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Einführung in das mathematische Arbeiten - an der Fakultät für ...

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5.4. DIE REELLEN ZAHLEN 101<br />

Z.B. s<strong>in</strong>d π und e tr<strong>an</strong>szendent. Ersteres hat übrigens Ferd<strong>in</strong><strong>an</strong>d L<strong>in</strong>dem<strong>an</strong>n (1852–1939)<br />

im April 1882 bewiesen.<br />

5.4.1. Die mengentheoretische Konstruktion £ von . Das e<strong>in</strong>zige, <strong>das</strong> uns noch<br />

fehlt <strong>in</strong> userer Untersuchung über die reellen Zahlen ist <strong>der</strong> Beweis von Theorem 5.4.4. Wir<br />

werden diesen gesamten Abschnitt da<strong>für</strong> opfern £ und ¢ aus durch mengentheoretische Mech<strong>an</strong>ismen<br />

konstruieren. Zu diesem Zweck werden wir die von Dedek<strong>in</strong>d erfundenen Schnitte<br />

verwenden. Es gibt viele äquivalente Verfahren zur Konstruktion £ von ¢ aus . Die Dedek<strong>in</strong>dschen<br />

Schnitte s<strong>in</strong>d nicht die e<strong>in</strong>leuchtendste Methode aber jedenfalls diejenige, die nur<br />

Mengenoperationen verwendet.<br />

Def<strong>in</strong>ition 5.4.9. E<strong>in</strong>e nichtleere nach unten beschränkte Teilmenge S ¢ ⊆ heißt Schnitt<br />

¢ (von ), falls<br />

S1: ∀q ∈ ¢ \ S : ∀s ∈ S : s ≥ q, und<br />

S2: ∀s ∈ S : ∃s ′ ∈ S : s > s ′ .<br />

Motivierend k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> erklären, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong> Schnitt e<strong>in</strong> halboffenes Intervall ] a, +∞ ∩¢ [<br />

mit a £ ∈ ist. Noch dürfen wir <strong>das</strong> allerd<strong>in</strong>gs nicht sagen.<br />

Proposition 5.4.10.<br />

(1) Sei S e<strong>in</strong> Schnitt. Es gilt<br />

¢<br />

¢ ¢<br />

∀S ∈ s : ∀q ∈ : (s ≤ q ⇒ q ∈ S).<br />

Ist also e<strong>in</strong>e rationale Zahl größer als e<strong>in</strong> Element des Schnittes, d<strong>an</strong>n liegt sie im<br />

Schnitt.<br />

(2) Zu je<strong>der</strong> positiven rationalen Zahl ε gibt es q, r ∈ mit q ∈ S, r ∈ \ S und<br />

q − r ≤ ε.<br />

Beweis.<br />

(1) Seien s ∈ S und q ∈ mit s ≤ q. Ist q /∈ S, d<strong>an</strong>n liegt natürlich q ∈ \ S und<br />

daher gilt ∀s ′ ∈ S : s ′ ≥ q. Daher ist auch s ≥ q, und weil ≤ e<strong>in</strong>e Ordnungsrelation<br />

ist, folgt s = q. Das ist e<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zu q /∈ S. Daher ist q ∈ S, und wir s<strong>in</strong>d<br />

fertig.<br />

(2) Sei 0 < ε ∈ . Weil S e<strong>in</strong> Schnitt ist, gibt es q ∈ S und r ∈ \ S. Ist q − r ≤ ε,<br />

d<strong>an</strong>n s<strong>in</strong>d wir fertig. An<strong>der</strong>nfalls sei n ∈ so groß, <strong>das</strong>s n > q−r gilt. Solch e<strong>in</strong> n<br />

ε<br />

existiert wegen Proposition 5.3.3. Wir bilden nun die Menge<br />

M := {r + k q−r<br />

n<br />

| k ∈ {0, . . . , n}} ⊆ ¢ .<br />

(¢<br />

(¢<br />

Für q ∈ M ∩ S und r ∈ M ∩ \ S). Es existiert e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>stes Element q m ∈ M ∩ S,<br />

weil M endlich ist. D<strong>an</strong>n ist r m := q m − q−r<br />

n<br />

∈ M ∩ \ S), und wir haben zwei<br />

rationale Zahlen q m und r m wie benötigt gefunden, da q m − r m = q−r<br />

n < ε gilt. □<br />

§¢ ¢ Def<strong>in</strong>ition 5.4.11. Sei R ⊆ die Menge aller Schnitte von . Wir def<strong>in</strong>ieren auf R<br />

die Relation ≤ durch<br />

S ≤ T := S ⊇ T. (5.6)<br />

Proposition 5.4.12. Die Relation ≤ macht R zu e<strong>in</strong>er totalgeordneten Menge.<br />

Beweis. Wir müssen die Ordnungseigenschaften überprüfen. Halbordnung ist eigentlich<br />

klar, da ⊇ e<strong>in</strong>e Halbordnung auf §¢ bildet, doch wir schreiben alles noch e<strong>in</strong>mal auf:<br />

Reflexivität: Es <strong>für</strong> jede Menge S ⊇ S.<br />

Symmetrie: S<strong>in</strong>d S ⊇ T und T ⊇ S erfüllt, so ist S = T .

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