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Ökologische Umstellungen in der industriellen Produktion

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Was für die Menschheit <strong>in</strong>sgesamt gilt, gilt<br />

auch für den e<strong>in</strong>zelnen Unternehmer. Das<br />

Geschehen im unmittelbaren Umfeld macht<br />

umwel torientiertes Management notwendig,<br />

nicht zuletzt aus ökonomischem Eigen<strong>in</strong>teresse<br />

des Betriebs. Auch hierzu sollen drei<br />

wesentliche Aspekte genannt werden:<br />

1. Die sich verschärfende<br />

Umweltgesetzgebung<br />

Die Verpackungsverordnung war nur <strong>der</strong><br />

Auftakt für e<strong>in</strong>e Reihe ähnlich gearteter<br />

Normen, die für die betroffenen Branchen<br />

großen Handlungsbedarf aufwerfen. Rücknahmeverordnungen<br />

für Elektronikschrott,<br />

Batterien, Druckerzeugnisse, Baustellenabfälle<br />

und Altautos stehen kurz vor <strong>der</strong> Umsetzung.<br />

Bereits erheblich verschärft wurde<br />

die Umwelt- sowie die Produkthaftung. Mit<br />

<strong>der</strong> neuen EG-Verordnung über das Öko-<br />

Audit<strong>in</strong>g wurden zudem weitgehende Umweltanfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Firmen formuliert.<br />

Trotz <strong>der</strong> Freiwilligkeit dieser Norm<br />

werden sich die Firmen mittelfristig nicht<br />

dem Druck entziehen können, danach zu<br />

verfahren.<br />

2. Markt und Wettbewerb<br />

In vielen Bereichen haben die Verbraucher<br />

durch ihr Kaufverhalten klar gemacht, daß<br />

sie sich umweltverträgliche Produkte wünschen.<br />

Gestützt von <strong>der</strong> Aufklärungsarbeit<br />

von Medien sowie Verbraucher- und Umweltverbänden<br />

wird dieser Trend anhalten.<br />

Die Konkurrenz schläft zudem nicht. Gerade<br />

Umwelt<strong>in</strong>novationen lassen sich gut auf<br />

den Märkten plazieren. Wer hier nicht mithalten<br />

kann, wird bald den Anschluß verlieren.<br />

3. Umweltschutz als Kosten/ aktor<br />

Lei<strong>der</strong> ist die Ansicht noch weitverbreitet,<br />

Umweltschutz immer mit e<strong>in</strong>em Mehr an<br />

Kosten gleichzusetzen. Doch genausogut<br />

kann unterlassener Umweltschutz zu ökonomischen<br />

Nachteilen führen.<br />

Tatsache ist, daß Umweltschutz zu e<strong>in</strong>em<br />

bedeutenden Kostenfaktor geworden ist -<br />

positiv wie negativ. Für die Unternehmen<br />

ergibt sich daraus <strong>der</strong> Zwang, sich im Management<br />

<strong>in</strong>tensiv mit diesem Themenfeld<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen. Umweltmanagement<br />

ist für e<strong>in</strong> Unternehmen ebenso wichtig geworden,<br />

wie z.B . Personalmanagement. Es<br />

gilt, die Umweltanfor<strong>der</strong>ungen, seien sie <strong>in</strong><br />

Gesetzen o<strong>der</strong> dem Marktgeschehen begründet,<br />

auch ökonomisch optimal im Unternehmen<br />

umzusetzen. Man kann nicht e<strong>in</strong>fach<br />

ständig steigende Energie- und Entsorgungspreise<br />

bezahlen, son<strong>der</strong>n muß aktiv werden.<br />

Energie- und Wassere<strong>in</strong>sparung, Abfall vermeidung,<br />

-getrennterfassung und -verwertung<br />

sowie <strong>in</strong>tegrierte Umweltschutztechnologien<br />

s<strong>in</strong>d wichtige Bauste<strong>in</strong>e für e<strong>in</strong>e<br />

ökologisch wie ökonomisch gebotene Unternehmenspolitik.<br />

5 Folgerungen für die Praxis<br />

Was muß also geschehen, damit Umweltmanagement<br />

wie<strong>der</strong> voll <strong>in</strong> die Offensive<br />

kommt? Dazu sollen drei wesentliche Punkte<br />

genannt werden:<br />

1. Wir brauchen viel mehr mutige Unternehmer,<br />

Unternehmer mit gesellschaftspolitischer<br />

Verantwortung und ökologischem<br />

Verständnis. Hoffnung gi bt die Generation<br />

<strong>der</strong> jungen Nachwuchsmanager, für<br />

die Umweltschutz von Gebutt an e<strong>in</strong> vertrautes<br />

Thema war, e<strong>in</strong> Thema, für das sie<br />

<strong>in</strong> Schule und Ausbildung permanent sensibilisiert<br />

worden s<strong>in</strong>d.<br />

2. Solange Punkt 1 noch nicht vollständig<br />

greift, brauchen wir (lei<strong>der</strong>) auch noch<br />

mehr Gesetze. Die Rechtssetzung als<br />

Motor für den Umweltschutz <strong>in</strong> den Betrieben<br />

wird ihre entscheidende Rolle wohl<br />

nicht so schnell verlieren. Gesetze helfen<br />

aber auch, Wettbewerbsverzerrungen zu<br />

vermeiden. Dann nämlich braucht ke<strong>in</strong><br />

Unternehmer mehr zu fragen: Warum soll<br />

nur ich etwas für den Umweltschutz tun,<br />

und die an<strong>der</strong>en nicht? In <strong>der</strong> Europäischen<br />

