewertung der Ergebnisse<br />

Die obigen Überlegungen basieren auf einem vergleichsweise groben Modell des Antriebs. Unter<br />

anderem wurde von einer verzögerungsfreien Drehzahlerfassung ausgegangen. In den meisten<br />

praktischen Fällen ist dies jedoch nicht gegeben, insbesondere, wenn das Drehzahlmesssignal<br />

gefiltert wird, wie in Versuch 2 gezeigt.<br />

Darüber hinaus wurde die Dynamik des unterlagerten Stromregelkreises als Verzögerungsglied<br />

erster Ordnung approximiert und folglich eine exakte EMK-Kompensation vorausgesetzt. Aus<br />

demerstenVersuchgehtdesWeiterenhervor,dassdiedurchdenPulsstellergenerierteschaltende<br />

Spannung Schwingungen des Ankersstroms und daher des Maschinenmoments verursacht,<br />

welche sich auf das Verhalten der elastischen Kopplung auswirken können.<br />

Aus diesen Gründen sollen abschließend die zuvor gemachten Aussagen über Stabilität und<br />

Dynamik der Regelung von ω M mit genaueren Modellen überprüft werden.<br />

22.) Berücksichtigen Sie die Verzögerung des Drehzahlmesssignals durch Einführung eines<br />

Verzögerungsglieds erster Ordnung mit der Zeitkonstante T g,ΩM (vgl. Tabelle 3.2) im<br />

Rückführzweig des Drehzahlregelkreises. Passen Sie die Parameter des Drehzahlreglers<br />

entsprechendan.InwiefernändernsichdieVerläufeimBode-DiagrammdesoffenenRegelkreises?<br />

Simulieren Sie eine Sprunganwort der Antriebs- und Lastdrehzahl und bewerten<br />

Sie das Ergebnis.<br />

23.) Öffnen Sie die Datei GMgeregelt.mdl. Es handelt sich um das aus Versuch 2 bekannte<br />

Modell der drehzahlgeregelten Gleichstrommaschine, welches eine genauere Überprüfung<br />

der obigen Stabilitätsanalyse ermöglicht.<br />

– 38 –


Klicken Siedoppelt aufdenBlockGleichstromantrieb.Fügen SieeineInstanzdesZweimassensystems<br />

ein und stellen Sie die nötigen Verbindungen mit den restlichen Blöcken<br />

her. Achten Sie darauf, dass lediglich das Modell des Zweimassensystems normiert ist.<br />

Alle Modellparameter sind bereits in der Datei ParameterGMgeregelt.m definiert. Es<br />

genügt demnach ein Doppelklick auf den Block Initialize vor dem Start der Simulation.<br />

Simulieren Sie die Sprungantwort des Systems auf Nenndrehzahl und bewerten Sie<br />

die Ergebnisse. Werden die Stabilitätsaussagen dadurch bestätigt?<br />

– 39 –


Versuch 4<br />

Modellierung von Drehfeldantrieben<br />

Hinweis: Die mit * gekennzeichneten Teilaufgaben sind in der schriftlichen<br />

Versuchsvorbereitung zu lösen!<br />

4.1 Übersicht<br />

Gegenstand der Versuche 4 bis 6 sind geregelte Drehfeldantriebe. In diesem Antriebstyp werden<br />

Drehfeldmaschinen, d. h. Synchron- bzw. Asynchronmaschinen, eingesetzt, wobei sog. Umrichter<br />

als leistungselektronische Stellglieder (vgl. Abb. 1) in Frage kommen.<br />

Drehfeldmaschinen erfordern durch den Wegfall des Kommutators einen wesentlich geringeren<br />

Wartungsaufwand im Vergleich zu Gleichstrommotoren und eignen sich demnach besonders <strong>für</strong><br />

den Einsatz in industriellen <strong>Antriebssysteme</strong>n. Hierbei finden dreisträngige Asynchronmotoren<br />

mitKäfigläufernsowieSynchronmaschinenmitPermanentmagnetenamhäufigstenAnwendung<br />

undwerdenausdiesemGrundimRahmendesPraktikumsbehandelt.DiesewerdeninderRegel<br />

durch Zweipunkt-Umrichter gespeist.<br />

In vorliegenden Versuch werden einfache Modelle von diesen zwei Maschinentypen hergeleitet<br />

und anhand von Simulationen getestet und validiert. In den weiteren Versuchen werden die<br />

Modelle zur Untersuchung zweier gängiger Regelverfahren <strong>für</strong> Drehfeldantriebe herangezogen.<br />

4.2 Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

4.2.1 Annahmen zur Modellbildung<br />

Wie im Falle der Gleichstrommaschine sind die in Drehfeldmaschinen auftretenden elektromagnetischen,<br />

mechanischen sowie thermischen Vorgänge komplex und im Allgemeinen nicht<br />

linear. Aus diesem Grund müssen einige vereinfachende Annahmen zur Modellbildung gemacht<br />

werden:<br />

– 40 –


4.2.1. Annahmen zur Modellbildung<br />

• Die räumlich-radiale Verteilung der magnetischen Durchflutung und des magnetischen<br />

Luftspaltfeldes an der Statorbohrung werden als sinusförmig angesehen. Diese Annahme<br />

trifft lediglich in erster Näherung zu. In praktischen Fällen wird zwar angestrebt, den<br />

Oberwellengehalt der Durchflutung durch geschickte Wahl der Nutenzahl und Verteilung<br />

der Wicklungen (z. B. Sehnung, vgl. [1], [2]) zu reduzieren, Oberwellen lassen sich jedoch<br />

aufgrund der diskreten Verteilung nicht vollständig unterdrücken. Ferner führen die<br />

Nutöffnungen zu Variationen der Luftspaltbreite, welche sich ebenfalls auf die Feldverteilung<br />

auswirken.<br />

• Die Blechpakete im Stator und Rotor besitzen linearen magnetischen Eigenschaften.<br />

Sättigung, Hysterese sowie Wirbelströmen werden keine Rechnung getragen.<br />

• Die Auswirkung der Temperatur auf Widerstands- und Induktivitätswerte wird vernachlässigt.<br />

Abbildung 4.1: Prinzipdarstellung der betrachteten Anordnung<br />

x 1 : ständerbezogene Umfangskoordinate; x 2 : läuferbezogene Umfangskoordinate;<br />

θ: Winkel zwischen den Achsen der Stränge A und U<br />

Die Vernachlässigung der Oberwellen im räumlichen Verlauf der Luftspaltgrößen führt zu sog.<br />

Grundwellenmodellen. Zur Herleitung eines <strong>für</strong> Synchron- und Asynchronmaschinen allgemein<br />

gültigen Grundwellenmodells wird zuerst eine Drehfeldmaschine mit sowohl einem Wicklungssatz<br />

im Stator (Stränge A, B, C), als auch im Rotor (Stränge U, V, W) betrachtet (vgl. Abb.<br />

4.1). Hierbei werden die nachstehenden Bedingungen vorausgesetzt:<br />

– 41 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

• Stator und Rotor sind symmetrisch aufgebaut.<br />

• Die Stränge auf Stator- bzw. Rotorseite sind symmetrisch gewickelt und deren Achsen<br />

um 2/3 der Polteilung τ p , d. h. 2/3 der halben räumlichen Periode der Durchflutungsgrundwelle,versetzt.AlleStatorwicklungen(bzw.Rotorwicklungen)besitzenn<br />

1 (bzw.n 2 )<br />

Windungen.<br />

• Beide Wicklungssätze sind sternförmig verschaltet. Beide Sternpunkte sind isoliert bzw.<br />

potentialfrei.<br />

Ohne Beschränkung der Allgemeingültigkeit wird der Übersichtlichkeit halber die Polpaarzahl<br />

p = 1 gewählt. Folglich sind die Achsen der Strangwicklungen auf Stator- bzw. Rotorseite<br />

räumlich um 120 ◦ versetzt. Zur Bestimmung der Rotorlage innerhalb einer Polpaarteilung, d.<br />

h. einer vollen räumlichen Periode der Durchflutungsgrundwelle, wird der Winkel θ zwischen<br />

den Strängen A und U herangezogen. Im betrachteten Fall entspricht θ dem mechanischen<br />

Rotorwinkel θ M .<br />

Im weiteren Verlauf werden strangbezogene Größen wie Spannungen, Ströme oder Flussverkettungen<br />

mit dem Index k desentsprechendenStrangs (k ∈ {A, B, C, U, V, W}) gekennzeichnet.<br />

Stator- bzw. Rotorgrößen, wie Widerstände oder Induktivitäten, werden mit dem Index 1 bzw.<br />

2 versehen.<br />

4.2.2 <strong>Elektrische</strong> Differentialgleichungen<br />

Die Anwendung der Maschenregel auf die statorseitigen Wicklungsstränge führt zu folgendem<br />

Gleichungssystem: ⎧⎪ ⎨<br />

⎪ ⎩<br />

u A = R 1 ·i A + dΨ A<br />

dt<br />

u B = R 1 ·i B + dΨ B<br />

dt<br />

(4.1)<br />

u C = R 1 ·i C + dΨ C<br />

dt<br />

Hierbei bezeichnen u k , i k bzw. Ψ k (k ∈ {A, B, C}) die Spannungen, Ströme bzw. Flussverkettungen<br />

der jeweiligen Stränge und R 1 deren Widerstand.<br />

Für die Rotorstränge mit dem Widerstand R 2 gilt:<br />

⎧<br />

u U = R 2 ·i U + dΨ U<br />

dt<br />

⎪⎨<br />

u V = R 2 ·i V + dΨ V<br />

dt<br />

⎪⎩<br />

u W = R 2 ·i W + dΨ W<br />

dt<br />

(4.2)<br />

Zur übersichtlichen Darstellung der Zusammenhänge werden die Stranggrößen in Vektoren<br />

– 42 –


4.2.3. Magnetische Zusammenhänge<br />

zusammengefasst:<br />

Abbildung 4.2: Definition der verwendeten elektrischen Stranggrößen<br />

(k ∈ {A, B, C, U, V, W}, l ∈ {1, 2})<br />

⃗u 1 = [ u A u B u C<br />

] T<br />

⃗u 2 = [ u U u V u W<br />

] T<br />

⃗i 1 = [ i A i B i C<br />

] T ⃗ i 2 = [ i U i V i W<br />

] T<br />

⃗Ψ 1 = [ Ψ A Ψ B Ψ C<br />

] T ⃗Ψ2 = [ Ψ U Ψ V Ψ W<br />

] T<br />

Somit lassen sich die Gleichungen (4.1) und (4.2) in die folgende Form überführen:<br />

⃗u 1 = R 1 ·⃗i 1 + d⃗ Ψ 1<br />

dt<br />

⃗u 2 = R 2 ·⃗i 2 + d⃗ Ψ 2<br />

dt<br />

(4.3)<br />

(4.4)<br />

4.2.3 Magnetische Zusammenhänge<br />

Flussverkettungen der einzelnen Stränge<br />

Um geschlossene Beziehungen zu erhalten, werden nachfolgend die Flussverkettungen der einzelnenSträngegenaueranalysiert.ImAllgemeinenistdavonauszugehen,dassallesechsStränge<br />

magnetisch miteinander verkoppelt sind.<br />

Unter der Annahme linearer magnetischer Verhältnisse ergibt sich beispielsweise die Flussverkettung<br />

des Strangs A, Ψ A , demnach aus der Summe von sechs Anteilen:<br />

Ψ A = Ψ }{{} AA +Ψ AB +Ψ AC +Ψ } {{ } AU +Ψ AV +Ψ } {{ AW}<br />

I II<br />

III<br />

(4.5)<br />

Neben der durch den Term I ausgedrückten Verkettung mit dem Eigenfeld, stellen die Anteile<br />

II bzw. III die Kopplung mit den anderen statorseitigen Strängen bzw. mit den rotorseitigen<br />

Spulen dar.<br />

Als Folge der angenommenen magnetischen Linearität lassen sich die jeweiligen Anteile von Ψ A<br />

– 43 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

auf einfache Weise mithilfe der Strangströme angeben. Zu diesem Zweck werden die vom magnetischen<br />

Zustand der Maschine unabhängigen Induktivitäten L Ak , k ∈ {A, B, C, U, V, W}<br />

eingeführt:<br />

Ψ A = L AA ·i A +L AB ·i B +L AC ·i C +L AU (θ)·i U +L AV (θ)·i V +L AW (θ)·i W (4.6)<br />

Hierbei ist jedoch zu beachten, dass sich die Kopplung zwischen Strang A und den Rotorwicklungen<br />

mit den Rotorwinkel θ ändert, sodass die Induktivitäten L AU , L AV sowie L AW ebenfalls<br />

von θ abhängig sind.<br />

Die Flussverkettungen der anderen Stränge können analog ermittelt werden. Es ergeben sich<br />

die nachstehenden Beziehungen zwischen den Vektoren ⃗ Ψ 1 und⃗i 1 bzw. ⃗ Ψ 2 und⃗i 2 :<br />

Für die resultierenden Induktivitätsmatrizen gilt:<br />

⎡<br />

L 1 = ⎣<br />

⃗Ψ 1 = L 1 ·⃗i 1 +L 12 ·⃗i 2 (4.7)<br />

⃗Ψ 2 = L 2 ·⃗i 2 +L 21 ·⃗i 1 (4.8)<br />

⎤ ⎡<br />

L AA L AB L AC<br />

L BA L BB L BC<br />

⎦ L 2 = ⎣<br />

L CA L CB L CC<br />

⎡<br />

L AU L AV<br />

L 12 = ⎣ L BU L BV<br />

L CU L CV<br />

⎤<br />

L UU L UV L UW<br />

L VU L VV L VW<br />

⎦<br />

L WU L WV L WW<br />

⎤ ⎡ ⎤<br />

L UA L UB L UC<br />

⎦ L 21 = ⎣ L VA L VB L VC<br />

⎦<br />

L CW L WA L WB L WC<br />

L AW<br />

L BW<br />

Die Matrizen L 1 und L 2 drücken die magnetische Kopplung zwischen den Strängen innerhalb<br />

des stator- bzw. rotorseitigen Wicklungssatzes aus, wohingegen L 12 und L 21 die Wechselwirkungen<br />

zwischen beiden Wicklungssätzen zum Ausdruck bringen.<br />

Eigeninduktivitäten der Stränge auf Stator- und Rotorseite<br />

Die Eigeninduktivitäten des statorseitigen bzw. rotorseitigen Wicklungssatzes sind durch die<br />

Diagonalelemente der Matrizen L 1 bzw. L 2 dargestellt. Diese sollen nachfolgend genauer beschrieben<br />

werden.<br />

Statorseitiger Wicklungssatz<br />

WirdbeispielsweisederStrangAaufdemStänderdurchdenStromi A durchflossen,entstehtein<br />

magnetischer Feldverlauf, welcher sich großenteils über den Luftspalt und den Rotor schließt.<br />

Dieser Teil ist somit mit den Spulen aller Stränge auf dem Stator und dem Rotor verkettet und<br />

wird als Luftspaltfeld bezeichnet. Der restliche Teil, das Streufeld, ist lediglich mit den Leitern<br />

des Strangs A verkettet (siehe Abb. 4.3 und [2], [1]). Der resultierende magnetische Fluss Φ A ,<br />

welcher die Wicklungen des Strangs A durchsetzt, kann folglich in zwei Anteile zerlegt werden:<br />

Einen Hauptflussanteil Φ hA und einen Streuflussanteil Φ σA . Es gilt Φ A = Φ hA +Φ σA . Hierbei<br />

wird in erster Näherung angenommen, dass alle Windungen der verteilten Strangwicklungen<br />

vom selben Fluss Φ A durchsetzt werden.<br />

– 44 –


4.2.3. Magnetische Zusammenhänge<br />

Abbildung 4.3: Aufteilung des Magnetfelds einer Wicklung in Luftspalt- und Streufeld<br />

[2, S. 235]<br />

(a) Aufteilung im Querschnitt; (b) Aufteilung im Längsschnitt<br />

Werden die Reluktanzen (magnetischen Widerstände) R mhA und R mσA dem Hauptflussanteil<br />

bzw. dem Streuflussanteil zugeordnet, ergeben sich folgende Zusammenhänge aus dem Hopkinsonschen<br />

Gesetz:<br />

Für die Flussverkettung des Strangs A folgt:<br />

Φ hA = n 1 ·i A<br />

R mhA<br />

(4.9)<br />

Φ σA = n 1 ·i A<br />

R mσA<br />

(4.10)<br />

Ψ A = n 1 ·Φ A = n2 1<br />

R mhA<br />

·i A + n2 1<br />

R mσA<br />

·i A (4.11)<br />

Aus Gleichung (4.11) können die Hauptinduktivität L hA und die Streuinduktivität L σA des<br />

Strangs A definiert werden:<br />

L hA = n2 1<br />

R mhA<br />

(4.12)<br />

L σA = n2 1<br />

R mσA<br />

(4.13)<br />

– 45 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

Die Eigeninduktivität des Strangs A ergibt sich gemäß Gl. (4.11) zu:<br />

L AA = L hA +L σA (4.14)<br />

Bedingt durch den symmetrischen Maschinenaufbau sowie die zuvor angenommenen<br />

