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Ökologische Umstellungen in der industriellen Produktion

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Schr.-R. d. Deutschen Rates für Landespflege (1994), Heft 65, S. 149-153 149<br />

JörnHansen<br />

<strong>Produktion</strong>s<strong>in</strong>tegrierter Umweltschutz: F +E-För<strong>der</strong>ung durch das<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Forschung und Technologie (BMFT)*<br />

seit Nov. 1994: Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF)<br />

Der durch die Technik und Wirtschaft erreichte<br />

materielle Wohlstand hat als Kehrseite<br />

beträchtliche Umweltbelastungen zur<br />

Folge. Diese erzw<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Umorientierung<br />

zu e<strong>in</strong>er zukunftsverträglichen Entwicklung.<br />

Das BMFr will mit dem am 28.1.1994<br />

veröffentlichten För<strong>der</strong>konzept "<strong>Produktion</strong>s<strong>in</strong>tegrierter<br />

Umweltschutz" e<strong>in</strong>en Beitrag<br />

zur Versöhnung von Ökologie und<br />

Ökonomie leisten.<br />

lDie For<strong>der</strong>ung nach zukunftsverträglicher<br />

Entwicklung<br />

Die rasante Entwicklung <strong>der</strong> Technik <strong>in</strong> den<br />

vergangenen 150 Jahren hat mit ihren ökonomischen<br />

Auswirkungen sämtliche Län<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Erde erfaßt. Diese Entwicklung hat<br />

weiten Bevölkerungsschichten - zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>in</strong> den Industrienationen - e<strong>in</strong>en bedeutenden<br />

Anstieg ihres materiellen Wohlstands<br />

beschert, wobei zu bedenken ist, daß die<br />

Industrienationen, die etwa 20 '7'o <strong>der</strong> Erdbevölkerung<br />

ausmachen, ca. 80 % <strong>der</strong> globalen<br />

Stoffströme an sich ziehen ( 1 ).<br />

Kehrseite dieser Entwicklung ist, daß die<br />

Nutzung materieller Ressourcen zu erheblichen<br />

Umweltbelastungen gefühtt hat. Hervorgerufen<br />

werden diese <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch<br />

die Freisetzung von Schadstoffen bei <strong>der</strong><br />

Gew<strong>in</strong>nung und <strong>der</strong> Aufbereitung von Rohstoffen,<br />

<strong>der</strong> Herstellung und dem Ge- und<br />

Verbrauch von Produkten und Energie, beim<br />

Transport und Handel, sowie letztendlich<br />

bei <strong>der</strong> Entsorgung <strong>der</strong> Produkte. Die Abb.<br />

1 verdeutlicht die <strong>in</strong> den alten Bundeslän-<br />

Abb. / : Bildhafte<br />

Darstellung <strong>der</strong> jährlich<br />

<strong>in</strong> den allen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

anfallenden<br />

Abfallmengen<br />

e<strong>in</strong>schließlich<br />

Klärschlamm 1111d<br />

Baggergut (Zahle11 von<br />

1987; Annahme: die<br />

Dichte <strong>der</strong> gesamten<br />

Abfallmenge liegt<br />

ungefähr bei I tim')<br />

(Quelle: ECOSYSTEM,<br />

För<strong>der</strong>konzept<br />

"Abfallwirtschaft").<br />

dem jährlich anfallenden Abfallmengen: ca.<br />

170 Blöcke <strong>der</strong> Größe des Kölner Domes!<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Industrialisierung waren die<br />

Umweltbelastungen noch lokal begrenzt.<br />

Sie weiteten sich dann zunächst regional<br />

aus und schließlich, wie wir heute wissen, <strong>in</strong><br />

beängstigendem Maße auch <strong>in</strong> globale Dimensionen.<br />

Schlagworte wie anthropogener<br />

Treibhauseffekt, Ozonloch, Abfallnotstand,<br />

saurer Regen, Zunahme allergischer<br />

Erkrankungen zeigen auf, daß Umweltbelastungen<br />

e<strong>in</strong>e akute Bedrohung für Mensch,<br />

Natur und materielle Güterdarstellen. Diese<br />

Erkenntnis setzt sich <strong>in</strong>zwischen immermehr<br />

durch. E<strong>in</strong> deutliches Signal hierfür war die<br />

Umweltkonferenz von Rio de Janeiro 1992.<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er zukunftsverträglichen<br />

