Einführung in das mathematische Arbeiten - an der Fakultät für ...
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28 3. LOGIK, MENGENLEHRE<br />
• Zuletzt stellen wir die UND Operation ebenfalls durch drei NAND Operationen dar<br />
als a∧b = (a ¬ ∧ b) ¬ ∧ (a ¬ ∧ b). Überprüfen wir die Richtigkeit wie<strong>der</strong> mit Hilfe <strong>der</strong> Schaltwerttabelle:<br />
a b a ¬ ∧ b (a ¬ ∧ b) ¬ ∧ (a ¬ ∧ b) a ∧ b<br />
0 0 1 0 0<br />
0 1 1 0 0<br />
1 0 1 0 0<br />
1 1 0 1 1<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Frage bei <strong>der</strong> technischen Herstellung von Schaltungen ist die folgende:<br />
Es sei festgelegt, bei welchen Schalterstellungen welche Leitungen Strom führen sollen und<br />
welche nicht; es sei also die Schalttafel gegeben. Was ist die e<strong>in</strong>fachste Schaltung, die genau<br />
diese Schalttafel hat?<br />
Diese Frage zu be<strong>an</strong>tworten ist nicht g<strong>an</strong>z e<strong>in</strong>fach. Es ist sicher, <strong>das</strong>s es e<strong>in</strong>e Schaltung<br />
gibt, die <strong>der</strong> Schalttafel entspricht. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sie auch immer konstruieren mit Hilfe <strong>der</strong> sogen<strong>an</strong>nten<br />
disjunktiven Normalform. Es sei also e<strong>in</strong>e Funktion f gegeben, <strong>der</strong>en Wert 0 o<strong>der</strong><br />
1 ist und von den b<strong>in</strong>ären Variablen a 1 , . . . , a n abhängt. Möchte m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>e Schaltung konstruieren<br />
mit n Schaltern, die den Variablen entsprechen, die immer den Wert f(a 1 , . . . , a n )<br />
ergibt, so folgt m<strong>an</strong> dem folgenden Algorithmus:<br />
(1) Stelle die Schaltwerttabelle mit den Variablen l<strong>in</strong>ks und dem gewünschten Funktionswert<br />
rechts auf.<br />
(2) Streiche alle Zeilen, <strong>in</strong> denen f(a 1 , . . . , a n ) den Wert 0 hat.<br />
(3) Ordne je<strong>der</strong> <strong>der</strong> verbliebenen Zeilen e<strong>in</strong>e UND-Verknüpfung von allen Variablen a i<br />
zu, die <strong>in</strong> dieser Zeile den Wert 1 haben und von den Negationen ¬a j aller Variablen,<br />
die <strong>in</strong> dieser Zeile den Wert 0 haben.<br />
(4) Verknüpfe alle gerade konstruierten UND Glie<strong>der</strong> durch ODER Verknüpfungen.<br />
Beispiel 3.1.2. Konstruieren wir die disjunktive Normalform zur Schaltwerttabelle<br />
Die disjunktive Normalform ist d<strong>an</strong>n<br />
a b c f(a, b, c) UND-Verknüpfung<br />
0 0 0 1 ¬a ∧ ¬b ∧ ¬c<br />
0 0 1 0<br />
0 1 0 1 ¬a ∧ b ∧ ¬c<br />
0 1 1 1 ¬a ∧ b ∧ c<br />
1 0 0 1 a ∧ ¬b ∧ ¬c<br />
1 0 1 0<br />
1 1 0 0<br />
1 1 1 1 a ∧ b ∧ c<br />
f(a, b, c) = (¬a ∧ ¬b ∧ ¬c) ∨ (¬a ∧ b ∧ ¬c) ∨ (¬a ∧ b ∧ c) ∨ (a ∧ ¬b ∧ ¬c) ∨ (a ∧ b ∧ c).<br />
Die disjunktive Normalform ist übrigens nicht die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, zu e<strong>in</strong>er gegebenen<br />
Schaltwerttabelle e<strong>in</strong>e Schaltung zu konstruieren. Es existiert zum Beispiel auch noch die<br />
konjunktive Normalform, die sich grob gesprochen dadurch auszeichnet, <strong>das</strong>s sie e<strong>in</strong>e UND<br />
Verknüpfung von ODER-Ausdrücken ist. Konstruiert wird sie mit e<strong>in</strong>em <strong>an</strong>alogen (<strong>in</strong>versen)<br />
Algorithmus:<br />
(1) Stelle die Schaltwerttabelle mit den Variablen l<strong>in</strong>ks und dem gewünschten Funktionswert<br />
rechts auf.<br />
(2) Streiche alle Zeilen, <strong>in</strong> denen f(a 1 , . . . , a n ) den Wert 1 hat.<br />
(3) Ordne je<strong>der</strong> <strong>der</strong> verbliebenen Zeilen e<strong>in</strong>e ODER-Verknüpfung von allen Variablen a i<br />
zu, die <strong>in</strong> dieser Zeile den Wert 0 haben und von den Negationen ¬a j aller Variablen,<br />
die <strong>in</strong> dieser Zeile den Wert 1 haben.