Ausführungsmerkmale des statorseitigen Wicklungssatzes gilt <strong>für</strong> die Stränge B und C:<br />

Für die Induktivitäten folgt:<br />

R mhB = R mhC = R mhA = R mh (4.15)<br />

R mσB = R mσC = R mσA = R mσ1 (4.16)<br />

L hB = L hC = L hA = L h1 = n2 1<br />

R mh<br />

(4.17)<br />

L σB = L σC = L σA = L σ1 = n2 1<br />

R mσ1<br />

(4.18)<br />

L BB = L CC = L AA = L h1 +L σ1 (4.19)<br />

Hierbei stellen L h1 und L σ1 die Hauptinduktivität bzw. die Streuinduktivität des statorseitigen<br />

Wicklungssatzes dar.<br />

Rotorseitiger Wicklungssatz<br />

Die Eigeninduktivitäten L UU , L VV und L WW der auf dem Läufer angebrachten Wicklungen<br />

können analog berechnet werden. Hierbei wird der Streuanteil des magnetischen Flusses der<br />

Reluktanz R mσ2 zugeordnet. Ferner wird davon ausgegangen, dass der Hauptflussanteil, wie<br />

auf der Statorseite, über den magnetischen Widerstand R mh mit dem Strom in Verbindung<br />

steht. Daraus folgt:<br />

L h2 = L hU = L hV = L hW = n2 2<br />

R mh<br />

(4.20)<br />

L σ2 = L σU = L σV = L σW = n2 2<br />

R mσ2<br />

(4.21)<br />

L UU = L VV = L WW = L h2 +L σ2 (4.22)<br />

Koppelinduktivitäten zwischen den Strängen eines Wicklungssatzes<br />

Es werden in diesem Abschnitt die Koppelterme in den Matrizen L 1 und L 2 untersucht. Diese<br />

beschreiben die magnetische Kopplung zwischen den Strängen innerhalb eines Wicklungssatzes.<br />

Statorseitiger Wicklungssatz<br />

Es wird angenommen, dass die magnetische Kopplung zwischen den Strängen eines Wicklungssatzes<br />

über das Luftspaltfeld und somit über den magnetischen Widerstand R mh erfolgt.<br />

Fließt der positive Strom i A durch die Wicklungen des Strangs A, folgt aus den in Abschnitt<br />

4.2.1 aufgeführten Voraussetzungen eine sinusförmige Verteilung der radialen Komponente<br />

– 46 –


4.2.3. Magnetische Zusammenhänge<br />

des Luftspaltfeldes über der Umfangskoordinate x 1 . Hierbei weist diese Komponente B r eine<br />

räumliche Periodizität gleich der doppelten Polteilung τ p auf und erreicht deren Maximum<br />

ˆB r in der Achse des Strangs A, d. h. bei x 1 = 0:<br />

( )<br />

B r = ˆB π<br />

r ·cos x 1 (4.23)<br />

τ p<br />

DieWicklungsachsenderSträngeBundCsindum2/3bzw.4/3derPolteilungτ p gegenüberder<br />

Achse des Strangs A versetzt. An den entsprechenden Stellen beträgt die radiale Komponente<br />

des vom Strom i A herrührenden Luftspaltfelds −1/2· ˆB r und erzeugt demnach einen negativen<br />

Fluss durch die Wicklungen der Stränge B und C.<br />

Aus diesen Gründen gilt:<br />

L AB = L AC = − n2 1<br />

= − L h1<br />

2·R mh 2<br />

(4.24)<br />

Die Herleitung der anderen Koeffizienten der Matrix L 1 erfolgt auf ähnliche Weise und es folgt:<br />

⎡<br />

L h1 +L σ1 − L h1<br />

− L ⎤<br />

h1<br />

2 2<br />

L 1 =<br />

− L h1<br />

L<br />

⎢ h1 +L σ1 − L h1<br />

(4.25)<br />

2 2 ⎥<br />

⎣<br />

− L h1<br />

− L ⎦<br />

h1<br />

L h1 +L σ1<br />

2 2<br />

Rotorseitiger Wicklungssatz<br />

Ähnliche Zusammenhänge bestehen <strong>für</strong> den rotorseitigen Wicklungssatz, sodass die Matrix L 2<br />

folgende Gestalt annimmt:<br />

⎡<br />

L h2 +L σ2<br />

L 2 =<br />

− L h2<br />

⎢ 2<br />

⎣<br />

− L h2<br />

2<br />

− L h2<br />

2<br />

L h2 +L σ2<br />

− L h2<br />

2<br />

− L ⎤<br />

h2<br />

2<br />

− L h2<br />

2 ⎥<br />

⎦<br />

L h2 +L σ2<br />

(4.26)<br />

L 1 und L 2 sind symmetrisch und erfüllen somit die Reziprozitätsbedingung <strong>für</strong> gekoppelte<br />

magnetische Kreise [2].<br />

Koppelinduktivitäten zwischen beiden Wicklungssätzen<br />

Die obige Vorgehensweise kann prinzipiell zur Bestimmung der Koeffizienten der Matrizen L 12<br />

sowie L 21 angewendet werden. In diesem Fall ist allerdings zu beachten, dass die Stränge auf<br />

dem Stator und dem Rotor unterschiedliche Windungszahlen besitzen und sich deren Lage zueinander<br />

durch den Winkel θ definiert. Darüber hinaus sind beide Wicklungssätze ausschließlich<br />

über das Luftspaltfeld miteinander verkoppelt.<br />

– 47 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

Die sich daraus ergebenden Zusammenhänge sollen nachfolgend am Beispiel der Stränge A und<br />

U hergeleitet werden. Zu diesem Zweck wird davon ausgegangen, dass der durch den Strang A<br />

fließende Strom i A eine radiale Feldverteilung nach Gl. (4.23) hervorruft. Für den Spezialfall,<br />

dass die Achsen der Stränge A und U übereinander liegen, d. h. θ = 0, ergibt sich folglich der<br />

maximale Wert der Induktivität L AU :<br />

L AU (θ = 0) = n 1 ·n 2<br />

R mh<br />

= n 2<br />

n 1<br />

L h1 (4.27)<br />

Für einen beliebigen Winkel θ ist zur Ermittlung des von i A herrührenden magnetischen Flusses<br />

durchdieWicklungendesStrangsUzudemderVerlaufderradialenFeldkomponentenach(4.23)<br />

zu berücksichtigen. In Anlehnung an die in Abschnitt 4.2.3 angestellten Analysen folgt:<br />

L AU (θ) = n 2<br />

n 1<br />

L h1 ·cosθ (4.28)<br />

Die Herleitung der anderen Koeffizienten der Matrix L 12 erfolgt analog unter Berücksichtigung<br />

des Versatzes von 2/3 der Polteilung, welcher zwischen den einzelnen Strängen eines Wicklungssatzes<br />

besteht. Für die Matrix L 12 ergibt sich:<br />

⎡<br />

L 12 = n 2<br />

L h1 n 1 ⎢<br />

⎣<br />

cosθ<br />

(<br />

cos θ − 2π )<br />

3<br />

(<br />

cos θ+ 2π )<br />

3<br />

(<br />

cos θ+ 2π 3<br />

)<br />

cosθ<br />

(<br />

cos θ− 2π )<br />

3<br />

(<br />

cos θ − 2π 3<br />

(<br />

cos θ + 2π 3<br />

cosθ<br />

)<br />

)<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

(4.29)<br />

DieHerleitungderKoeffizientenvon L 21 kannaufähnlicheWeisevorgenommenwerden,woraus<br />

folgt:<br />

⎡ (<br />

cosθ cos θ− 2π ) (<br />

cos θ + 2π ) ⎤<br />

3 3<br />

L 21 = n (<br />

2<br />

L h1 cos θ+ 2π ) (<br />

cosθ cos θ − 2π )<br />

(4.30)<br />

n 1 3<br />

3<br />

⎢ (<br />

⎣<br />

cos θ − 2π ) (<br />

cos θ+ 2π ) ⎥<br />

⎦<br />

cosθ<br />

3 3<br />

Es gilt somit:<br />

L 21 = L T 12 (4.31)<br />

4.2.4 Raumzeigerdarstellung<br />

Grundlegende Überlegungen<br />

Die Gleichungen (4.3) und (4.4) sowie (4.7) und (4.8) modellieren das Grundwellenverhalten<br />

einer Drehfeldmaschine und bilden ein verkoppeltes System bestehend aus sechs linearen Dif-<br />

– 48 –


4.2.4. Raumzeigerdarstellung<br />

ferentialgleichungen:<br />

d⃗i 1<br />

⃗u 1 = R 1 ·⃗i 1 +L 1<br />

dt +L d⃗i 2<br />

12<br />

dt<br />

(4.32a)<br />

d⃗i 2<br />

⃗u 2 = R 2 ·⃗i 2 +L 2<br />

dt +L d⃗i 1<br />

21<br />

dt<br />

(4.32b)<br />

An dieser Stelle bietet sich eine Suche nach möglichen Vereinfachungen des Differentialgleichungssystems<br />

an. Zu diesem Zweck werden im Folgenden die räumlichen Zusammenhänge im<br />

Maschinenquerschnitt betrachtet, wenn lediglich der statorseitige Wicklungssatz vorhanden ist<br />

(vgl. Abb. 4.4). Die in Abb. 4.4 dargestellten Vektoren ⃗e A , ⃗e B und ⃗e C bezeichnen Einheitsvek-<br />

Abbildung 4.4: Schematische Darstellung der Maschine im Querschnitt mit statorseitigem<br />

Wicklungssatz und Definition der verwendeten Größen<br />

toren der Wicklungsachsen der Stränge A, B und C, während die Basis (⃗e α , ⃗e β ) ein kartesisches<br />

Koordinatensystem definiert, wobei davon ausgegangen wird, dass ⃗e A = ⃗e α . Dieses Koordinatensystem<br />

wird folglich als ”<br />

statorfestes“ oder (α, β)-Koordinatensystem bezeichnet. Die Lage<br />

einesPunktesimLuftspaltwirdmitderUmfangskoordinatex 1 bzw.demWinkelϕbeschrieben.<br />

Wie aus (4.23) hervorgeht, führt ein Strom i A durch Strang A zu einer sinusförmigen Durchflutungsverteilung<br />

(bzw. einer sinusförmigen radialen Feldkomponente) im Luftspalt, die in der<br />

Wicklungsachse des Strangs A maximal ist. Bekanntlich ist die resultierende Durchflutung ϑ A<br />

proportional zu i A und es ergibt sich:<br />

ϑ A = β ·i A ·cosϕ (4.33)<br />

– 49 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

Ähnliches gilt <strong>für</strong> die von Strömen in den Strängen B und C herrührenden Durchflutungen:<br />

ϑ B = β ·i B ·cos(ϕ−2π/3) (4.34)<br />

ϑ C = β ·i C ·cos(ϕ+2π/3) (4.35)<br />

Unter den in Abschnitt 4.2.1 gemachten Annahmen und insbesondere den vorausgesetzten<br />

linearen magnetischen Verhältnissen ergibt sich die Verteilung der Gesamtdurchflutung ϑ zu<br />

einem Zeitpunkt t 0 , welche aus den Strömen i A (t 0 ), i B (t 0 ) und i C (t 0 ) resultiert, aus der Summe<br />

der einzelnen Durchflutungsverteilungen ϑ A , ϑ B und ϑ C :<br />

ϑ(t 0 ) = β<br />

(<br />

i A (t 0 )·cosϕ+i B (t 0 )·cos<br />

(<br />

ϕ− 2π 3<br />

)<br />

+i C (t 0 )·cos<br />

(<br />

ϕ+ 2π 3<br />

))<br />

(4.36)<br />

Die Durchflutungsverteilung ϑ(t 0 ) (bzw. die radiale Feldkomponente B r (t 0 )) weisen demnach<br />

ebenfalls eine räumliche Periode von 2π auf. Der Betrag von ϑ(t 0 ) ist maximal, wenn folgende<br />

Bedingung erfüllt ist:<br />

dϑ(t 0 )<br />

dϕ = 0 (4.37)<br />

Aus (4.36) und (4.37) folgt <strong>für</strong> den Winkel ϕ 0 , <strong>für</strong> den die Extremwerte der Durchflutung ϑ(t 0 )<br />

erreicht werden:<br />

√ ( 3<br />

cosϕ 0 ·<br />

2 (i B −i C )−sinϕ 0 · i A − 1 )<br />

2 (i B +i C ) = 0 (4.38)<br />

Dieser Ausdruck kann auf folgende Weise dargestellt werden:<br />

⎡<br />

[ ]<br />

cosϕ0 i<br />

⎢ A − 1 ⎤<br />

× ⎣<br />

2 (i B +i C )<br />

√ ⎥<br />

∥ sinϕ 3<br />

⎦<br />

= 0 (4.39)<br />

0<br />

2 (i B −i C ) ∥<br />

Gleichung (4.39) kann entnommen werden, dass der Vektor<br />

⎡<br />

i<br />

i s ⎢ A − 1 ⎤<br />

1 = ⎣<br />

2 (i B +i C )<br />

√ ⎥<br />

3<br />

⎦ = i α ·⃗e α +i β ·⃗e β<br />

2 (i B −i C )<br />

[ ] 1<br />

= i A · +i<br />

0 B ·<br />

[ cos(2π/3)<br />

sin(2π/3)<br />

= i A ·⃗e A +i B ·⃗e B +i C ·⃗e C<br />

]<br />

+i C ·<br />

[ cos(−2π/3)<br />

sin(−2π/3)<br />

die Punkte im Luftspalt bestimmt, an denen der Betrag der Durchflutung maximal ist. Schließlich<br />

genügt die Kenntnis der zwei Komponenten i α und i β , um den räumlichen Verlauf der<br />

Durchflutung bzw. die Feldverteilung im Luftspalt <strong>für</strong> einen gegebenen Zeitpunkt t 0 vollständig<br />

beschreiben zu können. Die Größe i s 1 wird als Statorstromraumzeiger bezeichnet. Hierbei weist<br />

]<br />

– 50 –


4.2.4. Raumzeigerdarstellung<br />

das hochgestellte s darauf hin, dass die Größe im statorfesten Koordinatensystem ausgedrückt<br />

ist.<br />

Clarke-Transformation<br />

Die vorigen Überlegungen können durch Einführung folgender Transformation verallgemeinert<br />

werden:<br />

T C : R<br />

⎡<br />

3 ⎤<br />

−→ R 3<br />

⎡ ⎤ ⎡ ⎤<br />

x A<br />

x α x A<br />

⃗x = ⎣x B<br />

⎦ ↦−→ T C (⃗x) = x s = ⎣x β<br />

⎦ = T C<br />

⎣x B<br />

⎦ (4.40)<br />

x C x 0 x C<br />

Hierbei lautet die Transformationsmatrix T C :<br />

⎡ ( ) ( 2π<br />

cos(0) cos cos − 2π ) ⎤ ⎡<br />

1 − 1 T C = 2 3 3<br />

( ) (<br />

2π 3 ⎢<br />

sin(0) sin sin − 2π )<br />

= 2 √<br />

2<br />

3<br />

⎣<br />

3 3 ⎥ 3 ⎢<br />

0<br />

⎦ ⎣<br />

2<br />

1 1 1 1 1<br />

2 2 2 2 2<br />

⎤<br />

− 1 √<br />

2<br />

3<br />

−<br />

2 ⎥<br />

⎦<br />

1<br />

2<br />

(4.41)<br />

T C wird als Clarke-Transformation bezeichnet und ermöglicht, die in den Vektor ⃗x zusammengefassten<br />

Stranggrößen im allgemeinen Fall auf einen Raumzeiger x s abzubilden.<br />

Wird T C auf beispielsweise den Stromvektor⃗i 1 = [ i A i B i C<br />

] T<br />

angewendet, ergibt sich der<br />

Stromraumzeiger i s 1:<br />

⎡<br />

i s 1 = T C (⃗i 1 ) = T C<br />

⃗i 1 = 2 3 ⎢<br />

⎣<br />

i A − 1 2 (i B +i C )<br />

√<br />

3<br />

2 (i B −i C )<br />

1<br />

2 (i A +i B +i C )<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

(4.42)<br />

Die ersten zwei Zeilen des in (4.42) auftretenden Spaltenvektors entsprechen dem zuvor ermittelten<br />

Ausdruck von i s 1. Die dritte stellt den Mittelwert der Stranggrößen <strong>für</strong> den betrachteten<br />

Zeitpunkt dar und wird als Gleichtaktkomponente (engl. zero sequence component) bezeichnet.<br />

Der Faktor 2/3 dient lediglich der Normierung des Raumzeigers auf die Amplitude der<br />

Stranggrößen.<br />

Eskannleichtgezeigtwerden,dassdieMatrixT C reguläristundsomiteineRücktransformation<br />

des Raumzeigers x s auf die zugehörigen Stranggrößen ermöglicht. Diese lautet:<br />

