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gwf Wasser/Abwasser Qualität auf den ersten Blick (Vorschau)

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FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

3.4 Infrastruktur und <strong>Wasser</strong>verluste<br />

Der Zustand der Infrastruktur verschlechtert sich vor<br />

allem durch hohe Druckspitzen und Druckschwankungen,<br />

die durch die intermittierende Betriebsweise<br />

sowie die Mängel in der Netzauslegung bedingt sind<br />

([16, 11] und Abschnitt 3.1). Die Folgen sind eine eingeschränkte<br />

Funktionsfähigkeit der Systemkomponenten<br />

sowie hohe Rohrbruchraten und <strong>Wasser</strong>verluste [15,<br />

30]. Oft ungenügende Instandhaltung und <strong>Wasser</strong>verlustreduktion<br />

verschärfen die Problematik. [31] geben<br />

für die nicht in Rechnung gestellte <strong>Wasser</strong>abgabe<br />

(<strong>Wasser</strong>verluste zuzüglich nicht in Rechnung gestellte<br />

Rohrnetzabgabe; engl.: non-revenue water [24]) in <strong>den</strong><br />

Entwicklungsländern durchschnittlich 40 bis 50 % der<br />

Rohrnetzeinspeisung an.<br />

Zu <strong>den</strong> in Abschnitt 2.5 genannten Ursachen einer<br />

mangelhaften <strong>Wasser</strong>verlustreduktion kommen die<br />

Erschwernisse durch <strong>den</strong> intermittieren<strong>den</strong> Betrieb<br />

hinzu. Ist das Versorgungsnetz nicht dauerhaft unter<br />

Druck mit <strong>Wasser</strong> gefüllt, können wichtige Techniken<br />

der <strong>Wasser</strong>verlustermittlung und der Leckageortung<br />

nicht angewandt wer<strong>den</strong>. [14] beschreibt deshalb mögliche<br />

Metho<strong>den</strong>, die die Problematik der Leckageortung<br />

bei intermittierender Versorgung behandeln. Alle<br />

Metho<strong>den</strong> haben aber das Prinzip gemein, Netzbereiche<br />

über verschie<strong>den</strong>e Ansätze temporär kontinuierlich<br />

zu beschicken.<br />

Zudem führen Zweiphasenströmungen, mitgeführte<br />

Partikel und Druckstöße zu fehlerhaften Durchflussmessungen<br />

und zur Zerstörung von Hauswasserzählern<br />

[17, 12]. Eine Ermittlung der <strong>Wasser</strong>bilanz, Basis jeder<br />

<strong>Wasser</strong>verlustreduktion, wird dadurch erheblich<br />

erschwert.<br />

Bild 1. Technische Ursachen und Auswirkungen<br />

der intermittieren<strong>den</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung nach [10].<br />

3.5 <strong>Wasser</strong>verschwendung und <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

Die Problematik der hohen <strong>Wasser</strong>verluste wird durch<br />

die bei intermittierender gegenüber kontinuierlicher<br />

Versorgung höhere <strong>Wasser</strong>verschwendung verstärkt<br />

[15, 32, 12]. Diese ist im Wesentlichen eine Folge der<br />

relativ großen in kurzer Zeit bereitgestellten <strong>Wasser</strong>menge.<br />

Hausbehälter l<strong>auf</strong>en während der Beschickung<br />

über oder wer<strong>den</strong> vor der Beschickung entleert, um<br />

Raum für frisches <strong>Wasser</strong> zu schaffen [16, 32, 17]. Zum<br />

Beispiel gaben in Béni Abbès bei einer Umfrage 76 %<br />

der befragten Haushalte an, <strong>Wasser</strong> durch eine bessere<br />

Bewirtschaftung der privaten Behälter sparen zu<br />

können, ein Hinweis <strong>auf</strong> die <strong>Wasser</strong>verschwendung in<br />

diesem Zusammenhang [7].<br />

Allerdings ist bei der kontinuierlichen gegenüber<br />

der intermittieren<strong>den</strong> Versorgung kein höherer Verbrauch<br />

zu verzeichnen, vorausgesetzt, bei der intermittieren<strong>den</strong><br />

Versorgung wird der Bedarf grundsätzlich<br />

gedeckt [11, 33]. Durch die installierten Hausbehälter<br />

wird ein Verbrauchsverhalten wie bei kontinuierlicher<br />

Versorgung ermöglicht.<br />

3.6 <strong>Wasser</strong>qualität<br />

Wie Studien von [34, 35, 12, 5, 11] zeigen, bergen die<br />

durch die intermittierende Verteilung verursachten<br />

Stagnationen des <strong>Wasser</strong>s im Leitungsnetz sowie die<br />

Aufenthaltszeiten des <strong>Wasser</strong>s in <strong>den</strong> Hausbehältern die<br />

Gefahr der Verkeimung des <strong>Wasser</strong>s (Abschnitt 3.1 und<br />

3.2). Oberflächennahe Leitungsverlegung und die vor<br />

der Sonne ungeschützte Anordnung von Hausbe hältern<br />

verstärken bei warmen Temperaturen diese Gefahr [28].<br />

Niedrige Leitungsdrücke oder gar Unterdrücke<br />

ermöglichen <strong>den</strong> Eintrag von Partikeln und Grundwasser<br />

durch Leckagen in das Leitungsnetz (Abschnitt<br />

3.1). Die Verunreinigung des <strong>Wasser</strong>s ist die unweigerliche<br />

Folge, wie die oben genannten Untersuchungen<br />

be legen. Besonders gravierend sind die Folgen, wenn<br />

parallel zu <strong>den</strong> Trinkwasserleitungen defekte <strong>Abwasser</strong>kanäle<br />

verl<strong>auf</strong>en, wie [11] feststellen.<br />

3.7 Zusammenfassung<br />

Die intermittierende <strong>Wasser</strong>verteilung führt zu einem<br />

sich stetig verschlechtern<strong>den</strong> Zustand der Infrastruktur<br />

mit hohen <strong>Wasser</strong>verlusten, einer eingeschränkten<br />

<strong>Wasser</strong>abgabe, Versorgungsengpässen und einer ungerechten<br />

Verteilung der in das Netz eingespeisten<br />

<strong>Wasser</strong>menge. Stagnationszonen und zu niedrige<br />

Drücke im Leitungsnetz sowie die private Zwischenspeicherung<br />

verursachen <strong>Wasser</strong>qualitätsprobleme.<br />

Damit können die grundlegen<strong>den</strong> Anforderungen an<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgung bezüglich <strong>Qualität</strong> und Quantität<br />

nicht oder nur teilweise erfüllt wer<strong>den</strong>. Zudem ist die<br />

intermittierende <strong>Wasser</strong>verteilung mit einer finanziellen<br />

Mehrbelastung der Verbraucher verbun<strong>den</strong>. Die wichtigsten<br />

Zusammenhänge sind schematisch in Bild 1<br />

dargestellt.<br />

Januar 2013<br />

98 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>

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