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Ubuntu User Sever @ Home (Vorschau)

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Interview<br />

Aktuelles<br />

– das ist gewöhnlich unstable. Bei der letzten LTS-<br />

Version haben wir aber testing verwendet.<br />

UU Und was ist Dein Eindruck: Wie ist das Verhältnis<br />

von <strong>Ubuntu</strong>- und Debian-Entwicklern?<br />

BD Um mal mit den Zahlen anzufangen: Debian<br />

hat ungefähr 1 000 Entwickler – 900 Debian Developer<br />

und 100 Maintainer. Dem gegenüber steht<br />

<strong>Ubuntu</strong> mit 160 bis 170 MOTUs, von denen ca. 70<br />

als Core Devs arbeiten. Also <strong>Ubuntu</strong> hat deutlich<br />

weniger Entwickler. Allein schon deswegen sind<br />

wir auf Debian angewiesen.<br />

Von den unveränderten Paketen holen wir von<br />

Debian immer die neueste Version am Anfang<br />

des Entwicklungszyklus’. Haben wir Veränderungen<br />

vorgenommen, bauen wir diese in die neue<br />

Debian-Version des Paketes ein. Das heißt, jemand<br />

muss da Hand anlegen. Deshalb versuchen wir<br />

möglichst, unsere Änderungen auch in die Debian-<br />

Pakete zu bekommen.<br />

Es gibt natürlich schwarze Schafe oder Leute, die<br />

sich nicht die Zeit nehmen. Dann passiert es, dass<br />

<strong>Ubuntu</strong> Änderungen anbringt, diese aber nicht<br />

weiterleitet. Aber der Trend geht schon dahin,<br />

zu sagen: Wenn ich eine Änderung an <strong>Ubuntu</strong><br />

vornehme, versuche ich, diese nach Debian zu<br />

bekommen, um dann keine <strong>Ubuntu</strong>-spezifischen<br />

Änderungen anbringen zu müssen. So halten wir<br />

den Verwaltungsaufwand gering.<br />

UU Was man von außen mitbekommt, ist, dass<br />

sich einige Debian-Entwickler beschweren, dass<br />

<strong>Ubuntu</strong> die Sachen nimmt, aber nichts zurückgibt.<br />

Hast Du solche Erfahrungen gemacht?<br />

BD Also, die Vorwürfe galten vor allem für den<br />

Anfang, als <strong>Ubuntu</strong> frisch herauskam. Mittlerweile<br />

hat sich das Blatt gewendet – zumindest ist das<br />

mein Eindruck. Es gibt zwar noch ein paar Debian-<br />

Entwickler, die hassen <strong>Ubuntu</strong>, da kann man nichts<br />

machen. Aber ihr Anteil ist verschwindend gering.<br />

Der gewöhnliche Debian-Entwickler ist froh, wenn<br />

er einen Patch von <strong>Ubuntu</strong> bekommt.<br />

Was sehr gut funktioniert, sind übrigens die Teams<br />

in Debian. Das Multimedia-Team betreut etwa<br />

ein Paket wie VLC, das dann zwei, drei Leute anfassen.<br />

Das verwalten wir direkt im Versionskontrollsystem<br />

von Debian. Ich kümmere mich dann<br />

darum, dass die Version auch in <strong>Ubuntu</strong> landet.<br />

Die Hauptentwicklung passiert aber im Debian-<br />

Projekt. Bis jetzt hat mir kein Debian-Entwickler<br />

gesagt „Ist doch alles Scheiße!“ oder Kritik wegen<br />

mangelnder Zusammenarbeit geübt. Man kommt<br />

als <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler recht gut in ein Debian-<br />