T −1 C : R<br />

⎡<br />

3 ⎤<br />

−→ R 3<br />

⎡ ⎤ ⎡ ⎤<br />

x α<br />

x A x α<br />

x s = ⎣x β<br />

⎦ ↦−→ T −1 C (x s ) = ⃗x = ⎣x B<br />

⎦ −1<br />

= T C<br />

⎣x β<br />

⎦ (4.43)<br />

x 0 x C x 0<br />

– 51 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

mit<br />

⎡ ⎤<br />

1 0 1<br />

T −1 C =<br />

− 1 √ 3<br />

1<br />

⎢ 2 2<br />

⎣<br />

− 1 √ ⎥<br />

3<br />

⎦<br />

2 − 1<br />

2<br />

(4.44)<br />

An dieser Stelle sei angemerkt, dass sowohl der Vektor der zusammengefassten Stranggrößen<br />

⃗x, als auch der Raumzeiger x s aus mathematischer Sicht dreidimensionale Vektoren darstellen.<br />

Demnach entspricht die Clarke-Transformation einem Basiswechsel im Vektorraum R 3 .<br />

Aus den Überlegungen im vorigen Abschnitt geht jedoch hervor, dass der Stromraumzeiger i s 1<br />

die räumliche Verteilung der Durchflutungsgrundwelle im Luftspalt beschreibt und somit, im<br />

Gegensatz zum Vektor ⃗i 1 , eine besondere physikalische Bedeutung aufweist. Dieser Tatsache<br />

wird durch die unterschiedliche Schreibweise Rechnung getragen.<br />

Anwendung der Clarke-Transformation zur Modellierung von Drehfeldmaschinen<br />

<strong>Elektrische</strong> Gleichungen<br />

Die Clarke-Transformation kann ebenfalls auf die Statorspannungssgleichung (4.3) angewendet<br />

werden. In diesem Fall ergibt sich:<br />

( )<br />

T C (⃗u 1 ) = u s 1 = T C R 1 ·⃗i 1 + d⃗ Ψ 1 dΨ = R 1 ·T C<br />

⃗i 1 +T ⃗ 1<br />

C = R 1 ·T C<br />

⃗i 1 + d(T CΨ ⃗ 1 )<br />

dt dt dt<br />

Daraus folgt die Statorspannungsgleichung in Raumzeigerdarstellung:<br />

u s 1 = R 1 i s 1 + dΨs 1<br />

dt<br />

(4.45)<br />

Die Analysen aus Abschnitt 4.2.4 können problemlos auf den Rotorwicklungssatz erweitert<br />

werden. Hierbei ist allerdings eine neue kartesische Basis (⃗e d , ⃗e q ) zu definieren, sodass der<br />

Vektor ⃗e d ein Einheitsvektor der Wicklungsachse des Strangs U darstellt (siehe Abb. 4.5).<br />

Der Basis (⃗e d , ⃗e q ) zugehörige Koordinatensystem wird als rotorfestes Koordinatensystem bzw.<br />

(d, q)-Koordinatensystem bezeichnet. Raumzeiger, die in diesem Koordinatensystem ausgedrückt<br />

sind, werden mit einem hochgestellten r gekennzeichnet. Unter Berücksichtigung dieser<br />

Zusammenhänge nimmt die Rotorspannungsgleichung (4.4) in Raumzeigerdarstellung folgende<br />

Gestalt an:<br />

Magnetische Beziehungen<br />

u r 2 = R 2 i r 2 + dΨr 2<br />

dt<br />

(4.46)<br />

Bei der Transformation der Statorflussverkettungsgleichungen (4.7) und (4.8) ist zu beachten,<br />

dass diese sowohl Stator-, als auch Rotorgrößen enthalten.<br />

– 52 –


4.2.4. Raumzeigerdarstellung<br />

Abbildung 4.5: Definition des Rotorkoordinatensystems zur Anwendung der<br />

Clarke-Transformation auf den rotorseitigen Wicklungssatz<br />

Die Transformation von (4.7) liefert:<br />

T C<br />

(<br />

⃗Ψ1<br />

)<br />

= Ψ s 1 = T C L 1<br />

⃗i 1 +T C L 12<br />

⃗i 2<br />

= T C L 1 T C −1 i s 1 +T C L 12 T C −1 i r 2 (4.47)<br />

Mit den Bezeichungen L s 1 = T C L 1 T C −1 und L s 12 = T C L 12 T C −1 ergibt sich <strong>für</strong> den Raumzeiger<br />

der Statorflussverkettung<br />

Ψ s 1 = L s 1i s 1 +L s 12i r 2 (4.48)<br />

bzw. in ausgeschriebener Form nach Ausführen der Matrixmultiplikationen:<br />

⎡ ⎤ ⎡<br />

⎤⎡<br />

⎤<br />

Ψ α<br />

3<br />

⎢Ψ β ⎥<br />

⎣ ⎦ = 2 L i<br />

h1 +L σ1 0 0 α<br />

⎢ 3<br />

⎣ 0<br />

2 L h1 +L σ1 0<br />

⎥⎢i β ⎥<br />

⎦⎣<br />

⎦<br />

Ψ 01 0 0 L σ1 i 01<br />

⎡ ⎤⎡<br />

⎤<br />

cosθ −sinθ 0 i d<br />

+ 3 n 2<br />

L h1 ⎢sinθ cosθ 0⎥⎢i q ⎥<br />

2n 1 ⎣ ⎦⎣<br />

⎦<br />

0 0 0 i 02<br />

(4.49)<br />

Aus (4.49) geht hervor, dass zum einen die transformierte Matrix L s 1 diagonal ist und zum<br />

anderen, dass die dritte Komponente des Statorflussraumzeigers durch lediglich die Gleicht-<br />

– 53 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

aktkomponenten der im stator- und rotorseitigen Wicklungssatz fließenden Ströme bestimmt<br />

wird. Aus der Annahme, dass beide Wicklungssätze isolierte Sternpunkte besitzen, werden die<br />

Raumzeiger i s 1, i r 2 und folglich Ψ s 1 vollständig durch ihre ersten zwei Komponenten beschrieben.<br />

Durch Einsetzen von (4.49) in die Statorspannungsgleichung (4.45) kann ebenfalls geschlossen<br />

werden, dass einzig die Komponenten u α und u β ungleich Null sind.<br />

Auf ähnliche Weise lässt sich zeigen, dass der Raumzeiger der Rotorflussverkettung die folgende<br />

Beziehung erfüllt:<br />

Ψ r 2 = L r 2i r 2 +L r 21i s 1 (4.50)<br />

wobei L r 2 = T C L 2 T C −1 und L r 21 = T C L 21 T C −1 .<br />

In ausgeschriebener Form ergibt sich:<br />

⎡ ⎤ ⎡<br />

⎤⎡<br />

⎤<br />

Ψ d<br />

3<br />

⎢Ψ q ⎥<br />

⎣ ⎦ = 2 L i<br />

h2 +L σ2 0 0 d<br />

⎢ 3<br />

⎣ 0<br />

2 L h2 +L σ2 0<br />

⎥⎢i q ⎥<br />

⎦⎣<br />

⎦<br />

Ψ 02 0 0 L σ2 i 02<br />

⎡ ⎤⎡<br />

⎤<br />

cosθ sinθ 0 i α<br />

+ 3 n 2<br />

L h1 ⎢−sinθ cosθ 0⎥⎢i β ⎥<br />

2n 1 ⎣ ⎦⎣<br />

⎦<br />

0 0 0 i 01<br />

(4.51)<br />

Hierbei besitzt die dritte Komponente aller auf den rotorseitigen Wicklungssatz bezogenen<br />

Raumzeiger auch keine Relevanz, sodass im weiteren Verlauf sämtliche Zusammenhänge zwischen<br />

Raumzeigern in dem von den Basisvektoren ⃗e α und ⃗e β (bzw. ⃗e d und ⃗e q ) aufgespalteten<br />

Unterraum untersucht werden, d. h. die dritte Komponente wird nicht weiter betrachtet.<br />

Mithilfe der Clarke-Transformation können demnach die linearen Kombinationen<br />

i A +i B +i C = 0<br />

i U +i V +i W = 0,<br />

diezwischendendreiStrangströmenderjeweiligenWicklungssätzebestehen,wennderenSternpunkt<br />

potentialfrei ist, zur Reduzierung der Modellordnung ausgenutzt werden.<br />

Zusammenfassend ist das vereinfachte Gleichungssystem in ausgeschriebener Form wiedergegeben:<br />

[ ] [<br />

uα iα<br />

= R<br />

u 1<br />

]+ d [ ]<br />

Ψα<br />

(4.52a)<br />

β i β dt Ψ β<br />

[ ] ( )[ ][<br />

Ψα 3 1 0<br />

=<br />

Ψ β 2 L iα<br />

h1 +L σ1<br />

]+ 3 [ ][ ]<br />

n 2 cosθ −sinθ id<br />

L<br />

0 1 i h1 (4.52b)<br />

β 2n 1 sinθ cosθ i q<br />

– 54 –


4.2.4. Raumzeigerdarstellung<br />

[ ] [<br />

ud id<br />

= R<br />

u 1<br />

]+ d<br />

q i q dt<br />

[ ]<br />

Ψd<br />

=<br />

Ψ q<br />

[ ]<br />

Ψd<br />

Ψ q<br />

( 3<br />

2 L h2 +L σ2<br />

)[ 1 0<br />

0 1<br />

][<br />

id<br />

n 2<br />

]+ 3 [ cosθ sinθ<br />

L<br />

i h1<br />

q 2n 1 −sinθ cosθ<br />

][<br />

iα<br />

i β<br />

]<br />

(4.53a)<br />

(4.53b)<br />

Unter Verwendung der Definitionen<br />

L 1 = 3 2 L h1 +L σ1<br />

ergibt sich in kompakter Darstellung:<br />

L 2 = 3 2 L h2 +L σ2<br />

L m = 3 n 2<br />

L h1<br />

2n 1<br />

[ ] cosθ −sinθ<br />

T(θ) =<br />

sinθ cosθ<br />

u s 1 = R 1 i s 1 + dΨs 1<br />

dt<br />

Ψ s 1 = L 1 i s 1 +L m T(θ)i r 2<br />

u r 2 = R 2 i r 2 + dΨr 2<br />

dt<br />

(4.54)<br />

Ψ r 2 = L 2 i r 2 +L m T(−θ)i s 1<br />

Das Gleichungssystem vierter Ordnung (4.54) mit Raumzeigern ist äquivalent zu den ursprünglichen<br />

Gleichungen (4.3), (4.4), (4.7) und (4.8) mit Stranggrößen.<br />

Rotierende Koordinatensysteme<br />

Aus der Betrachtung der obigen Flussverkettungsgleichungen ist ersichtlich, dass die Drehmatrix<br />

T die Winkelabhängigkeit der Koppelinduktivität zwischen stator- und rotorseitigem<br />

Wicklungssatz ausdrückt.<br />

Um die Zusammenhänge zu vertiefen und die Möglichkeit einer weiteren Vereinfachung des<br />

Modell zu erörtern, wird die nachstehende Transformation definiert:<br />

T Pϕ : R<br />

[ 2 ]<br />

−→ R 2<br />

x k xk<br />

= ↦−→ T<br />

x Pϕ (x k ) = x s =<br />

l<br />

[<br />

xα<br />

x β<br />

]<br />

[ ]<br />

xk<br />

= T(ϕ) =<br />

x l<br />

[ ][ ] cosϕ −sinϕ xk<br />

sinϕ cosϕ x l<br />

(4.55)<br />

T Pϕ definiert, ausgehend von der Basis (⃗e α , ⃗e β ), eine neue, um den Winkel ϕ gedrehte Ba-<br />

– 55 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

Abbildung 4.6: Definition eines neuen, um den Winkel ϕ gedrehten Koordinatensystems<br />

anhand der Transformation T Pϕ<br />

sis (⃗e k , ⃗e l ) (vgl. Abb 4.6). Folglich ermöglicht diese Transformation, Raumzeiger nicht nur im<br />

stator- bzw. rotorfesten Koordinatensystem zu beschreiben, sondern auch in einem beliebigen,<br />

um die Maschinenachse rotierenden (k, l)-Koordinatensystem. Liegt der Ausdruck eines<br />

Raumzeigers x k in diesem Koordinatensystem vor, entspricht T P (x k ) = T(ϕ)x k seiner Darstellung<br />

im statorfesten Koordinatensystem (α, β). T Pϕ wird in der Antriebstechnik als Park-<br />

Transformation bezeichnet.<br />

Die Rotationsmatrix T ist regulär mit<br />

sodass die Rücktransformation T Pϕ −1 existiert.<br />

T(ϕ) −1 = T(ϕ) T = T(−ϕ), (4.56)<br />

Sie ermöglicht, einen im (α, β)-Koordinatensystem angegebenen Raumzeiger in (k, l)-<br />

Koordinaten zu überführen. Für den Sonderfall ϕ = θ entspricht T Pθ eine Transformation vom<br />

rotorfesten ins statorfeste Koordinatensystem. Für ϕ = −θ ergibt sich hingegen eine Transformation<br />

vom stator- ins rotorfeste Koordinatensystem. Aufgrund der besonderen Bedeutung<br />

dieser beiden Transformationen wird <strong>für</strong> die zugehörigen Drehmatrizen im weiteren Verlauf die<br />

Schreibweise T rs = T(θ) bzw. T sr = T(−θ) verwendet.<br />

Somit ist ersichtlich, dass der Term T(θ)i r 2 im Gleichungssystem (4.54) dem Ausdruck des<br />

Rotorstromraumzeigers im statorfesten Koordinatensystem, i s 2, entspricht. Der Term T(−θ)i s 2<br />

stellt dagegen den Statorstromraumzeiger in Rotorkoordinaten, i r 1, dar.<br />

Folglich lässt sich die Winkelabhängigkeit der Koppelinduktivität im System (4.54) entfernen<br />

und die Gleichungen daher weiter vereinfachen:<br />

u s 1 = R 1 i s 1 + dΨs 1<br />

dt<br />

Ψ s 1 = L 1 i s 1 +L m i s 2<br />

u r 2 = R 2 i r 2 + dΨr 2<br />

dt<br />

Ψ r 2 = L 2 i r 2 +L m i r 1<br />

(4.57a)<br />

(4.57b)<br />

(4.57c)<br />

(4.57d)<br />

– 56 –


4.2.5. Umrechnung rotorbezogener Größen auf die Statorseite<br />

Ist ein Raumzeiger in einem umlaufenden Koordinatensystem angegeben, ist bei der Berechnung<br />

dessen zeitlicher Ableitung die Produktregel zu beachten (vgl. Ψ r 2 in (4.57c)). Für den<br />

allgemeinen Fall eines Raumzeigers x k in einem beliebigen Koordinatensystem (k, l) gilt demnach:<br />

mit<br />

dx k (t)<br />

dt<br />

= d[T(ϕ(t))−1 x s (t)]<br />

dt<br />

= d[T(−ϕ(t))xs (t)]<br />

dt<br />

= dT(−ϕ(t)) x s (t)+T(−ϕ(t)) dxs (t)<br />

dt<br />

dt<br />

= ∂T(−ϕ) dϕ<br />

∂ϕ dt xs (t)+T(−ϕ(t)) dxs (t)<br />

dt<br />

[ ] [ ] −sinϕ cosϕ cosϕ sinϕ dx<br />

= ˙ϕ x s s (t)<br />

(t)+<br />

−cosϕ −sinϕ −sinϕ cosϕ dt<br />

[ ][ ] [ ] cosϕ sinϕ 0 −1 cosϕ sinϕ dx<br />

= − ˙ϕ<br />

x s s (t)<br />

(t)+<br />

−sinϕ cosϕ 1 0 −sinϕ cosϕ dt<br />

= − ˙ϕT(−ϕ)Jx s (t)+T(−ϕ) dxs (t)<br />

dt<br />

( π<br />

J = T =<br />

2)<br />

[ ] 0 −1<br />

1 0<br />

(4.58)<br />

(4.59)<br />

Wird (4.57c) mithilfe der Transformation T Pθ (und daher durch Anwendung der Matrix T rs =<br />

T(θ)) in das Statorkoordinatensystem überführt, ergibt sich:<br />

u s 2 = T rs u r 2 = R 2 T rs i r 2 +T rs<br />

dΨ r 2<br />

dt<br />

= R 2 i s dT sr Ψ s 2<br />

2 +T rs<br />

dt<br />

(<br />

= R 2 i s 2 +T rs −ωT sr JΨ s dΨ s )<br />

2<br />

2 +T sr<br />

dt<br />

mit ω = ˙θ<br />

= R 2 i s 2 + dΨs 2<br />

dt<br />

−ωJΨ s 2 (4.60)<br />

(4.60) stellt die Rotorspannungsgleichung im statorfesten Koordinatensystem dar.<br />

4.2.5 Umrechnung rotorbezogener Größen auf die Statorseite<br />

Der Gleichungssatz (4.57) involviert u. a. die Parameter des rotorseitigen Wicklungssatzes R 2<br />

und L 2 , sowie die Koppelinduktivität L m . Diese Größen sind jedoch in der Praxis nicht immer<br />

bestimmbar, beispielsweise, wenn die Klemmen des rotorseitigen Wicklungssatzes nicht<br />

zugänglich sind, wie im Falle von Asynchronmaschinen mit Kurzschlussläufern.<br />

– 57 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

UmeinbrauchbaresModellzuerhalten,istausdiesemGrundeineUmformungvon(4.57)nötig.<br />

