gwf Wasser/Abwasser Qualität auf den ersten Blick (Vorschau)
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<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
adäquate Versorgung unmöglich machen (Abschnitt<br />
2.1). Oft wird <strong>auf</strong> eine große Leckageanzahl mit intermittierender<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung reagiert. Die Betriebsweise<br />
soll die Verlustmengen durch die Leckagen minimieren.<br />
Allerdings führt eine intermittierende Betriebsweise<br />
wiederum zu höheren Leckageraten (Abschnitt 3.4).<br />
Daher kommt der ungenügen<strong>den</strong> <strong>Wasser</strong>verlustreduktion<br />
als Ursache der intermittieren<strong>den</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
eine große Bedeutung zu. Eine effektive<br />
Reduzierung der realen <strong>Wasser</strong>verluste setzt allerdings<br />
wiederum fundierte Systemkenntnisse und kontinuierlichen<br />
Betrieb voraus ([23, 24] und Abschnitt 3.4).<br />
Außerdem fördert die intermittierende <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
scheinbare <strong>Wasser</strong>verluste, insbesondere<br />
durch <strong>Wasser</strong>diebstahl sowie Zählerungenauigkeiten<br />
und Schleichverluste ([25, 26] und Abschnitt 2.4).<br />
2.6 Zusammenfassung<br />
Es kann festgehalten wer<strong>den</strong>, dass die in Wechselwirkung<br />
stehen<strong>den</strong> Unzulänglichkeiten in <strong>den</strong> Systemkenntnissen,<br />
im Systemkonzept und in der Systemplanung<br />
zu komplexen Verteilungssystemen mit eingeschränkter<br />
Funktionsfähigkeit führen. Als Konsequenz<br />
wird das System mehr oder weniger intuitiv und intermittierend<br />
betrieben. Des Weiteren spielen die <strong>Wasser</strong>verluste<br />
eine entschei<strong>den</strong>de Rolle. Über die Betriebsweise<br />
wird versucht, die Abgabe des durch die<br />
Was serverluste limitierten <strong>Wasser</strong>dargebots sowie die<br />
<strong>Wasser</strong>verlustmenge zu kontrollieren. Die intermittierende<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung stellt also eine Reaktion<br />
<strong>auf</strong> die oben genannten Mängel dar.<br />
3. Auswirkungen<br />
3.1 Netzhydraulik<br />
Bei der intermittieren<strong>den</strong> Betriebsweise wird das Verteilungsnetz<br />
für eine bestimmte Zeit, oder verschie<strong>den</strong>e<br />
Bereiche eines Netzes zu unterschiedlichen Zeiten, mit<br />
<strong>Wasser</strong> beschickt. Die Verbraucher versuchen in <strong>den</strong><br />
Versorgungsperio<strong>den</strong> <strong>den</strong> Bedarf bis zur nächsten Versorgungsperiode<br />
aus dem Netz zu entnehmen und zu<br />
speichern. Durch die Entnahme relativ großer <strong>Wasser</strong>mengen<br />
in relativ kurzer Zeit nehmen die Lastfaktoren<br />
Dimensionen an, für die die Leitungsnetze nicht ausgelegt<br />
sind [11, 27]. Zum Beispiel haben [11] in Fallstudien<br />
Lastfak toren ermittelt, die bei intermittierendem<br />
Betrieb um das bis zu 3,2-fache höher sind, als bei kontinuierlichem<br />
Betrieb.<br />
Die großen Entnahmen führen zu relativ großen<br />
Druckhöhenverlusten und damit zu Druckdefiziten im<br />
Netz. Abnehmer, die weiter vom Einspeisepunkt entfernt<br />
sind als andere, können dadurch weniger <strong>Wasser</strong><br />
entnehmen [12, 27]. Im Extremfall reichen die Netzkapazitäten<br />
bei <strong>den</strong> vorherrschen<strong>den</strong> Lastfällen nicht aus,<br />
<strong>Wasser</strong> in entfernte Netzbereiche zu verteilen. Nicht<br />
versorgte Netzbereiche, Stagnationszonen und nur teilweise<br />
