Sammler Journal Gemälde (Vorschau)

ani
i
Giovanni
Paolo Panini
Silke Köhn
ARCHITEKTURCAPRICCIO
„Solange das Kolosseum steht, steht
auch Rom; wenn das Kolosseum fällt,
fällt auch Rom; aber der Fall Roms
wird das Ende der Welt sein." Diese
Zeilen schrieb der englische Gelehrte
Beda Venerabilis vor 1300 Jahren.
Nach einer Bauzeit von über zehn
Jahren war das Kolosseum 81 n. Chr.
mit 100-tägigen Festspielen eingeweiht
worden. Die Römer amüsierten
sich bei Gladiatorenkämpfen
und blutigen Tierhatzen. Nach einem
Erdbeben und anderen Katastrophen
fand die letzte Großveranstaltung
um 540 statt, danach begann der
Zerfall des 54 m hohen und 186 m
breiten Colosseo, wie es seit dem
Mittelalter genannt wurde. Für das
Stadtbild Roms ist es bis heute eine
Attraktion und Reisende früherer
Jahrhunderte waren stets von der
hohen Baukunst und Statik beeindruckt,
denn die 80 Arkadenbögen
pro Etage verleihen Transparenz und
Leichtigkeit, obwohl die Aussparungen
nur als Materialersparnis und
Gewichtabnahme fungierten.
Giovanni Paolo Panini (1691-1765) hat
das Kolosseum viele Male in seine
begehrten Rombilder aufgenommen,
wohl auch um seinen Zeitgenossen
die hohe Baukunst der Antike
vorzuführen. Allerdings entfernte
sich Panini von der reinen Abbildung,
indem er sich einer zu seiner Zeit
noch neuen Kunstform bediente, des
Architekturcapriccios. Panini war
Capriccio: Kolosseum, Borghese Krieger,
Sterbender Gallier, Trajanssäule, Meta
Sudans, Konstantin- und Titus-Bogen
und Cestius-Pyramide. Öl / Lwd., 98 x
136 cm (Dorotheum, Wien, 15.4.2008,
Zuschlag: 255.000 Euro)
Capriccio: Konstantinbogen, Götterstandbilder,
Bez.: I. P. Panini Roma 1731.
Öl / Lwd., 100 x 138 cm (Dorotheum,
Wien, 12.10.2011, Schätzpreis 80.000
Euro)