Hierzu werden die Induktivitäten L 1 und L 2 wiederum in Haupt- und Streuanteil aufgespaltet<br />

und anschließend Ersatzgrößen eingeführt. Für die Rotorflussverkettungsgleichung 4.57d gilt:<br />

Ψ r 2 = L 2 i r 2 +L m i r 1<br />

( ) 3<br />

=<br />

2 L h2 +L σ2<br />

i r 2 + 3 n 2<br />

L h1 i r 1<br />

2n 1<br />

Unter Berücksichtigung der Beziehung L h2 = n2 2<br />

L h1 folgt:<br />

Werden die Größen<br />

( 3<br />

Ψ r 2 =<br />

2<br />

n 2 2<br />

n 2 1<br />

n 2 1<br />

L h1 +L σ2<br />

)<br />

i r 2 + 3 n 2<br />

L h1 i r 1<br />

2n 1<br />

⇔ n ( )<br />

1 3<br />

Ψ r 2 =<br />

n 2 2 L h1 + n2 1 n2<br />

L<br />

n 2 σ2 i r 2 + 3<br />

2 n 1 2 L h1i r 1<br />

Ψ r r = n 1<br />

Ψ r 2 L σr = n2 1<br />

n 2<br />

L<br />

n 2 σ2<br />

2<br />

M = 3 2 L h1<br />

definiert, ergibt sich folgende Gleichung:<br />

i r r = n 2<br />

n 1<br />

i r 2 i r s = i r 1 L r = M +L σr<br />

Ψ r r = (M +L σr )i r r +Mi r s = L r i r r +Mi r s = M (i r r +i r s)+L σr i r r (4.61)<br />

Der mit dem Verhältnis der Windungszahlen skalierte Raumzeiger der Rotorflussverkettung Ψ r r<br />

besteht somit aus dem Hauptflussanteil Ψ r h = M(i r r+i r s) und dem Streuflussanteil Ψ r σr = L σr i r r.<br />

Wird Ψ r r in die Rotorspannungsgleichung (4.57c) eingesetzt, folgt:<br />

Anhand der Definitionen<br />

lässt sich (4.57c) wie folgt umschreiben:<br />

u r 2 = R 2 i r 2 + n 2dΨ r r<br />

n 1 dt<br />

⇔ n 1<br />

u r 2 = n2 1<br />

R 2 i r r + dΨr r<br />

n 2 dt<br />

n 2 2<br />

R<br />

n 2 2<br />

2<br />

u r r = n 1<br />

u r 2 und R r = n2 1<br />

n 2<br />

u r r = R r i r r + dΨr r<br />

dt<br />

(4.62)<br />

– 58 –


4.2.6. Mechanische Zusammenhänge<br />

Ferner gilt <strong>für</strong> die statorseitige Flussverkettung in Statorkoordinaten:<br />

mit<br />

Ψ s s = L s i s s +Mi s r = M (i s s +i s r)+L σs i s s (4.63)<br />

Ψ s s = Ψ s 1 R s = R 1 L s = M +L σs<br />

Wiederum sind ein Hauptflussanteil, Ψ s h = M(i s r +i s s), sowie ein Streuflussanteil, Ψ s σs = L σs i s s,<br />

zu erkennen.<br />

Schließlich werden die elektromagnetischen Zusammenhänge im allgemeinen Grundwellenmodell<br />

der Drehfeldmaschine mithilfe der neuen Größen durch den nachstehenden Gleichungssatz<br />

beschrieben:<br />

Statorspannung:<br />

u s s = R s i s s + dΨs s<br />

dt<br />

(4.64a)<br />

Statorflussverkettung: Ψ s s = L s i s s +Mi s r = M (i s s +i s r)+L σs i s s (4.64b)<br />

Rotorspannung:<br />

u r r = R r i r r + dΨr r<br />

dt<br />

(4.64c)<br />

Rotorflussverkettung: Ψ r r = L r i r r +Mi r s = M (i r s +i r r)+L σr i r r (4.64d)<br />

Hierbei ist festzuhalten, dass die Größen L s , L r , R r und M, im Gegensatz zu R s , nicht den<br />

Wert der entsprechenden Stranggrößen annehmen. Somit stellt beispielsweise R r nicht den<br />

tatsächlichen Widerstand eines rotorseitigen Strangs dar. Alle Parameterwerte können jedoch<br />

experimentell auf einfache Weise bestimmt werden, z. B. durch einen Leerlaufversuch und einen<br />

Kurzschlussversuch im Falle einer Asynchronmaschine (vgl. [3, S. 527]).<br />

Im weiteren Verlauf und insbesondere bei der Herleitung des Signalflussplans der verallgemeinerten<br />

Drehfeldmaschine wird ausschließlich der Gleichungssatz (4.64) zur Beschreibung der<br />

elektromagnetischen Zusammenhänge herangezogen.<br />

4.2.6 Mechanische Zusammenhänge<br />

Die vorigen Überlegungen bezogen sich ausschließlich auf die Beschreibung des elektromagnetischenVerhaltensderDrehfeldmaschine.DerelektromagnetischeEnergiewandlungsprozessführt<br />

jedoch ebenfalls zur Entstehung eines Drehmoments M M , welches sich auf den Rotor auswirkt.<br />

Der Ausdruck dieses Drehmoments lässt sich aus einer Leistungsbilanz gewinnen und lautet:<br />

wobei p die Polpaarzahl der Maschine darstellt.<br />

M M = 3 2 p(is s) T JΨ s s = 3 2 p(Ψ αi β −Ψ β i α ), (4.65)<br />

Über eine Momentenbilanz kann der Zusammenhang zwischen der mechanischen Winkelgeschwindigkeit<br />

des Rotors ω m , dem elektromagnetischen Drehmoment M M sowie dem Lastmo-<br />

– 59 –


4.2. Allgemeines Grundwellenmodell<br />

von Drehfeldmaschinen<br />

ment M L abgeleitet werden:<br />

Θ M<br />

dω m<br />

dt<br />

= M M −M L (4.66)<br />

Hierbei stellt Θ M das Trägheitsmoment des Rotors dar. Bei Maschinen mit Polpaarzahl p > 1<br />

ist zudem die Beziehung<br />

θ = p·θ m<br />

zwischen dem mechanischen Rotorwinkel θ m und dem elektrischen Winkel θ zu beachten. Letzterer<br />

ist bei Koordinatentransformationen zwischen Stator und Rotor zu benutzen.<br />

4.2.7 Signalflussplan des allgemeinen Grundwellenmodells<br />

Zur Simulation des elektromechanischen Verhaltens von Drehfeldmaschinen wird im Folgenden,<br />

ausgehend von den zuvor hergeleiteten Gleichungen, ein Signalflussplan des allgemeinen<br />

Grundwellenmodells aufgestellt. Die hierbei zu verwendenden Modellgleichungen sind an dieser<br />

Stelle zusammengefasst:<br />

Statorspannung:<br />

Statorflussverkettung:<br />

Rotorspannung:<br />

Rotorflussverkettung:<br />

u s s = R s i s s + dΨs s<br />

dt<br />

Ψ s s = L s i s s +Mi s r = M (i s s +i s r)+L σs i s s<br />

u r r = R r i r r + dΨr r<br />

dt<br />

Ψ r r = L r i r r +Mi r s = M (i r s +i r r)+L σr i r r<br />

Elektromagnetisches Moment: M M = 3 2 p(is s) T JΨ s s = 3 2 p(Ψ sαi sβ −Ψ sβ i sα )<br />

Mechanische Gleichung:<br />

Θ M<br />

dω m<br />

dt<br />

= M M −M L<br />

Die Eingänge des abzuleitenden Signalflussplans sind die von außen festgelegten Spannungsraumzeigeru<br />

s s undu r r sowiedasLastmomentM L .DessenAusgängenbildendieStromraumzeiger<br />

i s s und i r r, die Flussverkettungsraumzeiger Ψ s s und Ψ r r sowie das Motormoment M M und die mechanische<br />

Winkelgeschwindigkeit des Rotors ω m . Der Signalflussplan darf keine Differenzierer<br />

enthalten.<br />

1.) *ZeichnenSiedenTeilsignalflussplanmitu s s undi s s alsEingängensowiedemstatorseitigen<br />

Flussverkettungsraumzeiger Ψ s s als Ausgang.<br />

Stellen Sie den entsprechenden Teilsignalflussplan <strong>für</strong> die Rotorseite mit u r r und i r r als<br />

Eingangsgrößen und Ψ r r als Ausgang auf.<br />

2.) * Zeichnen Sie den Teilsignalflussplan zur Bildung des Raumzeigers Ψ s h aus dem Statorstromraumzeiger<br />

in Statorkoordinaten i s s und dem Rotorstromraumzeiger in Rotorkoordinaten<br />

i r r.<br />

Erweitern Sie diesen anschließend um einen Zweig zur Berechnung von i s s mithilfe der<br />

Raumzeiger Ψ s s und Ψ s h.<br />

– 60 –


Führen Sie einen zweiten Zweig ein, um i r r ausgehend von Ψ r r und Ψ r h zu berechnen. Verwenden<br />

Sie hierbei folgende Blöcke zur Darstellung der Koordinatentransformationen:<br />

3.) * Stellen Sie die Bildung des Drehmoments M M aus den Komponenten des Statorflussraumzeigers,<br />

Ψ α und Ψ β , sowie die des Statorstromraumzeigers, i α und i β , graphisch dar.<br />

4.) * Zeichnen Sie den Teilsignalflussplan des mechanischen Subsystems mit M M und M L als<br />

Eingängen sowie ω m , θ m und θ als Ausgängen.<br />

5.) * Ausgehend von den zuvor erstellten Teildiagrammen, stellen Sie den Gesamtsignalflussplan<br />

des Grundwellenmodells (Eingänge: u s s, u r r, M L ; Ausgänge: ω m , M M , i s s, i r r, Ψ s s, Ψ r r)<br />

auf.<br />

Bedingt durch die zur Berechnung der Ströme und Flussverkettungen angewendete Methode<br />

enthält der Signalflussplan eine sog. algebraische Schleife. Wird er in Simulink auf diese Weise<br />

implementiert, muss <strong>für</strong> jeden Simulationsschritt ein iteratives Verfahren eingesetzt werden, um<br />

die sich zum darauffolgenden Zeitpunkt ergebenden Zustandswerte zu berechnen. Dies erhöht<br />

die Simulationszeit deutlich.<br />

6.) * Die Behebung dieses Problems erfordert eine Umformung des Signalflussplans. Drücken<br />

Sie hierzu die Raumzeiger i s s, i s r und anschließend Ψ s h in Abhängigkeit von Ψ s s und Ψ s r auf.<br />

Diese Vorgehensweise ermöglicht, ausgehend von den Flussverkettungen, die Ströme zu<br />

berechnen.<br />

7.) * Zeichnen Sie den resultierenden Gesamtsignalflussplan.<br />

4.3 Modell der Asynchronmaschine mit Käfigläufer<br />

In diesem Abschnitt soll das erarbeitete allgemeine Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen<br />

zur Untersuchung des Verhaltens eines Asynchronmotors mit Käfigläufer eingesetzt werden.<br />

Die Daten des betrachteten Motors sind in Tabelle 4.1 angegeben. Hierbei wurden die nötigen<br />

Modellparameter experimentell ermittelt.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass der Motor von einer idealen, dreiphasigen Spannungsquelle<br />

gespeist ist, welche die folgenden Strangspannungen liefert:<br />

u A = Û cos(ωt)<br />

u B = Û cos(ωt−2π/3)<br />

u C = Û cos(ωt−4π/3)<br />

– 61 –


4.3. Modell der Asynchronmaschine mit Käfigläufer<br />

Größe<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Nennleistung P N = 2,2 [kW]<br />

Nenndrehzahl N N = 2840 [min −1 ]<br />

Nennspannung (Sternschaltung, verkettet) U NY = 400 [V]<br />

Nennstrom (Sternschaltung) I NY = 4,61 [A]<br />

Nennfrequenz f N = 50 [Hz]<br />

Wirkfaktor cosϕ = 0,85 [1]<br />

Rotorträgheitsmoment Θ M = 0,005 [kgm 2 ]<br />

Statorwiderstand R s = 2,8 [Ω]<br />

Rotorwiderstand (auf Statorseite umgerechnet) R r = 2,1 [Ω]<br />

Statorinduktivität L s = 328 [mH]<br />

Rotorinduktivität (auf Statorseite umgerechnet) L r = 328 [mH]<br />

Koppelinduktivität M = 317 [mH]<br />

Tabelle 4.1: Parameter des betrachteten Asynchronmotors<br />

Die Spannungsamplitude Û sowie die Kreisfrequenz ω sind frei einstellbar.<br />

8.) * Welche Beziehung erfüllt der Rotorspannungsraumzeiger u r r im Falle einer Asynchronmaschine<br />

mit Käfigläufer?<br />

9.) * Welche Polpaarzahl p ergibt sich aus den Angaben in Tabelle 4.1 <strong>für</strong> den untersuchten<br />

Motor? Berechnen Sie das Motornennmoment M N sowie den Nennschlupf s N .<br />

10.) * Welchen Betrag besitzt der Raumzeiger u s s, wenn die untersuchte Maschine in Stern<br />

verschaltet ist und unter Nennspannung arbeitet?<br />

11.) Öffnen Sie die Datei Untersuchung ASM.mdl im Verzeichnis Versuch4 in Simulink und<br />

modellieren Sie die Spannungsquelle in einem Subsystem.<br />

12.) Implementieren Sie die Clarke-Transformation und deren Inverse zur Berechnung der<br />

Komponenten x α und x β eines Raumzeigers ausgehend von den drei entsprechenden<br />

Stranggrößen x A , x B und x C und umgekehrt. Erstellen Sie hierbei jeweils ein Subsystem.<br />

13.) Implementieren Sie die Park-Transformation und deren Inverse in zwei verschiedenen<br />

Subsystemen,umRaumzeigerinunterschiedlichenrotierendenKoordinatensystemenausdrücken<br />

zu können.<br />

14.) Stellen Sie den Effektivwert der verketteten Ausgangsspannungen der Spannungsquelle<br />

auf 400[V] und deren Frequenz auf 50[Hz] ein. Sehen Sie sich die zeitlichen Verläufe<br />

beider Komponenten des resultierenden Spannungsraumzeigers an und begründen Sie<br />

diese.<br />

15.) Importieren Sie eine Kopie des Blocks Allgemeine Drehfeldmaschine aus der gleichnamigen<br />

Datei und vergleichen Sie dessen Inhalt mit Ihrem Signalflussplan aus Aufgabe 7.).<br />

Simulieren Sie den Hochlauf des betrachteten Asynchronmotors ohne Last, wenn dieser<br />

– 62 –


an das starre dreiphasige Netz (400[V], 50[Hz]) angeschlossen wird. Vor Beginn der Simulation<br />

sollten die Modellparameter durch Doppelklicken auf den Block Initialize<br />

übernommen werden.<br />

Bewerten Sie die resultierenden Verläufe der Stator- und Rotorströme sowie des Drehmoments<br />

und der Drehzahl und analysieren Sie die zugehörige Drehzahl-Drehmoment-<br />

Kennlinie.<br />

Der Motor ist nun über eine starre Verbindung an einer Lastmaschine gekoppelt. Das resultierende<br />

Trägheitsmoment Θ M beträgt 0,02[kgm 2 ].<br />

16.) Begründen Sie etwaige Änderungen der Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie im Vergleich<br />

zum vorigen Fall.<br />

17.) Simulieren Sie das Verhalten der Maschine, wenn diese mit folgendem Lastmoment beaufschlagt<br />

wird:<br />

wobei<br />

M L (t) = M N (σ(t−t M )−σ(t−2t M )), t M = 1[s]<br />

σ(t) =<br />

{ 0 <strong>für</strong> t ≤ 0[s]<br />

1 <strong>für</strong> t > 0[s]<br />

Bestimmen Sie graphisch den Wert der Nenndrehzahl sowie den des sich ergebenden<br />

Wirkfaktors cosϕ bei Nennlast. Stimmen diese mit den Angaben in Tabelle 4.1 überein?<br />

Woran könnten etwaige Abweichungen liegen?<br />

18.) Ermitteln Sie den Wert des Kippmoments M K im Motorbetrieb und den zugehörigen<br />

Kippschlupf s K . Schließen Sie auf das Überlastverhältnis der Maschine M K /M N .<br />

4.4 Modell der permanentmagneterregten<br />

Synchronmaschine<br />

Das Verhalten von Synchronmaschinen mit oberflächenmontierten Permanentmagneten kann<br />

ebenfalls anhand des erarbeiteten Grundwellenmodells beschrieben werden. In diesem Fall ist<br />

jedochzubeachten,dasskeineWicklungenaufdemRotorangebrachtsind,sondernPermanentmagnete,<br />

welche idealerweise eine sinusförmig verteilte radiale Feldkomponente im Luftspalt<br />

hervorrufen. Ferner ist das durch die Magnete aufgebaute Feld im rotorfesten Koordinatensystem<br />

zeitlich invariant.<br />

AusdiesenGründenwirdeinentsprechenderFlussverkettungsraumzeigerΨ PM eingeführt.Ψ PM<br />

ist in Rotorkoordinaten konstant. Der Gleichungssatz (4.64) reduziert sich auf die statorseitigen<br />

