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Ökologische Umstellungen in der industriellen Produktion

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50<br />

nommen wird. Solange Ammonium- und<br />

Nitrat-Stickstoff <strong>in</strong> gleichen Mengen aus<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre <strong>in</strong> die Wäl<strong>der</strong> gelangen und<br />

<strong>in</strong> organische Substanz e<strong>in</strong>gebaut werden,<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung des Säure/Base-<br />

Zustandes. Dies ist <strong>in</strong> weiten Bereichen <strong>der</strong><br />

Mittelgebirge <strong>der</strong> Fall. In Nordwestdeutschland<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Gebieten mit <strong>in</strong>tensiver<br />

Viehhaltung und hoher Gülleausbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>der</strong> Ammoniume<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die Wäl<strong>der</strong> überproportional<br />

hoch, so daß hier das e<strong>in</strong>getragene<br />

Ammonium e<strong>in</strong>e weitere Säurequelle<br />

darste llt.<br />

Da mehr Stickstoff <strong>in</strong> die Wäl<strong>der</strong> e<strong>in</strong>getragen<br />

wird a ls die Bäume für die Bildung des<br />

Holzzuwachses aufzunehmen vermögen,<br />

stellt sich die Frage, wo er bleibt. Der wichtigste<br />

Ort <strong>der</strong> Akkumulation ist wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

<strong>der</strong> Auflagehumus (Tab. !). Dies ist<br />

jedoch langfristig ke<strong>in</strong>e stabile B<strong>in</strong>dungsform,<br />

da <strong>der</strong> Auflagehumus bei Freistellung<br />

<strong>der</strong> Fläche, sei es durch e<strong>in</strong>en Kahlschlag<br />

bei <strong>der</strong> Holzernte o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>en großfl ä-<br />

chigen W<strong>in</strong>dwurf, sehr stark m<strong>in</strong>eralisiert<br />

wird. Dementsprechend hoch s<strong>in</strong>d die Nitratverluste<br />

mit dem Sickerwasser. Dabei<br />

wird im Boden zusätzlich Säure erzeugt.<br />

Aus Düngeversuchen weiß man, daß die<br />

Bäume vor allem nach e<strong>in</strong>er Stickstoffdüngung<br />

mit erhöhtem Wachstum reagieren.<br />

Heute beobachtet man, daß die Waldbestände<br />

höhere Zuwachsraten haben, als die<br />

Wachstumsmodelle <strong>in</strong> den forstlichen Ertragstafeln<br />

früherer Jahrzehnte sie ausweisen<br />

(PRETSCH 1992). Es ist wahrsche<strong>in</strong>lich,<br />

daß das heutige schnellere Wachstum<br />

<strong>der</strong> Waldbestände auf das hohe Stickstoffangebot<br />

zurückzuführen ist. Dieser Umstand<br />

ist nicht nur positiv zu bewerten, weil mit<br />

dem verstärkten Wachstum bei gleichzeitiger<br />

Verarmung <strong>der</strong> Böden an kationischen<br />

Nährstoffen (Kalium, Calcium und Magnesium)<br />

häufiger Nährstoffungleichgewichte<br />

auftreten können. Dies kann die Elastizität<br />

<strong>der</strong> Waldbestände gegenüber verschiedenen<br />

Stressoren herabsetzen.<br />

E<strong>in</strong>trag aus <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

Streufall<br />

Festlegung im Holzzuwachs<br />

Anreicherung im Auflagehumus<br />

Sickerwasseraustrag<br />

Vo1rnt im oberirdischen Bestand<br />

Vorrat im Auflagehumus<br />

Vorrat im Auflagehumus<br />

Stickstoff Calciwn Magnesium<br />

kg/ha/Jahr<br />

52 18 1,6<br />

46 11 0,7<br />

10 6 1,1<br />

82 6 1,5<br />

15 14 5,8<br />

800<br />

2030<br />

5250<br />

kg!ha<br />

480<br />

150<br />

100<br />

Tab. /: Vorräte und Flüsse von Stickstoff, Calcium und Magnesium <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Fichtenwaldökosystem im Hochsoll<strong>in</strong>g (nach Matzner 1988).<br />

20<br />

16<br />

12<br />

B<br />

1174 1t15 1171 1177 tl71 1111 1110 1111 UU 1111 1tt.- 191$ Ute 1117 UU 1111 1UG tHt<br />

Abb. 2: Zeitlicher Verlauf <strong>der</strong> Kon ze11tratio11en von Nitrat-Stickstoff im Sickerwasser e<strong>in</strong>es<br />

Fichtenaltbestandes im Hochso//<strong>in</strong>g.<br />

68<br />

35<br />

37<br />

3 Wirkung auf<br />

Grundwasserressourcen<br />

Die hohen Stickstoffe<strong>in</strong>träge <strong>in</strong> die Wäl<strong>der</strong><br />

können langfristig dazu führen, daß Nitrat<br />

vermehrt mit dem Sickerwasser ausgewaschen<br />

wird. Man spricht <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang auch von Stickstoffsätti -<br />

gung <strong>der</strong> Waldökosysteme (ABER et al.<br />

1989). Der bereits erwähnte Fichtenbestand<br />

im Soll<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> solcher Fall. Im Sickerwasser<br />

schwankten die Nitratkonzentrati o-<br />

nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> zwanzigjährigen Beobachtungszeit<br />

etwa zwischen 1 und 8 mg NO,-NJI<br />

(Abb. 2). Periode nweise waren die Konzentrationen<br />

hoch. Dies läßt sich so deuten, daß<br />

das System mi t Stickstoff gesättigt ist. Bei<br />

bestimmten Faktorenkomb<strong>in</strong>ationen wird<br />

e<strong>in</strong> Überschuß an Nitrat gebildet, <strong>der</strong> dann<br />

mit dem Sickerwasser abgeführt wird. Mit<br />

diesem Beispiel soll gezeigt werden, daß<br />

Fichtenwäl<strong>der</strong> mit hohen Stickstoffe<strong>in</strong>trägen<br />

aus <strong>der</strong> Atmosphäre bereits <strong>in</strong> den Bereich<br />

<strong>der</strong> Stickstoffsättigung kommen können.<br />

Die aus <strong>der</strong> Atmosphäre e<strong>in</strong>getragene Säure<br />

wird im Boden häufig nur zum Teil gepuffert.<br />

E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Säure verläßt die oberen<br />

Bodenschichten mit dem Sickerwasser. Dies<br />

führt zur Versaueru ng des Untergrundes.<br />

Träger dieser Säure ist das Alum<strong>in</strong>ium, das<br />

im Boden die e<strong>in</strong>getragene Säure abpuffert,<br />

dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e mobile Form übergeht, <strong>in</strong> tiefere<br />

Schichten transportiert wird und dort<br />

wie<strong>der</strong> als Säure reagiert. Die mittlerweile<br />

vorliegenden Untersuchungen des Untergrundes<br />

zeigen, daß die Versauerung mit<br />

starken M<strong>in</strong>eralsäuren <strong>in</strong> tiefere Schichten<br />

vorgedrungen ist. Wenn es sich bei dem<br />

Untergrund um e<strong>in</strong> Lockergeste<strong>in</strong> handelt,<br />

das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ganzen Volumen vom Wasser<br />

durchflossen werden kann, ist die Pufferkapazität<br />

relativ hoch; e<strong>in</strong>e Ausnahme bilden<br />

sehr arme Sande (LÜCKEWILLE und v.<br />

BREEMEN, 1992; MEIWES et al. 1994;

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