IFT · Institut für Therapieforschung München München 2007 ...
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4.3 Aussagemöglichkeiten kleiner Stichproben<br />
Das gleiche Signifikanzniveau bei kleinen Stichproben bedeutet, dass nur größere Differenzen<br />
oder Veränderungen statistisch signifikant werden. Das heißt, die statistische Power der<br />
vorliegenden Stichprobe ist sicher kleiner als ursprünglich geplant, so dass damit gerechnet<br />
werden muss, dass tatsächliche Unterschiede statistisch quantitativ schwer zu erfassen sind.<br />
Deshalb wurde das 10%-Signifikanzniveau berücksichtigt. Auch dem qualitativen Teil kommt<br />
eine besondere Bedeutung zu, wobei freilich zu berücksichtigen ist, dass man als Vertreter<br />
des Motivationsprogramms besonders leicht der Tendenz unterliegt, auf Effekte des Motivationsprogramms<br />
zu schließen, auch wenn diese mehr als Zufallsvariation zu betrachten sind.<br />
4.4 Die Haltequote<br />
Die Haltequote eines Therapieprogramms gilt neben der Erreichungsquote, der Überlebensrate<br />
und den spezifischen Wirksamkeitskriterien als ein wichtiges Erfolgskriterium der Suchttherapie.<br />
Im stationären Bereich der abstinenzorientierten Behandlung rechnet man mit<br />
niedrigen Haltequoten von 20 bis 50%. In der Substitutionstherapie werden dagegen in den<br />
älteren deutschen Studien sehr hohe Haltquoten von 85% im Durchschnitt berichtet (Reuter<br />
& Küfner, 2002), während in den neueren Studien mit einer Haltequote von 50 bis 70% gerechnet<br />
werden kann. Mit einer Haltequote von insgesamt 67% kann bei den durchgeführten<br />
Interventionsformen von einer guten Haltequote gesprochen werden. Auffällig ist die besonders<br />
hohe Haltequote von 90% bzw. 100% je nach Definition in der Gruppe mit Kontingenzmanagement,<br />
die allerdings nur im letzteren Fall (100% Haltequote) sich auf dem 10%-Signifikanzniveau<br />
von der Gruppe mit intensiver Motivationsförderung statistisch unterscheidet.<br />
4.5 Sensibilität der Erfolgsmaße<br />
Die therapeutische Anbindung an das Hilfesystem ist zentrales Anliegen des Motivationsprogramms<br />
<strong>für</strong> Opiatabhängige. Dabei ist es schwierig, geeignete konkrete Kriterien zu finden,<br />
die einerseits eine Anbindung an das Hilfesystem deutlich machen und zum anderen möglichst<br />
schnell solche Veränderungen repräsentieren können. Dabei stellt sich auch die Frage,<br />
welchem Stellenwert eine Behandlungsabsicht zukommt. Die Korrelationsanalysen haben<br />
gezeigt, dass die Behandlungsabsichten zum einen nicht stabil im Zeitverlauf sind, zum anderen<br />
stehen sie aber auch nicht in einem korrelativen Zusammenhang mit den späteren<br />
tatsächlichen Behandlungsaktivitäten. Daraus folgt, dass Behandlungsabsichten wenig geeignet<br />
sind, um Veränderungen der Therapiebereitschaft anzuzeigen.<br />
Ein weiteres Erfolgsmaß könnten die Veränderungsphasen in dem transtheoretischen Modell<br />
von Prochaska und DiClemente (1983) darstellen. Hier zeigten sich insgesamt wenige Veränderungen.<br />
Aus der Literatur geht hervor, dass bei Therapieantritt sich die Klienten in den<br />
unterschiedlichsten Veränderungsphasen befinden und daraus keine Prognose über die<br />
Teilnahmebereitschaft abgeleitet werden kann (Heidenreich & Hoyer, 2001).<br />
Wegen des relativ kleinen Katamnesezeitraums von drei Monaten wurde als vergleichbares<br />
Zeitfenster bei der Aufnahme, der Entlassung und der Katamnese jeweils der letzte Monat