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IFT · Institut für Therapieforschung München München 2007 ...

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lichkeitsstörungen, affektive und/oder Angsterkrankungen u. a. Diese extreme bis hohe Belastung<br />

durch behandlungsbedürftige komorbide Störungen wurde bislang nicht ausreichend<br />

erkannt und berücksichtigt. Grundsätzlich therapieinteressierte Klienten werden aufgrund der<br />

strukturellen Teilung des Hilfesystems in Suchtkrankenhilfe und psychiatrischer Versorgung<br />

vom Suchthilfesystem nicht ausreichend erkannt. Hier kann eine individuelle Diagnostik und<br />

psychotherapeutisch orientierte Einzelfallbehandlung helfen, komorbide Störungen aufzudecken<br />

und erste Behandlungsansätze einzuleiten oder den Klienten an entsprechende<br />

Angebote des psychiatrischen Hilfesystems anzubinden. Ob hier primär die Behandlung<br />

komorbider Störungen zunächst im Vordergrund stehen sollte, ist jedoch eine offene Frage.<br />

Über therapiedistanzierte Klienten ist definitionsgemäß wenig bekannt, da sie im Suchthilfesystem<br />

nicht oder nur selten auftauchen. Vermutlich will diese Klientengruppe ihren drogenbezogenen<br />

Lebensstil beibehalten und erwartet sich dabei vom Suchthilfesystem keine<br />

Unterstützung. Unklar ist vor allem auch der Zusammenhang zwischen primärer Delinquenz,<br />

psychopathologischen Störungen, Suchtverlauf und der Art und Häufigkeit von Inanspruchnahme<br />

von Hilfeangeboten. Es kann jedoch ein fließender Übergang zwischen Therapiedistanzierung<br />

und Therapiebereitschaft vermutet werden, so dass auch bei solchen Klienten die<br />

mangelnde Versorgung komorbider psychischer Störungen zur Therapiedistanzierung beiträgt,<br />

der durch psychotherapeutisch fundierte motivationale Maßnahmen begegnet werden<br />

kann.<br />

Ergebnisse der zweiten Pilotstudie<br />

Aufgaben der zweiten Pilotstudie waren:<br />

• Die Ausarbeitung und Erprobung von Arbeitsmaterialien zu den geplanten Maßnahmen.<br />

• Die Ausarbeitung von diagnostischen Instrumenten <strong>für</strong> die spezielle Situation von schwer<br />

beeinträchtigten, nicht integrierten Drogenabhängigen, die sich in der Regel in ausgeprägten<br />

Krisensituationen befinden.<br />

• Der Vergleich mit einer Kontrollgruppe.<br />

Zur Erfüllung dieser Aufgaben und zur weiteren Standardisierung sowie Anwendbarkeit im<br />

Setting einer Beratungsstelle wurde das Motivationsprogramm an weiteren Einzelfällen erprobt.<br />

Die Ergebnisse der Vorphase lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen<br />

(siehe auch Küfner, Hackmann & Kruse, <strong>2007</strong>; in Druck):<br />

• Die in der Pilotphase entwickelten Kriterien zur Definition der Zielgruppe konnten bestätigt<br />

werden, ebenso der hohe Anteil an komorbiden psychischen Störungen.<br />

• Der therapeutische Fokus ist allerdings bei Therapieinteressierten und Therapiedistanzierten<br />

unterschiedlich:<br />

- bei den Therapiedistanzierten sind der Aufbau von Vertrauen und die Vermittlung von<br />

Wissen über Behandlungsmöglichkeiten erstes Ziel,<br />

- bei den Therapieinteressierten stellte das Kernproblem der Behandlung die motivationale<br />

Ambivalenz dar, z. B. im Sinne einer leichten Ablenkbarkeit, die sich im Nichteinhalten<br />

von Terminen äußert sowie im Nichtausführen vereinbarter konkreter Schritte.

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