STRASSENBAHN MAGAZIN Die Tram in Aachen (Vorschau)
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Fundstück des Monats<br />
FOLGE 8<br />
Hildesheim<br />
Pe<strong>in</strong>er Landstr./<br />
Ottostraße<br />
E<strong>in</strong> gewöhnlicher Lampenmast? Ne<strong>in</strong>, bei diesem Mast aus Schleuderbeton handelt es sich um e<strong>in</strong>es der letzten Rudimente<br />
der Straßenbahn von Hildesheim. Markant ist die Abdeckung auf der Mastspitze<br />
B. KUSSMAGK<br />
Fahrleitungsmast als Rudiment<br />
An die <strong>in</strong>sgesamt 40 Jahre bis zum März 1945 betriebene Straßenbahn <strong>in</strong> Hildesheim er<strong>in</strong>nern<br />
heute nur noch wenige Details. Dazu gehören an der ehemaligen Endstelle der L<strong>in</strong>ie 3 an der Pe<strong>in</strong>er<br />
Landstraße Ecke Ottostraße zwei Schleuderbetonmasten aus dem Jahr 1929!<br />
Vom 7. August 1905 bis zum 22. März<br />
1945 gab es <strong>in</strong> der 30 Kilometer südlich von<br />
Hannover an der Innerste liegenden Stadt<br />
Hildesheim e<strong>in</strong>en eigenen normalspurigen<br />
Straßenbahnbetrieb. Außerdem bestand bereits<br />
ab dem 22. März 1899 e<strong>in</strong>e Überlandl<strong>in</strong>ie<br />
zwischen dem Hannoverschen Zentrum<br />
und dem Hildesheimer Hauptbahnhof, die<br />
ab 1906 die L<strong>in</strong>iennummer 11 und später<br />
weiß-rot gestrichene Wagen erhielt. <strong>Die</strong> dadurch<br />
<strong>in</strong> der näheren Umgebung als „rote<br />
11“ bekannte Straßenbahn bot sogar e<strong>in</strong>en<br />
Schnellverkehr an.<br />
Doch wie sah es <strong>in</strong> Hildesheim selbst aus?<br />
Zunächst verkehrte nur e<strong>in</strong>e Straßenbahnl<strong>in</strong>ie<br />
vom Hauptbahnhof quer durch die Stadt<br />
zum Moritzberg; ab 8. September 1907 gab<br />
es e<strong>in</strong>e zweite L<strong>in</strong>ie, sie führte zum Galgen-<br />
berg. Am 11. März 1913 wurde die L<strong>in</strong>ie 3<br />
eröffnet, am 5. September 1929 e<strong>in</strong>e vierte<br />
L<strong>in</strong>ie.<br />
Während des Zweiten Weltkrieges führten<br />
Luftangriffe am 3. und 22. März 1945<br />
zu äußerst starken Zerstörungen <strong>in</strong> der Stadt<br />
und auch bei der Straßenbahn. Da das Depot,<br />
zahlreiche Wagen und die komplette<br />
Oberleitung vernichtet und die von den<br />
Bomben nicht zerstörten Gleisanlagen stark<br />
verschlissen waren, entschieden sich die<br />
Stadtwerke, den Betrieb nicht mehr aufzunehmen.<br />
Bereits ab 7. August 1943 fuhren die ersten<br />
Obusse auf e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie, e<strong>in</strong>e zweite kam<br />
im November 1949 h<strong>in</strong>zu. Parallel zu den<br />
zahlreichen Stilllegungen <strong>in</strong> Deutschland entschied<br />
sich auch Hildesheim für e<strong>in</strong>e Abschaffung<br />
dieses Verkehrsmittels und so rollte<br />
am Mai 1969 der letzte Obus.<br />
<strong>Die</strong> Gleise der Straßenbahn wurden weitgehend<br />
bis Anfang der 1950er-Jahre entfernt,<br />
so dass heute nicht mehr sehr viele sichtbare<br />
Er<strong>in</strong>nerungsstücke an die Straßenbahn im<br />
Stadtbild aufzuspüren s<strong>in</strong>d. An der ehemaligen<br />
Endstelle der L<strong>in</strong>ie 1 am Güldenen Löwen/Moritzberg<br />
bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Toilettenhäuschen,<br />
das der Straßenbahnbetrieb 1926<br />
errichtet hatte. E<strong>in</strong>ige Häuser, verteilt im<br />
Stadtgebiet, weisen noch Fahrleitungsrosetten<br />
auf – und an der ehemaligen Endstelle<br />
der L<strong>in</strong>ie 3 an der Pe<strong>in</strong>er Landstraße Ecke<br />
Ottostraße stehen noch zwei Schleuderbetonmasten<br />
aus dem Jahr 1929, die heute Pendellampen<br />
ihren Halt geben.<br />
BERNHARD KUSSMAGK<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2013<br />
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