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InAsien Thailand kulinarisch (Vorschau)

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…Mo Yan<br />

A s i e n s P r o m i n e n t e<br />

Die Welt spricht über …<br />

Zwiespältig ist das Bild vom jüngst gekürten Nobelpreisträger für Literatur 2012. Die<br />

einen feiern ihn als großen Schriftsteller unseres Zeitalters, die anderen bezeichnen ihn<br />

als Opportunisten, regimetreu und wenig kritisch<br />

„S<br />

prich nicht“ bzw. „der<br />

Sprachlose“ bedeutet das<br />

Pseudonym Mo Yan. Seine<br />

Eltern hätten ihm in gefährlichen<br />

Zeiten beigebracht, den Mund zu<br />

halten, um bloß keinen Ärger zu<br />

bekommen, so Mo Yan. Sie waren<br />

Bauern in der Provinz Shandong,<br />

und als 1966 in China die Kulturrevolution<br />

ausbrach, musste Guan<br />

Moye, so sein bürgerlicher Name,<br />

mit 12 Jahren die Schule verlassen<br />

und auf dem Land arbeiten, später<br />

in einer Fabrik.<br />

Scharfer Realismus<br />

Mo Yan ist nicht mit großer Literatur,<br />

sondern mit den Erzählungen<br />

der Bauern aufgewachsen. In seiner<br />

Gegend, wie er in einem Interview<br />

schildert, wussten manche unter<br />

ihnen ihre Zuhörer nach getaner<br />

Arbeit mit spannenden Geschichten<br />

und Anekdoten zu fesseln. Und<br />

genau das wurde der Traum von<br />

Mo: wie diese Bauern endlos Geschichten<br />

erzählen zu können.<br />

In der Tat gründet seine Erzählkunst<br />

auf den Kindheits- und Jugenderinnerungen<br />

in der Provinz.<br />

1976 begann er sein Studium der<br />

Literatur, verfasste eigene Erzählungen<br />

und trat der Befreiungsarmee<br />

des Volkes bei. Seine erste<br />

Kurzgeschichte veröffentlichte er<br />

1981. Doch erst 1987 gelang ihm<br />

der literarische Durchbruch mit<br />

dem Roman Hong gaoliang jiazu<br />

(Das rote Kornfeld). Mit scharf<br />

gezeichnetem Realismus schildert<br />

er darin eine Familiengeschichte im<br />

China des 20. Jahrhunderts, inbegriffen<br />

Banditenkultur, japanischer<br />

Okkupation und der Schilderung<br />

der schweren Bedingungen des verarmten<br />

chinesischen Landproletariats.<br />

1987 wurde der Roman von<br />

Zhang Yimou erfolgreich verfilmt.<br />

Kritiklos oder subversiv?<br />

„Mo Yan vereint mit halluzinatorischem<br />

Realismus Märchen,<br />

Geschichte und Gegenwart“, so<br />

der O-Ton im Rahmen der Nobelpreisverleihung.<br />

Inspirieren ließ<br />

er sich dazu übrigens in seinen<br />

Jugendjahren, eigenen Angaben zufolge,<br />

vom „magischen Realismus“<br />

des lateinamerikanischen Schriftstellers<br />

Gabriel García Márquez.<br />

Tatsächlich erschafft Mo Yan in<br />

seinen Romanen eine Welt aus einer<br />

Mischung aus Phantasie und<br />

Wirklichkeit, aus historischen und<br />

sozialen Perspektiven, die an Márquez<br />

erinnern.<br />

Und obwohl regimekritische chinesische<br />

Schriftsteller dem Meister<br />

der Sprache eine kritiklose Haltung<br />

vorwerfen, wurden zwei seiner Romane<br />

(Die Knoblauchrevolte und<br />

die Schnapsstadt) aufgrund ihrer<br />

scharfen Kritik an der zeitgenössischen,<br />

chinesischen Gesellschaft<br />

als subversiv angesehen. Vielleicht<br />

muss ein Autor wie Mo Yan einfach<br />

nur die Realität messerscharf<br />

darstellen, um den Leser das endgültige<br />

Urteil zu überlassen.<br />

Simona Bianco<br />

simona.bianco@asiavision.de<br />

Mo Yan 2008 zum Anlass seiner Lesung im Hamburger<br />

Gymnasium Marienthal. Ein Jahr später hat er China als<br />

Gastland bei der Frankfurter Buchmesse vertreten<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 89

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