Beziehungen, welche folgende Gestalt annehmen:<br />

Statorspannung:<br />

u s s = R s i s s + dΨs s<br />

dt<br />

(4.67a)<br />

Statorflussverkettung: Ψ s s = L s i s s +Ψ s PM (4.67b)<br />

Die Parameter des in diesem Abschnitt betrachteten Motors sind in Tabelle 4.2 wiedergegeben.<br />

– 63 –


4.4. Modell der permanentmagneterregten<br />

Synchronmaschine<br />

Größe<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Nennleistung P N = 4,4 [kW]<br />

Nenndrehzahl N N = 2000 [min −1 ]<br />

Nennspannung (Sternschaltung, verkettet) U NY = 400 [V]<br />

Nennstrom (Sternschaltung) I NY = 9,9 [A]<br />

Nennfrequenz f N = 100 [Hz]<br />

Polpaarzahl p = 3 [1]<br />

Rotorträgheitsmoment Θ M = 2,3×10 −3 [kgm 2 ]<br />

Statorwiderstand R s = 1,2 [Ω]<br />

Statorinduktivität L s = 12 [mH]<br />

Permanentmagnetfluss Ψ PM = 0,6 [Vs]<br />

Tabelle 4.2: Parameter des untersuchten Synchronmotors<br />

19.) *DrückenSiedenStatorstromraumzeigeri s s inAbhängigkeitvonΨ s s undΨ s PM aus.Stellen<br />

Sie anschließend den Signalflussplan der Synchronmaschine mit oberflächenmontierten<br />

Magneten auf (Eingänge: u s s, M L ; Ausgänge: ω m , M M , i s s, Ψ s s).<br />

20.) Öffnen Sie die Datei Untersuchung PMSM.mdl in Simulink. Kopieren Sie alle Elemente<br />

des zuvor verwendeten allgemeinen Grundwellenmodells in den Block PMSM. Nehmen Sie<br />

die nötigen Anpassungen vor, um den Signalflussplan der Synchronmaschine zu erhalten.<br />

Fügen Sie zudem eine Instanz der idealen Spannungsquelle ein und verbinden Sie diese<br />

mit dem Motormodell.<br />

Simulieren Sie das Verhalten der Synchronmaschine mit den Parametern aus Tabelle<br />

4.2 und ohne Lastmoment, wenn diese an das starre dreiphasige Netz (400[V], 50[Hz])<br />

angeschlossen wird. Begründen Sie den sich ergebenden Drehzahlverlauf.<br />

21.) Modifizieren Sie die Spannungsquelle, um einen Hochlauf der Maschine auf halbe Nenndrehzahl<br />

zu ermöglichen. Erhöhen Sie hierzu die Frequenz anfänglich linear mit der Zeit<br />

bis diese die halbe Nennfrequenz erreicht. Ist es ratsam, eine der Frequenz proportionale<br />

Versorgungsspannung einzuprägen? Achten Sie darauf, dass der Nennstrom I NY nicht<br />

überschritten wird.<br />

22.) Verwenden Sie folgenden Lastmomentverlauf, um das Verhalten des Motors unter Last<br />

zu untersuchen:<br />

M L (t) = M N σ(t−t M ), t M = 3[s]<br />

WelcheAuswirkunghatdasLastmomentaufdieMaschinendrehzahl?Wieerfolgtderelektromechanische<br />

Energiewandlungsprozess in diesem Fall? Begründen Sie Ihre Antworten<br />

mit Aufnahmen von zeitlichen Verläufen der relevanten Größen.<br />

– 64 –


Versuch 5<br />

Feldorientierte Regelung von<br />

Drehfeldantrieben<br />

Hinweis: Die mit * gekennzeichneten Teilaufgaben sind in der schriftlichen<br />

Versuchsvorbereitung zu lösen!<br />

5.1 Übersicht<br />

Im Vergleich zu Gleichstrommotoren mit störungsanfälligen Kommutatoren zeichnen sich<br />

Synchron-undAsynchronmaschinendurchderenrobustenAufbauausundeignensichdemnach<br />

besonders zur Realisierung wartungsarmer <strong>Antriebssysteme</strong>.<br />

Eine unabhängige Steuerung von magnetischem Fluss und Drehmoment, wie diese bei Gleichstrommotoren<br />

bekannt ist, lässt sich jedoch mit Drehfeldmaschinen nicht ohne spezielle Maßnahmen<br />

erreichen. Somit ist die Drehmoment- und Drehzahlregelung in Kaskadenstruktur, wie<br />

sie im zweiten Versuch <strong>für</strong> den Gleichstromantrieb implementiert wurde, zur Regelung von<br />

Drehfeldantrieben nicht direkt einsetzbar.<br />

In Folgenden wird ein als feldorientierte Regelung bekanntes Regelverfahren <strong>für</strong> Drehfeldmaschinen<br />

betrachtet und dessen Funktionsweise sowie dynamische Eigenschaften untersucht. Es<br />

ermöglicht, mithilfe geeigneter Koordinatentransformationen, sowohl das Drehmoment als auch<br />

den Betrag des Flusses mit linearen Reglern vom Typ PID (Proportional-Integral-Differential)<br />

unabhängig voneinander einzustellen. Unter diesen Umständen können der Fluss und die DrehzahljeweilsdurcheineKaskadenstrukturmituntergeordnetemStromregelkreisgeregeltwerden.<br />

Hierbei können die verschiedenen Regler wiederum nach dem Betragsoptimum (BO) bzw. dem<br />

Symmetrischen Optimum (SO) ausgelegt werden.<br />

Im Rahmen des Versuchs wird die feldorientierte Regelung einer umrichtergespeisten Asynchronmaschine<br />

implementiert und simuliert. Zu diesem Zweck werden die in den vergangenen<br />

Versuchen bereits erstellten Modelle des Asynchronmotors mit Käfigläufer sowie der zur Erfassung<br />

der Statorströme und der Rotordrehzahl nötigen Sensorik verwendet.<br />

– 65 –


5.2. Grundlegende Betrachtungen<br />

5.2 Grundlegende Betrachtungen<br />

5.2.1 Definition des rotorflussorientierten Koordinatensystems<br />

Die in vorigen Versuch eingeführte Park-Transformation, T Pϕ , ermöglicht, neben den bereits<br />

verwendeten stator- und rotorfesten Koordinatensystemen, weitere rotierende Bezugssysteme<br />

zu definieren.<br />

ImBesonderenkann,ausgehendvonderBasis(⃗e α , ⃗e β )desStatorkoordinatensystems,eineneue,<br />

um den Winkel ϕ K gedrehte Basis (⃗e k , ⃗e l ) konstruiert werden, in welcher der Raumzeiger der<br />

rotorseitigen Flussverkettung sich wie folgt angeben lässt:<br />

Ψ r = ‖Ψ r ‖⃗e k =<br />

[ ]<br />

Ψrk<br />

=<br />

Ψ rl<br />

[ ‖Ψr ‖<br />

0<br />

Demnach entspricht der Winkel ϕ K dem des Rotorflussraumzeigers im Statorkoordinatensystem,<br />

Ψ s r (vgl. Abb 5.1). Aus diesem Grund wird das somit definierte (k, l)-Koordinatensystem<br />

als rotorflussorientiert oder allgemeiner als feldorientiert bezeichnet. Im weiteren Verlauf wird<br />

zudem die Abkürzung K-Koordinatensystem benutzt und die in diesem Koordinatensystem<br />

dargestellten Raumzeiger mit einem hochgestellten k versehen.<br />

Die der Transformation T PϕK zugehörige Rotationsmatrix T(ϕ K ), welche einen im K-<br />

Koordinatensystem ausgedrückten Raumzeiger in Statorkoordinaten überführt, lautet:<br />

[ ] cosϕK −sinϕ<br />

T(ϕ K ) =<br />

K<br />

(5.2)<br />

sinϕ K cosϕ K<br />

Im Folgenden werden die Bezeichnungen T ks = T(ϕ K ) und T sk = T(−ϕ K ) verwendet.<br />

]<br />

(5.1)<br />

Abbildung 5.1: Definition des um den Rotorflusswinkel ϕ K gedrehten<br />

(k, l)-Koordinatensystem anhand der Transformation T PϕK<br />

5.2.2 Modell der Asynchronmaschine im K-Koordinatensystem<br />

Mithilfe der Matrizen T ks und T sk können, unter Berücksichtigung der in Abschnitt 4.2.4<br />

angegebenen Rechenvorschriften, die Statorspannungsgleichung (4.64a) und die Statorflussver-<br />

– 66 –


5.2.2. Modell der Asynchronmaschine im K-Koordinatensystem<br />

kettungsgleichung (4.64b) in das feldorientierte Koordinatensystem transformiert werden. Es<br />

ergibt sich:<br />

u k s = R s i k s + dΨk s<br />

dt<br />

Ψ k s = L s i k s +Mi k r<br />

+ω K JΨ k s mit ω K = ϕ˙<br />

K<br />

(5.3a)<br />

(5.3b)<br />

Zur Überführung der im Rotorkoordinatensystem angegebenen Gleichungen (4.64c) sowie<br />

(4.64d) müssen die Matrizen T rk = T(θ−ϕ K ) und T kr = T(ϕ K −θ) benutzt werden, wobei θ<br />

dem elektrischen Rotorwinkel entspricht. Für die Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer<br />

lautet das Ergebnis:<br />

0 = R r i k r + dΨk r<br />

dt<br />

Ψ k r = L r i k r +Mi k s<br />

+(ω K −ω)JΨ k r mit ω = ˙θ (5.4a)<br />

(5.4b)<br />

Gemäß Gleichung (4.65) gilt <strong>für</strong> das Motormoment:<br />

M M = 3 2 p(is s) T JΨ s s = 3 2 p(is s) T T T skJT sk Ψ s s<br />

= 3 2 p(T ski s s) T JT sk Ψ s s = 3 2 p(ik s) T JΨ k s (5.5)<br />

Werden die Raumzeiger i k s und Ψ k s mittels der Flussverkettungsgleichungen (5.3b) und (5.4b)<br />

in Abhängigkeit von i k r und Ψ k r ausgedrückt und die resultierenden Zusammenhänge in (5.5)<br />

eingesetzt, ergibt sich:<br />

M M = − 3 2 p(ik r) T JΨ k r = − 3 2 p(Ψ rki rl −Ψ rl i rk )<br />

= − 3 2 pΨ rki rl = − 3 2 p‖Ψ r‖i rl (5.6)<br />

Das Drehmoment wird durch den Betrag des Rotorflussraumzeigers und die Querkomponente<br />

i rl des Rotorstromes bestimmt. Infolge der Bedingung (5.1), d. h. Ψ rl = 0 bzw. ˙Ψrl = 0, ergibt<br />

sich aus (5.4b):<br />

Ψ rl = 0 = L r i rl +Mi sl<br />

⇐⇒ i rl = − M L r<br />

i sl (5.7)<br />

Ferner liefern Rotorspannungs- und Rotorflussverkettungsgleichung:<br />

0 = R r i rk + dΨ rk<br />

dt<br />

= R r<br />

(Ψ rk −Mi sk )+ dΨ rk<br />

L r dt<br />

⇐⇒ T r<br />

dΨ rk<br />

dt<br />

+Ψ rk = Mi sk (5.8)<br />

– 67 –


5.2. Grundlegende Betrachtungen<br />

Hierbei bezeichnet T r = L r /R r die Rotorzeitkonstante. Die Überführung der obigen Gleichung<br />

in den Laplace-Bereich ergibt:<br />

Ψ rk (s) = M<br />

1+T r s i sk(s) (5.9)<br />

Gleichung (5.9) kann entnommen werden, dass sich der Betrag der Läuferflussverkettung, ‖Ψ r ‖,<br />

über die erste Komponente des Statorstroms, i sk , mit der Zeitverzögerung T r einstellen lässt.<br />

Aus diesem Grund wird i sk als flussbildende Komponente bezeichnet.<br />

Schließlich folgt aus (5.6) und (5.7) <strong>für</strong> das Drehmoment:<br />

M M = − 3 2 p‖Ψ r‖i rl = 3M<br />

2L r<br />

p‖Ψ r ‖i sl (5.10)<br />

Unter der Annahme, dass der Rotorfluss, Ψ rk , auf konstantem Wert gehalten wird, kann das<br />

Motormoment ohne Zeitverzögerung über die Querkomponente des Statorstroms, i sl , gesteuert<br />

werden. i sl stellt folglich die drehmomentbildende Stromkomponente dar.<br />

Im rotorflussorientierten Koordinatensystem ergibt sich somit <strong>für</strong> das Drehmoment der Asynchronmaschine<br />

einen ähnlichen Zusammenhang wie bei der Gleichstrommaschine (vgl. Gleichung<br />

(1.4c)). Um diese Eigenschaft ausnutzen zu können, ist allerdings die Kenntnis von<br />

sowohl Betrag als auch Winkel des Rotorflussraumzeigers erforderlich.<br />

Zusammenfassend sind die Modellgleichungen der Asynchronmaschine mit Käfigläufer im rotorflussfesten<br />

Koordinatensystem wiedergegeben:<br />

Statorspannung:<br />

u k s = R s i k s + dΨk s<br />

dt<br />

+ω K JΨ k s (5.11a)<br />

Statorflussverkettung: Ψ k s = L s i k s +Mi k r (5.11b)<br />

Rotorspannung:<br />

0 = R r i k r + dΨk r<br />

dt<br />

+(ω K −ω)JΨ k r<br />

(5.11c)<br />

Rotorflussverkettung: Ψ k r = L r i k r +Mi k s (5.11d)<br />

Drehmoment:<br />

M M = − 3 2 p(ik r) T JΨ k r = 3M<br />

2L r<br />

p‖Ψ r ‖i sl<br />

(5.11e)<br />

Mechanische Gleichung:<br />

Θ M<br />

dω m<br />

dt<br />

= M M −M L (5.11f)<br />

5.2.3 Bestimmung des Rotorflussraumzeigers<br />

In der Praxis kann die rotorseitige Flussverkettung nicht unmittelbar gemessen werden und<br />

der Rotorflussraumzeiger muss demnach anhand anderer, zur Verfügung stehender Größen und<br />

eines Modells nachgebildet werden. Üblicherweise kommen Statorströme, Rotordrehzahl oder<br />

Statorspannungen als Hilfsgrößen in Frage, da diese entweder direkt gemessen werden oder<br />

leicht bestimmbar sind.<br />

Eine mögliche Vorgehensweise besteht darin, unter Verwendung der rotorseitigen Spannungs-<br />

– 68 –


5.2.4. Prinzipdarstellung der feldorientierten Regelung<br />

und Flussgleichungen im Statorkoordinatensystem den Rotorflussraumzeiger aus dem Statorstromraumzeiger<br />

i s s und der elektrischen Rotorwinkelgeschwindigkeit ω zu berechnen. Es gilt:<br />

0 = R r i s r + dΨs r<br />

dt<br />

−ωJΨ s r = R r<br />

(Ψ s r −Mi s<br />

L<br />

s)+ dΨs r<br />

r dt<br />

−ωJΨ s r<br />

⇐⇒ dΨs r<br />

dt<br />

= ωJΨ s r + 1 T r<br />

(Mi s s −Ψ s r) (5.12)<br />

Gleichung (5.12) ermöglicht eine praktische Berechnung des Rotorflussraumzeigers durch Integration<br />

ausgehend von den Statorströmen sowie der Rotordrehzahl.<br />

Hierbei ist allerdings die Kenntnis der Modellparameter R r , L r , und M erforderlich. Diese<br />

können jedoch auf einfache Weise, z.B. durch einen Leerlauf- und einen Kurzschlussversuch<br />

experimentell ermittelt werden.<br />

5.2.4 Prinzipdarstellung der feldorientierten Regelung<br />

Wie aus den obigen Überlegungen hervorgeht, ermöglicht die Rotorflussorientierung eine Zerlegung<br />

des Statorstromraumzeigers im K-Koordinatensystem in einen flussbestimmenden Anteil<br />

i sk und einen drehmomentbildenden Anteil i sl . i sk bzw. i sl können demnach als Stellgrößen <strong>für</strong><br />

eine Fluss- bzw. Drehmomentregelung verwendet werden.<br />

Im betrachteten Fall erfolgen Fluss- und Drehmomentregelung innerhalb einer Kaskadenstruktur<br />

mit untergeordneter Stromregelung im K-Koordinatensystem (vgl. Abb. 5.2).<br />

Abbildung 5.2: Schematische Darstellung einer feldorientierten Drehzahlregelung mit<br />

unterlagerter Stromregelung im Rotorflusskoordinatensystem<br />

– 69 –


5.3. Beschreibung des betrachteten Antriebssystems<br />

Die Regelung der Stromkomponenten im (k, l)-Koordinatensystem bietet den Vorteil an, dass<br />

im stationären Zustand nur Gleichgrößen im Stromregelkreis auftreten, weswegen zwei lineare<br />

Regler eingesetzt werden können. Die Stromregler geben folglich den Sollwert der Statorspannungskomponenten<br />

u ∗ sk sowie u∗ sl vor.<br />

Dieses Regelungskonzept erfordert die Kenntnis der momentanen Werte der Größen i sk , i sl<br />

sowie Ψ rk , welche nicht unmittelbar gemessen werden können. Durch Anwendung der Clarke-<br />

