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Ökologische Umstellungen in der industriellen Produktion

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Wechselspiel von normativen Vorgaben<br />

(ordnungsrechtliche Instrumente), ökonomischen<br />

Instrumenten, Technologieentwicklungen<br />

und <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> neuen Technologien<br />

erzielt werden (Abbildung 6).<br />

Umweltbedeutsame Gesetze, Technische<br />

Anleitungen und Richtl<strong>in</strong>ien werden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel erst dann erlassen, wenn grundsätzlich<br />

geeignete Technologien zu ihrer E<strong>in</strong>hai<br />

tung zur Verfügung stehen. An<strong>der</strong>erseits<br />

werden technologische Entwicklungen vor<br />

allem dann e<strong>in</strong>geleitet, wenn ihr E<strong>in</strong>satz<br />

gute Marktchancen erwarten läßt.<br />

Es muß also e<strong>in</strong> Maßnahmenbündel bestehend<br />

aus För<strong>der</strong>ung von Technologieentwicklung<br />

im S<strong>in</strong>ne des produktions<strong>in</strong>tegrierten<br />

Umweltschutzes, normativen Vorgaben<br />

und ökonomischen Maßnahmen angestrebt<br />

werden.<br />

5.1 Normative Vorgaben (Gesetze,<br />

Richtl<strong>in</strong>ien, Technische Anleitungen,<br />

Grenzwerten)<br />

Als normative Vorgaben mit dem Ziel <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung und Steuerung von umweltverträglichen<br />

<strong>Produktion</strong>sprozessen und Produktwahl<br />

s<strong>in</strong>d verschiedene Gesetze sowie<br />

ergänzende Technische Anleitungen und<br />

Richtl<strong>in</strong>ien von Bedeutung.<br />

1. Bundes immiss i o nsschutzge set z<br />

(BimSchG). 2 1 > Dieses wird ergänzt durch<br />

die Technische Anleitung Luft sowie e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von Verordnungen.<br />

2. Technische Anleitung Luft (TA Luft). 21 1<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Verwaltungsvorschrift fü r genehmigungsbedürftige<br />

Anlagen auf <strong>der</strong><br />

Grundlage des BimSchG.<br />

Ergänzend s<strong>in</strong>d folgende Vorschriften wichtig:<br />

• Großfeuerungsanlagenverordnung,<br />

• Abfallverbrennungsanlagen-Verordnung<br />

und die<br />

• Störfallverordnung.<br />

Seit Jahren kommen dr<strong>in</strong>gend notwendige<br />

Novellierungen wichtiger Verordnungen,<br />

wie z.B. die Wärmenutzungsverordnung<br />

nach dem BlmSchG sowie e<strong>in</strong>e Novellierung<br />

des Energiewirtschaftsgesetzes von<br />

1935, nicht über das Entwurfsstadium h<strong>in</strong>aus.<br />

3. Gesetz über die Verme idung und Entsorgung<br />

von Abfällen (Abfa ll gese tz- AbfG) 2 ~> .<br />

4. Gesetz zum Schutz vor gefährlichen Stoffen<br />

(Chemikaliengesetz - Che mG). 24 ><br />

5. Gesetz zur Ordnung des W asserhaushaltcs<br />

(Wasserhaushaltsgesetz - WHG )2~> ; die<br />

M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen wurden bisher ( 1.<br />

Septe mber 1991) <strong>in</strong> 47 Verwaltungsvorschriften<br />

festgelegt, wie u.a. für die Zellstofferzeugung<br />

und die Ste<strong>in</strong>kohlenbrikettfabrikation.<br />

6. Gesetz über die Abgaben für das E<strong>in</strong>leiten<br />

von Abwasser <strong>in</strong> Gewässer (Abwasserabgabengesetz<br />

- AbwAG) 26 >.<br />

7. Gesetz über die Umweltverträglichkeit<br />

von Wasch- und Re<strong>in</strong>igungsmitteln (Waschund<br />

Re<strong>in</strong>igungsmittelgesetz - WRMG) 27 >;<br />

dazu ergänzende Verordnungen über Tensid-<br />

und Phosphatgehalte <strong>der</strong> Waschmittel.<br />

8. Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung 28 >.<br />

9. Kreislaufwirtschaftsgesetz 29 >.<br />

Die Aufgabe ordnungsrechtlicher<br />

Steuerung 30 !<br />

In den vergangenen zwei Jahrzehnten war<br />

<strong>der</strong> Umweltschutz <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Verhältnis zur <strong>in</strong>dustriellen <strong>Produktion</strong><br />

