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Ökologische Umstellungen in der industriellen Produktion

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43<br />

Abb. 3. Schematischer Querschnill<br />

durch die Kiistenlandschaft <strong>der</strong><br />

Nordsee im Bereich <strong>der</strong><br />

ostfriesischen /11se/11 (nach<br />

AVGST & WESEMÜLLER 1979).<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1 1 1 1<br />

Str 1 and<br />

Dünen 1 Salzrosen t t<br />

Salzrosen<br />

Vorstrand ' mit Er:nbryo- jung! alt 1 Priel Tief<br />

noldunen<br />

r--INSEL -11 WATT (im strengen S<strong>in</strong>n~<br />

INSEL -<br />

S YSTE M<br />

• als therapeutisch durch ihre Aerosole wichtiger<br />

Erholungsraum.<br />

Sämtliche Funktionen s<strong>in</strong>d durch die im<br />

folgenden genannten Belastungen <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt.<br />

Daß kritische Situationen wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bucht und auf <strong>der</strong> Doggerbank auch<br />

im Wattenmeer auftreten könnten, wurde<br />

bisher nicht angenommen. Im Wattenmeer<br />

besteht heute die Gefahr, daß die bisherige<br />

chronische Phase des Belastungsprozesses<br />

(Eutrophierung+ Schadstoffanreicherung)<br />

mit dem Auftreten sog. "Schwarzer Flekken"<br />

<strong>in</strong> die akute Phase e<strong>in</strong>er Degradation<br />

<strong>der</strong> Wattenökosysteme "umkippt". Seit Mitte<br />

<strong>der</strong> achtziger Jahre werden im ostfriesischen<br />

Watt mitzunehmen<strong>der</strong> Häufigkeit anaerobe<br />

"schwarze Flecken" an <strong>der</strong> Sedimentoberfläche<br />

beobachtet und kartiert. Die folgende<br />

Darstellung basiert auf KOLBE (1991) und<br />

MICHAELIS et al. (1992).<br />

Der sauerstoffarme, von Eisensulfid (FeS)<br />

schwarzgefärbte Reduktionshorizont bef<strong>in</strong>det<br />

sich normalerweise 5- 10 cm unter <strong>der</strong><br />

Oberfläche des Wattbodens, die von e<strong>in</strong>em<br />

Wasser<br />

Sediment (Trockengewicht)<br />

pfl anzliches Plankton<br />

tierisches Plankton<br />

Wirbellose<br />

Fische<br />

Seevögel<br />

Meeressäuger<br />

PCB Gehalt<br />

0,000002<br />

0,005-0, 16<br />

etwa 8<br />

etwa 10<br />

5- 11<br />

l -37<br />

110<br />

160<br />

sauerstoffreichen, gelbbraunen Oxidationshorizont<br />

gebildet wird. Dieser hat heute<br />

häufig n u rnoch e<strong>in</strong>e Mächtigkeit von wenigen<br />

Millimetern. Die Bodenfauna des Watts<br />

lebt zwar überwiegend <strong>in</strong> dem sauerstoffarmen<br />

und Schwefelwasserstoff bildenden<br />

Unterhorizont, versorgt sich jedoch mit sauerstoffreichem<br />

Wasser und Nahrung über<br />

ihre an <strong>der</strong> Bodenoberfläche mündenden<br />

Gänge bzw. Siphonen. Dies ist nur solange<br />

möglich, wie <strong>der</strong> Zugang zum Außenwasser<br />

nicht durch Deponien absterben<strong>der</strong> Großalgen<br />

versperrt, <strong>der</strong> Oberboden noch sauerstoffhaltig<br />

und nicht durch Schwefelwasserstoff<br />

vergiftet ist.<br />

"Schwarze Flecken" entstehen auf verschiedenen<br />

Wegen. Der e<strong>in</strong>e Typus tritt im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Massenentwicklung<br />