Entwicklung, "Susta<strong>in</strong>able Development",<br />

wird immer lauter.<br />

Ansatzpunkte für diese Entwicklung s<strong>in</strong>d<br />

die Reduzierung <strong>der</strong> Stoff-und Produktströme<br />

sowie <strong>der</strong>en Optimierung h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihrer ökologischen Auswirkungen. Wenn<br />

uns schon jetzt die gesellschaftlichen Folgen<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlicher Rezessionen so<br />

empf<strong>in</strong>dlich treffen, wie soll es erst dann<br />

werden, wenn sich die Stoffströme aus ökologischen<br />

Zwängen wirklich drastisch än<strong>der</strong>n?<br />

Aus dieser Vision heraus wird deutlich,<br />

daß e<strong>in</strong>e zukunftsverträgliche Entwicklung<br />

konsequent aber auch sensibel angegangen<br />

werden und als gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe gesehen werden muß. Von<br />

technischen Maßnahmen ist zwar e<strong>in</strong> erheblicher<br />

Beitrag zu erwarten und auch schon<br />

geleistet worden, sie alle<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />

ke<strong>in</strong>eswegs ausreichend, das Ziel e<strong>in</strong>er zukunftsverträglichen<br />

Entwicklung zu erreichen.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund sollte die<br />

Entwicklung von Umweltschutztechniken<br />

gesehen werden.<br />

2 Entwicklung <strong>der</strong><br />

Umweltschutztechnik<br />

Erforschung, Entwicklung und Anwendung<br />

von Umweltschutztechniken s<strong>in</strong>d häufig teuer<br />

und risikobehaftet. So ist verständlich,<br />

daß <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzemissionsm<strong>in</strong><strong>der</strong>n<strong>der</strong>Techniken<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur durch umweltpolitische<br />

Maßnahmen erreichbar ist: Erfolge<br />

können nur durch das funktionierende Wechselspiel<br />

von Technologieentwicklungen,<br />

normativen Vorgaben und Umsetzungen<br />

neuer Technologien erzielt werden, denn<br />

umweltrelevante Gesetze und Verordnungen<br />

werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel erst dann erlassen,<br />

wenn pr<strong>in</strong>zipiell geeignete Technologien zur<br />

ihrer E<strong>in</strong>haltung zur Verfügung stehen (Abb.<br />

2). Technologische Entwicklungen werden<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann forciert, wenn ihr späterer<br />

E<strong>in</strong>satz gute Marktchancen erwarten läßt.<br />

In vielen Län<strong>der</strong>n, wo dieses Wechselspiel<br />

nicht vorhanden ist, kommt es zu gravierenden<br />

Umweltbelastungen.<br />

Die Industrie <strong>in</strong> den alten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

mußte sich schon früh den Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

e<strong>in</strong>er stre ngen Umweltpolitik stellen.<br />

So wurden <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren erhebliche<br />

Fmtschritte bei <strong>der</strong> Reduzierung von<br />

Emissionen im Bereich <strong>der</strong> Industrie, des<br />

Verkehrs und <strong>der</strong> privaten Haushalte erzielt.<br />

Beispielhaft für die Entwicklung von Umweltschutztechnik<br />

<strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d Anlagen<br />

zur Abluftre<strong>in</strong>igung (Filter-, Wasch-,<br />

Sorptionsanlagen), zur Abwasserre<strong>in</strong>igung<br />

(biologische und chemische Kläranlagen)<br />

sowie zur Abfallbehandlung (thermische,<br />

biologische, chemische Anlagen) zu nennen.<br />

Damit hat sich Deutschland zur mit Abstand<br />

größten Exportnation auf dem stark<br />

expandierenden Umweltschutztechnik-<br />

Markt entwickelt. Der Weltumsatz für nachsorgende<br />

Umwelttechnik wird für 1992/93<br />

<strong>in</strong> Studien <strong>der</strong> OECD mit 200 Mrd. US $<br />

und für das Jahr 2000 mit 300 Mrd. US $<br />

geschätzt. Am <strong>Produktion</strong>svolumen nachsorgen<strong>der</strong><br />

Umwelttechnik nimmt

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