STRASSENBAHN MAGAZIN Die Tram in Aachen (Vorschau)
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Geschichte<br />
Im Frühjahr 1939 gab es <strong>in</strong> Görlitz noch fünf Straßenbahnl<strong>in</strong>ien. Tw 19 ist hier noch vom Untermarkt über den H<strong>in</strong>denburgplatz und Bahnhof <strong>in</strong><br />
Richtung Schützenhaus unterwegs P. BOEHM, SLG. S. HILKENBACH (2)<br />
bahn durchgeführt wurde, darf angezweifelt<br />
werden. Immerh<strong>in</strong> gab es 1935 <strong>in</strong> Görlitz<br />
schon 1.189 Personenkraftwagen.<br />
Kritik an der Görlitzer Straßenbahn<br />
Im Jahr 1936 widmeten sich die Görlitzer<br />
Nachrichten ausführlich den Görlitzer Verkehrsproblemen.<br />
E<strong>in</strong> Redakteur stellte fest:<br />
Während „Berl<strong>in</strong>er“ aus Pr<strong>in</strong>zip Straßenbahn<br />
fahren, nutzten Görlitzer die Elektrische<br />
nur gelegentlich. Während L<strong>in</strong>ie 3 die<br />
stärkste Nachfrage verzeichne, wäre die<br />
Nutzung der 1 schwach und letztlich e<strong>in</strong><br />
Zuschussgeschäft.<br />
Für den <strong>in</strong>zwischen H<strong>in</strong>denburgplatz genannten<br />
Postplatz stellte man damals e<strong>in</strong>e<br />
neue Gleisführung <strong>in</strong> Aussicht. Den Bau e<strong>in</strong>er<br />
Strecke durch die verlängerte Reichertstraße<br />
machte die ALOKA vom Tempo des weiteren<br />
Wohnungsbaus abhängig, ebenso e<strong>in</strong>e Strecke<br />
zum Rabenberg (Oststadt). Ausdrücklich<br />
verwies das Unternehmen jedoch darauf h<strong>in</strong>,<br />
dass die Konzession nur bis <strong>in</strong>s Jahr 1947<br />
laufe. (361) Trotzdem ließ die Gesellschaft e<strong>in</strong><br />
370 m langes Streckenstück <strong>in</strong> der Schenckendorffstraße<br />
zweigleisig ausbauen. (362)<br />
L<strong>in</strong>ienplan ab 7. Oktober 1940:<br />
E<strong>in</strong> ganz anderes Thema <strong>in</strong> der Tagespresse<br />
waren Störungen beim Rundfunkempfang<br />
durch die Straßenbahn. Demnach<br />
lehnte die Betriebsgesellschaft den Umbau<br />
von Rolle auf Kohlebügel aufgrund der<br />
Kosten <strong>in</strong> Höhe von 70.000 RM ab.<br />
1937 – e<strong>in</strong> Jahr der Veränderungen<br />
Im Jahr 1937 wurde e<strong>in</strong>es der größten Bauprojekte<br />
<strong>in</strong> der Innenstadt verwirklicht: Anstelle<br />
der beiden e<strong>in</strong>gleisigen Umfahrungen<br />
des H<strong>in</strong>denburgplatzes (Postplatz) wurde an<br />
West- und Nordseite e<strong>in</strong>e zweigleisige Strecke<br />
angelegt. Den Doppelabzweig im Bereich<br />
An der Frauenkirche/Posteck ersetzte<br />
e<strong>in</strong> Gleisdreieck. Damit waren Fahrten/L<strong>in</strong>ienverb<strong>in</strong>dungen<br />
<strong>in</strong> alle Richtungen möglich.<br />
Der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen L<strong>in</strong>iennetzes<br />
zum 16. Dezember 1937 – siehe Kasten –<br />
waren vierwöchige Fahrgastzählungen auf<br />
allen Strecken vorausgegangen, aber auch<br />
der Umbau der kle<strong>in</strong>en Triebwagen aus dem<br />
Eröffnungsjahr der elektrischen Straßenbahn.<br />
Sie konnten fortan e<strong>in</strong>e Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von 17 km/h erreichen.<br />
Hauptvorteil des neuen Netzes: die<br />
L<strong>in</strong>ie Streckenführung Länge Fahrzeit<br />
1 We<strong>in</strong>hübel – Bahnhof – H<strong>in</strong>denburgplatz* – Rauschwalde 7,5 km 28 M<strong>in</strong>uten<br />
2 Landeskrone – Bahnhof – H<strong>in</strong>denburgplatz* – Moys 7,7 km 30 M<strong>in</strong>uten<br />
3 Bahnhof – H<strong>in</strong>denburgplatz* – Krankenhaus 2,6 km 12 M<strong>in</strong>uten<br />
* Der Postplatz trug zu dieser Zeit den Namen H<strong>in</strong>denburgplatz<br />
Direktverb<strong>in</strong>dung zwischen Bahnhof und<br />
der Oststadt bzw. Moys. (371)<br />
<strong>Die</strong> Gründe, die zur L<strong>in</strong>iennetzumstellung<br />
führten, lassen sich <strong>in</strong>des aus der Tagespresse<br />
nicht ermitteln. Neben der E<strong>in</strong>richtung<br />
der Direktverb<strong>in</strong>dung Bahnhof –<br />
Oststadt dürfte es sich um e<strong>in</strong>e Rationalisierungsmaßnahme<br />
zur Verbesserung des<br />
Betriebsergebnisses gehandelt haben. Durch<br />
die Straffung des Betriebsablaufes wurden<br />
weniger Mitarbeiter benötigt und somit Personalkosten<br />
gespart. Im Tagesbetrieb (alle<br />
L<strong>in</strong>ien im 20-M<strong>in</strong>uten-Takt) kamen vermutlich<br />
17 Triebwagen und maximal zwölf<br />
Beiwagen zum E<strong>in</strong>satz. Dem stand 1937 e<strong>in</strong><br />
Bestand von 32 Triebwagen und 27 Beiwagen<br />
gegenüber.<br />
Am 23. Dezember 1937 trafen aus Ulm<br />
drei fabrikneue Omnibusse e<strong>in</strong>, die ab 1. Januar<br />
1938 auf e<strong>in</strong>er Busl<strong>in</strong>ie zwischen Leopoldsha<strong>in</strong><br />
und Krankenhaus e<strong>in</strong>gesetzt wurden.<br />
<strong>Die</strong> neue Busl<strong>in</strong>ie war auch der Grund,<br />
weshalb man die Straßenbahnl<strong>in</strong>ie vom Krankenhaus<br />
zur Hagsphilstraße zurücknahm. (372)<br />
Im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges<br />
Im letzten Friedensjahr, 1938, zählte die<br />
Stadt Görlitz 93.697 E<strong>in</strong>wohner und 1.840<br />
Pkw. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
der Stadt reisten 4.305.021 Fahrgäste.<br />
Am 1. April 1939 wurde die Busl<strong>in</strong>ie vom<br />
Krankenhaus zum Flugplatz verlängert. Zunächst<br />
wurden aber nur e<strong>in</strong>zelne Wagen weitergeführt,<br />
trotzdem gab es Umfangreiche<br />
Änderungen im Omnibusfahrplan. (391)<br />
72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2013