von Großalgen (Ulva, Enteromo1pha) auf.<br />

Unter den Algenmatten s<strong>in</strong>d die Wattflächen<br />

von <strong>der</strong> Sauerstoffzufuhr abgeschnitten.<br />

Die Flecken erreichen hier Größenordnungen<br />

bis zu max. 1 km 2 . Die so entstehenden<br />

anaeroben Flecken sche<strong>in</strong>en relativ rasch<br />

wie<strong>der</strong> zurückzugehen. Als Indikatoren zeigen<br />

sie jedoch das Absterben <strong>der</strong> Benthal-<br />

Fauna an.<br />

Anreirherungsfaktor<br />

1<br />

2500-80000<br />

4 Millionen<br />

5 Millionen<br />

2,5-5,5 Millionen<br />

0,5-18,5 Millionen<br />

55 Millionen<br />

80 Millionen<br />

Tab. 1: Akkumulation von PCB (Polychlorierte Biphenyle) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nordsee (nach SRU 1980).<br />

Wesentlich langlebiger, z.T. auch den W<strong>in</strong>ter<br />

überdauernd, ist <strong>der</strong> unabhängig von<br />

Großalgenmatlen entstehende Typus von<br />

Flecken. Bevorzugt <strong>in</strong> Sand- und Mischwatt<br />

entstehend, reicht die Größe von mehreren<br />

cm 2 bzw. dm 2 <strong>in</strong> Mulden und Rippentälern<br />

bis zu Flächen von m 2 -Größe. Ursache ist<br />

hier vermu tl ich e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Gaswechsels<br />

durch Diffusionssperren auf <strong>der</strong><br />

Wattoberfläche <strong>in</strong>folge Algenbelägen wie<br />

Diatomeenrasen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Wasserstau <strong>in</strong> Rippeltälern.<br />

Unter länger anhaltenden anaeroben Bed<strong>in</strong>gungen<br />

kommt es zum Absterben <strong>der</strong> Bodenfauna;<br />

dies kann weiter zum Ausfall von<br />

Wattflächen als Nahrungsgrundlage für Fische<br />

und Seevögel führen. Schwefelwasserstoff<br />

im Sediment kann das Watt als "K<strong>in</strong><strong>der</strong>stube"<br />

zahlreicher Fischa11en gefährden.<br />

Das Auftreten von "Opportunisten" wie dem<br />

Borstenwurm (Capitella capitata,<br />

Polychaeta) deutet Entwicklungen wie auf<br />

<strong>der</strong> Doggerbank und im Schl ickfallgebiet<br />

<strong>der</strong> Deutschen Bucht an.<br />

Es ist denkbar, daß die anaeroben Flecken<br />

im Watt e<strong>in</strong> Reservoir für pathogene Bakterien<br />

wie Clostridium botul<strong>in</strong>um (Erreger<br />

des Botulismus), Salmonella und Toxia produzierenden<br />

Vibrio-Arten (Vibrio cholerae,<br />

Vibrio parahaemolyticus) s<strong>in</strong>d. Salmonellen<br />

bee<strong>in</strong>trächtigten im Sommer 1989 die<br />

Wasserqualität <strong>der</strong> ostfriesischen Badeorte<br />

so stark, daß zeitweise Badeverbote ausgesprochen<br />

werden mußten. Anfang <strong>der</strong> 80er<br />

Jahre und 1992 kam es an <strong>der</strong> deutschen<br />

Küste zu e<strong>in</strong>er Botulismus-Epidemie, <strong>der</strong><br />

Tausende von Seevögeln zum Opfer fielen.<br />

Das Absterben von Bodenvegetation (Algenteppiche)<br />

und Bodenfauna im Bereich<br />

<strong>der</strong> "Schwarzen Flecken" kann zu e<strong>in</strong>er<br />

Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> biogenen Erosionsfestigkeit<br />

<strong>der</strong> Wattsedimente führen. Hiervon

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