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Sammler Journal Gemälde (Vorschau)

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8<br />

DIALOG<br />

Signatur ist schwer zu lesen, aber kann in etwa als „Anna<br />

Tanieff Virubova“ gedeutet werden. Anna Alexandrovna<br />

Vyrubova (mit „y“: Moskau 16. Juli 1884 - 20. Juli 1964 Helsinki)<br />

war die Tochter von Aleksandr Taneyev, Direktor der kaiserlichen<br />

Kanzlei und ein bekannter Komponist. Sie wurde<br />

Hofdame und enge Beraterin der Tsarina Alexandra. Sie war<br />

viele Jahre das Bindeglied zwischen der kaiserlichen Familie<br />

und dem berüchtigten Mystiker, Wunderheiler und politischen<br />

Intriganten Grigori Rasputin (1869-1916), der einen<br />

großen Einfluss auf die kaiserliche Familie ausübte und 1916<br />

vom Prinzen Felix Youssopoff unter ungeklärten, aber sehr<br />

dramatischen Umständen ermordet wurde. Anna Vyrubova<br />

überlebte die russische Revolution nur knapp und floh 1920<br />

nach Finnland. Vor ihrer Flucht freundete sie sich mit dem<br />

revolutionären Schriftsteller Maxim Gorki an, der ihr riet,<br />

ihre Memoiren zu schreiben, die dann als „Erinnerungen an<br />

den russischen Hof“ im Jahre 1923 erschienen. Sie wohnte in<br />

Viipuri, später in Helsinki, und wurde Nonne der Russisch-<br />

Orthodoxen Kirche. Sie durfte wegen ihrer Gebrechlichkeit<br />

in einem privaten Heim leben. Begraben ist sie in der<br />

Orthodoxen Abteilung des Hietaniemi Friedhofs in Helsinki.<br />

Angesichts dieses sehr bewegten Lebens, dessen ungewöhnliche<br />

Dramatik hier nur angedeutet werden kann,<br />

möchte man sich lieber nicht so abfällig über ihre künstlerischen<br />

Versuche äußern, aber sie waren ganz offensichtlich<br />

als reiner Zeitvertreib gedacht, ohne Ambitionen auf einen<br />

Verkauf oder Anerkennung in den Kunstlexika. Eine Bewertung<br />

der Werke, die eigentlich den Rang von Reliquien haben,<br />

würde vom Grad der Bewunderung des jeweiligen<br />

Interessenten abhängen. Die Vyrubova hat immerhin den<br />

fast täglichen Umgang mit Rasputin erlebt und ist den<br />

Rachegelüsten der Revolution gerade noch entkommen, das<br />

ist ja was, und konnte noch davon berichten. Ihre Memoiren<br />

sind 2006 in englischer Sprache neu aufgelegt worden. Der<br />

in Frage kommende Bewertungsbetrag der einzelnen Blätter<br />

könnte bei jeweils 100 Euro, aber im optimalen Fall auch<br />

bei 500 Euro liegen, wobei die Frage nach dem künstlerischen<br />

Wert der Aquarelle nicht gestellt werden dürfte. Wir<br />

haben aber einen Tipp: Annas Fotoalben, die Hunderte von<br />

persönlichen Aufnahmen der kaiserlichen Familie enthalten,<br />

deren Reisen und auch die Ausstattung des kaiserlichen<br />

Palastes dokumentieren, befinden sich in der Beinecke Library<br />

in Yale University. Vielleicht fehlt es der Library noch<br />

an Beispielen von Annas Aquarellen aus den frühen 50er-<br />

Jahren?<br />

Dr. Graham Dry, München<br />

Evangelisten in<br />

Emaille<br />

Emaillebilder um 1910<br />

?<br />

Als jahrelanger Bezieher Ihrer Zeitschrift hätte ich gerne<br />

einmal gewusst, was es mit den beiden geerbten Bildchen<br />

auf sich hat. Es sind Emaille-Bilder in einem Messingrahmen<br />

mit der Beschriftung S. Mathaeus und S. Lucas.<br />

Durchmesser 6 cm. Wert und Alter würden mich interessieren;<br />

sie scheinen ziemlich alt zu sein.<br />

Inge Niedermeyer, Bergisch Gladbach<br />

!<br />

Die beiden Evangelisten sind tatsächlich von einer sehr<br />

guten Qualität und stammen aus der Zeit um 1910. Es ist<br />

nach der Art der Emaillierung zu vermuten, dass sie keine<br />

(signierten) Einzelstücke sind, sondern aus einer Werkstätte<br />

für Emailmalerei stammen, die diese und viele andere<br />

sakrale und weltliche Motive in Serienarbeit unter Verwendung<br />

von Schablonen fertigte. Man kennt diese Gattung<br />

von kleinformatigen Emailbildern mit figürlichen Jugend-

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