STRASSENBAHN MAGAZIN Die Tram in Aachen (Vorschau)
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Görlitz<br />
<strong>Die</strong> WUMAG <strong>in</strong> Görlitz baute 1925 den Tw 34 II für den Straßenbahnbetrieb der Neißestadt (l<strong>in</strong>ks). Ab 1934 erfolgten Umbauten an diesen modernen<br />
Fahrzeugen. Im rechten Bild von 1939 zeigt sich Tw 34 II nun u.a. mit Rückstrahlern, Stopplichtern, Richtungsanzeiger und Dachwerbung<br />
In den Adressbüchern der Stadt Görlitz waren auch oft die Fahrpläne der Görlitzer Straßenbahnenl<strong>in</strong>ien<br />
veröffentlicht – hier der für die L<strong>in</strong>ie 3 im Jahr 1929 gültige<br />
SLG. I. KOJ<br />
Am 11. April 1939 legte die ALOKA die<br />
Strecke über den Obermarkt und durch die<br />
Brüderstraße zum Untermarkt still. Grund<br />
dafür waren Umbauten <strong>in</strong> der Stadt, die e<strong>in</strong><br />
historisches Stadtbild herstellen sollten.<br />
Dazu wurde am 10. Mai 1939 das Kaiser-<br />
Wilhelm-Denkmal vom Sockel gehoben und<br />
anschließend zum Wilhelmplatz gebracht,<br />
wo es se<strong>in</strong>en neuen Standort fand. (392)<br />
<strong>Die</strong> nun fehlende Anb<strong>in</strong>dung der Altstadt<br />
sollte durch e<strong>in</strong>e neue Omnibusl<strong>in</strong>ie Bahnhof<br />
– Untermarkt, die gegebenenfalls auch<br />
über die Altstadtbrücke bis zum „Stadt<br />
Breslau“ führen sollte, erfolgen. Dafür hatte<br />
man Ende 1938 neue Busse bestellt, die<br />
im Herbst 1939 geliefert werden sollten.<br />
Im Mai wurde zwischen H<strong>in</strong>denburgplatz<br />
(Postplatz) und Stadt Prag der 5-M<strong>in</strong>uten-<br />
Betrieb e<strong>in</strong>geführt. (393) Für den Herbst 1939<br />
war e<strong>in</strong>e weitere größere Baumaßnahme<br />
vorgesehen: <strong>Die</strong> Gleiserneuerung im Mühlweg<br />
sollte gleichzeitig zur Verbreitung der<br />
Straße von elf auf 16 Meter genutzt werden.<br />
<strong>Die</strong> Kriegsjahre<br />
Durch den am 1. September 1939 begonnenen<br />
Krieg fanden die beiden vorgenannten<br />
Projekte ke<strong>in</strong>e Verwirklichung. <strong>Die</strong> bereits<br />
bestehende Busl<strong>in</strong>ie Flugplatz – Leopoldsha<strong>in</strong><br />
wurde zur E<strong>in</strong>sparung von Kraftstoff zweigeteilt:<br />
Fliegerhorst – Landskronstraße und<br />
Stadt Prag – Leopoldsha<strong>in</strong>. Ab dem 20. September<br />
1939 war der Verkehr mit privaten<br />
Personenkraftwagen nicht mehr gestattet.<br />
Am 7. Oktober 1940 kam es zu e<strong>in</strong>er größeren<br />
L<strong>in</strong>ienveränderung: Statt bisher fünf<br />
Straßenbahnl<strong>in</strong>ien fuhren ab sofort nur<br />
noch drei L<strong>in</strong>ien (siehe Kasten).<br />
Neu e<strong>in</strong>geführt wurde der 12-M<strong>in</strong>uten-<br />
Takt auf allen drei L<strong>in</strong>ien bis gegen 20 Uhr,<br />
danach fuhren die Bahnen im 15-M<strong>in</strong>uten-<br />
Takt. Für die Außenstrecke nach We<strong>in</strong>hübel<br />
und nach Biesnitz bedeutete das e<strong>in</strong>e erhebliche<br />
Verkehrsverbesserung gegenüber dem<br />
20-M<strong>in</strong>uten-Takt. Für die übrigen Strecken<br />
trat e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige Verschlechterung e<strong>in</strong>.<br />
Dafür wurden aber auf der L<strong>in</strong>ie 2 nach<br />
Moys ständig Beiwagen mitgeführt.<br />
<strong>Die</strong> Fahrzeitverlängerung begründeten<br />
die Görlitzer Nachrichten mit Unbilden der<br />
Witterung im W<strong>in</strong>ter sowie der langsameren<br />
Fahrweise <strong>in</strong>folge der früh here<strong>in</strong>brechenden<br />
