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Einführung in das mathematische Arbeiten - an der Fakultät für ...

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56 3. LOGIK, MENGENLEHRE<br />

C<strong>an</strong>tor hat schon gezeigt, <strong>das</strong>s aus <strong>der</strong> Mächtigkeitsdef<strong>in</strong>ition gefolgert werden k<strong>an</strong>n, <strong>das</strong>s<br />

unendlich große Mengen nicht gleich groß zu se<strong>in</strong> brauchen. Es gibt auch bei unendlichen<br />

Menge Größenunterschiede. In <strong>der</strong> Mengentheorie ist also ”<br />

unendlich nicht gleich<br />

unendlich“.<br />

Das Wort unendlich ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik allgegenwärtig. Die meisten vom Mathematiker<br />

beh<strong>an</strong>delten Gegenstände s<strong>in</strong>d unendlich (z.B. £ , n , . . . ), die meisten Aussagen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>mathematische</strong>n Theorie h<strong>an</strong>deln von unendlich vielen Objekten.<br />

Das Symbol <strong>für</strong> den Ausdruck unendlich ist ∞. Dass es e<strong>in</strong> (und nur e<strong>in</strong>) Symbol <strong>für</strong><br />

unendlich“ gibt, führt lei<strong>der</strong> oft zu Missverständnissen, wird doch von vielen daraus geschlossen,<br />

<strong>das</strong>s m<strong>an</strong> mit unendlich so umgehen k<strong>an</strong>n wie mit den reellen o<strong>der</strong> komplexen<br />

”<br />

Zahlen.<br />

E<strong>in</strong>e Menge M hat unendlich viele Elemente<br />

Diese Aussage bedeutet, <strong>das</strong>s es ke<strong>in</strong>e natürliche Zahl n gibt mit |M| = n. M<strong>an</strong> schreibt<br />

abkürzend m<strong>an</strong>chmal |M| = ∞. Es bezeichnet |M| die Mächtigkeit (Kard<strong>in</strong>alität) von M,<br />

doch ∞ ist ke<strong>in</strong>e Kard<strong>in</strong>alzahl. Daher ist obige Formulierung ke<strong>in</strong>e mathematisch exakte<br />

Aussage.<br />

M<strong>an</strong> verwendet ∞ bei <strong>der</strong> Beschreibung von Grenzübergängen wie etwa <strong>in</strong><br />

lim<br />

n→∞ a n<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Für n → ∞ strebt die Folge (x n ) n gegen x.<br />

Auch hier ist ∞ nur e<strong>in</strong>e Abkürzung <strong>für</strong> die ε-δ–Def<strong>in</strong>ition aus <strong>der</strong> Analysis. Dasselbe gilt<br />

<strong>für</strong> die Notation <strong>in</strong> unendlichen Reihen.<br />

∞∑ 1<br />

n 2<br />

n=1<br />

E<strong>in</strong>e wirkliche <strong>mathematische</strong> Bedeutung hat <strong>das</strong> Symbol ∞ etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Maßtheorie, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> die Menge := £ ∪{∞} e<strong>in</strong>geführt wird. In diesem Fall bezeichnet ∞ e<strong>in</strong> bestimmtes von<br />

allen reellen Zahlen wohlunterschiedenes Element von ¯£<br />

mit genau def<strong>in</strong>ierten Eigenschaften.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> projektiven Geometrie kommt <strong>das</strong> Symbol ∞ vor, und auch dort hat es e<strong>in</strong>e<br />

¯£<br />

genau festgelegte Bedeutung. In diesen Fällen ist ∞ ke<strong>in</strong>e Abkürzung mehr; dort hat es aber<br />

auch e<strong>in</strong>e fixe Bedeutung frei von Mythen.<br />

Was ist die kle<strong>in</strong>ste“ unendliche Menge? Diese Frage läßt sich be<strong>an</strong>tworten. Es k<strong>an</strong>n<br />

”<br />

relativ leicht gezeigt werden, <strong>das</strong>s jede unendliche Menge m<strong>in</strong>destens so groß wie se<strong>in</strong><br />

muss.<br />

Heuristisch lässt sich <strong>das</strong> so begründen: Wenn wir genauer untersuchen, d<strong>an</strong>n erkennen<br />

wir folgende Eigenheit: In <strong>der</strong> natürlichen Ordnung von besitzt jede Teilmenge T ⊂ e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>stes Element (e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum). Die Menge ist also wohlgeordnet. Nun f<strong>in</strong>den wir <strong>das</strong>s<br />

<strong>für</strong> Teilmengen T von nur zwei Möglichkeiten <strong>in</strong> Betracht kommen.<br />

(1) Die Menge T ist nach oben beschränkt. D<strong>an</strong>n ist T endlich. Ist nämlich α e<strong>in</strong>e obere<br />

Schr<strong>an</strong>ke von T , so ist T Teilmenge <strong>der</strong> endlichen Menge {0, 1, . . . , α}.<br />

(2) Die Menge T ist nicht nach oben beschränkt. D<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zu jedem Element<br />

t <strong>in</strong> T <strong>das</strong> nächst größere Element t ′ <strong>in</strong> T f<strong>in</strong>den. Auf diese Weise k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die<br />

Elemente von T durchnummerieren und e<strong>in</strong>e Bijektion auf konstruieren.<br />

Also ist jede Teilmenge von entwe<strong>der</strong> endlich o<strong>der</strong> unendlich und genauso groß wie<br />

selbst. Zwischen“ den endlichen Mengen und gibt es also ke<strong>in</strong>e Größenordnung mehr.<br />

”<br />

Um über die Mächtigkeit von reden zu können, müssen wir e<strong>in</strong> neues Symbol e<strong>in</strong>führen.<br />

Wir schreiben | | =: ℵ 0 (dieser Buchstabe stammt aus dem hebräischen Alphabet und heißt

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