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Betpult, Italien (Emilia), 1. Hälfte 17. Jahrhundert,<br />
Nussholz, H 93 cm. Dieses<br />
zurückhaltend ornamentierte Objekt ist<br />
funktional und nutzt jede Möglichkeit,<br />
zusätzlichen Stauraum zu schaffen<br />
Betbank, Veneto, 18. Jahrhundert, bemaltes<br />
Holz, H 91 cm. Hier sind zwei mit<br />
Landschaften bemalte Kästen, die je eine<br />
Schublade bergen, durch eine ausgesägte<br />
Wangenkonstruktion miteinander<br />
verbunden, so dass ein durchaus eigenwilliges<br />
Gebilde entsteht<br />
Sockel vorgelagert, auf den man sich<br />
niederkniete, und auch dieser hatte<br />
in der Regel eine Schublade, die weiteren,<br />
wertvollen Stauraum bot.<br />
Der zweite Grundtypus des Betpultes<br />
besteht darin, dass ein Brett unten,<br />
auf dem man kniet, und ein<br />
Brett oben, auf das man sich aufstützen<br />
und meist auch ein Buch ablegen<br />
kann, durch eine Konstruktion<br />
verbunden wird, wobei diese in der<br />
Regel aus seitlichen Wangenbrettern<br />
oder Pfosten besteht. Die seltenere<br />
Variante ist die einer Mittelstütze.<br />
Die Wangenkonstruktion bietet sich<br />
deshalb an, weil sie die beiden Funktionen,<br />
nämlich das Brett zum Knien<br />
und das Brett zum Aufstützen, durch<br />
die gleiche seitliche Wange hält. Da<br />
sowohl das Brett zum Knien wie das<br />
Brett zum Aufstützen keine Verzierung<br />
vertragen, denn die würde<br />
beim Knien und Aufstützen<br />
schmerzhafte Druckstellen verursachen,<br />
konzentriert sich das Schmuckbedürfnis<br />
auf diese Seitenwangen,<br />
die aufwändig ornamentiert sein<br />
können. Entsprechend dem Stilsystem,<br />
das vorherrscht, findet man<br />
dann im Barock und Rokoko eine kurvige,<br />
zu runden Bauchungen und<br />
Einziehungen, Voluten, oder gedrehten<br />
Säulen neigende Gestaltung,<br />
während der Klassizismus zu<br />
strenger Tektonik und zum humorlosen<br />
Gegensatz von senkrecht und<br />
waagrecht, Stützen und Lasten, tendiert.<br />
Natürlich spitzt sich bei diesen