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InAsien Thailand kulinarisch (Vorschau)

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S t i c h w o r t A s i e n<br />

Kummerbund<br />

Wenn Herren schon mal edle Seide um ihre Hüften schwingen, dann handelt es sich<br />

zumeist um einen Kummerbund. Vor gut 100 Jahren kam er als unverzichtbares<br />

Accessoire zum Smoking nach Deutschland. Sein Ursprung aber liegt in Asien<br />

Er gerät hierzulande teilweise<br />

in Vergessenheit: Dabei gibt<br />

der Kummerbund, statt einer<br />

Weste zum Smoking getragen, dem<br />

Abendanzug erst das gewisse Etwas.<br />

Meist aus Seide oder Satin<br />

gefertigt, verdeckt er den Hosenbund,<br />

denn es gilt als unfein,<br />

diesen bei festlichen Anlässen<br />

unverdeckt zu zeigen. Die Leibbinde<br />

wird in Farbe und Design<br />

mit der Schleife abgestimmt.<br />

Der Klassiker: Beide in<br />

Schwarz, das passt perfekt<br />

zur Silvestergala. Was aber<br />

so gar nicht passen will, ist<br />

der „traurige“ Name.<br />

Freude statt Kummer<br />

Ursprünglich diente das Accessoire<br />

sogar dazu, Kummer – in diesem<br />

Fall Hitze – zu vermeiden, und<br />

zwar im fernen Indien. Britische<br />

Kolonialoffiziere entdeckten hier<br />

im 19. Jahrhundert den Kummerbund<br />

für sich. Die vom Reglement<br />

der Armee bei offiziellen Anlässen<br />

vorgeschriebene Uniformweste<br />

ließ die Soldaten auf dem heißen<br />

Subkontinent einfach zu schnell<br />

ins Schwitzen geraten. Sie schauten<br />

sich daher bei den Indern den<br />

Kummerbund ab, eine Leibschärpe,<br />

die wesentlich weniger schweißtreibend<br />

und dennoch elegant war<br />

– und praktisch! Die waagrechten,<br />

nach oben offenen Falten versteckten<br />

kleine Taschen, in denen Geld,<br />

Karten und andere Kleinigkeiten<br />

verwahrt werden konnten. Der Name<br />

dieser Schärpen (Hindi: kamarband)<br />

bedeutet soviel wie<br />

Hüftgürtel bzw. Taillenband.<br />

Den Begriff übertrugen die<br />

Briten einfach dem Klang nach ins<br />

Englische cummerbund. Von hier<br />

aus wanderte der Ausdruck nach<br />

demselben Prinzip ins Deutsche<br />

und wurde zu Kummerbund. Der<br />

Begriff hat also nichts mit dem<br />

deutschen Wort „Kummer“ zu tun.<br />

Macht schmale Hüfte<br />

Wie das Wort, so brachten die britischen<br />

Soldaten auch die indische<br />

Mode nach England: In den 1890er<br />

Jahren wurde dort der Kummerbund<br />

als Alternative zur Weste in<br />

der Abendmode populär. In anderen<br />

europäischen Ländern setzte<br />

er sich erst in den 1930er-Jahren<br />

durch. Und bis heute sieht man den<br />

Kummerbund bei vielen Völkern,<br />

etwa den Griechen und Armeniern.<br />

Auch im militärischen Kontext hielt<br />

er sich tapfer am Leib, so bei der<br />

französischen Fremdenlegion oder<br />

eben in Indien.<br />

In Deutschland sieht man ihn<br />

wohl am häufigsten bei Musikern<br />

und Dirigenten. Der Kummerbund<br />

bietet einfach mehr Bewegungsfreiheit<br />

als eine Weste. Positiver Nebeneffekt:<br />

Er verleiht eine schmale<br />

Hüfte. Der Figur schmeichelnd, bequem<br />

und nicht zu warm, verbreitet<br />

der Kummerbund wahrlich alles<br />

andere als Kummer.<br />

Milena Bähnisch<br />

Keine Frage von Kummer! Der<br />

sollte durch den Kummerbund eher<br />

vermieden werden. Und zwar im<br />

fernen Indien bei sengender Hitze<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 83

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