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InAsien Thailand kulinarisch (Vorschau)

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Reise<br />

das Saxophon ertönt, die Sängerin<br />

haucht ins Mikrofon – Jazz in<br />

Bangkok.<br />

Was nur wenige wissen<br />

Es war König Bhumibol, der den<br />

amerikanischen Musikstil in <strong>Thailand</strong><br />

etablierte. Während seiner<br />

Schulzeit in der Schweiz lernte<br />

der Monarch das Saxophonspielen.<br />

Und als er 1946 den Thron bestieg,<br />

gründete er eine Jazz-Band, mit der<br />

er jeden Freitag live im Rundfunk<br />

auftrat. Irgendwann gefiel ihm die<br />

Musik im Radio nicht mehr, und<br />

Bhumibol schrieb selbst Stücke.<br />

Seine Kompositionen fanden international<br />

Beachtung. Selbst Jazz-<br />

Legende David Goodman jammte<br />

einst im Königspalast mit seiner<br />

Majestät. Der „King of Swing“,<br />

wie die Washington Post Bhumibol<br />

nannte, verschaffte dem Jazz in<br />

<strong>Thailand</strong> den Durchbruch.<br />

Die erste Einrichtung, die „Bamboo-Bar“,<br />

entstand im altehrwürdigen<br />

Oriental Hotel, in dem<br />

schon David Bowie und andere<br />

Stars nächtigten. 1985 wurde dann<br />

das „Brown Sugar“ eröffnet, was<br />

die Besitzer mit dem Label „since<br />

1985“ heute stolz betonen. Auch<br />

hier gab sich die Prominenz die Ehre:<br />

Rolling Stones-Boss Mick Jagger<br />

soll die Bar besucht und sogar<br />

gesungen haben. Ob das wirklich<br />

stimmt? „Weiß ich nicht, das kann<br />

schon sein“, sagt die Bardame mit<br />

einer gewissen Gleichgültigkeit, die<br />

ausdrücken soll: Auch ohne den alten<br />

Magier verströmt die Bar einen<br />

unvergleichlichen Zauber. Die Frau<br />

mit der goldenen Armbanduhr und<br />

dem legeren T-Shirt lächelt, ehe sie<br />

weiter emsig Cocktails mixt. Die<br />

Gäste haben Durst, und die Bar<br />

füllt sich. Das Publikum ist bunt<br />

gemischt. Vom Geschäftsmann bis<br />

zum Backpacker trifft man hier jeden.<br />

„Brown Sugar“ ist Kult.<br />

Das US-amerikanische Magazin<br />

Newsweek adelte das Etablissement<br />

zu „einer der besten Bars der Welt.“<br />

Auch der renommierte Reiseführer<br />

Lonely Planet berichtete schon<br />

über das „Brown Sugar“. Trotz der<br />

Medienpräsenz und dem kommerziellen<br />

Erfolg sind die Betreiber ihrem<br />

Konzept treu geblieben. Nicht<br />

das Mondäne oder Edle macht den<br />

Charme der Einrichtung aus, sondern<br />

ihre Originalität. Verschiedene<br />

Stilrichtungen verschwimmen zu<br />

einem einzigartigen Ambiente. An<br />

den sandig verschlemmten Wänden<br />

hängen expressionistische Bilder,<br />

in der Vitrine stehen antike Vasen,<br />

und die einfachen Holztische<br />

werden von Fragmenten einer Ziegelsteinmauer<br />

umschlossen. „The<br />

voice of contemporary place“, so<br />

lautet das Motto der Bar. Hier atmet<br />

der Zeitgeist. Und der Jazz verleiht<br />

ihm seine Stimme.<br />

Kurz vor Mitternacht<br />

Eine attraktive Thai singt Swing<br />

und Bebop. Die junge Frau mit dem<br />

kurzen Jeansrock jammt lässig vor<br />

den Bongo-Trommeln, schwingt<br />

lasziv die Hüfte und bewegt wellenförmig<br />

ihren Oberkörper. Die Erotik<br />

steckt offenbar an. Eine rothaarige<br />

junge Frau bandelt an der Bar<br />

mit einem Thai mit Bubi-Gesicht<br />

an. Immer wieder legt sie ihre Hand<br />

auf sein Bein und flüstert ihm etwas<br />

ins Ohr. Der junge Mann wirkt etwas<br />

schüchtern, die Frau macht ihm<br />

Avancen. Die Stimmung steigt. Der<br />

Kontrabass ist einem E-Bass gewichen,<br />

sonore Töne wummern aus<br />

den Boxen. Der rundliche Bassist,<br />

gekleidet in kariertem Hemd und<br />

gelben Schuhen, transportiert das<br />

Instrument nach draußen und verstaut<br />

es in einem Nebenraum. „Jazz<br />

ist eine Lebensart“, sagt der Mann<br />

namens Phet, und fügt lakonisch<br />

hinzu: „I just love it!“<br />

Den Gästen geht es genauso. Angeregt<br />

unterhalten sie sich an ihren<br />

Tischen und schäkern mit den<br />

Nachbarn. Auch das Pärchen an der<br />

Bar kommt sich näher. Inzwischen<br />

sind die beiden eng verschlungen.<br />

Für sie wird die Nacht noch weitergehen.<br />

<br />

Die Bar „Brown Sugar“<br />

liegt zentral an der Sarasin Road. Am<br />

besten an der Skytrain-Haltestelle Ratchadamri<br />

Road aussteigen (www.brownsugarbangkok.com).<br />

Für thailändische Verhältnisse<br />

sind die Getränkepreise teuer:<br />

Ein Bier (0,25 l) kostet umgerechnet vier,<br />

ein Cocktail fünf Euro. Im Vergleich: Auf<br />

dem Nachtmarkt Patpong ist ein Glas Bier<br />

für umgerechnet 1,50 Euro zu haben.<br />

Unser Tipp: Das jährlich im Oktober<br />

stattfindende „Bangkok City of Jazz”-Festival<br />

im Art and Culture Centre mit einem<br />

umfangreichen Jazz-Programm.<br />

Text und Bilder:<br />

Adrian Lobe<br />

Die Bar „Brown Sugar“ ist Kult. Hier schlürfen Backpacker neben<br />

Geschäftsmännern ihre Cocktails. Und mit jeder Stunde steigt die Stimmung<br />

01/2013<br />

Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />

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finden Sie unter www.inasien.de<br />

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