im wesentlichen auf die Rolle e<strong>in</strong>er "Vetomacht"<br />

festgelegt. Unter <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> ökologischen Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

sowie dem Druck ni cht mehr nur<br />

selektiv und punktuell zu bewältigen<strong>der</strong><br />

Umweltprobleme strebt <strong>der</strong> Umweltschutz<br />

heute zunehmend e<strong>in</strong>e positiv-gestaltende<br />

Funktion bei <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung<br />

an.<br />

Im Umweltordnungsrecht mit se<strong>in</strong>en adm<strong>in</strong>istrativen<br />

Kontroll<strong>in</strong>strumenten wieErlaubnisvorbehalten,<br />

Ge- und Verboten ist dieser<br />

Wandel bis heute kaum zu erkennen. Wohl<br />

aber fließen Elemente <strong>in</strong>direkter, Prozesse<br />

bee<strong>in</strong>flussen<strong>der</strong> Steuerung zunehmend auch<br />

<strong>in</strong> das Ordnungsrecht e<strong>in</strong> und verän<strong>der</strong>n,<br />

bzw. ergänzen den Kanon und se<strong>in</strong>e Instrumente.<br />

Dies s<strong>in</strong>d u. a. Informationspflichten,<br />

Benutzervorteile, Kompensationslösungen<br />

und Regelungen zum betrieblichen Umweltschutz.<br />

Die Daueraufgabe e<strong>in</strong>er ökologischen Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Produktion</strong> setzt entsprechende<br />

rechtliche Vorgaben sowohl <strong>der</strong> Errichtung<br />

und des Betriebes von neuen Indusn·ieanlagen<br />

als auch <strong>der</strong> Sanierung bzw.<br />

<strong>der</strong> Um- und Nachrüstung von Altanlagen<br />

voraus. Daneben können freiwillige Umweltschutzmaßnahmen<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Beitrag leisten. Vie les davon<br />

wird letzt! i eh im Vorgriff auf erwartete Verschärfungen<br />

staatlicher Standardsvorgenommen.<br />

Insgesamt ist <strong>der</strong> betriebliche Umweltschutz<br />

auf rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

- und zwar weltweit - angewiesen, um<br />

im wirtschaftlichen Wettbewerb bestehen<br />

zu können.<br />

Schwerpunkte <strong>der</strong> heutigen<br />

Rechtsgrundlagen<br />

Die Rechtsgrundlagen zur Durchsetzung<br />

ökologischer <strong>Umstellungen</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen<br />

<strong>Produktion</strong> s<strong>in</strong>d zahlreich. Ihre Schwerpunkte<br />

liegen im Immissionsschutzrecht.<br />

Das Bundesimmissionsschutzgesetz unterwirft<br />

im wesentlichen alle Industrieanlagen<br />

19<br />

e<strong>in</strong>er Genehmigungspflicht (§ 4 BimSchG)<br />

und macht die Genehmigungserteilung von<br />

<strong>der</strong> Erfüllung bestimmter Betreiberptlichten<br />

abhängig(§ 6 BlmSchG). Diese ergeben<br />

sich e<strong>in</strong>erseits aus dem Gesetz selbst (§ 5<br />

BimSchG), an<strong>der</strong>erseits(über§ 7 BimSchG)<br />

aus Rechtsverordnungen (Großfeuerungsanlagenverordnung<br />

und Störfallverordnung).<br />

Die Betreiberpflichten gelten nicht nur bei<br />

Erstgenehmigungen (s.o.), son<strong>der</strong>n - als<br />

Dauerpflichten - ebenso für Än<strong>der</strong>ungsgenehmigungen<br />

und liegen auch den nachträglichen<br />

Anordnungen gegenüber bestehenden<br />

Anlagen zugrunde. Obwohl § 5,<br />

Abs. 1, BlmSchG die e<strong>in</strong>zelnen Betreiberpflichten-Schutzgrundsatz<br />

