InAsien Thailand kulinarisch (Vorschau)
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Reise<br />
Steven Jaray ist das freundliche Gesicht der Portrait<br />
Winery (31 Staunton Street, Central). Er brennt aber<br />
nebenbei auch gerne Himbeerwodka<br />
Deutsche Weiße im<br />
Nischenmarkt<br />
Wie beliebt Wein bei der lokalen<br />
Bevölkerung ist, zeigt auch die<br />
Weinmesse, die das Hong Kong<br />
Trade Development Council (HKT-<br />
DC) Anfang November im Convention<br />
and Exhibition Centre zum<br />
fünften Mal veranstaltet hat. Über<br />
950 Aussteller aus 36 Ländern präsentierten<br />
ihre Weine, Weingüter<br />
und zugehörige Angebote an den<br />
vier Tagen der Messe mit insgesamt<br />
20.000 Besuchern!<br />
Auch Dominik Glas, Winzer aus<br />
der Pfalz, war vertreten. Erstmalig<br />
ist er nach Hong Kong gereist, zuvor<br />
war er bereits auf der Vinexpo<br />
in Beijing. Mithilfe eines lokalen<br />
Geschäftspartners verkauft er nun<br />
seit zwei Jahren die Erzeugnisse<br />
seines Familienguts in China. Der<br />
freundliche Pfälzer gewinnt der<br />
Dominanz von Rotweinen in China<br />
einen positiven Aspekt ab, denn<br />
sie lässt viel Raum für ihn und<br />
seine deutschen Winzerkollegen:<br />
„Bei den Roten sind französische<br />
und spanische Herstellungsgebiete<br />
sehr etabliert. Weißweine sind noch<br />
ein Nischenmarkt – mit viel Platz<br />
für deutsche Anbieter.“ Besonders<br />
die fruchtig-süß schmeckende<br />
Riesling-Spätlese mögen Einkäufer<br />
und Besucher gerne, die an seinen<br />
Stand kommen. Auch er sieht die<br />
Weinkultur in Asien noch in den<br />
Kinderschuhen. „Die Konsumenten<br />
hier wollen leicht trinkbaren Wein,<br />
Feinschmecker findet man noch<br />
selten.“ Auch Steven Jaray hat diese<br />
Erfahrung gemacht: „Chinesen<br />
mögen süßen Wein, der leicht bekömmlich<br />
ist. Intellektuelle Weine<br />
finden kaum Abnehmer.“<br />
Millionenschwere Auktionen<br />
Und dennoch ist Wein in Hong<br />
Kong mehr als ein Getränk. Denn<br />
auch als Wertanlage entdecken Asiaten<br />
die roten und weißen Tropfen<br />
aus dem Ausland. Einige Weine<br />
erzielen stolze Preise bei den Auktionen<br />
vor Ort. Versteigerungen von<br />
Sotheby´s und Acker Merrall &<br />
Condit´s setzen mehrere Millionen<br />
US-Dollar um. Ein Wert, der weiter<br />
steigt und wie kein anderer beweist,<br />
dass wohlhabende Chinesen für guten<br />
Wein viel Geld ausgeben.<br />
Um die Anlage in Form von roten<br />
und weißen Edeltropfen möglichst<br />
wertsteigernd zu lagern, bedarf es<br />
gewisser Voraussetzungen. Zum<br />
Beispiel darf Qualitätswein, sogenannter<br />
„Fine Wine“, nur bei Temperaturen<br />
zwischen 11 und 17 Grad<br />
und einer Luftfeuchtigkeit zwischen<br />
55 und 80 Prozent aufbewahrt werden.<br />
Anforderungen, denen die<br />
Crown Wine Cellars entsprechen.<br />
Die unterirdische Bunkeranlage<br />
diente während des zweiten Weltkriegs<br />
als Versteck für die lokale<br />
Bevölkerung. In den späten 1930er<br />
Jahren von den Briten erbaut, war<br />
sie Zentrum des Widerstands im<br />
Battle of Hong Kong. Nach der formalen<br />
Kapitulation Hong Kongs an<br />
die Japaner im Dezember 1941 fiel<br />
auch sie in die Hände der Besatzer.<br />
Heute dienen die in den Berg<br />
gehauenen Bunker der Weinkultur<br />
statt des Krieghandwerks. Seit<br />
2007 führt die Unesco sie als Teil<br />
des Weltkulturerbes. Reichlich unromantisch<br />
lagern die Weine in<br />
Holzregalen, eine Kiste über der<br />
anderen, beschriftet mit den Namen<br />
ihrer Besitzer. Eine Druckschleuse<br />
schützt sie vor Witterungseinflüssen.<br />
Betreten können Besucher die<br />
Gewölbe nur in kleinen Gruppen.<br />
Zu sehr verändert die Anwesenheit<br />
von vielen Menschen Luftfeuchtigkeit<br />
und Temperatur.<br />
„Von den insgesamt 24 Bunkern<br />
nutzen wir acht für die Lagerung“,<br />
erzählt Gregory De’Eb, Geschäftsführer<br />
der Lagerstätte. Weitere<br />
können ausgebaut werden, wenn<br />
Bedarf besteht. Fast 2.000 Kunden<br />
nutzen sie für die Aufbewahrung<br />
ihrer Qualitätsweine. Nicht alle von<br />
ihnen leben auch in Hong Kong. Etwa<br />
ein Viertel von ihnen hat seinen<br />
Wohnsitz im Ausland. Und wieder<br />
einmal sind es die fehlenden Zölle,<br />
die Hong Kong als Lagerstätte für<br />
sie interessant macht. Ohne viel<br />
bürokratischen Aufwand können<br />
die Liebhaber die Kisten mit ihren<br />
Investitionsweinen aus Europa oder<br />
den USA in den Stadtstaat schicken<br />
und dort in De’Ebs vertrauensvolle<br />
Hände geben.<br />
Die Nachfrage nach dieser<br />
Dienstleistung ist groß. „Jeden<br />
Monat erreicht uns ein Container<br />
aus Großbritannien“, berichtet der<br />
Weinfachmann. Mittlerweile lagern<br />
in den unterirdischen Verliesen<br />
200.000 Kisten Wein, insgesamt<br />
1,4 Millionen Flaschen. Für<br />
die Aufbewahrung zahlen De’Ebs<br />
Kunden einen Hong Kong Dollar<br />
pro Flasche pro Monat, etwa zehn<br />
Eurocent. Über ein dem Online-<br />
Banking ähnliches Tool können sie<br />
den Vorrat ihrer Flaschen zu jeder<br />
Zeit einsehen und gegebenenfalls<br />
den Versand veranlassen. „Falls<br />
einmal ein schickes Fest ansteht“,<br />
so De’Eb. Oft kommt das aber nicht<br />
vor. Für einen netten Weinabend<br />
laden die Genießer dann doch lieber<br />
Steven Jarays „Farmgirl“ oder das<br />
„Aviator“-Mädchen zu sich ein.<br />
Katharina Schnurpfeil<br />
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01/2013