Geme<strong>in</strong>schaft müssen diese Normen<br />

europaweit gelten, wünschenswert<br />

wäre zudem e<strong>in</strong>e weltweite Gültigkeit von<br />

Umweltschutzstandards.<br />

3. Am schnellsten und besten wird sich<br />

Umweltschutz <strong>in</strong> den Betrieben jedoch<br />

umsetzen lassen, wenn es gel<strong>in</strong>gt, umweltgerechtes<br />

Verhalten generell zu belohnen<br />

und umweltschädigendes Verhalten<br />

mit ökonomischen Nachteilen zu belegen.<br />

Die Knappheit <strong>der</strong> Ressourcen -<br />

seien es nun Rohstoffe o<strong>der</strong> Entsorgungskapazitäten<br />

- wird <strong>in</strong> dieser Richtung automatisch<br />

wirken, vielleicht auch das<br />

Marktverhalten <strong>der</strong> Verbraucher. Ergänzt<br />

und verstärkt werden müssen diese Effekte<br />

aber durch entsprechende staatliche<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

öko-sozialen Marktwirtschaft müssen<br />

ökonomische Anreizsysteme für Umweltschutz<br />

endlich auf breiter Ebene <strong>in</strong>stalliert<br />

werden. Öko-Steuern und -abgaben<br />

können bewirken, daß sich Umweltschutz<br />

für alle rechnet.<br />

Umweltschutzmanagement muß wie<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

die Offensive gehen - denn die Erde braucht<br />

es notwendiger denn je!<br />

Zusammenfassung<br />

Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für umwel<br />

tbewußtes Management (B .A. U .M.) hat<br />

sich zum Ziel gesetzt, die Wirtschaft für das<br />

Thema Umweltschutz zu sensibilisieren und<br />

zu motivieren. Mittlerweile haben sich etwa<br />

440 Unternehmen aller Größenordnungen<br />

und Branchen dem B.A.U.M. angeschlossen.<br />

B.A.U.M. leistet Hilfestellung durch<br />

Bereitstellung und Vermittlung von Knowhow<br />

zu umweltorientierter Unternehmensführung,<br />

z.B . <strong>in</strong> Form von Kongressen, Fachtagungen,<br />

Arbeitskreisen, Erfahrungsaustauschgruppen<br />

und e<strong>in</strong>en Informationsservice.<br />

Die aktuelle Situation des betrieblichen<br />

Umweltschutzes wird wie folgt e<strong>in</strong>geschätzt:<br />

• Der wirtschaftliche Abschwung hat dazu<br />

geführt, daß sich die Prioritätensetzung <strong>in</strong><br />

den Unternehmen zugunsten re<strong>in</strong> ökonomischer<br />

Zielsetzungen und damit zum<br />

relevanten Nachteil fürden Umweltschutz<br />

verschoben hat.<br />

• Insgesamt hat Umweltmanagement aber<br />

bereits breite Akzeptanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

auf zum Teil hohem Niveau gefunden.<br />

• Es ist nicht zu befürchten, daß das bisher<br />

Erreichte verloren geht; allenfalls könnte<br />

sich die Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Fortentwicklung<br />

umweltbewußten Managements verlangsamen.<br />

• Umweltorientiertes Management bleibt<br />

auch deshalb e<strong>in</strong> gesellschaftliches Muß,<br />

da die grundlegenden ökologischen Probleme<br />

noch nicht gelöst s<strong>in</strong>d.<br />

• Die Gesetzgebung als Motor für den<br />

Umweltschutz <strong>in</strong> den Betrieben wird ihre<br />

entscheidende Rolle nicht so schnell verlieren.<br />

• Am schnellsten und besten wird sich<br />

Umweltschutz <strong>in</strong> den Betrieben jedoch<br />

umsetzten lassen, wenn es gel<strong>in</strong>gt, umweltgerechtes<br />

Verhalten generell zu belohnen<br />

und umweltschädigendes Verhalten<br />

mit ökonomischen Nachteilen zu belegen.<br />

Anschrift des Verfassers<br />

Dipl.-Betriebswirt Dieter Brübach<br />

B.A.U.M. e.V.<br />

Geschäftsstelle Hannover<br />

Vahrenwal<strong>der</strong> Str. 7<br />

30165 Hannover

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