Erläuterungsbericht - Stadt Emden
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Verträglichkeitsprüfung nach § 34 BNatSchG i. V. m. Art. 4 VS-RL u. Art. 6 FFH-<br />
RL Seetrasse<br />
Projekt/Vorhaben: 600-kV-DC Leitung DolWin beta – Dörpen/West Seite 64 von 251<br />
3.3.2 Gast-/Rastvögel 9<br />
Gastvögel nutzen die deichnahen Binnenlandsflächen des Nationalparks „Niedersächsisches Wattenmeer“<br />
als Rast- und Nahrungshabitat (NLWKN 2010c).<br />
Die geplante Kabeltrasse quert international bedeutende Rasthabitate für Gastvögel (NLWKN 2005, Kruckenberg<br />
2006) mit hohen Rastdichten der Arten Nonnengans, Blässgans, Graugans, Goldregenpfeifer<br />
und Großer Brachvogel. Wichtige Rastgebiete für Zugvögel und überwinternde Vogelarten stellen die Ostfriesische<br />
Seemarsch, die Ostfriesischen Meere, die Emsvorländer und die Emsmarsch sowie das<br />
Rheiderland dar (NLWKN 2005, Kruckenberg 2009). Diese Regionen stehen durch Individuenaustausch<br />
untereinander in engem Kontakt. Konzentrationen des Rastgeschehens finden sich im Einflussbereich der<br />
Kabeltrasse in großen, zusammenhängenden Grünlandkomplexen mit geringer Entfernung zu größeren<br />
Gewässern (z. B. Ostfriesische Meere). Bedeutsame Rastvogelarten sind weiterhin Möwen, Pfeifente,<br />
Regenbrachvogel und Ringelgans. Die übrigen Arten treten zumeist in geringen Anzahlen regelmäßig<br />
(Gänsesäger, Flussuferläufer u. a.) oder nur unregelmäßig (Wanderfalke, Zwergschwan u. a.) auf.<br />
Im Hinblick auf die Scheuchwirkung auf Gastvögel findet sich eine Untersuchung, die auf relativ geringe<br />
Störwirkung durch Bauarbeiten im Watt hinweist. Im Rahmen des Gastvogelmonitorings konnten laut<br />
Ecoplan (2009) auf den Norderneyer und Hilgenrieder Wattflächen während der Bauarbeiten zum Windpark<br />
„alpha ventus“ an Tagen „starker betrieblicher Aktivitäten“ in einer Entfernung bis ca. 150 m um den<br />
Arbeitsponton Einzelvögel und Trupps von bspw. Austernfischer, Knutt und Alpenstrandläufer festgestellt<br />
werden. An normalen Tagen war die Artenverteilung und -menge von anderen Arten vergleichbar mit den<br />
unbeeinträchtigten angrenzenden Bereichen. Ein Meidungseffekt zu den Arbeitspontons im Watt war bis<br />
zu einer Entfernung von 200 m eindeutig erkennbar. Keine Meidung war ab einer Entfernung von 400 m<br />
feststellbar. Ab diesem Abstand konnte wieder eine Normalverteilung im Raum festgestellt werden. Bestätigt<br />
wurden diese Erkenntnisse anhand der Monitorings zu den Offshore-Windparks „NordE.ON 1“/<br />
„BorWin1“.<br />
Entsprechend der Bestandsdarstellungen im Landschaftspflegerischen Begleitplan (Anlage 8.1.1, Kapitel<br />
5) sowie den Wasser- und Watvogelzählungen (WWZ), sind in Teilen des Planungsraumes (insbesondere<br />
Anlandungsbereiche und Flächen nahe Norderney und dem Festland bei Hilgenriedersiel)<br />
avifaunistisch wertvolle Bereiche für Gastvögel vorhanden.<br />
9 Gastvogel ist ein ornithologischer Begriff und bezeichnet einen Zugvogel, der in einem Gebiet vorkommt, aber<br />
dort nicht brütet - somit das Gegenstück zu Brutvogel. Es werden jahreszeitlich Winter- und Sommergäste unterschieden.<br />
Als Rastvögel gelten nach den „Qualitätsstandards für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in raumbedeutsamen<br />
Planungen“ (Dt. Ornithologen-Ges. 1995) „Vögel, die sich in einem Gebiet außerhalb des Brutterritoriums meist über<br />
einen längeren Zeitraum aufhalten, z. B. zur Mauser, Nahrungsaufnahme, Ruhe, Überwinterung“.