Transformation kann jedoch der Statorstromraumzeiger i s s anhand der gemessenen Phasenströme<br />

bestimmt werden. Ein auf Gl. (5.12) basierender Flussschätzer ermöglicht ferner die<br />

Ermittlung von Ψ rk und ϕ K . Die Park-Transformation liefert anschließend die Werte von i sk<br />

und i sl .<br />

Darüber hinaus geben die Stromregler Spannungssollwerte in feldorientierten Koordinaten<br />

vor, aus denen die entsprechenden Phasensollwerte u ∗ A , u∗ B und u∗ C zur Ansteuerung<br />

des leistungselektronischen Stellgliedes berechnet werden müssen. Dies geschieht durch<br />

Rücktransformation in das Statorkoordinatensystem und anschließende Anwendung der inversen<br />

Clarke-Transformation.<br />

5.3 Beschreibung des betrachteten Antriebssystems<br />

Gegenstand des Versuchs ist die Auslegung und Simulation einer feldorientierten Regelung <strong>für</strong><br />

einen Drehfeldantrieb. Dieser besteht aus einem Asynchronmotor mit Kurzschlussläufer, einem<br />

Zweipunkt-UmrichteralsleistungselektronischemStellgliedsowiederzurErfassungderPhasenströme<br />

und Rotordrehzahl benötigten Sensorik. Die Eigenschaften der einzelnen Komponenten<br />

werden im Folgenden näher beschrieben.<br />

5.3.1 Asynchronmotor<br />

Die Typenschildangaben des eingesetzten Asynchronmotors, dessen Betrieb am symmetrischen<br />

dreiphasigen Netz im vorangegangenen Versuch untersucht wurde, sind in Tabelle 5.1 zusammengefasst.<br />

Zusätzlich wird das Rotorträgheitsmoment <strong>für</strong> die Drehzahlregelung benötigt und<br />

kann mithilfe der im ersten Versuch vorgestellten Methode bestimmt werden. Der Motor ist<br />

wiederum in Stern verschaltet.<br />

Die zugehörigen, zur Implementierung und Simulation der feldorientierten Regelung erforderlichen<br />

Modellparameter können durch einen Leerlauf- und einen Kurzschlussversuch ermittelt<br />

werden. Sie sind in Tabelle 5.2 wiedergegeben. Für die Simulation wird das im vorigen Versuch<br />

erarbeitete Motormodell herangezogen.<br />

5.3.2 Zweipunkt-Umrichter<br />

Der Asynchronmotor wird über einen sog. Zweipunkt-Spannungszwischenkreisumrichter gespeist<br />

(siehe Abb. 5.3). Im Vergleich zu dem in Versuch 1 betrachteten Pulssteller (vgl. Abb.<br />

– 70 –


5.3.2. Zweipunkt-Umrichter<br />

Physikalische Größe<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Nennleistung P N = 2,2 [kW]<br />

Nenndrehzahl N N = 2840 [min −1 ]<br />

Nennmoment M N = 7,4 [Nm]<br />

Nennspannung (Sternschaltung, verkettet) U NY = 400 [V]<br />

Nennstrom (Sternschaltung) I NY = 4,61 [A]<br />

Nennfrequenz f N = 50 [Hz]<br />

Wirkfaktor cosϕ = 0,85 [1]<br />

Rotorträgheitsmoment Θ M = 0,005 [kgm 2 ]<br />

Größe<br />

Tabelle 5.1: Kenndaten des betrachteten Asynchronmotors<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Statorwiderstand R s = 2,8 [Ω]<br />

Rotorwiderstand (auf Statorseite umgerechnet) R r = 2,1 [Ω]<br />

Statorinduktivität L s = 328 [mH]<br />

Rotorinduktivität (auf Statorseite umgerechnet) L r = 328 [mH]<br />

Koppelinduktivität M = 317 [mH]<br />

Rotornennfluss<br />

Ψ rN = 0,96 [Vs]<br />

Tabelle 5.2: Modellparameter des Asynchronmotors<br />

1.1), besitzt er eine weitere Halbbrücke. Die IGBT-Module S1 bis S6 werden wiederum als ideelle<br />

Schalter angesehen und über die binären Steuersignale s 1 bis s 6 geöffnet oder geschlossen.<br />

Abbildung 5.3: Prinzipschaltplan eines Zweipunkt-Umrichters<br />

Zur Vermeidung von Kurzschlüssen der Zwischenkreisspannung U dc muss, wenn innerhalb einer<br />

– 71 –


5.3. Beschreibung des betrachteten Antriebssystems<br />

Halbbrücke ein Schalter geschlossen ist, der andere stets geöffnet sein. Die Steuersignale s 2 , s 4<br />

und s 6 werden somit durch logische Negierung aus den Signalen s 1 , s 3 bzw. s 5 bestimmt.<br />

Grundsätzlich können die verketteten Spannungen u AB und u BC lediglich die diskreten Werte<br />

U dc , 0 sowie −U dc annehmen. Durch Pulsbreitenmodulation (PWM) lassen sich jedoch beliebige<br />

Spannungsmittelwerte im Intervall [−U dc ; U dc ] nachbilden (vgl. Versuch 1).<br />

In Anlehnung an den ersten Versuch wird wiederum einen Modulator zur Generierung der<br />

Steuersignale aus den durch die Stromregler vorgegebenen Spannungssollwerten eingesetzt. Als<br />

Referenzsignal (Trägersignal) wird erneut ein Dreiecksignal im Wertebereich [−1; 1] mit der<br />

Periode T s verwendet. Im Gegensatz zu dem in Versuch 1 behandelten Pulssteller wird jede<br />

Halbbrücke des Umrichters durch ein unabhängiges Sollwertsignal u ∗ A , u∗ B bzw. u∗ C angesteuert.<br />

Ist der zeitliche Verlauf der Sollwertsignale u ∗ A , u∗ B bzw. u∗ C sinusförmig, wie dies <strong>für</strong> Drehfeldantriebe<br />

im stationären Zustand zutrifft, wird das obige Steuerverfahren als Sinus-Dreieck-<br />

Modulation bezeichnet (siehe [4], Kapitel 8).<br />

Wie im Falle des Pulsstellers entspricht die maximale Zeitverzögerung bei der Umsetzung von<br />

Sollwertänderungen der Trägerperiode T s . Bei der Reglerauslegung kann der Umrichter ebenfalls<br />

als verstärkendes Verzögerungsglied erster Ordnung approximiert werden. Demnach wird<br />

im weiteren Verlauf folgende Übertragungsfunktion zwischen Ist- und Sollwerten der Phasenspannungen<br />

in feldorientierten Koordinaten benutzt:<br />

G U (s) = u k,l(s)<br />

u ∗ k,l (s) = U dc/2<br />

1+T s s<br />

(5.13)<br />

Die Parameterwerte des betrachteten Umrichters finden sich in Tabelle 5.3.<br />

Physikalische Größe Symbol und Wert (SI)<br />

Zwischenkreisspannung U dc = 560 [V]<br />

Trägerperiode T s = 250 [µs]<br />

Tabelle 5.3: Parameter des verwendeten Umrichters<br />

5.3.3 Sensorik<br />

Die Phasenströme i A und i B werden gemessen. Die resultierenden Messignale i m A und im B<br />

sind mit Rauschen behaftet, sie werden jedoch nicht gefiltert, sodass die Strommessung als<br />

verzögerungsfrei angenommen werden kann.<br />

DerRotorwinkelwirdmithileeinesInkrementalgebersbestimmtunddieWinkelgeschwindigkeit<br />

ω m durch eine zeitliche Ableitung daraus berechnet. Folglich ist das Geschwindigkeitssignal ω m m<br />

zu filtern. Hierzu wird ein PT 1 -Filter mit der Zeitkonstante T g,ωm = 2[ms] herangezogen. Bei<br />

der Auslegung des Drehzahlreglers ist die dadurch verursachte Verzögerung zu berücksichtigen.<br />

– 72 –


5.4 Implementierung der feldorientierten Regelung<br />

5.4.1 Stromregelkreis<br />

Wie im Falle des Gleichstromantriebs sind zunächst die beiden Regler im inneren Stromregelkreis<br />

zu entwerfen, welche im K-Koordinatensystem implementiert werden. Folglich können<br />

lineare Regler vom Typ PID eingesetzt und nach dem Betragsoptimum (BO) bzw. Symmetrischem<br />

Optimum (SO) ausgelegt werden.<br />

Für den Entwurf des Stromreglers sind folgende Anforderungen an das Verhalten des geschlossenen<br />

Stromregelkreises zu beachten:<br />

• Der Regelkreis muss stabil sein.<br />

• Der Regler muss in der Lage sein, konstante Störungen stationär genau auszuregeln.<br />

• Der Regelkreis muss ein gutes Führungsverhalten aufweisen.<br />

1.) * Drücken Sie mithilfe des Gleichungssatzes (5.11) die zwei Komponenten des Statorspannungsraumzeigers,<br />

u sk und u sl , in folgender Form aus:<br />

u sk = R ′ i sk +L ′di sk<br />

dt +a 1Ψ rk +b 1 i sl<br />

(5.14a)<br />

u sl = R ′ i sl +L ′di sl<br />

dt +a 2Ψ rk +b 2 i sk<br />

(5.14b)<br />

Geben Sie den Ausdruck der Konstanten R ′ und L ′ sowie der Koeffizienten a 1 , a 2 , b 1 und<br />

b 2 in Abhängigkeit der Maschinenparameter und der Winkelgeschwindigkeiten ω K und ω<br />

an.<br />

2.) * Führen Sie das Gleichungssystem (5.14) in den Laplace-Bereich über und zeichnen Sie<br />

die zugehörigen Signalflusspläne mit i sk bzw. i sl als Ausgang.<br />

Was stellen die Größen a 1 Ψ rk +b 1 i sl und a 2 Ψ rk +b 2 i sk <strong>für</strong> den Stromregelkreis dar? Durch<br />

welche Maßnahme kann, unter der Voraussetzung einer exakten Kenntnis aller Maschinenparameter<br />

und der Annahme ω K ≈ ω, deren Effekt effizient unterdrückt werden?<br />

Im weiteren Verlauf wird davon ausgegangen, dass die Auswirkung der o. g. Größen auf geeignete<br />

Weise vollständig kompensiert wurde.<br />

3.) * Bestimmen Sie die Übertragungsfunktion F i zwischen dem Strom i sk (bzw. i sl ) und dem<br />

Spannungssollwert u ∗ sk (bzw. u∗ sl ), d. h. unter Berücksichtigung des Umrichters. Geben Sie<br />

den Ausdruck der kleinen und der großen Zeitkonstante T σ,i bzw. T 1,i an.<br />

4.) * Entwerfen Sie den Stromregler unter Beachtung der Anforderungen an den Stromregelkreis.<br />

Nach welchem Kriterium, BO oder SO, ist der Regler zu optimieren? Begründen<br />

Sie Ihre Antwort.<br />

5.) Öffnen Sie die Datei ASM Reglerimplementierung.mdl im Verzeichnis Versuch5 in<br />

Simulink.<br />

Neben einem vereinfachten Modell des Drehfeldantriebs finden sich u. a. die zur<br />

– 73 –


5.4. Implementierung der feldorientierten Regelung<br />

Realisierung der feldorientierten Regelung benötigten Transformationsblöcke und der<br />

Flussschätzer. Wozu dient der Block Entkopplung?<br />

Fügen Sie die Stromregler ein und implementieren Sie die Regelung der Ströme i sk und i sl .<br />

Ergänzen Sie die Datei Versuch5Parameter.m um die fehlenden Parameterwerte. Diese<br />

werden durch Klicken auf den Block Initialize übernommen.<br />

6.) Stellen Sie den Sollwert des flussbildenden Stroms auf 3[A] ein. Verwenden Sie <strong>für</strong> den<br />

drehmomentbildenden Strom folgenden Sollwertverlauf:<br />

i ∗ sl(t) = 4·(σ(t−t A )−σ(t−t B )) [A], t A = 0,6[s], t B = 0,8[s]<br />

wobei<br />

σ(t) =<br />

{ 0 <strong>für</strong> t ≤ 0[s]<br />

1 <strong>für</strong> t > 0[s]<br />

Simulieren Sie das Maschinenverhalten ohne Belastung.<br />

Bestimmen Sie An- und Ausregelzeit beider Stromantworten bei einem Toleranzband von<br />

±2% sowie deren maximale Überschwingweite. Begründen Sie etwaige Abweichungen von<br />

den Angaben der Optimierungstabelle 2.6.<br />

7.) Was stellen Sie bei dem Flussverlauf fest und woran liegt dieses Verhalten?<br />

8.) Welche Auswirkungen hat ein Ausfall der Entkopplung auf den Verlauf der Stromkomponenten<br />

i sk und i sl ? Erklären Sie den Effekt, der in diesem Fall zustande kommt.<br />

5.4.2 Fluss- und Drehzahlregelung<br />

NachImplementierungderinnerenStromregelkreisekönnenderFluss-sowiederDrehzahlregler<br />

in den äußeren Regelschleifen ausgelegt werden. Zur besseren Handhabung wird bei der Reglerauslegung<br />

der zuvor optimierte Stromregelkreis als PT 1 -Glied approximiert (siehe Abschnitt<br />

2.4).<br />

Entwurf des Flussreglers<br />

9.) * Approximieren Sie den geschlossenen Stromregelkreis durch eine Ersatz-<br />

Übertragungsfunktion mit PT 1 -Verhalten und der Zeitkonstante T ers,i . Geben Sie<br />

den Ausdruck von T ers,i in Abhängigkeit der im Stromregelkreis auftretenden Zeitkonstanten<br />

an. Beachten Sie hierbei, dass keine Messglättung vorliegt.<br />

10.) * Stellen Sie, unter Berücksichtigung der Approximation aus Aufgabe 9.), die genäherte<br />

Übertragungsfunktion, F Ψr , zwischen der Komponente Ψ rk der Rotorflussverkettung und<br />

dem Sollwert des flussbildenden Stroms i ∗ sk auf:<br />

F Ψr (s) = Ψ rk(s)<br />

i ∗ sk (s)<br />

Bestimmen Sie die kleine sowie die große Zeitkonstante T σ,Ψr bzw. T 1,Ψr .<br />

– 74 –


11.) * Entwerfen Sie einen Regler, welcher konstante Störungen stationär genau ausregelt und<br />

ein gutes Führungsverhalten sicherstellt. Begründen Sie Ihre Vorgehensweise.<br />

12.) Implementieren Sie den Flussregelkreis. Verwenden Sie den Nennfluss Ψ rN als Sollwert<br />

und simulieren Sie das sich ergebende Maschinenverhalten mit i sl = 0 sowie M L = 0.<br />

Um mögliche Beschädigungen der Statorwicklungen zu vermeiden, darf der Statorstrom<br />

das 1,5-fache dessen Nennwert nicht übersteigen. Überprüfen Sie, ob diese Bedingung<br />

eingehalten ist. Führen Sie bei Bedarf einen Begrenzungsblock ein.<br />

13.) Wie wirkt sich die Strombegrenzung auf den Flussverlauf aus? Implementieren Sie eine<br />

Maßnahme zur Verbesserung der Regelgüte, ohne den Reglertyp und dessen Parameter<br />

zu verändern.<br />

Implementierung des Drehzahlregelkreises<br />

Im Folgenden wird der Drehzahlregler ausgelegt. Zu diesem Zweck wird davon ausgegangen,<br />

dass die Maschine im Grunddrehzahlbereich arbeitet, d. h. Ψ rk = Ψ rN .<br />

14.) * Geben Sie die genäherte Übertragungsfunktion, F ωm , zwischen der gefilterten Winkelgeschwindigkeit<br />

ˆω m und dem Sollwert des drehmomentbildenden Stromes i ∗ sl in folgender<br />

Form an:<br />

F ωm (s) = ˆω m(s)<br />

i ∗ sl (s) = V S,ωm<br />

T 1,ωm s(1+T σ,ωm s)<br />

Bestimmen Sie die Verstärkung V S,ωm , sodass<br />

T 1,ωm = Θ M2πf N<br />

pM N<br />

.<br />

Drücken Sie T σ,ωm in Abhängigkeit von T ers,i und T g,ωm aus.<br />

15.) * Entwerfen Sie einen Regler <strong>für</strong> den Drehzahlregelkreis. Nach welchem Kriterium ist<br />

dieser auszulegen? Begründen Sie Ihre Antwort.<br />

16.) Simulieren Sie die Antwort der Maschine auf den nachstehenden Verlauf der Solldrehzahl:<br />

N ∗ (t) = 0,7·N N ·σ(t−t N ) [ Umin −1] , t N = 0,2[s]<br />

Betrachten Sie die resultierenden Strom- und Drehzahlverläufe und bewerten Sie die Regelgüte.<br />

17.) Nehmen Sie die nötigen Änderungen vor, um ein zufriedenstellendes Drehzahlverhalten<br />

zu erreichen, ohne den Reglertyp und dessen Parameter zu modifizieren.<br />

5.5 Verifikation<br />

IndenobigenBetrachtungenwurdeeinvereinfachtesModelldesDrehfeldantriebsherangezogen<br />

und sowohl das schaltende Verhalten des Umrichters als auch die Eigenschaften der Sensoren<br />

