gwf Wasser/Abwasser Qualität auf den ersten Blick (Vorschau)
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FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Mathematische Beschreibung<br />
der Temperaturabhängigkeit<br />
der Nitrifikation in der Simulation<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung, Belebungsverfahren, Nitrifikation, Temperaturabhängigkeit, Simulation,<br />
Temperaturterme<br />
Frank Uhlenhut<br />
Die <strong>Abwasser</strong>temperatur hat eine entschei<strong>den</strong>de<br />
Bedeutung für die biologischen Prozesse in einer<br />
Kläranlage. Um die Prozesse der biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
in <strong>den</strong> Programmen zur dynamischen<br />
Simulation von Kläranlagen auch unter variablen<br />
Temperaturbedingungen realistisch abbil<strong>den</strong> zu<br />
können, wer<strong>den</strong> geeignete mathematische Ausdrücke<br />
für die Beschreibung der Temperaturabhängigkeit<br />
benötigt. Dies ist insbesondere für die Nachbildung<br />
von <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen in anderen Klimazonen<br />
von großer Bedeutung und somit auch eine<br />
Voraussetzung für <strong>den</strong> Export dieser Technologie in<br />
solche Gebiete.<br />
Unter Verwendung eines neuen Temperaturterms<br />
konnte die in einer kommunalen Kläranlage durch<br />
eine langanhaltende Kälteperiode verursachte Problematik<br />
mithilfe der Simulation erfolgreich nachgebildet<br />
und erklärt wer<strong>den</strong>.<br />
Mathematical Description of Temperature<br />
Depen<strong>den</strong>cy in Simulation<br />
The temperature of wastewater has a crucial significance<br />
for the biological processes in a wastewater<br />
treatment plant. Therefore appropriate mathematical<br />
terms for the description of the temperature depen<strong>den</strong>cy<br />
are required to get a realistic modeling of the<br />
biological processes of wastewater treatment in the<br />
software programs for the dynamic simulation of<br />
wastewater treatment plants even under variable<br />
temperature conditions. This is in particular important<br />
for the modeling of wastewater treatment plants<br />
in different climate zones and therefore also an<br />
essential condition for the export of wastewater technologies<br />
in such areas.<br />
Using a new mathematical term for temperature<br />
depen<strong>den</strong>cy a problem that arose in a municipal<br />
wastewater treatment plant caused by a longer cold<br />
spell could be successfully simulated and interpreted.<br />
1. Einleitung<br />
Der optimale Temperaturbereich der im Belebungsverfahren<br />
relevanten Organismen liegt zwischen 20 °C und<br />
42 °C (mesophil). Bei der Elimination von Kohlenstoffverbindungen<br />
in häuslichen Abwässern ist der Temperatureinfluss<br />
relativ gering (es wird noch Abbau unter<br />
einer Eisdecke beobachtet!) [1]. Bei der Elimination von<br />
Stickstoffverbindungen wird eine signifikante Temperaturabhängigkeit<br />
beobachtet und die Nitrifikation ist<br />
bei niedrigen Temperaturen deutlich verlangsamt<br />
(Gesetzgebung schreibt vollständige Nitrifikation nur<br />
bei T > 12 °C vor).<br />
Der Temperatureinfluss lässt sich prinzipiell <strong>auf</strong> zwei<br />
Wegen im Modellansatz nachbil<strong>den</strong>. Eine Möglichkeit<br />
besteht in der Variation der mathematischen Terme, mit<br />
<strong>den</strong>en die Temperaturabhängigkeit in <strong>den</strong> entsprechen<strong>den</strong><br />
Modellen beschrieben wird. Es handelt sich in<br />
der Regel um verschie<strong>den</strong>e Exponentialfunktionen, die<br />
empirisch ermittelt wur<strong>den</strong> und ein bestimmtes Temperaturoptimum<br />
(bzw. einen optimalen Bereich) für das<br />
Wachstum und das Absterben der Mikroorganismen<br />
vorgeben. Aus der Kombination dieser Funktionen<br />
ergibt sich das temperaturabhängige Wachstumsverhalten<br />
(Summe aus Wachstum und Absterben) der<br />
betrachteten Biomassefraktionen. Die zweite Möglichkeit<br />
besteht in einer Anpassung geeigneter Modellparameter<br />
(z. B. F 2 = Koeffizient für die Bildung (Wachstum)<br />
der autotrophen Biomasse durch die Nitratation; k N =<br />
Reaktionsgeschwindigkeitskonstante für die Stickstoffbildung<br />
(Denitrifikation)) bei unveränderten Temperaturtermen.<br />
Diese Vorgehensweise wurde ebenfalls im<br />
Rahmen des BMBF-Verbundprojektes „Exportorientierte<br />
Forschung und Entwicklung <strong>auf</strong> dem Gebiet <strong>Abwasser</strong>“<br />
für <strong>den</strong> Modellansatz FUKA erprobt [2]. Dabei ergaben<br />
sich Parameteränderungen, die sich leicht mit einem<br />
Temperatureinfluss erklären lassen.<br />
Januar 2013<br />
102 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>