Team rein und kann da gleich mitarbeiten.<br />

Umgekehrt gibt es auch ein paar Debian-Entwickler,<br />

die sagen: „Mir ist nicht egal, wie es in <strong>Ubuntu</strong><br />

aussieht.“ Teilweise haben Debian-Entwickler Uploadrechte,<br />

um ihre Pakete hochzuladen oder an<br />

<strong>Ubuntu</strong> mitzuarbeiten. Alternativ funktioniert das<br />

auch über Sponsoren, denen man sagt: „Füg mal<br />

bitte die Version von Debian in <strong>Ubuntu</strong> ein.“<br />

UU Anderes Thema: Wie bist Du zu <strong>Ubuntu</strong><br />

gekommen?<br />

BD Ich bin Windows-Hasser durch jahrelange<br />

Benutzung – so nenn ich mich immer. Mir hat es<br />

nicht mehr gefallen. Ist man technikbegeistert, hat<br />

man manchmal Probleme, die man nicht gleich<br />

lösen oder auch nur verstehen kann. Man kann<br />

aber nicht daran arbeiten, um die<br />

Situation zu verbessern, wenn<br />

man nicht an den Quellcode<br />

kommt. Und darauf zu hoffen,<br />

dass Microsoft etwas tut, was<br />

ausgerechnet mir gerade gefällt,<br />

ist unwahrscheinlich. Es gibt keinen<br />

finanziellen Anreiz, und ich habe auch keine<br />

Million auf dem Konto.<br />

Dank des Internets bin ich auf Projekte wie Firefox<br />

und OpenOffice gestoßen, darüber auf den Gedanken<br />

von freier Software. Der hat mich begeistert.<br />

Darüber bin ich wiederum zu Linux gekommen.<br />

Dann hab ich mir gesagt "Ok, ich möchte komplett<br />

auf freie Software umsteigen" und habe<br />

mich informiert, was für Distributionen es gibt.<br />

Am ehesten für den Einstieg geeignet erwiesen<br />

sich <strong>Ubuntu</strong>, OpenSuse und Fedora. <strong>Ubuntu</strong> hat<br />

mir vom Look & Feel am besten gefallen, also beschloss<br />

ich, <strong>Ubuntu</strong> parallel zu installieren. Weil<br />

es mir gefallen hat, ist es dabei geblieben.<br />

UU Und bist du jetzt alle Deine proprietären<br />

Programme losgeworden?<br />

BD Ähh, leider noch nicht ganz. Wenigstens<br />

was Treiber angeht, bin ich völlig auf freier Software.<br />

Ich hab mir dann auch ’ne andere Grafikkarte<br />

gekauft, eine Radeon-Karte. Mittlerweile<br />

funktioniert auch 3-D, also Compiz, einwandfrei.<br />

An proprietärer Software läuft sonst noch der<br />

Flash Player. Da ist Gnash als Alternative noch<br />

nicht soweit. Adobe Reader hab ich ab und zu<br />

noch installiert, denn da gibt es gelegentlich PDFs,<br />

die nicht laufen. Im Normalfall nehme ich aber<br />

Evince. Ein paar Pakete aus Multiverse hab ich<br />

ebenfalls installiert, ich glaub ein paar Codecs.<br />

Und, genau, Unrar, um RAR-Dateien zu entpacken.<br />

UU Benutzt du noch ein Windows?<br />

BD Windows hab ich noch. Das starte ich so<br />

ein, zwei Mal im Jahr, für LAN-Partys.<br />

UU Also für Spiele.<br />

BD Genau, für Spiele. Ansonsten gibt es keinen<br />

echten Grund, Windows zu starten. (kki) ●●●<br />

„Ich bin ein Windows-<br />

Hasser durch jahrelange<br />

Benutzung“<br />

Glossar<br />

Core Devs: Besonders erfahrene<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Entwickler, die an der Infrastruktur<br />

und den wesentlichen<br />

Paketen von <strong>Ubuntu</strong> arbeiten.<br />

Sponsoring: Paketbauer, die ein<br />

neues Paket hochladen wollen, benötigen<br />

dafür einen etablierten Entwickler,<br />

der ihr Anliegen unterstützt,<br />

den Sponsor.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

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