– 75 –


5.5. Verifikation<br />

vernachlässigt. An dieser Stelle wird ein genaueres Modell eingesetzt, um die Tauglichkeit der<br />

entworfenen feldorientierten Regelung zu überprüfen.<br />

18.) Ersetzen Sie zu diesem Zweck das Subsystem Drehfeldantrieb durch den Block<br />

Drehfeldantrieb 2, welcher sich im gleichnamigen Modell befindet und simulieren Sie<br />

das Verhalten des geregelten Antriebs. Welche Unterschiede stellen Sie im Vergleich zum<br />

vorherigen Fall fest?<br />

19.) Verwenden Sie zur Untersuchung des Störverhaltens folgendes Lastmoment:<br />

M L (t) = M N ·σ(t−t ML ) [Nm], t ML = 0,5[s]<br />

Bewerten Sie die resultierenden Verläufe des Motormoments sowie der Drehzahl.<br />

20.) Simulieren Sie die Antwort des Systems auf die nachstehenden Verläufe des Drehzahlsollwerts<br />

und des Lastmoments:<br />

N ∗ (t) = 1,1·N N ·σ(t−t N ) [ Umin −1] , t N = 0,2[s]<br />

M L (t) = 0,5·M N ·σ(t−t ML ) [Nm], t ML = 0,5[s]<br />

Welches Problem tritt in diesem Fall in Erscheinung? Beheben Sie es auf geeignetem Weg.<br />

21.) Welche Schwierigkeiten können bei der praktischen Umsetzung des in diesem Versuch<br />

simulierten Verfahrens womöglich auftreten?<br />

– 76 –


Versuch 6<br />

Direkte Drehmomentregelung von<br />

Drehfeldantrieben<br />

Hinweis: Die mit * gekennzeichneten Teilaufgaben sind in der schriftlichen<br />

Versuchsvorbereitung zu lösen!<br />

6.1 Übersicht<br />

Wie die Ergebnisse des vorangegangenen Versuchs belegen, lassen sich Drehfeldantriebe mittels<br />

derFeldorientierung inähnlicherkaskadenförmigerWeisewieGleichstrommaschinenregeln.Zur<br />

Durchführung der benötigten Koordinatentransformationen ist allerdings eine genaue Kenntnis<br />

der Rotorflussraumzeigers und folglich der Maschinenparameter unabdingbar.<br />

Letztere können jedoch eine ausgeprägte Abhängigkeit von den Betriebsbedingungen zeigen,<br />

wie z. B. Stator- und Rotorwiderstand von der Temperatur. Stimmen die im Flussschätzer<br />

verwendeten Parameterwerte mit den tatsächlichen nicht überein, entsteht ein Schätzfehler,<br />

welcher sich auf die Regelgüte negativ auswirkt. Aus diesem Grund weist die feldorientierte<br />

Regelung in ihrer Grundform eine begrenzte Robustheit gegenüber Parametervariationen auf.<br />

Im Folgenden wird ein alternatives Regelkonzept, die direkte Drehmomentregelung (engl. Direct<br />

Torque Control, DTC), untersucht. Hierbei erfolgen die Betrachtungen im statorfesten Koordinatensystem<br />

und das Verhalten der Regelgrößen Statorflussverkettung und Drehmoment wird<br />

durch (nichtlineare) Hystereseregler eingeprägt.<br />

Gegenstand des Versuchs sind die Auslegung und die Simulation einer direkten Drehmomentenregelung<br />

<strong>für</strong> den bereits in Versuch 5 betrachteten Drehfeldantrieb. Zu diesem Zweck werden<br />

die entsprechenden Modelle des Asynchronmotors und des Zweipunktumrichters herangezogen.<br />

– 77 –


6.2. Theoretische Grundlagen<br />

6.2 Theoretische Grundlagen<br />

6.2.1 Modell der Asynchronmaschine im Statorkoordinatensystem<br />

Ausgangspunkt der weiteren Überlegungen stellt wiederum das Gleichungssystem (4.64) dar.<br />

Durch Anwendung der Park-Transformation können Rotorspannungs- und Rotorflussverkettungsgleichungen<br />

in das statorfeste (α,β)-Koordinatensystem überführt werden (vgl. Abschnitt<br />

4.2.4). Daraus ergeben sich die nachstehenden Zusammenhänge:<br />

Statorspannung:<br />

u s s = R s i s s + dΨs s<br />

dt<br />

(6.1a)<br />

Statorflussverkettung: Ψ s s = L s i s s +Mi s r = M (i s s +i s r)+L σs i s s (6.1b)<br />

Rotorspannung:<br />

0 = R r i s r + dΨs r<br />

dt<br />

−ωJΨ s r<br />

(6.1c)<br />

Rotorflussverkettung: Ψ s r = L r i s r +Mi s s = M (i s s +i s r)+L σr i s r (6.1d)<br />

Drehmoment: M M = 3 2 p(is s) T JΨ s s = 3 2 p(Ψ sαi sβ −Ψ sβ i sα ) (6.1e)<br />

Mechanische Gleichung:<br />

Θ M<br />

dω m<br />

dt<br />

= M M −M L (6.1f)<br />

Der Gleichungssatz (6.1) dient als Grundlage der nachfolgenden Herleitungen.<br />

6.2.2 Betrieb des Zweipunkt-Umrichters ohne Modulator<br />

Bei der feldorientierten Regelung werden die binären Signale s 1 , s 3 und s 5 zur Ansteuerung<br />

der Schalter im Inneren des Umrichters (IGBTs) mittels eines Modulators bestimmt (siehe<br />

Abschnitt 5.3.2).<br />

DerUmrichterkannimAllgemeinenebenfallsohneModulatorbetriebenwerdenunddieSignale<br />

s 1 , s 3 und s 5 unmittelbar durch geeignete Regler generiert werden. Die direkte Drehmomentregelung<br />

sowie andere Regelverfahren <strong>für</strong> Drehfeldantriebe nutzen diese Möglichkeit aus.<br />

Für die Steuersignale der unteren Schalter S2, S4 bzw. S6 gilt stets s 2 = ¬s 1 , s 4 = ¬s 3 bzw.<br />

s 6 = ¬s 5 , um Kurzschlüsse der Zwischenkreisspannung U dc auszuschließen. Im weiteren Verlauf<br />

wird davon ausgegangen, dass der Schalter SX geschlossen ist (d. h. den Strom leitet), wenn<br />

das entsprechende Steuersignal s X (X ∈ {1..6}) den Wert 1 annimmt. SX ist dagegen geöffnet<br />

(d. h. sperrt), wenn s X = 0.<br />

Insgesamt ergeben sich demnach 2 3 = 8 realisierbare Schaltkombinationen, wobei die Spannungen<br />

u A0 , u B0 und u C0 den Wert U dc oder 0 annehmen können. Für die verketteten Spannungen<br />

u AB und u BC sind die Werte U dc , 0 sowie −U dc möglich. Im Falle einer in Stern verschalteten<br />

– 78 –


6.2.2. Betrieb des Zweipunkt-Umrichters ohne Modulator<br />

Abbildung 6.1: Schematische Darstellung des Umrichters und der Statorstränge der Maschine<br />

Maschine sind die Strangspannungen u A , u B und u C durch folgende Beziehungen festgelegt:<br />

u A = 2s 1 −s 3 −s 5<br />

U dc<br />

3<br />

u B = −s 1 +2s 3 −s 5<br />

U dc<br />

3<br />

u C = −s 1 −s 3 +2s 5<br />

U dc<br />

3<br />

(6.2a)<br />

(6.2b)<br />

(6.2c)<br />

Wird die Clarke-Transformation T C auf den Vektor der zusammengefassten Strangspannungen<br />

⃗u 1 = [ u A u B u C<br />

] T<br />

angewendet, folgt:<br />

⎡<br />

2<br />

u s 3 s 1 − 1 ⎤ ⎡ ⎤<br />

3 (s 3 +s 5 ) u sα<br />

√ s = U dc ⎢ 3<br />

⎣<br />

3 (s ⎥<br />

3 −s 5 ) ⎦ = ⎢u sβ ⎥<br />

⎣ ⎦<br />

0 0<br />

Wiederum sind lediglich die ersten zwei Komponenten des resultierenden Spannungsraumzeigers,<br />

u α und u β , von Bedeutung. Die acht mit dem Umrichter generierbaren Spannungsraumzeiger<br />

sind in Abb. 6.2 graphisch dargestellt. Zur besseren Handhabung wurden diese hierbei<br />

mit dem Symbol v k , (k ∈ {0..7}) gekennzeichnet, gefolgt von den zugehörigen Werten der<br />

Steuersignale (s 1 , s 3 , s 5 ).<br />

Die Zeiger v 0 (0, 0, 0) sowie v 7 (1, 1, 1) schließen die Last kurz und werden als Nullzeiger bezeichnet.<br />

Die anderen sind sog. aktive Zeiger.<br />

– 79 –<br />

(6.3)


6.2. Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 6.2: Mögliche Statorspannungsraumzeiger bei Umrichterspeisung und direkter<br />

Ansteuerung<br />

6.2.3 Prinzip der direkten Drehmomentregelung<br />

Ansatz<br />

Grundlage der nachstehenden Betrachtungen stellt die Statorspannungsgleichung (6.1a) dar:<br />

v k = u s s = R s i s s + dΨs s<br />

, k ∈ {0..7} (6.4)<br />

dt<br />

Erfolgt zum Zeitpunkt t 0 eine Umschaltung des durch den Umrichter vorgegebenen Spannungszeigers<br />

von v k auf v l (l ∈ {0..7},l ≠ k), kann innerhalb des Zeitintervalls [t 0 ; t 0 + T s ],<br />

T s ≪ T σs = L σs /R s , der Einfluss des ohmschen Spannungsabfalls in (6.4) vernachlässigt und<br />

die zeitliche Ableitung von Ψ s s durch eine Differenz approximiert werden. Es gilt:<br />

v l = u s s ≈ ∆Ψs s<br />

T s<br />

, l ∈ {0..7} (6.5)<br />

Wie Abb. 6.3 veranschaulicht, bewirkt folglich das Anliegen des Spannungszeigers v l während<br />

des Zeitintervalls T s folgende Variation der Statorflussverkettung:<br />

∆Ψ s s ≈ T s ·v l (6.6)<br />

Die Trajektorie des Raumzeigers Ψ s s in der (α, β)-Ebene kann demnach durch Einprägung<br />

einer Folge geeigneter Spannungszeiger festlegt werden. Um diese Eigenschaft ausnutzen zu<br />

können und ein brauchbares Regelkonzept <strong>für</strong> den Drehfeldantrieb daraus abzuleiten, ist ein<br />

Zusammenhang mit dem Motormoment herzustellen. Dies geschieht, indem der in der Drehmomentgleichung<br />

(6.1e) auftretende Statorstromraumzeiger i s s in Abhängigkeit von Ψ s s sowie Ψ s r<br />

– 80 –


6.2.3. Prinzip der direkten Drehmomentregelung<br />

Abbildung 6.3: Einfluss des angelegten Spannungszeigers v l auf Ψ s s (l ∈ 0..7)<br />

ausgedrückt wird:<br />

i s s = 1 (<br />

Ψ s s − M )<br />

Ψ s r<br />

σL s L r<br />

mit σ = L sL r −M 2<br />

L s L r<br />

(6.7)<br />

Für das Drehmoment folgt:<br />

M M = 3p<br />

2σL s<br />

(<br />

Ψ s s − M L r<br />

Ψ s r) T<br />

JΨ s s<br />

= 3p<br />

2σL s<br />

(<br />

(Ψ s s) T JΨ s s − M L r<br />

(Ψ s r) T JΨ s s<br />

= − 3p<br />

2σL s<br />

M<br />

L r<br />

(Ψ s r) T JΨ s s<br />

= 3pM<br />

2σL s L r<br />

‖Ψ s s‖‖Ψ s r‖sin(δ −ϕ) (6.8)<br />

wobei δ bzw. ϕ der Winkel des Statorflussraumzeigers Ψ s s bzw. des Rotorflussraumzeigers Ψ s r<br />

im Statorkoordinatensystem darstellt (vgl. Abb. 6.4). Folglich wird das Motormoment durch<br />

den Betrag von Stator- und Rotorflussraumzeiger sowie deren relativen Winkel bestimmt.<br />

Da die Rotorzeitkonstante T r = L r /R r im Allgemeinen wesentlich größer als die Statorzeitkonstante<br />

T σs = L σs /R s ist und die Übertragungsfunktion zwischen Ψ s r und u s s die Ordnung 2<br />

besitzt, kann Ψ s r während eines Zeitintervalls von einigen T s nach einem Umschaltvorgang als<br />

konstant angenommen werden. Demnach verbleiben Betrag und Winkel des Statorflussraumzeigers<br />

als Einflussmöglichkeiten auf das Drehmoment.<br />

Um, in Anlehnung an die feldorientierte Regelung, das Drehmoment M M und den Betrag des<br />

Statorflussraumzeigers ‖Ψ s ‖ unabhängig voneinander regeln zu können, wird auf das Drehmoment<br />

nur über Änderungen des Winkels δ−ϕ Einfluss genommen. Durch Erhöhen bzw. Senken<br />

dieses Winkels innerhalb des Intervalls [−π/2; π/2] lässt sich das Drehmoment vergrößern bzw.<br />

)<br />

– 81 –


6.2. Theoretische Grundlagen<br />

mindern.<br />

Abbildung 6.4: Einfluss des anliegenden Spannungszeigers v l auf den relativen Winkel<br />

zwischen Ψ s s und Ψ s r während des Zeitintervalls T s<br />

Erarbeitung des Regelkonzepts<br />

Mithilfe der sechs durch den Umrichter generierbaren aktiven Spannungszeiger (vgl. Abb. 6.2)<br />

kann der Statorflussraumzeiger Ψ s s während des Zeitintervalls T s auf sechs unterschiedliche<br />

Weisen beeinflusst werden. Ungeachtet der Maschinenzustände führen stets drei dieser Spannungszeiger<br />

zu einer Erhöhung des Flussbetrags ‖Ψ s ‖, während die übrigen diesen senken. Das<br />

Anlegen eines der beiden Nullzeiger hat gemäß (6.5) nahezu keinen Einfluss auf den Statorflussraumzeiger<br />

und führt zur Erhaltung dessen Winkels und Betrags.<br />

Ferner wirken drei der sechs Zeiger auf Ψ s s links drehend und erhöhen damit tendenziell den relativen<br />

Winkel mit dem Rotorflussraumzeiger. Die drei anderen aktiven Zeiger hingegen neigen<br />

dazu, diesen Winkel zu senken. Dies wirkt sich unmittelbar auf das Drehmoment aus.<br />

Die konkrete Zuordnung zwischen Zeiger und Wirkung hängt jedoch von dem Winkel δ des Statorflussraumzeigers<br />

zum betrachteten Zeitpunkt ab. Aus diesem Grund wird die (α, β)-Ebene<br />

in sechs Sektoren unterteilt, welche jeweils einen Winkel von π/3 aufspannen. Der erste Sektor<br />

ist zudem symmetrisch zur α-Achse angeordnet (siehe Abb. 6.5). In jedem Sektor wirken sich<br />

drei der sechs aktiven Zeiger auf den Flussbetrag erhöhend und die restlichen drei senkend aus.<br />

Zwei der sechs aktiven Zeiger erhöhen das Drehmoment, zwei weitere verringern es. Die übrigen<br />

zwei weisen generell eine schwache Wirkung auf das Drehmoment auf, welche allerdings in dem<br />

Sektor im Vorzeichen nicht festgelegt werden kann. Sie werden daher als drehmomenterhaltend<br />

interpretiert.<br />

Der Zusammenhang zwischen Spannungszeigern und deren Wirkung auf Flussbetrag und DrehmomentinnerhalbderjeweiligenSektorenwirdineinersog.Schalttabelle<br />

zusammengefasst(vgl.<br />

Tabelle 6.1).<br />

– 82 –


6.2.3. Prinzip der direkten Drehmomentregelung<br />

Abbildung 6.5: Prinzipdarstellung der Sektoren in der (α, β)-Ebene<br />

Die Entscheidung, ob der Flussbetrag oder das Drehmoment erhöht bzw. gesenkt werden muss,<br />

wird jeweils durch einen Hystereseregler getroffen. Diese Regler sind zeitdiskret implementiert<br />

und arbeiten mit der Abtastperiode T s .<br />

Der durch den Flussregler <strong>für</strong> das Zeitintervall ]nT s ; (n + 1)T s ] (n ∈ N) ausgegebene Wert<br />

h Ψs [(n+1)T s ] ist durch den zum Zeitpunkt t 0 = nT s abgetasteten Regelfehler e Ψs [nT s ] sowie<br />

den zu diesem Zeitpunkt anliegenden Reglerausgang h Ψs [nT s ] bestimmt. Ein ähnlicher Zusammenhang<br />

besteht im Drehmomentregelkreis zwischen dem Regelfehler e M und dem Reglerausgang<br />

h M . Abb. 6.6 veranschaulicht die Funktionsweise beider Regler.<br />

Der Ausgang des Drehmomentreglers kann die Werte −1, 0 und 1 annehmen. Für den Flussregler<br />

kommen lediglich die Werte −1 und 1 infrage. Liefert ein Regler den Wert −1, ist die<br />

entsprechende Regelgröße zu verringern. Ist der Reglerausgang dagegen gleich 0 bzw. 1, soll die<br />

