Ökologische Umstellungen in der industriellen Produktion

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nen an Rollendruckpapieren zur Verfügung.
lm eigenen Unternehmen sind wir gleichzeitig
in der Lage, 1 Mio. Tonnen Altpapier
jährlich wieder stofflich zu verwerten und in
den Produktkreislauf zurückzuführen.
Druckerzeugnisse, die in rund 10 Mio. deutschen
Haushalten gelesen wurden, brauchen
somit nicht als 3 Mio. m ~ Siedlungsabfälle
entsorgt zu werden, sondern können
wieder zu hochwertigen Druckpapieren für
Zeitungen, Magazine, Kataloge, Werbedrucksachen
etc. aufbereitet werden. Selbstverständlich
erfüllen diese altpapierbaltigen
Druckpapiere in gleichem Maße alle
technischen Anforderungen des Marktes wie
Frischfaserpapiere. Diese Art von Umweltkompetenz
unseres Hauses im Dienste des
Mediums "Print" haben wir nicht zuletzt
durch Investitionen in Höhe von insgesamt
annähernd 1 Mrd. DJ\.1 im Lauf der letzten 3
Jahre realisiert.
Im Schulterschluß mit unseren Lieferanten,
Kunden und Marktpartnern wollen wir diese
heute erreichte Umweltkompetenz unseres
Hauses weiterentwickeln. Im bilateralen
Kontakt, auf Verbandsebenen, in Fachorganisationen
wie beispielsweise der INGEDE
(internationalen Forschungsgemeinschaft
Deinking-Technik) oder der AGRAPA (Arbeitsgemeinschaft
Graphische Papiere),
bringen wir unsere eigene Arbeit ein. Wir
fordern aber auch offensiv die Leistung und
Mitarbeit aller unserer Marktpartner bis hin
zum Endverbraucher ein, um den Produktkreislauf
"Papier" konsequent zu pflegen
und im Sinn von "Produktreinheit" ständig
zu verbessern.
Unter dem Aspekt einer möglichst schadstoffarmen
Produktion, Verarbeitung und
Wiederaufbereitung im Papierkreislauf messen
wir dem Thema "Hilfsstoffe und Chemikalien"
auf allen Stufen dieser Kette sehr
große Bedeutung bei. Aufgrund dieser Tatsache
hat uns die Greenpeace-Aussage "Papier
- Naturprodukt oder Chemiekaliencocktail?"
sehr verwundert.
Bei der Herstell ung von Zeitungsdruckpapieren
bis hin zu gestrichenen Papieren setzen
wir nicht mehrere tausend Chemikalien
ein, wie es unserer Branche pauschal vorgeworfen
wurde, sondern nur 25 - 30 chemische
Hilfsmittel. Zusätzlich etwa die gleiche
Anzahl an chemischen Hilfsstoffen benötigen
wir für die Veredelung unserer FC- und
L WC-Papiere. Eine Gesundheitsgefährdung
durch diese Substanzen beim Gebrauch der
Papiere ist nach Aussage anerkannter Fachleute
nicht gegeben. Anzumerken wäre hier,
daß die zum Einsatz kommenden Hilfsmittel
nur zur Erzielung bestimmter qualitativer
Eigenschaften während der Produktion
oder im Fertigprodukt dienen.
In Zusammenarbeit mit der chemischen
Zulieferindustrie hinterfragen wir unseren
Bedarf chemischer Hilfsmittel permanent
mit dem Ziel, Umweltrisiken so gering wie
möglich zu halten. So konnten wir in diesem
Bereich in den letzten Jahren z. B. unsere
Produktion gestrichener Papiere auf den
EinsatzAOX-freier Bindemittel umstellen.
Zur Zeit untersuchen wir den großtechnischen
Einsatz biologisch abbaubarer Biozide
(geringste Wassergefährdungsklasse).
6 Produktpalette als Leistungsbeleg
Die Grundsatzpositionen unseres Unternehmens
zu ökologischen Fragestellungen spiegeln
sich in ihrer Gesamtheit in der Haindl-
Produktpalette wider. In sachlicher Art und
Weise bieten wir dem Markt dazu entsprechende
Produktinformationen an, gleichrangig
mi t anderen technischen und technologischen
Produktdaten.
