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KERAMIK 91<br />
Papagei, Mod.-Nr. 809, um 1925, H 15<br />
cm, polychrome Mehrschichtlaufglasur<br />
(FGM Wunsiedel)<br />
Eidechse, Mod.-Nr. 812, um 1926, H 4,5<br />
cm, Mehrschichtlaufglasur (Privatsammlung)<br />
1920er-Jahre auf zahlreichen Stücken.<br />
Hierfür wählte er einen meist<br />
schwarzen, oft dunkelgrün gestromten<br />
Grund, auf dem einzelne<br />
farbig hellere Akzente<br />
die Gefäßform<br />
betonen. Die Brillanz<br />
und Leuchtkraft des<br />
Objekts wird durch<br />
eine hoch glänzende<br />
Oberfläche verstärkt,<br />
die optisch<br />
an Halbedelsteine<br />
erinnert und durch<br />
ihre Lebendigkeit fasziniert.<br />
Vor 1910 ist auch die Glasurnummer<br />
1015 zu datieren, deren<br />
dunkelroter Fond im Zusammenspiel<br />
von Laufglasurstreifen in Gelb, Grün<br />
und Blau eine herrliche Wirkung auf<br />
glattwandigen Stücken zeigt und am<br />
Ende der 1920er-Jahre wieder häufig<br />
Verwendung fand. Charakteristisch<br />
für die Arzberger Zeit sind auch Laufglasuren<br />
mit unterschiedlich eingefärbten<br />
Grundglasuren. Darüber<br />
legte Keerl eine dünnflüssige andersfarbige<br />
Glasur, die sich in schlierenden<br />
Verläufen mit dem Grund<br />
verband und darin einzusinken<br />
scheint. Typisch dafür ist eine gedämpfte<br />
Farbgebung mit den vorherrschenden<br />
Tönen Moosgrün, Rotbraun,<br />
Dunkelbraun und ein dunkles<br />
Kobaltblau, das durch einen cremeweißen<br />
Glasurauftrag aufgehellt<br />
wird und so eine besondere Leuchtkraft<br />
entfaltet. Durch Zufälle beim<br />
Glasurverlauf entstanden auch zahlreiche<br />
individuelle Variationen, obwohl<br />
alle Glasuren seriell gefertigt<br />
waren. Insgesamt ist die Farbpalette<br />
dunkel, wobei sich die individuelle<br />
Ausstrahlung und subtile Farbigkeit<br />
seiner Keramikobjekte erst bei genauerer<br />
Betrachtung erschließt.<br />
Mit der Überarbeitung des Formenprogramms<br />
Mitte der 20er-Jahre<br />
wurde auch das Glasurangebot reduziert<br />
und die Preisgestaltung in<br />
zwei Kategorien eingeteilt: Modelle<br />
der Preisklasse „Mira" (Glasurnummern<br />
300, 3004, 3007) waren etwa<br />
um ein Drittel teurer als solche der<br />
Gruppe „Flora". Dazu gehören einfachere<br />
Laufglasuren, während aufwändige<br />
Dekore wie die Glasur 1015<br />
der Preisgruppe „Mira" zugerechnet<br />
wurden. Außerhalb der betrieblichen<br />
Produktion entstand 1927 die Glasur<br />
für die Plastik des Heiligen Georg als<br />
Drachentöter, die den Eindruck von<br />
patiniertem Metall mit einer kupfergrünen<br />
Craquelée- und goldfarbenen<br />
Lüsterglasur vermittelt. Vor allem<br />
durch solche und andere außergewöhnliche<br />
Glasuren, die mit Farbe,<br />
Licht und Glanzeffekten spielen, haben<br />
Keerls Arbeiten einen großen<br />
Wiedererkennungswert und verbinden<br />
handwerkliches Können mit einem<br />
ebenso hohen künstlerischen<br />
Anspruch. Mit seinem Werk, das mit<br />
der Ausstellung in Arzberg-Bergnersreuth<br />
erstmals umfassend vorgestellt<br />
und gewürdigt wird, hat Theodor<br />
Keerl mit Sicherheit einen wertvollen<br />
und höchst ästhetischen Beitrag<br />
zum keramischen Schaffen seiner<br />
Epoche geleistet.<br />
LITERATUR<br />
Ellen Mey: Theodor Keerl – ein Meister<br />
der Glasur, Volkskundliches<br />
Gerätemuseum Bergnersreuth, 2012.<br />
ISBN: 978-3-9803842-1-6<br />
Fotos: © Volkskundliches Gerätemuseum<br />
Arzberg-Bergnersreuth / Ellen<br />
Mey