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Ökologische Umstellungen in der industriellen Produktion

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schreiben. Sie würden <strong>in</strong> ernsthafte Existenznot<br />

geraten. Damit wäre <strong>der</strong> von uns<br />

ausdrücklich gewünschte Wettbewerb, <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong> Garant für e<strong>in</strong>e kostengünstige und leistungsfähige<br />

Abfallwirtschaft ist, noch weiter<br />

e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Es s<strong>in</strong>d diese Gründe, die auch schärfste<br />

Kritiker letztendlich doch für e<strong>in</strong>en Erhalt<br />

des Dualen Systems e<strong>in</strong>treten lassen, wie<br />

alle bisherigen Gespräche zur Lösung <strong>der</strong><br />

Probleme im Ergebnis gezeigt haben. E<strong>in</strong>e<br />

dauerhafte Sicherung des Dualen Systems<br />

setzt allerd<strong>in</strong>gs zunächst e<strong>in</strong>mal die Besei tigung<br />

bestehen<strong>der</strong> Mängel sowohl technischer<br />

als auch organisatorischer Art voraus.<br />

Es ist e<strong>in</strong> Konstruktionsfehler, den grünen<br />

Punkt auch für nicht verwertbare Verpakkungen<br />

zu erheben, weil hierdurch falsche<br />

Erwartungen geweckt werden. Und es ist<br />

auch fragwürdig, die Verwertung "um jeden<br />

Preis" zu for<strong>der</strong>n, wenn überzeugende<br />

technische Konzepte noch nicht vorliegen<br />

und die notwendigen ökologisch abgesicherten<br />

Bewertungen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Verwertungsverfahren noch nicht erstellt<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Hier hat man sich auf die Versprechungen<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft zu sehr verlassen. Aber nicht<br />

nur im technischen, son<strong>der</strong>n auch im organisatorischen<br />

Bereich haben das Management<br />

des Dualen Systems und damit die<br />

dieses System tragende Wirtschaft die Erwaitungen<br />

nicht erfüllt. Es ist schlichtweg<br />

nicht nachvollziehbar, wie e<strong>in</strong> solches f<strong>in</strong>anztechnisches<br />

Chaos <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von <strong>der</strong><br />

Wirtschaft getragenen E<strong>in</strong>richtung entstehen<br />

konnte. Die fehlende Zahlungsdiszipl<strong>in</strong><br />

vieler Lizenznehmer, verbunden mit schweren<br />

Managementfehlern, lassen sich jedenfalls<br />

mit <strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit <strong>der</strong> das<br />

System zugegebener Maßen aufgebaut werden<br />

mußte, nur zum Teil erklären; entschuldbar<br />

s<strong>in</strong>d sie nicht. Inzwischen hat die Wirtschaft<br />

organisatorische Verän<strong>der</strong>ungen vorgenommen,<br />

die hoffen Jassen, daß <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich zukünftig soli<strong>der</strong> ge\\·irtschaftet<br />

\\·ird.<br />

Es besteht mit allen Bundeslän<strong>der</strong>n E<strong>in</strong>igkeit,<br />

daß das Duale System erhalten bleiben<br />

muß; die Län<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d sich aber auch e<strong>in</strong>ig,<br />

daß dazu die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verpackungsverordnung<br />

notwendige Voraussetzung ist.<br />

Bei <strong>der</strong> Novellierung <strong>der</strong> Verpackungsverordnung<br />

s<strong>in</strong>d folgende Punkte wesentlich:<br />

• Die Abfallvermeidung muß höchste Priorität<br />

haben. Für den Verpackungsbereich<br />

bedeutet dies u. a. de n Ausbau von Mehrwegsystemen.<br />

Dazu soll für Massengetränke<br />

wie Bier, M<strong>in</strong>eralwasser, Erfrischungsgetränke,<br />

Fruchtsäfte und We<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Pfand- und Rücknahmepflicht vorgesehen<br />

werden, es sei denn, es wird<br />

durch Ökobilanzen <strong>der</strong> Nachweis erbracht,<br />

daß verwertbare E<strong>in</strong>wegverpackungen aus<br />

ökologischen Gründen vorzuziehen s<strong>in</strong>d.<br />

• Verpackungen s<strong>in</strong>d zur Information <strong>der</strong><br />

Verbraucher für die E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> die<br />

richtigen Verwendungs- und Entsorgungswege<br />

e<strong>in</strong>deutig als<br />

- MehrwegYerpackungen,<br />

- stofflich verwertbare E<strong>in</strong>wegverpackungen<br />

o<strong>der</strong><br />

- nicht verwertbare E<strong>in</strong>wegYerpackungen<br />

zu kennzeichnen.<br />

• Es werden nur solche Verpackungsabfälle<br />

e<strong>in</strong>gesammelt, die zweifelsfrei und ökologisch<br />

s<strong>in</strong>nvoll stofflich verwertet werden<br />

können. Nicht s<strong>in</strong>nvoll verwertbare<br />

Verpackungsabfälle s<strong>in</strong>d zusammen mit<br />

dem übrigen Hausmüll zu entsorgen.<br />

• Für diese nicht verwertbaren Verpackungen<br />

ist e<strong>in</strong>e Verpackungsausgleichsabgabe<br />

vorzusehen, die sich nach dem Aufwand<br />

für die Entsorgung zu richten hat.<br />

• Umweltschädliche Verpackungen o<strong>der</strong><br />

Bestandteile davon sollen verboten werden<br />

(z.B. Schwermetalle <strong>in</strong> Verpackungen<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Farbstoffen, metallhaltigen<br />

