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GLAS<br />
aufrecht erhalten. Vom Kampf gegen<br />
die napoleonischen Truppen berichten<br />
denn auch die Motive aus dieser<br />
Zeit: Ein Becher nach einem <strong>Gemälde</strong><br />
von Canaletto zeigt den Blick auf die<br />
katholische Hofkirche mit angrenzender,allerdings<br />
zerstörter Augustusbrücke.<br />
Überzogen ist die Darstellung<br />
mit einem Mauerverband – ein<br />
stilistischer Kunstgriff,der wahrscheinlich<br />
den Wunsch nach baldigem<br />
Wiederaufbau der Brücke ausdrückt.<br />
Die Völkerschlacht bei Leipzig<br />
findet ihren Nachhall in schematischen<br />
Aufmarschplänen und in der<br />
Darstellung der russischen Kosaken<br />
auf ihren kleinen,wendigen Pferden.<br />
ANTON KOTHGASSER<br />
1811 begab sich Gottlob Mohn nach<br />
Wien. Es wird vermutet,dass ihn ein<br />
Dekret Kaiser Franz I. nach Österreich<br />
lockte,mit dem Kunststudenten vom<br />
Militärdienst befreit wurden. Die<br />
Entwicklung des farbigen Biedermeierglases<br />
erfährt mit diesem<br />
Ortswechsel einen ungeahnten Impuls.<br />
Der Sachse lernt Anton Kothgasser<br />
(1769-1851) kennen,den bes-<br />
ten Gold- und Dessinmaler der Wiener<br />
Porzellanmanufaktur. In der<br />
strengen Aufgabenteilung der Manufaktur<br />
war Kothgasser zuständig<br />
für die Ausführung der Arabesken<br />
und Girlanden,träumte jedoch davon,als<br />
Maler anerkannt zu werden.<br />
Die Dekoration von Glas war den<br />
Angestellten der Werkstatt neben ihrer<br />
regulären Tätigkeit gestattet –<br />
und so konnte sich Kothgasser seinen<br />
Traum endlich erfüllen. In der<br />
Düsseldorfer Ausstellung ist seine<br />
mutmaßlich erste Arbeit zu sehen:<br />
Ein Grüncamaïeu-Motiv vom „Haus<br />
der Laune" im Schlosspark von Laxenburg.<br />
Kothgasser blühte als Glasmaler regelrecht<br />
auf,er erwies sich als äußerst<br />
vielseitiger Künstler. Seine Arbeiten<br />
signierte er allerdings nur selten,in<br />
jedem Fall aber sehr versteckt.<br />
Eine zweifelsfreie Zuschreibung ist<br />
deshalb fast immer problematisch.<br />
Aufgrund des großen Aufkommens<br />
von farbig dekoriertem Glas aus dieser<br />
Epoche nimmt man an,dass auch<br />
Ranftbecher von Anton Kothgasser, um<br />
1820/30: Amor balanciert nach getaner<br />
Arbeit auf dem Seil zwischen Rosen,<br />
Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht<br />
(Museum Kunstpalast, Glasmuseum<br />
Hentrich, Düsseldorf)<br />
Welche Bitte sich mit diesem vergleichsweise<br />
schlichten Becher verband, war<br />
für die Menschen im Biedermeier unschwer<br />
zu verstehen: Die Girlande aus<br />
Stiefmütterchen (frz. „pensée" für Gedanken,<br />
das Denken) steht für die Aufforderung:<br />
Denk an mich