IFT · Institut für Therapieforschung München München 2007 ...
IFT · Institut für Therapieforschung München München 2007 ...
IFT · Institut für Therapieforschung München München 2007 ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12<br />
lichkeitsstörungen, affektive und/oder Angsterkrankungen u. a. Diese extreme bis hohe Belastung<br />
durch behandlungsbedürftige komorbide Störungen wurde bislang nicht ausreichend<br />
erkannt und berücksichtigt. Grundsätzlich therapieinteressierte Klienten werden aufgrund der<br />
strukturellen Teilung des Hilfesystems in Suchtkrankenhilfe und psychiatrischer Versorgung<br />
vom Suchthilfesystem nicht ausreichend erkannt. Hier kann eine individuelle Diagnostik und<br />
psychotherapeutisch orientierte Einzelfallbehandlung helfen, komorbide Störungen aufzudecken<br />
und erste Behandlungsansätze einzuleiten oder den Klienten an entsprechende<br />
Angebote des psychiatrischen Hilfesystems anzubinden. Ob hier primär die Behandlung<br />
komorbider Störungen zunächst im Vordergrund stehen sollte, ist jedoch eine offene Frage.<br />
Über therapiedistanzierte Klienten ist definitionsgemäß wenig bekannt, da sie im Suchthilfesystem<br />
nicht oder nur selten auftauchen. Vermutlich will diese Klientengruppe ihren drogenbezogenen<br />
Lebensstil beibehalten und erwartet sich dabei vom Suchthilfesystem keine<br />
Unterstützung. Unklar ist vor allem auch der Zusammenhang zwischen primärer Delinquenz,<br />
psychopathologischen Störungen, Suchtverlauf und der Art und Häufigkeit von Inanspruchnahme<br />
von Hilfeangeboten. Es kann jedoch ein fließender Übergang zwischen Therapiedistanzierung<br />
und Therapiebereitschaft vermutet werden, so dass auch bei solchen Klienten die<br />
mangelnde Versorgung komorbider psychischer Störungen zur Therapiedistanzierung beiträgt,<br />
der durch psychotherapeutisch fundierte motivationale Maßnahmen begegnet werden<br />
kann.<br />
Ergebnisse der zweiten Pilotstudie<br />
Aufgaben der zweiten Pilotstudie waren:<br />
• Die Ausarbeitung und Erprobung von Arbeitsmaterialien zu den geplanten Maßnahmen.<br />
• Die Ausarbeitung von diagnostischen Instrumenten <strong>für</strong> die spezielle Situation von schwer<br />
beeinträchtigten, nicht integrierten Drogenabhängigen, die sich in der Regel in ausgeprägten<br />
Krisensituationen befinden.<br />
• Der Vergleich mit einer Kontrollgruppe.<br />
Zur Erfüllung dieser Aufgaben und zur weiteren Standardisierung sowie Anwendbarkeit im<br />
Setting einer Beratungsstelle wurde das Motivationsprogramm an weiteren Einzelfällen erprobt.<br />
Die Ergebnisse der Vorphase lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen<br />
(siehe auch Küfner, Hackmann & Kruse, <strong>2007</strong>; in Druck):<br />
• Die in der Pilotphase entwickelten Kriterien zur Definition der Zielgruppe konnten bestätigt<br />
werden, ebenso der hohe Anteil an komorbiden psychischen Störungen.<br />
• Der therapeutische Fokus ist allerdings bei Therapieinteressierten und Therapiedistanzierten<br />
unterschiedlich:<br />
- bei den Therapiedistanzierten sind der Aufbau von Vertrauen und die Vermittlung von<br />
Wissen über Behandlungsmöglichkeiten erstes Ziel,<br />
- bei den Therapieinteressierten stellte das Kernproblem der Behandlung die motivationale<br />
Ambivalenz dar, z. B. im Sinne einer leichten Ablenkbarkeit, die sich im Nichteinhalten<br />
von Terminen äußert sowie im Nichtausführen vereinbarter konkreter Schritte.