Unsere Produkte decken den gesamten Sortenbereich
holz- und altpapierhaltiger Rollendruckpapiere
von Zeitungs-, über
satinierte Natur- (SC), film-coated- (FC),
bis hin zu leichtgewichtigen, gestrichenen
Papieren (L/MWC) ab. Auch wenn der
Altpapiereinsatz in unserem Hause z. B.
aufgrund der hohen Energiepreise und der
abfallpolitischen Vorgaben in Deutschland
einen sehr hohen Stellenwert besitzt, ist in
unseren Produktaussagen kein Raum für
Schlagworte, wie z. B. "Recycling um jeden
Preis", die in der Lage wären, andere internationale
Lieferanten zu diskriminieren.
Vielmehr orientieren wir uns im Hinblick
auf unsere Recyclingquoten an dem, was
unter den Rahmenbedingungen unserer deutschen
Standorte und in Anbetracht der
Funktionalitätskriterien der einzelnen Papiersorten
technologisch machbar und ökonomisch
sinnvoll ist (siehe hierzu Abb. 1).
Die Bandbreite dessen, was wir heute als
"ökologischen Rohstoffmix" unserer Produkte
definieren, wird - gleichsam auch als
Meilensteine unserer l 50jährigen Geschichte
als eigenverantwortliches Familienunternehmen
- an den folgenden beiden Beispie-
Jen deutlich: Altpapiereinsatz macht sich
dort am meisten bemerkbar (ökonomisch
und ökologisch), wo der klassischerweise
zu 100 % als Rohstoff eingesetzte energieintensive
Holzstoff weitestgehend durch Sekundärfasern
ersetzt werden konnte. Hierfür
stehen unsere Werke in Schongau und
Schwedt, wo wir jährlich rund 800.000 t
Zeitungsdruckpapier (Markennamen
SOGA) mit Altpapiergehalten von mindestens
85 % bis zu 100 '.h herstellen. Als
Beleg der ökologischen Relevanz mag die
Tatsache gelten, daß wir fü r diese Papiere
seit Jahren den als Umweltzeichen renommierten
Blauen Engel fü hren (RAL-UZ 72
bzw. RAL-UZ 14).
Eine völlig andere Gewichtung der ökologischen
Aspekte kommt in unseren neuen
Produkten SCALA zum Tragen: Ein hochwertiges,
oberflächenveredeltes Druckpapier,
bei dem neben Altpapier, Durchforstungsholz
der heimischen Waldwirtschaft
und elementarchlorfrei- bzw. auf Kundenwunsch
total chlorfrei-gebleichte Zellstoffe
zum Einsatz kommen. Durch die innovative
Oberflächenveredelungstechnik stößt
SCALA in eine neue Dimension holz- und
altpapierhaltiger gestrichener Druckpapiere
vor. Die Produkti nformationen zu diesen
Sorten finden sich in Bild 6.
Mir der Aufbereitung von 1 Mio. Tonnen
A ltpapie r sowie unserer gesamten
Produktpalette an holz- und altpapierhaltigen
Rollendruckpapieren werden wir unserer
Verantwortung gerecht, die wir im Rahmen
der von Papierherstellern, - importeuren,
- großhändlern, Verlegern und Drukkern
gemeinsam getragenen "Freiwilligen
Selbstverpflichtung fü r die Rücknahme und
Verwertung gebrauchter graphischer Papiere"
übernommen haben.
Unsere Antworten auf zentrale Fragen der
"ökologischen Relevanz von Papier" sollen
helfen, auch in der Zukunft die gesellschaftliche
Akzeptanz und Attraktivität des Informations-
und Werbeträgers "Papier" zu
sichern.
Anschrift der Autoren
Siegfried Bradl
Dr. WilhelmDemharter
Haindl Papier GmbH
Georg-Haindl-Str. 5
86153 Augsburg