IFT · Institut für Therapieforschung München München 2007 ...
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4 Diskussion<br />
4.1 Zielgruppen<br />
Wenn man von den sehr groben Schätzungen <strong>für</strong> die Prävalenz von Opiatabhängigen in<br />
Deutschland von 120.000 bis 200.000 pro Jahr ausgeht (vgl. Wittchen et al., 2005), dann<br />
können ca. ein Viertel bis ein Drittel als schwer erreichbar eingeschätzt werden. Dem entspricht<br />
in Bayern etwa die Zahl von 8000 schwer erreichbaren Opiatabhängigen. Diese<br />
Gesamtzielgruppe teilt sich jedoch in die beiden Teilgruppen der bislang erfolglos behandelten<br />
und der Gruppe der Therapiedistanzierten auf. Von dieser Gesamtzielgruppe konnten<br />
primär nur die bislang erfolglos Behandelten und zurzeit nicht ausreichend in das Behandlungssystem<br />
integrierten Klienten erfasst werden. Über den Zugangsweg niedrigschwelliger<br />
Therapieeinrichtungen wird man wahrscheinlich diese Gruppe nicht erreichen können, da sie<br />
dort vielleicht mit Ausnahme von Drogenkonsumräumen kaum auftauchen werden. Wahrscheinlich<br />
lässt sich diese Teilgruppe über Medienaufrufe und das Angebot eines Gesundheitschecks<br />
eher ansprechen. Wiederum nur ein Teil dieser Klienten, die den Heroinkonsum<br />
als Teil ihres Lebensstils betrachten, wird durch eine heroingestützte Behandlung erreichbar<br />
sein, wenn die Klienten sich dem hohen Aufwand der Heroinvergabe unterziehen wollen.<br />
4.2 Rekrutierung von Therapieeinrichtungen und Klienten<br />
Die Motivierung niedrigschwelliger Therapieeinrichtungen <strong>für</strong> Drogenabhängige zur Teilnahme<br />
an einer wissenschaftlichen Studie mit unterschiedlichen Behandlungsbedingungen<br />
ist schwierig, wenn ein Behandlungsarm wie die Kontingenzbehandlung von vornherein bei<br />
den therapeutischen Mitarbeitern der Suchthilfeeinrichtungen auf wenig Akzeptanz stößt.<br />
Durch die Erfahrungen mit den Pilotstudien sind wir davon ausgegangen, dass sich die<br />
Teilnahmebereitschaft der Einrichtungen auch auf die neue Studie erstreckt. Die Einrichtungen<br />
sind jedoch überwiegend von den Projektbedingungen der Pilotstudien ausgegangen.<br />
Dabei war der wichtigste Punkt der, dass die therapeutische Arbeit von Projektmitarbeitern<br />
und nicht von den therapeutischen Mitarbeitern der Hilfeeinrichtungen durchgeführt wurde.<br />
Diese zusätzliche Hilfe ist von den Einrichtungen sehr geschätzt worden. Die Teilnahme an<br />
der Studie wurde dagegen mit Mehrarbeit in Verbindung gebracht.<br />
Die Bereitschaft der therapeutischen Mitarbeiter <strong>für</strong> das Interventionsprogramm I der intensiven<br />
Motivationsförderung und psychosozialen Hilfe ist generell größer einzuschätzen als <strong>für</strong><br />
das zusätzliche Kontingenzmanagement in der Interventionsgruppe II und bedarf offenbar<br />
einer längeren und intensiveren Vorbereitung. Bei den Klienten ist dagegen die Akzeptanz<br />
vorhanden, wie die qualitative Nachbefragung gezeigt hat.<br />
Dagegen erscheint die Klientenrekrutierung als Problem der Teilnahmebereitschaft ein leichter<br />
lösbares Problem. Allerdings trifft das nur <strong>für</strong> die Teilgruppe der bislang erfolglos behandelten<br />
Klienten zu, die nicht mehr oder nur sehr unverbindlich in das Suchthilfesystem integriert<br />
sind. Klienten, die eindeutig ihren Lebensstil des Drogenkonsums aufrechterhalten<br />
wollen, werden nur über andere Zugangswege, wie z. B. Medienaufrufe, stärker angesprochen<br />
werden.