gefüllte Leitungsabschnitte sind die Folgen.<br />
Um die Druckdefizite auszugleichen, wer<strong>den</strong> teilweise<br />
private Pumpen genutzt [28, 29]. Nach Ende der<br />
Versorgungsperio<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> unter Umstän<strong>den</strong> Netzbereiche<br />
durch die Entnahmen mit <strong>den</strong> Pumpen und<br />
durch Leckagen vollständig entleert. Die dazu teils eingesetzten<br />
privaten Pumpen können zu Unterdrücken<br />
im Leitungsnetz führen. Außerdem treten Druckstöße<br />
bei der wiederkehren<strong>den</strong> Befüllung <strong>auf</strong>.<br />
3.2 <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Die intermittierende <strong>Wasser</strong>verteilung führt per se<br />
zu einer intermittieren<strong>den</strong> Versorgung und zu Versorgungsengpässen.<br />
Die Verbraucher sehen sich gezwungen,<br />
<strong>Wasser</strong> für die Zeiten ohne Beschickung in privaten<br />
Behältern zu speichern. Um die Beschickungszeiten voll<br />
nutzen zu können, bleiben die <strong>Wasser</strong>hähne meist konstant<br />
geöffnet [17, 12]. Mitunter sind die privaten Behälter<br />
auch mit Schwimmerventilen ausgerüstet [26, 28].<br />
Bei ungenügender Versorgung müssen sekundäre<br />
Quellen genutzt wer<strong>den</strong>, wie z. B. private <strong>Wasser</strong>gewinnungen,<br />
der Zuk<strong>auf</strong> von Flaschenwasser oder die Belieferung<br />
durch Tankwagen. Private <strong>Wasser</strong>gewinnungen<br />
können dabei durch die unkontrollierte Ausbeutung<br />
der <strong>Wasser</strong>vorkommen eine Gefahr für die <strong>Wasser</strong>ressource<br />
und damit für die <strong>Wasser</strong>versorgung darstellen<br />
[17].<br />
3.3 Finanzielle Auswirkungen für <strong>den</strong> Verbraucher<br />
Für <strong>den</strong> Verbraucher ist die intermittierende <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
mit hohen Kosten verbun<strong>den</strong>, wie [17] feststellt.<br />
Zusätzliche Infrastruktur in Form von Hausbehältern<br />
und privaten Pumpen muss beschafft und installiert<br />
wer<strong>den</strong>. Für <strong>den</strong> Betrieb von privaten Pumpen wird<br />
kostenintensive Energie benötigt. Außerdem wird oftmals<br />
ein Haushaltsmitglied zur Überwachung der Versorgungsperio<strong>den</strong><br />
und zur Befüllung der Hausbehälter<br />
abgestellt. Dies trifft insbesondere arme Bevölkerungsteile,<br />
die sich keine Schwimmerventile oder genügend<br />
große Behälter leisten können. Die Abstellung eines<br />
Haushaltsmitglieds resultiert wiederum in Verdienstausfällen<br />
des Haushalts.<br />
Um überhaupt mit <strong>Wasser</strong> versorgt zu wer<strong>den</strong>, sehen<br />
sich Verbraucher zudem gezwungen, zu bestechen. Für<br />
ärmere Verbraucher kann dies einen immensen finanziellen<br />
Aufwand darstellen. Genügt die bereitgestellte<br />
<strong>Wasser</strong>menge nicht dem Bedarf, sind die Verbraucher<br />
außerdem <strong>auf</strong> sekundäre Versorgungen angewiesen,<br />
die wiederum mit Mehrkosten verbun<strong>den</strong> sind<br />
(Abschnitt 3.2).<br />
Wie in Abschnitt 3.6 dargestellt, kann bei intermittierender<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung eine einwandfreie <strong>Wasser</strong>qualität<br />
nicht gewährleistet wer<strong>den</strong>. Die Behandlungskosten<br />
durch <strong>Wasser</strong> übertragener Krankheiten oder die<br />
mit einer Krankheit verbun<strong>den</strong>en Verdienstausfälle<br />
stellen weitere finanzielle Belastungen für die Verbraucher<br />
dar.<br />
Januar 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 97