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GEMÄLDE<br />
Francesco Panini: Garten und Villa Doria<br />
Pamphili in Rom. Aquarell, 45 x 68 cm<br />
(Dorotheum, Wien, 2009, Zuschlag<br />
12.500 Euro)<br />
Francesco Panini: Architekturcapriccio:<br />
Obelisk und Aquädukt. Öl/Lwd., 62 x 77<br />
cm (Paderborner Privatbesitz)<br />
flächen zwischen den römischen<br />
Ruinen ein renaturiertes Areal gebildet,<br />
das bis ins ausgehende 19. Jahrhundert<br />
noch von Viehhirten genutzt<br />
wurde. Durch Überschwemmungen<br />
des Tibers wurde das Forum<br />
Romanum zu einem fruchtbaren<br />
Weideland, weshalb sich zu Paninis<br />
Zeiten der Name „Campo Vaccino"<br />
(Kuhwiese) einbürgerte, der<br />
sogar auf Kupferstichen vermerkt<br />
wurde. Grasende Kühe und Schafe<br />
mit Hirten und Ordnungskräften<br />
(Hunden) sind auf Bildern nicht nur<br />
dekorative Staffage und Symbole<br />
der Idylle, sondern waren wirklich<br />
omnipräsent. Menschen hausten<br />
zwischen und in den Ruinen. Innerhalb<br />
der römischen Bevölkerung gab<br />
es unterschiedliche Auffassungen<br />
über den Umgang mit den Altertümern,<br />
denn seit der Spätantike dienten<br />
viele Tempel als Steinbrüche<br />
oder fielen der Kalkgewinnung zum<br />
Opfer. Rund um den Campo Vaccino<br />
gab es eine fortwährende Bautätigkeit,<br />
in zahlreichen Kirchen wurden<br />
antike Spolien verbaut. In einigen<br />
<strong>Gemälde</strong>n sind muskulöse junge<br />
Männer in Nebenszenen zu beobachten,<br />
die damit beschäftigt sind,<br />
Architekturteile fortzuschaffen.<br />
Der heutige Besucher hätte einige<br />
Schwierigkeiten, sich anhand von<br />
Paninis Bildern zurechtzufinden.<br />
Bauwerke, Säulen und Skulpturen<br />
sind zwar wirklichkeitsnah abgebildet,<br />
aber Größe, Proportion und Platzierung<br />
innerhalb Roms weichen von<br />
der Realität entschieden ab. Zudem<br />
sind durch neue Straßenführung<br />
und Bebauung besonders im ausgehenden<br />
19. Jahrhundert Blickachsen<br />
und Größenverhältnisse verschoben.<br />
Besonders einschneidend in unmittelbarer<br />
Nähe des Forum Romanum<br />
war die Errichtung des Monuments<br />
für den ersten König des 1861 geeinten<br />
Italiens Vittorio Emanuele II., das<br />
oft als überdimensionale Schreibmaschine<br />
verspottet wurde. Der Romreisende<br />
unserer Tage, der mit den<br />
Bildern der Panini und Piranesi im<br />
Kopf das antike Rom erkunden<br />
möchte, wird enttäuscht ob der modernen<br />
Stadtsilhouette und des Straßenlärms.<br />
Für die, die lieber zu Hause<br />
bleiben, gibt es virtuelle Spaziergänge<br />
durch Rom entweder im Internet<br />
oder klassisch in Romanform in<br />
Wolfgang Koeppens „Tod in Rom”.<br />
LITERATUR<br />
Ferdinando Arisi: Gian Paolo Panini<br />
e i fasti della Roma del’700, Roma<br />
1986. – Ekkehard Mai (Hg.): Kunstform<br />
Capriccio, Köln 1998. – Brigitte<br />
Buberl (Hg.): Roma Antica. Römische<br />
Ruinen in der ital. Kunst. München,<br />
1994.<br />
Dank an die Mitarbeiter der genannten<br />
Auktionshäuser und der Staatsgalerie<br />
Stuttgart für freundliche Unterstützung.