(Nr. 1 ), Vorsorgegrundsatz<br />

(Nr. 2), Reststoffvermeidungspflicht<br />

(Nr. 3) undAbwärmenutzungspflicht<br />

(Nr. 4) - gleichrangig nennt, stehen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis Schutz- und Vorsorgegrundsatz weit<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Die immissionsschutzrechtliche<br />

Vorsorge umfaßt e<strong>in</strong> unabhängig<br />

von konkreten Gefahrenlagen bestehendes<br />

Emissionsm<strong>in</strong>imierungsgebot.<br />

"Stand <strong>der</strong> Technik" und Grenzwerte<br />

Der aus dem BimSchG herausgenommene<br />

Vorbehalt <strong>der</strong> wirtschaftlichen Vertretbarkeit<br />

von Grenzwerten darf nicht auf dem<br />

Umweg über e<strong>in</strong>e ökonomische Interpretation<br />

<strong>der</strong>TechnikklauseP 1 > wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geführt<br />

werden. In <strong>der</strong> Praxis treten <strong>der</strong> vage Gesetzeswortlaut<br />

von § 5, Nr. 1 u. 2, BimSchG<br />

und die Interpretationsbemühungen von<br />

Rechtsprechung und Lehre h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> untergesetzlichen<br />

Konkretisierung bei<strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>zipien<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Großfeuerungsanlagenverordnung<br />

und <strong>der</strong>T A Luft mit ihren detaillierten<br />

technischen Grenzwertregelungen zurück.<br />

Die Vorherrschaft des Grenzwertkonzeptes<br />

bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> ökologischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Industrieanlagen bedeutet,<br />

daß den Betreibern primär Ernissionsm<strong>in</strong>-<br />

2 1) l.d.F. vorn 23. September 1990.<br />

22) l.d.F. von 1986.<br />

23) Vom 27. August 1980, zuletzt geänd. am<br />

27. Juni 1984.<br />

24) Vom 25. Juli 1994 , zuletzt geänd. 27. Sept.<br />

1994.<br />

25) Vorn 27. Juli 1957,zuletzlgeänd. am 27. Juni<br />

1994.<br />

26) l.d.F. vom 6. November 1990, zuletzt geänd.<br />

am 5. Juli 1994.<br />

27) Vom 20. August 1975 i.d.F. 5. März 1987.<br />

28) Vom 5. Dezember 1990.<br />

29) Vom 8. Juli 1994.<br />

30) Vgl. hierzu den Beitrag von MFJ3ERSCHMIDT<br />

<strong>in</strong> diesem Heft.<br />

3 1) § 3, Abs. 6, BlrnSchG Jaulet: Stand <strong>der</strong> Technik<br />

im S<strong>in</strong>ne dieses Gesetzes ist <strong>der</strong> Entwicklungsstand<br />

fo rtschrittlicher Verfahren, E<strong>in</strong>richtungen<br />

o<strong>der</strong> Betriebsweisen, <strong>der</strong>die praktische<br />

Eignung e<strong>in</strong>er Maßnahme zur Begrenzung<br />

von Emissionen gesichert ersche<strong>in</strong>en<br />

läßt. Bei <strong>der</strong> Bestimmung des Standes <strong>der</strong><br />

Technik s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vergleichbare<br />

Verfahren, Ei nrichtungen o<strong>der</strong> Betriebsweisen<br />

heranzuziehen, die mit Erfo lg im Betrieb<br />

erprobt worden s<strong>in</strong>d.

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