Etiketten).<br />

Die Novellierung <strong>der</strong> Verpackungsverordnung<br />

muß schnell erfolgen. Es wäre unerträglich<br />

für die Bürger, zweimal zur Kasse<br />

gebeten zu werden; von e<strong>in</strong>em aufgrund<br />

struktureller Mängel uneffizienten, teuren<br />

System und von den Kommunen <strong>in</strong> Form<br />

<strong>der</strong> Abfallgebühren.<br />

Es \\'äre auch unerträglich für den E<strong>in</strong>zelhandel,<br />

sich mit von ihm alle<strong>in</strong>e nicht zu<br />

lösenden Problemen konfrontiert zu sehen.<br />

Es wäre unerträglich für die Kommunen,<br />

ihre teure Infrastruktur immer zu 100 rto<br />

vorhalten zu müssen, um <strong>in</strong> möglichen Krisensituationen<br />

voll die Entsorgung übernehmen<br />

zu können. Und e<strong>in</strong>e längere Zeit<br />

<strong>der</strong> Unklarheit wäre auch unerträglich für<br />

die Wirtschaft, die e<strong>in</strong>en sicheren Rahmen<br />

für ihre Investitionsentscheidungen braucht.<br />

Die <strong>der</strong>zeitige Krise ist die letzte Chance zur<br />

Neustrukturierung des DSD. Die Wirtschaft<br />

hat viel Porzellan zerschlagen. Grundsätzlich<br />

richtige Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umweltpolitik,<br />

die Verstärkung <strong>der</strong> Produkthaftung und<br />

privatwirtschaftliche Problemlösungen s<strong>in</strong>d<br />

erheblich diskreditiert worden. Es wird<br />

schwierig werden, das Vertrauen <strong>der</strong> Bürger<br />

wie<strong>der</strong> zurückzugew<strong>in</strong>nen. Nur wenn Wirtschaft<br />

und Industrie sich ihrer beson<strong>der</strong>en<br />

Verantwortung bewußt werden und danach<br />

handeln, wird <strong>der</strong> Staat auf weitergehende<br />

E<strong>in</strong>griffe verzichten können.<br />

6 Elektronikschrottverordnung<br />

99<br />

Den schon vorhandenen und noch geplanten<br />

Verordnungen gemäߧ 14 AbfG liegt das<br />

Ziel zugrunde, die Produktverantwortung<br />

<strong>der</strong> Produzenten zu normieren. Dies ist abfallpolitisch<br />

s<strong>in</strong>nvoll und begrüßenswert.<br />

Dabei sollte auf den Erfahrungen aufgebaut<br />

werden, die bei den bisherigen Verordnungen<br />

gemacht wurden und nur solche Regelungen<br />

getroffen werden, die technisch und<br />

wirtschaftlich realisierbar bzw. entwickelbar<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die geplante Elektronikschrottverordnung<br />

wird zwar schon seit längerer Zeit diskutiert,<br />

allerd<strong>in</strong>gs liegt bislang nur e<strong>in</strong> Referentenentwurf<br />

aus dem Jahre 1991 vor, <strong>der</strong><br />

mit den betroffenen Kreisen erörtert wurde.<br />

Die Ergebnisse dieser Erörterung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Arbeitspapier vom Oktober 1992<br />

zusammengefaßt, über das weitere Fachgespräche<br />

geführt wurden.<br />

Die Ressortabstimmung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

ist noch nicht abgeschlossen,<br />

so daß noch offen ist, auf welche Bereiche<br />

sich die Verordnung erstrecken wird, ob e<strong>in</strong><br />

gestuftes Inkrnfttreten vorgesehen ist, wie<br />

die Rücknahmeverpflichtung ausgestaltet<br />

wird und welche F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente<br />

vorgesehen s<strong>in</strong>d.<br />

An<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Verpackungsverordnung,<br />

<strong>der</strong>en Umsetzung zu großen Schwierigkeiten<br />

geführt hat, obwohl sie auf e<strong>in</strong>gespielte<br />

Erfassungs- und Verwertungssysteme aufbauen<br />

konnte, sollte bei <strong>der</strong> Elektronikschrottverordnung<br />

Augenmaß angelegt werden,<br />

da mit <strong>der</strong> Verwertung und Entsorgung<br />

völlig neue Wege beschritten werden müssen.<br />

Daher ist es wichtig, daß vernünftige<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen geschaffen werden,<br />

die ökologisch und ökonomisch s<strong>in</strong>nvoll<br />

ausführbar s<strong>in</strong>d. Außerdem muß e<strong>in</strong> Zeithorizont<br />

e<strong>in</strong>geräumt werden, <strong>der</strong> berücksichtigt,<br />

daß elektrische und elektronische Geräte<br />

z.B. e<strong>in</strong>e wesentlich höhere Lebensdauer<br />

haben, als dies bei Verpackungen <strong>der</strong> Fall<br />

ist.<br />

Es ersche<strong>in</strong>t auch überlegenswert, ob im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die vordr<strong>in</strong>gliche Lösung <strong>der</strong><br />

Schadstoffproblematik <strong>der</strong> Regelungsbereich<br />

differenziert wird, <strong>in</strong>dem zunächst<br />

Regelungen für die elektronischen bZ\\'. elektronisch<br />

bestückten Geräte getroffen werden<br />

und erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt elektrische<br />

Geräte, die e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres Schadstoffproblem<br />

darstellen, geregelt werden.<br />

Obwohl z. Z. noch offen ist, ob und wann<br />

e<strong>in</strong>e Elektronikschrottverordnung erlassen<br />

wird, muß alle<strong>in</strong> schon im H<strong>in</strong>blick auf die

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