Dunkelheit …<br />
<strong>Die</strong> Busl<strong>in</strong>ie Fliegerhorst – Landeskronstraße<br />
wurde 1940 bis zum Bahnhof verlängert<br />
und statt bis 19 Uhr nun bis 22 Uhr<br />
(mittwochs, sonnabends und sonntags bis<br />
24 Uhr) im Halbstunden-Takt befahren. (401)<br />
<strong>Die</strong> Fahrgastzahlen stiegen von Jahr zu<br />
Jahr. Wurden 1938 mit 4,3 Millionen Fahrgästen<br />
noch nicht e<strong>in</strong>mal das bisherige Bestjahr<br />
1928 überboten, so wurden 1939 erstmalig<br />
die fünf Millionen überschritten.<br />
Amtlich vermerkt s<strong>in</strong>d für das Jahr 1942<br />
dann 11,5 Millionen Fahrgäste. (001)<br />
Das Kriegsende<br />
Zum 1. November 1944 wurde das Angebot<br />
nochmals reduziert. Alle L<strong>in</strong>ien verkehrten<br />
nun alle 15 M<strong>in</strong>uten. <strong>Die</strong> L<strong>in</strong>ie 3 verkehrten<br />
Ausgewertete Quellen:<br />
001<br />
div. Ausgaben der „Statistik der deutschen<br />
Straßenbahnen und Bahnen besonderer Bauart“<br />
261<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger Nr. 8 vom 22.01.1926<br />
262<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger Nr. 36 vom<br />
12.02.1926<br />
263<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger Nr. 144 vom<br />
23.06.1926<br />
281<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 24.06.1928<br />
291<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 07.04. und<br />
14.05.1929<br />
292<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 03.07.1929<br />
293<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 26.05. und<br />
08.08.1929<br />
294<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 19.09.1929<br />
301<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 18.06. und<br />
08.08.1930<br />
311<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 17.07. und<br />
20.08.1931<br />
312<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 24.09.1931<br />
341<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 20.09.1934<br />
351<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 06.06.1935<br />
352<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger Nr. 170 vom<br />
24.07.1935<br />
361<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 30.05.1936<br />
362<br />
Görlitzer Nachrichten Nr. 194 vom 20.08.1936<br />
371<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 14.12.1937<br />
372<br />
Neuer Görlitzer Anzeiger vom 24.12.1937<br />
391<br />
Görlitzer Nachrichten vom 29.03.1939<br />
392<br />
Görlitzer Nachrichten vom 06.04.1939<br />
393<br />
Görlitzer Nachrichten vom 23.05.1939<br />
(09.03.1939)<br />
401<br />
Görlitzer Nachrichten vom 03.10.1940<br />
441<br />
Siegfried Bufe: Straßenbahnen <strong>in</strong> Schlesien, S. 92<br />
zwischen Krankenhaus und Stadt Prag <strong>in</strong> der<br />
Oststadt. (441) Am 7. Mai 1945 musste der Straßenbahnbetrieb<br />
e<strong>in</strong>gestellt werden, da nach<br />
der Sprengung der Neißebrücke die Stromversorgung<br />
vom <strong>in</strong> der Prager Straße gelegenen<br />
Elektrizitätswerk unterbrochen war.<br />
Als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges verlor<br />
die Görlitzer Straßenbahn die Strecke <strong>in</strong><br />
die Oststadt. <strong>Die</strong> Netzlänge verr<strong>in</strong>gerte sich<br />
so um 2,3 auf 13,4 Kilometer. Nach der<br />
Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebes<br />
im Juni 1945 fuhren die Wagen nur noch<br />
bis zur Stadthalle am Neißeufer. INGO KOJ<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2013<br />
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