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Ökologische Umstellungen in der industriellen Produktion

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verstärkte Akkumulation des Stickstoffs <strong>in</strong><br />

den Assimilationsorganen (VAN DER<br />

EERDEN 1992) führt zu erhöhter Anfälligkeit<br />

gegenüber Frost und Trockenheit<br />

und begünstigt den Schädl<strong>in</strong>gsbefall. Nur<br />

wenn vom Heidekäfer kahl gefressenen<br />

Calluna-Pflanzen noch über genügend Speicherstoffe<br />

<strong>in</strong> den Wurzeln \ erfügen, werden<br />

sie neu austreiben und damit regenerieren<br />

können. Das Zehren an den unterirdischen<br />

Energiereserven führt leicht zu e<strong>in</strong>er Beschleunigung<br />

<strong>der</strong> Seneszenz. Die ältesten<br />

Calluna-Exemplare aus <strong>der</strong> Lüneburger<br />

Heide haben nach LINDEMANN (mdl.<br />

Mittig.) e<strong>in</strong> Alter von 19 Jahren, während<br />

frühere Angaben von 27jährigen Pflanzen<br />

berichten.<br />

Vorzeitige Alterung, verr<strong>in</strong>gerte <strong>Produktion</strong><br />

neuer Triebe führen zur Auflichtung <strong>der</strong><br />

Heidebestände, <strong>in</strong> die Gräser und Gehölze<br />

e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen können und so e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung<br />

des Landschaftsbildes e<strong>in</strong>leiten. Um<br />

die Heiden zu erhalten, s<strong>in</strong>d Reduktion <strong>der</strong><br />

Immissionen und Verstärkung <strong>der</strong> Pflegemaßnahmen<br />

notwendig, die zur Entfernung<br />

<strong>der</strong> Eutrophierungskomponente aus dem<br />

Ökosystem dienen.<br />

Zusammenfassung<br />

Größere Nutzökosysteme unterliegen im<br />

allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>er Überwachung <strong>der</strong> Immissionskonzentrationen<br />

und <strong>der</strong>en Wirkungen.<br />

Bei Überschreitung von Richtwerten<br />

können daher emissionsm<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Maßnahmen<br />

e<strong>in</strong>geleitet werden, <strong>der</strong>en Erfolge<br />

sich u.a. an den Schadstoffgehalten <strong>in</strong> Boden<br />

und Pflanzen ermitteln lassen, wie am<br />

Beispiel des Agrarökosystems bei Biebesheim<br />

gezeigt wird.<br />

In Schutzökosystemen, wie z.B. im Nationalpark<br />

Berchtesgaden o<strong>der</strong> Naturschutzgebiet<br />

Lüneburger Heide, wird <strong>der</strong> Immissions<strong>in</strong>put<br />

seltener gemessen. Dies birgt<br />

das Risiko <strong>in</strong> sich, daß sich dort Schadstoffe<br />

weitgehend unbemerkt <strong>in</strong> Boden, Pflanzen<br />

und Tieren akkumulieren. In dem Umfang,<br />

<strong>in</strong> dem sich langfristig im Boden e<strong>in</strong> Depot<br />

persistenter Elemente wie Cadmium o<strong>der</strong><br />

Blei aufbaut, steigt die Belastung des Nahrungsnetzes.<br />

E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag von Schadstoffen, wie <strong>der</strong>jenige<br />

<strong>der</strong> Schwermetalle Blei und Cadmium, hat<br />

im Normalfall ke<strong>in</strong>e visuellen Auswirkungen<br />

auf Ökosysteme. E<strong>in</strong> Immissionse<strong>in</strong>trag<br />

des Nährstoffs Stickstoff kommt sofort<br />

im Stoffwechsel <strong>der</strong> Vegetation zum Tragen<br />

und führt im Laufe <strong>der</strong> Zeit zu sichtbaren<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Ökosystem. Diese beruhen<br />

auf <strong>der</strong> unterschiedlichen Verwertung<br />

des Stickstoffs durch die verschiedenen Pflanzenarten.<br />

So resultiert die schleichende Vergrasung<br />

<strong>der</strong> Heide auf e<strong>in</strong>er besseren Ausnutzung<br />

des N-Angebotes durch Gräser wie<br />

Deschampsia flexuosa. Die Besenheide<br />

( Calluna vulgaris) verliert an Konkurrenzkraft<br />

gegenüber den Gräsern nicht nur durch<br />

die schlechtere Verwertung des Stickstoffs,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch dessen weitgehend e<strong>in</strong>seitige<br />

Speicherung <strong>in</strong> den Blättern und <strong>der</strong><br />

dadurch erhöhten Anfälligkeit gegenüber<br />

Frost, Dürre und Schädl<strong>in</strong>gen.<br />

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Anschrift <strong>der</strong> Verfasser<strong>in</strong><br />

Prof. Dr.Dr. h.c. Lore Steub<strong>in</strong>g<br />

Grünberger Str. 72<br />

35394 Gießen

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