Regelgröße unverändert bleiben bzw. erhöht werden.<br />

Aus dem Wert von h Ψs und h M sowie der Sektornummer, in dem sich der Statorflussraumzeiger<br />

zum Zeitpunkt t 0 befindet, wird der einzuprägende Spannungsraumzeiger mithilfe der<br />

Schalttabelle 6.1 ermittelt. Dieser wird <strong>für</strong> das Zeitintervall ]nT s ; (n + 1)T s ] an die Maschine<br />

gelegt.<br />

h Ψs h M S 1 S 2 S 3 S 4 S 5 S 6<br />

1 1 v X v X v X v X v X v X<br />

1 0 v X v X v X v X v X v X<br />

1 -1 v X v X v X v X v X v X<br />

-1 1 v X v X v X v X v X v X<br />

-1 0 v X v X v X v X v X v X<br />

-1 -1 v X v X v X v X v X v X<br />

Tabelle 6.1: Schalttabelle zur Bestimmung des anzulegenden Spannungszeigers in<br />

Abhängigkeit der Reglerausgänge und der Sektornummer (X ∈ {0..7})<br />

– 83 –


6.2. Theoretische Grundlagen<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 6.6: Schematische Darstellung der Hysterese-Regler<br />

(a) Flussregler; (b) Drehmomentregler<br />

6.2.4 Bestimmung von Statorflussraumzeiger und Drehmoment<br />

In der Praxis kann die statorseitige Flussverkettung nicht direkt gemessen werden und muss<br />

unter Verwendung bekannter Größen mithilfe eines Modells nachgebildet werden.<br />

Aus der Statorspannungsgleichung (6.1a) ergibt sich folgender Zusammenhang:<br />

dΨ s s<br />

dt<br />

= u s s −R s i s s (6.9)<br />

Durch Integration der Gleichung (6.9) besteht die Möglichkeit, Ψ s s ausgehend von den gemessenen<br />

Strangströmen sowie den Strangspannungen zu berechnen. In den meisten <strong>Antriebssysteme</strong>n<br />

werden letztere ebenfalls nicht gemessen, sodass an deren Stelle die Sollspannungen<br />

herangezogen werden. Diese lassen sich aus den Steuersignalen mittels der Gleichungen (6.2)<br />

berechnen.<br />

Darüber hinaus kann das Drehmoment M M aus dem geschätzten Statorflussraumzeiger ˆΨ s s<br />

sowie dem Statorstromraumzeiger i s s mithilfe der Beziehung (6.1e) bestimmt werden:<br />

ˆM M = 3 2 p (ˆΨsα i sβ − ˆΨ sβ i sα<br />

)<br />

(6.10)<br />

SchließlichwirdzurSektorbestimmungderWinkeldesStatorflussraumzeigersδ benötigt.Dieser<br />

– 84 –


6.2.5. Zusammenfassung<br />

lässt sich aus den Komponenten von ˆΨ s s in Statorkoordinaten wie folgt berechnen:<br />

ˆδ = atan2<br />

(ˆΨsα , ˆΨ<br />

)<br />

sβ<br />

(6.11)<br />

Im Gegensatz zur feldorientierten Regelung ist zur Gewinnung aller zum Einsatz der direkten<br />

Drehmomentregelung benötigten Größen lediglich die Kenntnis des Statorwiderstands erforderlich.<br />

Festzuhalten ist jedoch, dass die zur Berechnung des Statorflussraumzeigers angewendete<br />

Methode ein ideales Verhalten des Umrichters und der Stromsensoren voraussetzt.<br />

6.2.5 Zusammenfassung<br />

Aus den obigen Überlegungen lässt sich die Regelstruktur der direkten Drehmomentregelung<br />

ableiten, welche das Zusammenwirken der zwei Hystereseregler und der Subsysteme Fluss- und<br />

Drehmomentschätzer, Sektoridentifikation sowie Schalttabelle veranschaulicht (siehe Abb. 6.7).<br />

Die in blau eingerahmten Blöcke werden softwaremäßig auf einem Echtzeitrechner implementiert.<br />

Abbildung 6.7: Schematische Darstellung der direkten Drehmomentregelung<br />

Infolge des schaltenden Verhaltens der Hystereseregler schwankt im stationären Zustand das<br />

Drehmoment idealerweise innerhalb des durch den Drehmomentregler definierten Toleranzbandes<br />

um seinen Sollwert während der Statorflussraumzeiger eine zickzackförmige Trajektorie in<br />

der (α, β)-Ebene aufweist. Die resultierenden Verläufe sind in Abb. 6.8 graphisch dargestellt.<br />

– 85 –


6.3. Implementierung der direkten Drehmomentregelung<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 6.8: Aus der direkten Drehmomentregelung resultierende, ideale Verläufe im<br />

stationären Zustand<br />

(a) Raumzeiger der statorseitigen Flussverkettung; (b) Motormoment<br />

6.3 Implementierung der direkten Drehmomentregelung<br />

Im Folgenden wird eine direkte Drehmomentregelung <strong>für</strong> das bereits in Versuch 5 betrachtete<br />

Antriebssystem ausgelegt und mithilfe von Simulationen untersucht. Die hierzu benötigten<br />

Antriebsparameter sind in den Tabellen 6.2 und 6.3 zusammengefasst.<br />

Der Einfluss des Rauschens in den Strommesssignalen wird vernachlässigt und der Istwert der<br />

Rotordrehzahl steht verzögerungsfrei zur Verfügung.<br />

Zunächst werden Fluss- und Drehmomentregelkreis implementiert. Die sich ergebende Regelstruktur<br />

wird im weiteren Schritt um eine überlagerte Drehzahlregelung ergänzt.<br />

Physikalische Größe<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Nennleistung P N = 2,2 [kW]<br />

Nenndrehzahl N N = 2840 [min −1 ]<br />

Nennmoment M N = 7,4 [Nm]<br />

Nennspannung (Sternschaltung, verkettet) U NY = 400 [V]<br />

Nennstrom (Sternschaltung) I NY = 4,61 [A]<br />

Nennfrequenz f N = 50 [Hz]<br />

Statorwiderstand R s = 2,8 [Ω]<br />

Statornennfluss Ψ sN = 1,0 [Vs]<br />

Rotorträgheitsmoment Θ M = 0,005 [kgm 2 ]<br />

Tabelle 6.2: Kenndaten des eingesetzten Asynchronmotors<br />

– 86 –


6.3.1. Fluss- und Drehmomentregelkreis<br />

Physikalische Größe<br />

Symbol und Wert (SI)<br />

Zwischenkreisspannung U dc = 560 [V]<br />

Maximale Schaltfrequenz f s,max = 4 [kHz]<br />

Tabelle 6.3: Parameter des Zweipunkt-Umrichters<br />

6.3.1 Fluss- und Drehmomentregelkreis<br />

1.) * Der betrachtete Drehfeldantrieb besitzt keine Sensoren zur Messung der Strangspannungen,<br />

sodass die Spannungssollwerte <strong>für</strong> die Regelung benutzt werden müssen.<br />

Erstellen Sie ein Blockschaltbild zur Nachbildung des Statorspannungsraumzeigers u s s anhand<br />

der Steuersignale s 1 , s 3 und s 5 sowie der Zwischenkreisspannung U dc . Deuten Sie<br />

ggf. die Clarke-Transformation wie in Abb. 6.7 an.<br />

2.) * Zeichnen Sie den Signalflussplan des Fluss- und Drehmomentschätzers. Verwenden<br />

Sie den geschätzten Statorspannungsraumzeiger û s s und den Statorstromraumzeiger i s s<br />

als Eingangsgrößen. Der geschätzte Raumzeiger der Statorflussverkettung ˆΨ s s und das<br />

geschätzte Motormoment ˆM M stellen die Ausgänge dar.<br />

3.) * Stellen Sie den Signalflussplan zur Ermittlung von Betrag und Winkel des Raumzeigers<br />

ˆΨ s s aus dessen Komponenten ˆΨ sα und ˆΨ sβ auf.<br />

4.) * Schlagen Sie eine Methode vor, um die Sektoridentifikation mithilfe von Blöcken aus<br />

der Simulink-Bibliothek oder wenigen MATLAB-Codezeilen durchzuführen.<br />

5.) * Überlegen Sie sich <strong>für</strong> jeden Sektor welche Spannungszeiger erhöhend, senkend oder<br />

erhaltend hinsichtlich des Flussbetrags und des Drehmoments wirken und füllen Sie die<br />

Schalttabelle 6.1 entsprechend aus. Verwenden Sie hierbei zunächst keine Nullzeiger.<br />

Nachfolgend wird die in den vorigen Aufgaben erarbeitete Struktur der verschiedenen Komponenten<br />

der direkten Drehmomentregelung als Simulink-Modell implementiert.<br />

6.) Öffnen Sie die Datei ASM DTC Implementierung.mdl im Verzeichnis Versuch6 in<br />

Simulink.<br />

Neben dem Modell des Drehfeldantriebs findet sich ein Block namens DTC. Klicken Sie<br />

doppelt auf diesen, um dessen Inhalt anzuzeigen. Als Eingänge stehen die Messignale<br />

der Strangströme i m A und im B sowie der Rotorwinkelgeschwindigkeit ωm m zur Verfügung.<br />

Der Block soll die in einem Vektor zusammengefassten binären Signale s 1 , s 3 und s 5 zur<br />

Ansteuerung des Umrichters bereitstellen.<br />

Erstellen Sie zuerst die fehlende Struktur im Subsystem Fluss- und<br />

Drehmomentschätzer unter Einhaltung der vorgegebenen Ein- und Ausgangsgrößen.<br />

Verwenden Sie hierbei einen zeitdiskreten Integrator.<br />

7.) Implementieren Sie die von Ihnen in Aufgabe 4.) vorgeschlagene Lösung zur Sektoridentifikation.<br />

Verwenden Sie bei Bedarf den Block MATLAB-Function. Testen Sie anschließend<br />

das Subsystem auf seine Funktion.<br />

– 87 –


6.3. Implementierung der direkten Drehmomentregelung<br />

8.) Erstellen Sie die Struktur des Fluss- und des Drehmomentreglers. Benutzen Sie hierbei<br />

die Variablennamen Delta Psi bzw. Delta M, um die Hystereseschranken festzulegen.<br />

Die anfänglich zu verwendenden Werte dieser Parameter sind in der Datei<br />

Versuch6Parameter.m bereits spezifiziert (∆‖Ψ s ‖ = 0,02[Vs], ∆M = 0,05[Nm]).<br />

9.) Ergänzen Sie das dem SubsystemSchalttabelle zugehörigeMATLAB-Skript entsprechend<br />

Ihren Ergebnissen zu Aufgabe 5.).<br />

10.) Verknüpfen Sie die einzelnen Subsysteme miteinander und schließen Sie den Fluss- und<br />

den Drehmomentregelkreis. Stellen Sie den Flussbetrag aufdessen Nennwert Ψ sN ein (vgl.<br />

Tabelle 6.2). Benutzen Sie folgenden Sollwertverlauf <strong>für</strong> das Drehmoment:<br />

wobei<br />

M ∗ M(t) = M N<br />

2 ·(σ(t−t A)−σ(t−t B )), t A = 0,3[s], t B = 0,5[s]<br />

σ(t) =<br />

{ 0 <strong>für</strong> t ≤ 0[s]<br />

1 <strong>für</strong> t > 0[s]<br />

Klicken Sie doppelt auf den Block Initialize, damit die Simulationsparameter geladen<br />

werden. Überprüfen Sie die Funktion der implementierten Regelstruktur durch eine Simulation<br />

ohne Lastmoment. Bewerten Sie den zeitlichen Verlauf der Maschinenströme,<br />

des Drehmoments sowie der Drehzahl.<br />

Durch Doppelklicken auf den Block Display Figures wird die Trajektorie des Statorflussraumzeigers<br />

Ψ s s in der (α, β)-Ebene angezeigt (vgl. Abb. 6.8(a)). Analysieren Sie<br />

diese.<br />

6.3.2 Überlagerte Drehzahlregelung<br />

Die zuvor entworfene direkte Drehmomentregelung wird um einen überlagerten Drehzahlregelkreis<br />

erweitert. Im diesem Fall erfolgt die Vorgabe des Drehmomentsollwerts durch einen<br />

Drehzahlregler.<br />

11.) Für die Regelung der Drehzahl wird ein empirisch ausgelegter PI-Regler mit der<br />

Verstärkung V R,ωm = 10[Nms] und der Nachstellzeit T n,ωm = 10[ms] eingesetzt. Implementieren<br />

Sie den Drehzahlregler und schließen Sie den Regelkreis. Geben Sie die halbe<br />

Nenndrehzahl als Sollwert vor. Die Maschine soll zudem ab dem Zeitpunkt t = 0,5[s] mit<br />

einem Moment von 0,9M N belastet werden.<br />

Simulieren Sie das Verhalten des Systems und analysieren Sie den resultierenden Verlauf<br />

der Drehzahl und der Statorströme. Welches Problem tritt auf?<br />

12.) Begrenzen Sie den Drehmomentsollwert auf das Nennmoment der Maschine M N und<br />

modifizieren Sie den Drehzahlregler entsprechend, ohne dessen Typ oder Parameter zu<br />

verändern. Führen Sie anschließend die Simulation erneut durch und bewerten Sie die<br />

Strom-, Drehmoment- und Drehzahlverläufe.<br />

13.) Öffnen Sie die Datei DTC Zusatzbloecke.mdl und fügen Sie eine Instanz des Blocks<br />

Flankenzähler auf die oberste Ebene des Modells ASM DTC Implementierung.mdl ein.<br />

– 88 –


6.3.2. Überlagerte Drehzahlregelung<br />

Erläutern Sie dessen Funktionsweise und setzen Sie diesen ein, um die Anzahl der Schaltvorgänge<br />

in jeder Umrichter-Halbbrücke zu bestimmen. Lassen sich die Ergebnisse mit<br />

der in Tabelle 6.3 angegebenen maximalen Schaltfrequenz vereinbaren?<br />

AusderüberhöhtenAnzahlanSchaltvorgängenwürdeninderPraxisSchaltverlusteresultieren,<br />

die den Umrichter beschädigen könnten. Die Zahl der Schaltvorgänge pro Zeiteinheit lässt<br />

sich durch die Vorgabe breiterer Toleranzbänder bei der Auslegung des Drehmoment- bzw.<br />

Flussreglers oder einer größeren Abtastperiode T s reduzieren.<br />

IndenbisherigenSimulationenwurdedieAbtastzeitdesBlocksDTCderSimulationsschrittweite<br />

gleichgesetzt, d. h. es galt: T s = 5[µs]. Dieser Wert ist mit den meisten Echtzeitsystemen<br />

nicht zu erreichen. Im weiteren Verlauf wird daher T s = 50[µs] gewählt, um aussagekräftige<br />

Ergebnisse zu erhalten.<br />

14.) Passen Sie die Abtastzeit des Blocks DTC an und simulieren Sie das sich ergebende Systemverhalten.<br />

Welcher Einfluss hat die Vergrößerung der Abtastzeit auf die Trajektorie<br />

des Statorflussraumzeigers und den zeitlichen Verlauf des Drehmoments? Begründen Sie<br />

Ihre Antwort.<br />

15.) Welche Auswirkung hat eine Erhöhung des Wertes von ∆M um eine Zehnerpotenz auf<br />

den Drehmomentverlauf? Erklären Sie dieses Phänomen und verwenden Sie den Wert<br />

∆M = 0.5[Nm] <strong>für</strong> die weiteren Aufgaben.<br />

16.) Ersetzen Sie <strong>für</strong> den Fall h M = 0 die aktiven Zeiger der Schalttabelle durch Nullzeiger<br />

und führen Sie eine Simulation durch. Inwiefern lässt sich die Zahl der Schaltvorgänge<br />

durch diese Maßnahme reduzieren?<br />

17.) Welche weitere Probleme können bei der praktischen Umsetzung des in diesem Versuch<br />

vorgestellten Regelkonzepts entstehen?<br />

– 89 –


Literatur<br />

[1] A. Binder. <strong>Elektrische</strong> Maschinen und Antriebe - Grundlagen, Betriebsverhalten. Berlin:<br />

Springer DE, 2012 (siehe S. 6 f., 41, 44).<br />

[2] G. Müller und B. Ponick. Grundlagen elektrischer Maschinen. New York: John Wiley<br />

& Sons, 2012 (siehe S. 6, 41, 44 f., 47).<br />

[3] D. Schröder. <strong>Elektrische</strong> Antriebe - Regelung von <strong>Antriebssysteme</strong>n. 3. Aufl. 2009.<br />

Berlin, Heidelberg: Springer, 2009 (siehe S. 24, 30, 33, 59).<br />

[4] D.Schröder. Leistungselektronische Schaltungen - Funktion, Auslegung und Anwendung.<br />

3. Aufl. 2012. Heidelberg: Springer-Verlag GmbH, 2012 (siehe S. 72).<br />

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